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Festnahme eines ČSSR-Bürgers

25. August 1968
Einzelinformation Nr. 909/68 über die Festnahme eines ČSSR-Bürgers am Grenzübergang Deutschkatharinenberg, [Kreis] Marienberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt

Am 24 8.1968, um 17.15 Uhr, erschienen auf der ČSSR-Seite des Grenzüberganges Deutschkatharinenberg zwei Bürger der ČSSR mit einem Krad und fuhren bis zum Schlagbaum der ČSSR unmittelbar an der Staatsgrenze ČSSRDDR. Der Soziusfahrer überschritt die Staatsgrenze der ČSSRDDR und kam bis zu den dort Dienst tuenden zwei Angehörigen der NVA/Grenze heran, die sich ca. 3 m hinter der Staatsgrenze auf dem Gebiet der DDR befanden. Einem der Grenzposten übergab er ein mit Matrize abgezogenes Flugblatt in tschechischer Schrift und entfernte sich sofort wieder auf das Gebiet der ČSSR. Als der Grenzposten dieses Hetzflugblatt zerriss, kam der ČSSR-Bürger wieder schimpfend auf das Gebiet der DDR zurück mit dem Ziel, weitere Hetzflugblätter an den Grenzposten auszuhändigen. Bei dieser Handlung wurde er von den Angehörigen der NVA/Grenze festgenommen und zur weiteren Untersuchung dem MfS übergeben. (Ausweispapiere für die Identifizierung der Person führte der ČSSR-Bürger nicht bei sich.)

In seinem Besitz befanden sich ca. 400 Flugblätter (Matrizenabzüge) in tschechischer und russischer Sprache im Format DIN A4 und DIN A5, in denen gegen die Maßnahmen der sozialistischen Staaten in der ČSSR Stellung genommen und gegen die beteiligten Angehörigen der Militäreinheiten gehetzt wird. Diese Flugblätter wurden sichergestellt. (Die entsprechenden Exemplare mit Übersetzung befinden sich in der Anlage.)

Der Fahrer des Krades, der auf dem Gebiet der ČSSR verblieb, entfernte sich um 17.35 Uhr vom Grenzübergang in Richtung Hinterland.

Wie die bisherige Untersuchung dieses Vorkommnisses ergab, handelt es sich bei dem festgenommenen ČSSR-Bürger um den Mittelschüler [Name, Vorname], geboren am [Tag, Monat] 1951 in Most, wohnhaft Litvínov, okres Most, [Straße, Nr.].

[Name] gehört seit Mai 1968 der bis zum Januar 1968 verboten gewesenen Pfadfinder-Organisation an und bekleidet dort die Funktion eines stellvertretenden Abteilungsleiters. Im Juli 1968 nahm er an einem 14-tägigen Lehrgang dieser Organisation in Friedland in Nordböhmen teil. Er ist aktiver Skisportler und hat an Sportwettkämpfen in Westdeutschland, in der Schweiz und in Frankreich teilgenommen. Der Vater des [Name] ist Leiter der Rechtsabteilung der Chemiebetriebe in Žatec. Die Mutter arbeitet in diesem Betrieb als Angestellte in der Projektierungsabteilung.

