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Lage im Braunkohlenwerk Nachterstedt und im Kupferbergbau Eisleben

30. August 1956
Information Nr. 177/56 – Betrifft: Situation im VEB Braunkohlenwerk Nachterstedt, [Kreis] Aschersleben, und VEB Kupferbergbau »Otto Brosowski« Eisleben, [Bezirk] Halle

Braunkohlenwerk Nachterstedt, [Kreis] Aschersleben,1 [Bezirk] Halle

Die Situation im BKW Nachterstedt ist gekennzeichnet durch größere Materialschwierigkeiten, wo zum Teil in verschiedenen Betriebsabteilungen die Sicherheit gefährdet ist.

So treten folgende Materialengpässe auf:

  • 1.)

    Für die Reparatur am Kühlturm 2, welche von der Firma VEB Eisenbau Leipzig ausgeführt wird, fehlen 13,2 t U- und Winkeleisen sowie Bleche. Dadurch tritt ab Spätherbst 1956 durch den hohen Dampfverschleiß ein Stromausfall von 50 000 kW pro Tag ein.

  • 2.)

    Für den Luftvorwärmer fehlen 4,1 t U- und Winkeleisen sowie Bleche. Dadurch Oxidationsgefahr auf Kessel und Anlagen. Stromausfall täglich ca. 60 000 kW.

  • 3.)

    Schrauben nach DIN 601, Muttern, Nieten und Drahtseile 14 bis 30 mm Ø werden nur Teilmengen geliefert. Von der DHZ MF wird von Quartal zu Quartal für die Restlieferung Terminverlängerung verlangt.

  • 4.)

    Stab- und Formstahl, Grob-, Mittel- und Feinbleche werden schlecht geliefert, sodass noch aus dem II. Quartal 7 t fehlen.

  • 5.)

    Besondere Engpässe bestehen an Laschenschrauben, Oberbaumuttern und doppelten Federringen. Letztere sind überhaupt nicht zu beschaffen, aber für einen einwandfreien Gleisbau unbedingt erforderlich.

  • 6.)

    An Schienen wurde ein Kontingent von 400 t geliefert, davon 353 t für Investbauten VEB Kohle-Anlagen und für den Betrieb verblieben für Generalreparaturen ein Rest von 47 t. Insgesamt wurden aber für den Betrieb benötigt 92 t für Generalreparaturen und 295 t für den Betrieb (zusammen 387 t). Es sind also 340 t Schienen ungedeckt.

  • 7.)

    Schwellen waren geplant für den

    • Betrieb: 2 650 m³

    • Invest: 791 m³

    • Generalreparaturen: 920 m³

    • zusammen: 4 361 m³

      Erhalten hat der Betrieb ein Kontingent von 470 m³ aus Restlieferung von 1955.

  • 8.)

    An elektrischen Materialien fehlen: Hauptschalter für E-Loks, Kohle-Schleifstücke, stoßfeste Glühbirnen 40 W für E-Loks, Nieder-Volt-Lampen sowie Schukomaterial, Schukostecker usw.

  • 9.)

    Besondere Engpässe bestehen in der Beschaffung folgender Kugellager: Reihe 6 200–6 212, 6 300–6 310, 22 213–22 217. Für Bagger werden speziell Kugellager Reihe 22 332 benötigt, da sonst der Plan für Siebkohle in Gefahr ist.

  • 10.)

    Außerdem besteht noch ein Mangel an Ersatzteilen für Kelble-Planierraupen, Schaken für Absetzer, Ersatzteile für UB 400 sowie ein neues Schaufelrad für RS 75.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist durch den damaligen Beauftragten Dr. Friedensburg2 von der Sequesterkommission der Aufschluss des Nordflözes (4 Mio. t bester teerhaltiger Braunkohle) im VEB Braunkohlenwerk Nachterstedt 1945/46 verhindert worden, was jetzt bzw. 1957/58 unnötige Kosten ausmachen wird, da die Geräte umgesetzt werden müssen.

VEB Kupferbergbau »Otto Brosowski« Eisleben, [Bezirk] Halle

Der ähnliche Zustand wie im Braunkohlenwerk Nachterstedt ist auch im Kupferbergbau »Otto Brosowski« zu verzeichnen. Im VEB Kupferbergbau »Otto Brosowski« Eisleben besteht ein Schwerpunkt in der 7. Sohle, Berg 3, da dieser Flügel durch eventuellen Wassereinbruch sehr gefährdet ist. Seitens der Werkleitung sind Maßnahmen eingeleitet worden, um den Ausbau des Flügels zu beschleunigen. Da die Schachtanlage im Jahre 1957 den Abbau der unteren Sohlen vornehmen muss, machen sich größere Investitionen erforderlich. Ein Teil dieser Arbeiten der Investitionen muss noch in diesem Jahr durchgeführt werden. Dabei entstehen erhebliche Schwierigkeiten mit den Lieferwerken, die ihre Verträge und Liefertermine nicht einhalten, wodurch der Schacht die für 1957 geforderten Produktionsleistungen nicht erfüllen kann.

So muss z. B. der Umbau des Treibhauses und der Wagenumlauf über Tage sowie die Schachtfüllorteinrichtung in der 11. Sohle von dem Bergbaumaschinenwerk Seehausen, [Kreis] Wanzleben, [Bezirk] Magdeburg, durchgeführt werden. Dieses Werk hält sich jedoch an keinen Vertrag, obwohl er schriftlich vereinbart wurde. Die Fördermaschine, die die Förderung zur 11. Sohle übernehmen soll, kann ebenfalls von dem Elektro-Apparate-Werk Berlin-Treptow – Zweigwerk Berlin-Rummelsburg – vorläufig nicht geliefert werden, da das Werk sich weigert einen Liefervertrag abzuschließen. Von dieser Fördermaschine hängt die Erfüllung des Planes für 1957 ab.

Mit dem VEB »Hans Beimler« in Hennigsdorf wurde ein Vertrag zwecks Lieferung von E-Loks abgeschlossen. Dieses Werk kann ebenfalls nicht termingemäß liefern, da die Zubringerbetriebe von verschiedenen Teilen, wie Bremswiderständen, die Lieferfrist nicht einhalten. Ein weiterer Mangel besteht in der Belieferung von 16 t Schienen von der Maxhütte Unterwellenborn, [Bezirk] Gera.

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