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Ergänzung zur Sperrgebietsverletzung durch franz. Militärmission

30. August 1971
Information Nr. 768/71 über die Verletzung der Grenzgewässer an der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin auf dem Havelsee durch ein mit französischen Militärpersonen besetztes Sportboot am 27. Juli 1971

Am 27.7.1971, in der Zeit von 16.40 bis 16.45 Uhr, kam es in Hennigsdorf, Ortsteil Nieder-Neuendorf, Kreis Oranienburg, Bezirk Potsdam, auf dem Havelsee zu einer Verletzung der durch Bojen gekennzeichneten Grenzlinie zwischen Westberlin und der DDR durch ein mit sechs französischen Militärpersonen besetztes Sportboot (»Alsace«).

Die Grenzverletzung erfolgte durch das mehrmalige Umfahren der Bojen, wobei das Territorium der DDR um ca. sieben bis zehn Meter verletzt wurde.

Bei den durch die Grenzsicherungskräfte der DDR eingeleiteten Maßnahmen zur Abwehr der Verletzung der Staatsgrenze der DDR kam es zu einem Anprall des französischen Sportbootes mit der Bugspitze an die Längsseite des Dienstbootes der Grenzsicherungskräfte der DDR. Dadurch wurde das französische Sportboot auf die Westberliner Seite abgedrängt.

Bei der anschließenden Entfernung des französischen Sportbootes mit Kurs in Richtung Spandau wurde durch Grenzsicherungskräfte der DDR im Abschnitt »Fährhaus« eine erneute Verletzung der Staatsgrenze der DDR um ca. 20 Meter beobachtet.

Im Verlauf der Untersuchung dieser Grenzverletzung durch die zuständigen Organe des MfS wurde über die Lage in diesem Grenzabschnitt bekannt:

Der Verlauf der Staatsgrenze zwischen der DDR und Westberlin auf dem Havel- und Nieder Neuendorfer See ist durch Bojen und Signalzeichen markiert, die z. T. bereits vor Jahren von Westberliner Seite ausgesetzt wurden.

Seitens der DDR wurde die Kennzeichnung und Markierung der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin auf dem Havelsee im Frühjahr 1971 durch das Setzen von Bojen in Zusammenarbeit zwischen dem Wasserstraßenamt Berlin und der damaligen 2. Grenzbrigade Groß-Glienicke vorgenommen.

Am 21.7.1971 wurden auf dem Havelsee (Abschnitt Nordspitze, Ortslage Niederneuendorf bis Abschnitt Alte Fähre, Ortslage Hennigsdorf) von Westberliner Seite an der unmittelbaren Grenzlinie zwischen Westberlin und der DDR Vermessungsarbeiten an den ausliegenden Bojen und Signalzeichen durchgeführt.

Diese Arbeiten waren von Westberliner Seite bei den zuständigen Dienststellen der DDR angemeldet und wurden durch das Wasserstraßenamt Berlin der für die Sicherung der Staatsgrenze der DDR in diesem Grenzabschnitt zuständigen Dienststelle der Nationalen Volksarmee avisiert.

Während dieser Vermessungsarbeiten kam es zu keinen Vorkommnissen. Die ausgesetzten Bojen und Signalzeichen wurden dabei nicht verändert.

Die bisherigen Untersuchungen im Zusammenhang mit der Grenzverletzung vom 27.7.1971 ergaben, dass die derzeit ausliegenden Bojen in einigen Fällen nicht mehr exakt mit dem tatsächlichen Grenzverlauf übereinstimmen.

In Auswertung der getroffenen Feststellungen wurde veranlasst, dass in Zusammenarbeit mit den Spezialisten des Grenzkommandos Mitte Berlin und unter Einbeziehung des Wasserstraßenamtes Berlin auf dem Havel- und Nieder Neuendorfer See eine vollständige Überprüfung der zur Markierung des Grenzverlaufs ausgesetzten Bojen erfolgt, in deren Ergebnis über weitere notwendige Maßnahmen zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Markierung der Staatsgrenze in diesem Grenzabschnitt entschieden werden sollte.

  1. Zum nächsten Dokument Mord an Mitarbeiter des MfAA und Suizid der Ehefrau

    6. September 1971
    Information Nr. 842/71 über den Mord am politischen Mitarbeiter des MfAA [Name, Vorname 1] sowie die Selbsttötung der Ehefrau [Name, Vorname 2] am 20. bzw. 21. August 1971 in Suhl

  2. Zum vorherigen Dokument Flucht des Dirigenten Klaus Tennstedt

    [ohne Datum]
    Information Nr. 778/71 über die Ausnutzung einer Reise in das nichtsozialistische Ausland zum illegalen Verlassen der DDR durch den freischaffenden Dirigenten Tennstedt, Klaus