Flugblattverbreitung per Post, Ballons und Auslage im Juli

Die im vorangegangenen Absatz genannten Gesamtzahlen stimmen nicht exakt mit den Summen der Bezirksdaten in der Tabelle überein – siehe hinzugefügte Tabellen-Summe.

Der »Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen« (UFJ) wurde im Oktober 1946 in Westberlin gegründet und war wesentlich von aus der SBZ/DDR geflohenen Juristen geprägt. Er widmete sich vor allem der Erfassung von Unrechtshandlungen in der DDR und verarbeitete seine Erkenntnisse in umfangreichen Dokumentationen und in Propagandamaterialien, die teilweise in den Osten eingeschleust wurden. In den frühen 1950er Jahren wurde die Organisation überwiegend vom CIA finanziert. Vgl. Hagemann, Frank: Der Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen 1949–1969. Frankfurt/M. u. a. 1994.

Die »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« (KgU) war eine u. a. von US-amerikanischen Geheimdienststellen finanzierte und angeleitete antikommunistische Organisation, die von Westberlin aus mittels Propaganda und zeitweise auch mit militanten Aktionen den Widerstand gegen das SED-Regime unterstützte. Sie wurde 1949 u. a. von Rainer Hildebrandt gegründet, 1951 übernahm Ernst Tillich die Leitung. 1959 wurde die KgU aufgelöst. Heitzer, Enrico: Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948–1959. Köln 2015.

Der Narodno-Trudowoj Sojus (NTS), deutsch: Volksarbeitsbund, war eine seit 1930 bestehende russische Emigrantenorganisation, deren »geschlossener Sektor« streng konspirativ organisiert gegen die Sowjetunion arbeitete. Dabei ging es vor allem um die Verbreitung von antikommunistischem Propagandamaterial. Zur Zielgruppe dieser Aktivitäten gehörten in der SBZ/DDR vor allem die Angehörigen der sowjetischen Truppen. Ab Ende der 1940er Jahre wurde der NTS insbesondere von US-amerikanischen Geheimdienststellen unterstützt und angeleitet. Vgl. Stöver, Bernd: Die Befreiung vom Kommunismus: Amerikanische »Liberation Policy« im Kalten Krieg 1947–1991. Köln u. a. 2002, S. 318–331.

Die ZOPE (Zentralnoje Objedinjenije Poslewoennych Emigrantow, deutsch etwa: Zentralverband der Nachkriegsemigranten) war eine im November 1952 in München durch das US-amerikanische Office of Policy Coordination (OPC) gegründete russische Exilgruppe. Die ZOPE unterhielt enge Kontakte zum NTS, zu den Ostbüros der westdeutschen Parteien und zur Vereinigung politischer Ostflüchtlinge (VPO). Hauptaktivität der ZOPE, die u.  a. vom Gesamtdeutschen Ministerium der Bundesrepublik Deutschland finanziert wurde, war die Verbreitung von Flugblättern, die mittels Ballons in die DDR geschickt wurden. Vgl. Stöver, Bernd: Die Befreiung vom Kommunismus. Amerikanische »Liberation Policy« im Kalten Krieg 1947–1991. Köln u. a. 2002, S. 331–334.

Hier und bei den folgenden genannten westdeutschen Parteien und dem DGB sind nicht die Parteien bzw. die Gewerkschaft selbst gemeint, sondern die von diesen zwischen 1946 und 1951 eingerichteten Ostbüros. Diese unterstützten verfolgte und SED-kritische Mitglieder bzw. ehemalige Mitglieder ihrer Schwesterparteien bzw. -organisationen in der DDR. Zu ihren weiteren Aufgaben gehörten die Flüchtlingsbetreuung, die Informationsbeschaffung und das Einschleusen von Informations- und Propagandamaterialien in die SBZ/DDR. Vgl. Buschfort, Wolfgang: Parteien im Kalten Krieg. Die Ostbüros von SPD, CDU und FDP. Berlin 2000.

Gemeint ist der Colloquium-Verlag, der ursprünglich für die seit 1947 erscheinende unabhängige Berliner Studentenzeitschrift »Colloquium« gegründet wurde. Die Zeitschrift erschien von 1948 bis 1971 mit unterschiedlichen Untertiteln sowie mit US-amerikanischer Unterstützung als offizielles Organ der Studentenschaft der Freien Universität und setzte sich u. a. kritisch mit den Verhältnissen an den Universitäten in der DDR und in Ostberlin auseinander; für die Studenten in der DDR wurden zeitweilig eigene Sonderausgaben herausgebracht. Seit Anfang der 1950er Jahre wurden auch Bücher verlegt. Der Colloquium-Verlag arbeitete eng mit dem 1949 gegründeten Amt für gesamtdeutsche Studentenfragen (später: Gesamtdeutsches Referat) beim Verband Deutscher Studenten (VDS), einer Art Ostbüro des VDS, zusammen, weshalb er vom MfS vermutlich mit diesem identifiziert wurde. Vgl. Körner, Klaus: »Stürmt die Festung Wissenschaft!« Otto H. Hesse und der Colloquium Verlag 1947–1992. In: Aus dem Antiquariat 62(2006)6, S. 415–431.

»Der Tag« war eine im britischen Sektor von Berlin gegründete Tageszeitung, die von 1948 bis 1963 erschien. Sie stand dem Ostbüro der CDU nahe. Zusätzlich zur Tageszeitung erschien eine »Wochenausgabe für die Sowjetzone«.

