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Festnahme von zwei US-Soldaten auf der Autobahn

28. September 1961
Einzel-Information Nr. 588/61 über Zuführung von zwei amerikanischen Soldaten in Zivil auf der Autobahn Berlin–Hannover

Am 21.9.1961, gegen 15.45 Uhr wurde auf der Autobahn Berlin – Hannover am Kilometer-Stein 107 ein Pkw mit amerikanischem Kennzeichen wegen einer groben Verkehrsübertretung gestoppt. Der Pkw fuhr mit stark überhöhter Geschwindigkeit in eine schwer befahrbare Kurve, in der durch Verkehrsschilder eine Geschwindigkeitsbegrenzung angeordnet ist. Er überholte in der Kurve noch ein anderes Fahrzeug, kam von der Fahrbahn ab und geriet in die Nähe der Böschung. Er hätte auf diese Weise fast einen schweren Verkehrsunfall verursacht.

Die beiden Insassen des Pkw gaben an, nicht deutsch sprechen zu können und keine Ausweispapiere bei sich zu haben. Sie wurden daraufhin von einem VK-Kommando gegen 17.30 Uhr dem Kriminaldauerdienst des VPKA Potsdam zugeführt. Von hier aus wurden die BV Potsdam des MfS und der sowjetische Bezirkskommandant Oberst Schegonin verständigt.

Oberst Schegonin erschien daraufhin persönlich im VPKA Potsdam kurz nach dem Eintreffen eines Mitarbeiters der Bezirksverwaltung Potsdam des MfS. Später erschien noch ein zweiter Mitarbeiter der Bezirksverwaltung.

Oberst Schegonin übernahm selbst die Befragung der beiden zugeführten Personen, wobei ein Mitarbeiter des MfS als Dolmetscher fungierte. Die Zugeführten wiesen sich gegenüber Oberst Schegonin als Angehörige der amerikanischen Besatzungsstreitkräfte in Westberlin aus und gaben an, sich auf der Fahrt zu einem kurzfristigen Urlaub in Westdeutschland befunden zu haben. Sie erklärten, von ihren Vorgesetzten Weisung zu haben, sich deutschen Organen gegenüber nicht auszuweisen.

Oberst Schegonin führte die Befragung zu Ende und ordnete nach telefonischer Rücksprache mit seiner Dienststelle die Freilassung der beiden amerikanischen Soldaten an, die gegen 21.30 Uhr erfolgte. Die beiden Soldaten wurden durch ein VK-Kommando zu ihrem am Ort der Verkehrsübertretung verschlossen abgestellten Fahrzeug zurückgebracht und setzten von dort ihre Fahrt in Richtung Helmstedt fort.

Die Personalien der amerikanischen Soldaten wurden durch Oberst Schegonin festgehalten. Die beiden anwesenden Mitarbeiter der Bezirksverwaltung Potsdam des MfS kamen nicht in den Besitz der Unterlagen.

Vor und während der Befragung der beiden Amerikaner wiesen die beiden Mitarbeiter des MfS Oberst Schegonin wiederholt darauf hin, dass für das Vorkommnis die entsprechenden deutschen Organe zuständig seien. Oberst Schegonin akzeptierte diesen Hinweis nicht.

(Vom Genossen Minister Maron, in Vertretung Genossen Seifert, wurde nach Vereinbarung mit mir eine Anweisung an die VP erteilt, dass alle Ausländer, die festgenommen werden, unabhängig ob in Zivil oder Uniform, dem MfS zu übergeben sind und von hier aus die weitere Bearbeitung, Verständigung und Abstimmung mit den sowjetischen Organen erfolgt. Eine Ausnahme davon bilden die Angehörigen der Militärverbindungsmissionen der Westmächte in Potsdam, deren Behandlung bereits geregelt wurde und bei denen es bisher zu keinen Schwierigkeiten gekommen ist.)

  1. Zum nächsten Dokument Sicherheitslage im Bezirk Schwerin

    28. September 1961
    Bericht Nr. 590/61 über die im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen der DDR aufgetretenen politisch-operativen Schwerpunkte im Bezirk Schwerin

  2. Zum vorherigen Dokument Flucht von Ostdeutschen in zwei US-Helikoptern

    28. September 1961
    Einzel-Information Nr. 587/61 über den Ausflug von geflüchteten DDR-Bürgern aus der Enklave Steinstücken nach Westberlin durch US-Flugzeuge