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Grenzprovokation durch westdeutsche Jugendliche

23. März 1964
Einzelinformation Nr. 245/64 über eine Grenzprovokation durch westdeutsche Jugendliche im Raum der Kompanie Arenshausen am 22. März 1964

Am 22.3.1964, gegen 13.50 Uhr, durchbrachen ca. 700 m südlich der Straße Hohengandern – Witzenhausen (Kompanie Arenshausen, GR Heiligenstadt) drei westdeutsche Jugendliche (ca. 17–19 Jahre alt) die Grenze und betraten das Gebiet der DDR in einer Tiefe von ca. 40 m. Anschließend bewegten sie sich auf dem DDR-Territorium zwischen dem 10-m-Schutzstreifen und der kombinierten Grenzsperre in nördlicher Richtung. Dieser Vorgang wurde durch eine Offiziersstreife der Kompanie Bornhagen sowie durch Posten der Kompanie Arenshausen beobachtet. Während die Offiziersstreife vom Durchbruchsort noch sehr weit entfernt war, näherten sich die Grenzposten den Provokateuren auf ca. 170 m. Aus dieser Entfernung riefen die Posten die Jugendlichen an, stehen zu bleiben. Als die Provokateure nicht reagierten, wurde durch die Posten ein Warnschuss abgegeben.

Da die Provokateure auch auf den Warnschuss nicht reagierten, eröffneten die Posten gezieltes Feuer. Daraufhin ergriffen die Jugendlichen die Flucht in Richtung Westdeutschland, wobei einer der Provokateure ca. 5 m vor dem 10-m-Schutzstreifen stürzte und vermutlich getroffen wurde. Es gelang ihm jedoch noch, vor dem Eintreffen der Posten kriechend westdeutsches Gebiet zu erreichen. (Nach Angaben der Westpresse1 handelt es sich bei den Verletzten um den 15-jährigen [Vorname Name 1] (Oberarmdurchschuss) und den 18-jährigen [Vorname Name 2] (Gefäßdurchschuss).

Auf die Hilferufe der Grenzverletzer kamen nach kurzer Zeit vier BGS- und drei Zollangehörige sowie zwölf Zivilpersonen. Weitere Handlungen konnten die Posten sowie die Offiziersstreife nicht beobachten, da die Geländebeschaffenheit keinen näheren Einblick auf das westzonale Territorium bietet. Wie weiter festgestellt werden konnte, wurde einer der Jugendlichen – vermutlich verletzt – mit einem Volkswagen ins westzonale Hinterland gefahren. Zu weiteren Provokationen kam es nicht. Insgesamt wurden 21 Schuss auf die Grenzverletzter abgegeben, westdeutsches Gebiet wurde dabei nicht verletzt.

Die weiteren Untersuchungen werden durch das MfS in Zusammenarbeit mit dem GR Heiligenstadt geführt. Der entsprechende Grenzabschnitt wurde verstärkt abgesichert.

  1. Zum nächsten Dokument Dr. Leopold zu Verhandlungen über Autobahnbrücke bei Hirschberg

    1. April 1964
    Einzelinformation Nr. 259/64 über Äußerungen Dr. Leopolds zu den abgebrochenen Verhandlungen über den Wiederaufbau der Autobahnbrücke bei Hirschberg

  2. Zum vorherigen Dokument Auseinandersetzung zwischen deutschen und polnischen Arbeitern

    23. März 1964
    Einzelinformation Nr. 244/64 über tätliche Auseinandersetzungen zwischen deutschen und polnischen Arbeitern in Lübbenau-Neustadt am 22. März 1964