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Lage und Vorkommnisse nach dem Verbot der KPD (2)

22. August 1956
Information Nr. 166/56 – Betrifft: Lage und Vorkommnisse nach dem Verbot der KPD (2. Bericht)

I. Übertritte von KPD-Mitgliedern in die DDR

Am 18.8.1956 trafen an den Grenzkontrollpunkten folgende Genossen ein:1

  • Hain, Heinrich, Funktionär der Kreisleitung Hamburg, Flucht vor Festnahme.

  • Bohr, Karl-Erwin, 2. Sekretär von Kim,2 Flucht vor vermuteter Festnahme.

  • Kreissekretär von Möhrs,3 Name nicht bekannt, mit Unterlagen der KPD.

Am 21.8.1956:

  • Peneis, Karl-Heinz, Funktionär aus München,

  • [Name 1, Vorname], aus Hamburg,

  • [Name 2, Vorname], aus Hamburg,

  • [Name 3, Vorname], aus Laden an der Lette,4

  • [Name 4, Vorname], Gladbeck-Zweckel,5 will sich angeblich der Festnahme entzogen haben.

Außerdem meldete sich am 20.8.1956 bei einer Grenzstreife der GB Bernbach der [Name 5, Vorname] aus Nürnberg. [Name 5] ist kein Mitglied der KPD, aber VVN und befürchtete deshalb Verfolgungen.

II. Lage und Vorkommnisse an der Demarkationslinie

Überall an der Demarkationslinie6 finden verstärkte Streifen und Kontrollen des Bundesgrenzschutzes und des Zolls statt. In den verschiedenen GB wurden folgende Einzelheiten festgestellt:

GB Grabow

Gegenüber Dömitz7 wurden am 19.8.1956, gegen 20.00 Uhr, auf westlichem Gebiet 29 Karabinerschüsse abgegeben.

GB Gardelegen

Seit dem 17.8.1956 sind bei der Passkontrolle im Interzonenzug Hannover-Wolfsburg Kriminalbeamte mit Listen zugegen. In der Fahndungsdienststelle in Wolfsburg liegen Listen mit Namen von KP-Mitgliedern aus. Zahlreichen Reisenden wurden die Ausweise abgenommen bzw. [sie wurden] aus dem Zug geholt.

GB Salzwedel

In zwei Fällen wurden Fußspuren von West nach Ost und zurück festgestellt, vermutlich durch westdeutsche Zöllner verursacht. Angehörige des Bundesgrenzschutzes und Zöllner versuchten Grenzpolizisten zur Desertion8 zu bewegen. Am 18.8.1956 andauernde Grenzbeobachtung durch Zivilisten, Bundesgrenzschutz und Zöllner.

GB Oschersleben

Die Ortsausgänge von Helmstedt wurden am 18.8.1956 durch Zoll- und Bundesgrenzschutz abgeriegelt.

GB Nordhausen

Am 18.8.1956, um 20.10 Uhr, erschienen bei Weißenborn-Rotbergerhof (West)9 ein Panzer und zwei Panzerspähwagen, die in Richtung Zwinge-West weiterfuhren.

GB Wittenberg10

  • Am 21.8.1956, gegen 14.30 Uhr, überfuhr ein Jeep mit Bundesgrenzschutz die Grenze auf der Interzonenstraße, fuhr aber sofort wieder zurück.

  • Am 18.8.1956 passierte eine Einheit Atomgeschütze (ca. 10 Stück) mit Begleitfahrzeugen kurz vor Nienburg11 die Straße Richtung Celle. Die Besatzung bestand meist aus farbigen Soldaten. Einwohner erklärten, dass es sich nicht um Manöver handelt.

  • Am 16.8.1956 nachmittags wurde eine amerikanische Panzereinheit (sechs Sherman-Panzer und Begleitfahrzeuge) ca. 50 km hinter Kassel festgestellt, die in Richtung Demarkationslinie fuhr.

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    23. August 1956
    Information Nr. 167/56 – Betrifft: Stimmung über das Verbot der KPD (2. Bericht)

  2. Zum vorherigen Dokument Provokation in Luckenwalde

    22. August 1956
    Information Nr. 165/56 – Betrifft: Provokation