Direkt zum Seiteninhalt springen

Stimmung zur Schaffung der NVA (11)

[Ohne Datum]
Nationale Volksarmee (11. Bericht für die Zeit vom 9.2. bis 17.2.1956) [Information Nr. M37/56]

Die Diskussionen über die Volksarmee sind unter allen Schichten der Bevölkerung stark zurückgegangen.1 Sie sind in der Mehrzahl positiv. Die negativen Diskussionen werden weiterhin von Unklarheiten bestimmt. Der Inhalt der zunehmend positiven Diskussionen über die Volksarmee hat sich nicht wesentlich verändert. Im Zusammenhang mit der Prager Konferenz werden weiterhin zustimmende Äußerungen zur Volksarmee bekannt.2

Objekte mit negativen Erscheinungen

Bei Abstimmungen und Unterschriftenleistung:

  • VEB Braunkohlenwerk Malliß, [Bezirk] Schwerin, von 50 Personen, stimmten drei zu.

  • Oberschule Stendal, [Bezirk] Magdeburg, von 460 Schülern, stimmten 30 dafür.

  • VEB Brauerei Neuzelle, [Bezirk] Frankfurt/O., von 20 Arbeitern stimmten vier zu.

  • Sitzmöbelfabrik in Hammer, [Kreis] Ueckermünde, [Bezirk] Neubrandenburg, von 29 Anwesenden stimmten 18 dafür und elf enthielten sich der Stimme.

  • VEB Elektro-Akustik Hartmannsdorf, [Kreis] Karl-Marx-Stadt[-Land], von 42 Jugendlichen stimmten zwei dafür, 40 dagegen.

Unter Jugendlichen wurde im VEB Energieversorgung Rostock bekannt, dass acht Jugendliche aus Anlass der Schaffung der Nationalen Volksarmee ihren Austritt aus der FDJ beantragten mit der Begründung, dass für sie jetzt praktisch die Wehrpflicht vorhanden sei,3 denn im Statut der FDJ sei die bewaffnete Verteidigung jedem FDJler zur Pflicht gemacht.4 Von den insgesamt 190 FDJlern dieses Betriebes führen ca. zehn diese Diskussion.

Aus der Lessing-Oberschule in Erfurt wurde bekannt, dass die Lehrer gegenüber Schülern, die bereit sind, der Volksarmee beizutreten, so argumentieren, dass die Schüler lieber aufs Land gehen sollten, da würden die Kader dringender gebraucht.

Republikflucht Jugendlicher

In der Zeit vom 6.2. bis 16.2.1956 wurden 106 Jugendliche von den Organen der Transport- und Grenzpolizei wegen Verdachtes der Republikflucht festgenommen. Die meisten Jugendlichen kamen aus den Bezirken Karl-Marx-Stadt, Dresden, Leipzig und Halle. Es handelt sich hierbei um die Jahrgänge 1931 bis 1941.

Feindtätigkeit

Losungen gegen die Volksarmee wurden angeschmiert im VEB Margaretenhütte Großdubrau, [Kreis] Bautzen, [Bezirk] Dresden, und VEB »Hermann Matern« Roßwein, [Bezirk] Leipzig. In Zeitz, [Bezirk] Halle, erhielt ein Jugendlicher, durch die Post zugestellt, einen gefälschten Gestellungsbefehl mit Siegel und Unterschrift. Der Jugendliche flüchtete unter Mitnahme dieses Schreibens nach Westdeutschland.

Gerüchte

Im Lederwerk Neustadt-Glewe, [Bezirk] Schwerin, kursiert unter der Belegschaft das Gerücht, dass das Prinzip der Freiwilligkeit aufgehört hat und das alle jüngeren Jahrgänge spätestens im Oktober 1956 eingezogen werden. In Dingelstädt, [Kreis] Worbis, [Bezirk] Erfurt, geht das Gerücht um, dass ab März 1956 in der DDR die Wehrpflicht eingeführt wird. Ähnliche Gerüchte wurden in Wolkau, [Kreis] Meißen, verbreitet. Innerhalb der VP in Löbau kursiert das Gerücht, dass alle Genossen unter 26 Jahren zur Volksarmee übernommen werden sollen.

  1. Zum nächsten Dokument Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frosteinwirkung (2)

    18. Februar 1956
    2. Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frosteinwirkung (10.2. bis 16.2.1956) [Information Nr. M38/56]

  2. Zum vorherigen Dokument Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frosteinwirkung (1)

    10. Februar 1956
    [1.] Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frosteinwirkung [Information Nr. M36/56]