Zur Hetzschriftenverteilung gibt [Name] an, dass er sich nach dem Aufruf des illegalen Senders Prag1 an die Jugend der ČSSR, der »Republik zu helfen« und insbesondere Flugblätter gegen die Maßnahmen der fünf sozialistischen Staaten an die Bevölkerung und die einmarschierten Truppen zu verteilen, mit noch anderen Jugendlichen mit der Leitung des Pfadfinderverbandes in Most in Verbindung gesetzt habe. Sie erhielten von dort die Mitteilung, dass in den Morgenstunden des 24.8.1968 einige Mitglieder des Verbandes Flugblätter nach Litvínov bringen werden, die sie dann zu verteilen hätten. Am 24.8. habe er sich gegen 7.00 Uhr mit zwölf Jugendlichen vor dem Schulgebäude in Litvínov getroffen und die Flugblätter in Empfang genommen. In Gruppen zu je zwei bis drei Jugendliche verteilten sie im Laufe des Tages die Flugblätter in Litvínov und Umgebung. Er selbst habe ca. 700 Flugblätter verteilt. Am Nachmittag des 24.8. fuhr er mit einem anderen Jugendlichen mit dem Motorrad in die tschechoslowakischen Grenzorte Kliny und Mníšek und verbreitete dort nochmals 30 bis 40 Flugblätter. Von Mníšek fuhren sie direkt an die Staatsgrenze der ČSSRDDR. Entsprechend dem Aufruf des Senders Prag, Flugblätter insbesondere an Soldaten der sozialistischen Staaten zu verteilen, habe er sich entschlossen, den an der Staatsgrenze Dienst tuenden DDR-Soldaten diese Flugblätter zu geben. Er überschritt zu diesem Zweck die Staatsgrenze zur DDR und versuchte an die dort anwesenden Soldaten die entsprechenden Flugblätter zu verteilen.

Weitere Untersuchungen werden durch das MfS geführt.

3 Anlagen [jeweils Original und Übersetzung]

Anlage 1 zur Information Nr. 909/68

Товарищи солдаты | ZML2

[Faksimile des Flugblatts »Товарищи солдаты | ZML«]

Мы, молодые города Литвинов стоим против захватении армиями СССР, БЛР, ПЛР, НДР, МЛР. Весь мир с нами!!! Весь мир против вам, агресорам. Не уничтожите имя ваших отцов, которые пали при освобождении нашей власти. Мы, молодые просим вас, уходите домой!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Не позвольте, чтобы захватение нашей республики вашими армиями, было причиной третей мировой войны!3

Genossen Soldaten | ZML 7

Die Jugend der Stadt Litvínov ist gegen die Eindringlinge der Armee aus der UdSSR, aus Bulgarien, aus Polen, aus der DDR und aus Ungarn, die ganze Welt ist mit uns! Die ganze Welt ist gegen euch, gegen euch Aggressoren. Das ist nicht im Namen eurer Väter, die zur Befreiung zu uns kamen. Unsere Jugend bittet euch, geht nach Hause!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Gestattet nicht, dass durch das Eindringen eurer Armeen in unserer Republik eine Ursache für den 3. Weltkrieg geschaffen wird!4

Anlage 2 und 3 zur Information Nr. 909/685

Обращение к Советским солдатам

[Faksimile des Flugblatts »Обращение к Советским солдатам«]

Советские солдаты, приезжающие к нам с оружием в руках. Мы вас обеспечиваем, что никто из граждан ЧССР не ожидал вашего приезда. Вы своим поступком нарушаете наш суверенитет. Вы не приезжаете на этот раз к нам освободителями, а захватчиками.

Наши народы до сих пор работали в мире и сотрудничали во всех областях с вашим государством.

Вам сказали, что у нас6 контрреволюция. Вы собственными глазами можете убедиться, что это не правда. Вам говорили, что вас пригласили представители нашего народа. Это тоже ложь. О вашем приезде не знали ни президент Республики, ни члены ЦК Компартии.7

Подумайте о том, сможете ли вы честно посмотреть в глаза своим родным, когда они узнают о невинных жертвах – убитых детях и молодых людях, которые вам случайно попали в путь при вашем беззаконном нашествии.8

Вернитесь домой!!!9

Bekehrung der sowjetischen Soldaten [II]

