Direkt zum Seiteninhalt springen

Festnahme eines Abteilungsleiters im Werk für Fernsehelektronik

29. Februar 1964
Einzelinformation Nr. 162/64 über die Festnahme des kommissarischen Abteilungsleiters im Werk für Fernsehelektronik in Berlin, [Vorname 1 Name 1], geboren am [Tag, Monat] 1913, wohnhaft in Berlin-Johannisthal

Am 27.2.1964 wurde vom MfS der oben genannte [Name 1] festgenommen.

[Name 1] stand mit einer Westberliner Schleuserorganisation in Verbindung. Er hat deren Kurier zum Zwecke der Schleusungsvorbereitung in seiner Wohnung im Einverständnis und in Anwesenheit seiner Ehefrau ([Name 1, Vorname 2], geboren [Tag, Monat] 1919, ehemalige Grenzgängerin1) zweimal empfangen. Die Schleusung sollte mittels gefälschter Passierscheine und verfälschter Westberliner Pässe erfolgen. Zu diesem Zwecke hat der Kurier der Schleuserorganisation Passbildaufnahmen von [Name 1] und seiner Ehefrau in der Wohnung des [Name 1] angefertigt und andere Fälschungsunterlagen vorbereitet.

[Name 1] und seine Ehefrau unterstützten ferner die Schleusungsvorbereitung ihrer Tochter [Vorname Name 2] und deren Ehemann, indem sie von ihnen aus dem DPA herausgerissene Seiten entgegennahmen und nach Westberlin schicken wollten. Beiden war bekannt, dass durch die Schleuserorganisation zusammen mit ihnen noch weitere Personen geschleust werden sollten. [Name 1] hatte außerdem Kenntnis über eine Person, die militärische Spionageinformationen sammelte, ohne dieses Verbrechen anzuzeigen. [Name 1] ist stark westlich orientiert. Er hört täglich Westrundfunk und -fernsehen, geht Gesprächen mit Mitgliedern der SED aus dem Wege und flaggt nicht zu politischen Anlässen.

[Name 1] ist als ein Mensch mit zwei Gesichtern einzuschätzen; denn seinem negativen Verhalten in politischer Hinsicht steht seine sehr gute Arbeit im Betrieb gegenüber. Er reichte mehrere Verbesserungsvorschläge ein, darunter einen mit 1,2 Mio. DM Nutzen. Ferner wurde [Name 1] vier Mal als Aktivist ausgezeichnet.

Weitere Untersuchungen zur Aufklärung eventuell weiterer Verbrechen und seiner Verbindungen werden vom MfS geführt. Über die konkreten Untersuchungsergebnisse wird noch informiert.

  1. Zum nächsten Dokument Versuchter Grenzdurchbruch mit tödlichem Ausgang in Berlin-Treptow

    29. Februar 1964
    Einzelinformation Nr. 167/64 über einen versuchten Grenzdurchbruch mit tödlichem Ausgang an der Staatsgrenze Berlin (Abschnitt Treptow) am 27. Februar 1964

  2. Zum vorherigen Dokument Verstärktes französisches Interesse an der Leipziger Frühjahrsmesse

    29. Februar 1964
    Einzelinformation Nr. 161/64 über verstärktes französisches Interesse an der Leipziger Frühjahrsmesse und über die Freigabe der DDR-Guthaben in den USA