Die »Tarantel. Satirische Monatsschrift der Sowjetzone« war eine von Heinz W. Wenzel (Pseudonym: Heinrich Bär) in Westberlin herausgegebene und von den USA finanzierte Zeitschrift, die sich satirisch-kritisch mit den Verhältnissen in der DDR auseinandersetzte. Sie wurde 1950 bis 1962 in Großauflagen von bis zu 300 000 Stück von Westberlin aus in die DDR geschleust. Vgl. Körner, Klaus: Ein »Phänomen« wird entlarvt. Antikommunistische Schriften gegen die DDR aus der Frühzeit der Bundesrepublik. In: Lokatis, Siegfried; Sonntag, Ingrid (Hg.): Heimliche Leser in der DDR. Kontrolle und Verbreitung unerlaubter Literatur. Berlin 2008, S. 156–167, hier 161. Siehe auch: Schulz-Heidorf, Walter: Preis unbezahlbar – Die ›Tarantel‹. Heiße Lektüre im Kalten Krieg. Berlin 1997.

Hierbei handelt es sich vermutlich um vom Nationalkomitee Freies Europa herausgegebene Flugschriften. Das Nationalkomitee war eine 1949 in den USA gegründete antikommunistische Organisation, deren Ziel die Befreiung der unter sowjetischem Einfluss stehenden Länder Europas war. Das Komitee betrieb u. a. den Rundfunksender Radio Free Europe mit Sitz in München.

Der XX. Parteitag der KPdSU fand vom 14. bis 25.2.1956 in Moskau statt. Der Parteitag, auf dem Parteichef Chruschtschow in einer Geheimrede den Personenkult um Stalin kritisierte und Stalins Verbrechen enthüllte, leitete in der Sowjetunion den Prozess der Entstalinisierung ein.

Nachdem es bereits in den Wochen zuvor zu Streiks und Protesten gekommen war, demonstrierten am 28. Juni über 125 000 Menschen für bessere Löhne und Preissenkungen; im Verlauf der Proteste entwaffneten Demonstranten Polizisten und besetzten Verwaltungsgebäude sowie den Rundfunk. Die Situation eskalierte, als aus dem Gebäude der Staatssicherheit auf die Demonstranten geschossen wurde und diese mit aus staatlichen Depots erbeuteten Waffen zurückschossen. Am Nachmittag griff das polnische Militär ein – motiviert durch den Vorwand, es ginge gegen pro-deutsche Kräfte – und schlug den Aufstand bis zum Morgen des 30. Juni nieder. 73 Menschen wurden bei den Kämpfen getötet, über 700 verletzt und mehr als 800 verhaftet. Vgl. dazu Kramer, Mark: Soviet-Polish Relations and the Crises of 1956. Brinkmanship and Intra-Bloc Politics. In: Engelmann, Roger; Großbölting, Thomas; Wentker, Hermann (Hg.): Kommunismus in der Krise. Die Entstalinisierung 1956 und die Folgen. Göttingen 2008, S. 61–126, hier 81–89.

»Der Kämpfer. Organ für die nationale Verteidigung« war eine Flugzeitschrift der KgU, die von 1956 bis 1959 herausgegeben wurde und sich an die Angehörigen der »Kampfgruppen der Arbeiterklasse« richtete. Ihr Titel war an die gleichnamige DDR-Zeitschrift angelehnt, die von 1953 bis 1956 als »Organ der Kasernierten Volkspolizei« diente.

Wegen des örtlichen Braunkohletagebaus kam es in Senftenberg häufiger zu Erdrutschen.

Vollständig: VEB Kunstseidenwerk »Friedrich Engels« Premnitz.

In den 1950er Jahren verschickte das Ostbüro der FDP »Luftpost«-Briefe, adressiert »An Familie Jedermann, Sowjetisch besetzte Zone Deutschlands«, in Auflagen von 150 000 Exemplaren per Ballon in die DDR. Vgl. Buschfort, Wolfgang: Parteien im Kalten Krieg. Die Ostbüros von SPD, CDU und FDP. Berlin 2000, S. 122 u. 127.

Eine Flugschrift mit dem Titel »Was Frau Lotte meint« ließ sich bibliographisch nicht ermitteln. – Mit dem Aufbausparen bzw. der Aufbaulotterie sollten durch freiwillige Zeichnungen der DDR-Bürger finanzielle Mittel für das »Nationale Aufbauprogramm Berlin« von 1952 aufgebracht werden. Die Rückzahlung und Verzinsung der gezeichneten Beträge garantierte die Deutsche Notenbank. Zugleich bestand die Chance auf den Gewinn einer Wohnung oder eines Geldbtrags in Höhe von 50,00 bis 10 000 DM. Vgl. Gesetz über die Rückzahlung und Verzinsung der Beträge der Aufbaulotterie für das Nationale Aufbauprogramm Berlin 1952 v. 7.2.1952 sowie die Anordnung über die Auslosung der Aufbaulotterie des Nationalen Aufbauprogramms Berlin 1952 v. 26.11.1952. In: GBl. 1952, S. 109 bzw. 1241 f.

Im Original: »Strantonowitsch«.

Konrad Adenauer, Jg. 1876, CDU-Politiker, 1949–63 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, 1950–66 Bundesvorsitzender der CDU.