Sowjetische Soldaten, die ihr zu uns mit der Waffe in der Hand gekommen seid. Wir garantieren, dass kein tschechischer Bürger eure Ankunft erwartet hat. Ihr mit euren Handlungen verletzt unsere Souveränität. Ihr seid dieses Mal nicht zu uns gekommen, um uns zu befreien, sondern als Eindringlinge. Unsere Völker haben bis jetzt gearbeitet für den Frieden und für das Wohlergehen unseres Staates. Ihr sagt uns, dass bei uns die Konterrevolution herrscht. Ihr konntet mit eigenen Augen sehen, dass dies nicht wahr ist. Man hat euch gesagt, dass die Regierung euch eingeladen hat. Auch das ist eine Lüge. Über eure Ankunft hat nicht einmal der Präsident unserer Republik und auch nicht die Genossen des ZK der Partei gewusst. Denkt darüber nach, könnt ihr ehrlich in die Augen unserer Völker sehen, als sie erfahren haben von den unschuldigen Opfern – den ermordeten Kindern und jungen Leuten, die zufällig dem Weg verfielen durch euer gesetzloses Handeln.

Kehrt zurück nach Hause10

Anlage 4 zur Information Nr. 909/68

Zvláštní vydání
Výstavba

[Faksimile des Flugblatts »Výstavba«]

Zvláštní vydání | 24. srpna 1968 | číslo 5 | List pracujících chemických závodů v Záluží v Krušných horách.

Co je s výrobou?

Podle posledních zpráv, které došly do závodu z hospodářských orgánů, byl odvolán zákaz dodávek výrobků do zahraničí, včetně kapitalistických států. Toto uvolnění si netýká pouze dodávek do Maďarska. O tom, kam a jak se bude dodávat, jedná vedení podniku. Zároveň informujeme pracovníky závodu, že zatím docházejí do závodu všechny suroviny podle dojednaných hospordářských smluv, a to jak ropa ze SSSR, tak suroviny z Polska a NDR.

Chmel nečeká.

Na výzvu Severočeského krajského národního výboru, která byla otištěna v dnešním Průboji o pomoci občanů při česání chmele, udělalo vedení podniku tato opatření: Ještě dnes ráno byl vyslán s. Vopat na patronátní statek v Žatci, aby zjistil, zda potřebují pomoc. Pokud by tam brigádníky nechtěli, pojede ještě nabídnout pomoc okresním orgánům v Lounech. Všichni, kteří se pak dobrovolně přihlásí a kteři budou moci být z provozních důvodů uvolněni, mohou na brigádu jít za stejných podmínek, jaké závod poskytoval brigádníkům loni.

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Už po uzávěrce jsme dostali od s. Vopata tuto zprávu: Nechť se hlásí na česání chmele všichni vyjma pracovníků v nepřetržitých provozech a údržbách, jejichž činnost je pro zajištění nerušeného chovu výroby v závodě nutná. Máte-li zájem zúčastnit se brigády v místě svého bydliště, zařiďte si u svých vedoucích řádnou nebo mimořádnou dovolenou. V závodě pak budou organizovány komplexní brigády. Hlaste se na telefonu 3191, 3721, kde dostanete bližší informace.

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Teplárna 700: | Nepřetržitý provoz, jednoznačné názory

Podle sdělení vedoucího teplárny 700 všichni podporují náš společný odpor proti okupantům. Tyto akce zde našly spontánní ohlas. Při hledání dobrovolníka, který by vyvěsil na komíny teplárny státní vlajky, se přihlásilo tolik lidí, že bylo opravdu těžké vybrat. Teplárna 700 má už dlouho potíže s nedostatkem pracovníků, ale nyní, v této vyjímečné situaci, jakoby tyto potíže. V teplárně nezklamali a nezklamou.

