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Einweisung von Absolventen in den Schuldienst

7. Juli 1956
Information Nr. 62/56 – Betrifft: Einweisung von Absolventen in den Schuldienst

Unter den Absolventen der Pädagogischen Hochschule Potsdam, die von der zentralen Einweisungskommission des Volksbildungsministeriums in die einzelnen Bezirke als Oberstufenlehrer eingewiesen wurden, gibt es zum Teil größere Unstimmigkeiten und Beschwerden.

Vom Volksbildungsministerium wurde der 16. Juni 1956 als letzter Termin für die Meldungen der Einweisungen aus den einzelnen Bezirken und Kreisen an die Pädagogische Hochschule festgelegt. Es gibt jedoch noch einen großen Teil Absolventen, die am 29.6.1956 noch keinerlei Mitteilung erhalten hatten. Es handelt sich dabei um gute Fachkräfte. So wurden z. B. die Absolventen [Vorname 1 Name 1] und [Vorname 2 Name 1] in dem Bezirk Suhl als Geschichtslehrer vorgesehen. Beide sind Mitglieder der SED und erhielten bis zum 29.6.1956 keinerlei Nachricht für die wirkliche Einweisung.

  • Der Absolvent [Name 2] (Chemie) soll in einer Grundschule in Strausberg zum Einsatz kommen und dabei nur das Grundschulgehalt bekommen, obwohl ihm ständig versprochen wurde, dass jeder Oberstufenstudent auch bei einem niederen Einsatz das Gehalt eines Oberschullehrers erhält.

  • Die Genossin [Name 3] (Geschichte) wurde für den Bezirk Potsdam freigegeben, kommt jedoch nicht als Lehrer zum Einsatz und bemüht sich zzt. mit größten Schwierigkeiten selbst an der Akademie der Wissenschaften.

  • Die Absolventen [Name 4] und [Name 5] (Geographie), die für den Bezirk Halle vorgesehen waren, erhielten ebenfalls keine Mitteilung.

  • Die Absolventin [Name 6] (Deutsch), die für den Bezirk Potsdam eingewiesen war, erhält ebenfalls keine Stelle mehr, wobei man ihr bei der Abteilung Volksbildung beim Rat des Bezirkes sagte: »Sie waren doch einmal im Gesundheitswesen! Gehen sie doch am besten wieder dahin.«

Der Vertreter der Abteilung Volksbildung von Frankfurt/O. erklärte, nachdem Absolventen für diesen Bezirk freigestellt wurden: »Wenn ich sie einstellen soll, muss ich morgen den vorhandenen Lehrgang kündigen, um Platz zu machen.«

Unter den Absolventen wird diskutiert, dass solche Dinge unverantwortlich sind, wenn man überlegt, dass jeder Student eine vierjährige Ausbildungszeit durchlief und vom Staat ca. 2 000 DM Stipendium erhielt. Die Wissenschaftler der Pädagogischen Hochschule Potsdam sind darüber unklar, wie sie die jetzige Situation damit in Einklang bringen sollen, dass im September 1956 300 neue Studenten immatrikuliert werden sollen. Die jetzige Situation birgt außerdem die große Gefahr der Republikflucht in sich.

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    9. Juli 1956
    Information Nr. 63/56 – Betrifft: Gegensätze innerhalb der Berliner SPD

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    7. Juli 1956
    Informationsdienst Nr. 13 zur Beurteilung der Situation in der DDR