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Víc než kdy předtím

je třeba v těchto chvílích, kdy jednají naši vládní činitelé v Moskvě, udržet pořádek. Vyvarovat se jakýchkoli akcí, které by narušily klid v okrese a vyprovokovaly zásah okupačních vojsk. S touto žádostí, kterou také neustále opakují všechny svobodné legální vysílače Čs. rozhlasu, se obracejí okresní výbor KSČ a okresní národní výbor na všechny občany v tomto okrese, hlavně na mladé lidi. V tomto smyslu vydali provolání i mladí z Litvínova. Přivítejte okupanty mlčením, nemechte se vyprovokovat. Žádost je skutečně opodstatněná. Naší těžké situace využívají různé živly nejen k provokaci, ale i k vloupáním a krádežím. Nedovolte jim jejich činnost. Upozorněte na ně! Představitelé našeho okresu při jednání s důstojníky okupační armády prohlásili, že jsme u nás pořádek měli a že si ho i nadále dokážeme svými silami udržet. Pomozte jim svým klidem a rozvahou dokázat, že je pravda, že jsme byli bezdůvodně okupováni.

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Lidé bdí

Před hodinou vysílal náš svobodný rozlas výzvu proti apatii občanů, proti projevům pasivity. Procházel jsem obcí Kopisty. Krátce po příchodu do obce se na mne »přilepili« dva, snad i více občanů a celou dobu mého pobytu v obci mne sledovali: pěšky, na kole, ba i na motocyklech, neboť jsem byl pro ně cizí tvář. Zajímalo mne, jak dlouho mne budou sledovat. Prošel jsem celé Kopisty, četl všechna hesla, některá z nich psaly děti, ale jedno mě příjemně udivilo; – tato hesla byla nekompromisní, ale slušná. Po celé obci se ozýval náš legální rozhlas a lidé vzrušeně debatovali. Již jsem opouštěl obec a byl smutný, že mě sledující nezastavili. Ale ne dlouho. Zastavili mě, ptali se, odkud jsem a co zde dělám. Legitimoval jsem se a smutný jsem už nebyl. Lidé bdí. Lidé v Kopistech bdí. Ještě než jsem došel do závodu (a byl jsem sledován až k bráně), volal předseda MNV v Kopistech, zda v redakci o mě vědí. Je to krásný příklad výrazu našeho společného odporu proti okupantům a příklad mimořádné bdělosti. Je vidět , že tam, kde dovedou být aktivní v boji, dovedou však být i slušní. Občané Kopist, děláte to dobře. – irča –

Rukopisy dodány do tiskárny dne 24. srpna 1968 ve 13.00 hod.

Sonderausgabe Výstavba | 24. August 1968 | Nummer 5

das Blatt der Werktätigen der chemischen Betriebe in Záluží im Erzgebirge11

Was geschieht mit der Produktion?

Nach den letzten Berichten, die im Betrieb von den Wirtschaftsorganen eingingen, wurde das Verbot von Produktionslieferungen in das Ausland, einschließlich der kapitalistischen Staaten, aufgehoben. Diese Aufhebung betrifft nicht bloß die Lieferung nach Ungarn. Darüber, wohin und wie geliefert werden wird, verhandelt die Leitung des Betriebes.

Gleichzeitig informieren wir die Werktätigen des Betriebes, dass im Betrieb alle Rohstoffe entsprechend den vereinbarten Wirtschaftsverträgen eingehen, sowohl die Ropa12 aus der UdSSR als auch die Rohstoffe aus Polen und der DDR.

Der Hopfen wartet nicht

Aufgrund der Aufforderung des nordböhmischen Bezirkes, Nationalausschusses,13 die im heutigen Pruboj zwecks Hilfe durch Bürger bei der Hopfenernte veröffentlicht worden war, erließ die Leitung des Betriebes folgende Verfügungen:

Noch heute Vormittag wurde der Genosse Vopat zum Patenschaftsbetrieb in Žatec geschickt, um festzustellen, ob sie Hilfe benötigen. Falls sie dort keine Brigaden haben möchten, wird er die Hilfe noch dem Kreisorgan in Louny anbieten.

Alle, die sich dann freiwillig melden und die aus betrieblichen Gründen befreit werden können, können am Brigadeeinsatz unter den gleichen Bedingungen teilnehmen, die der Betrieb den Brigaden im vergangenen Jahr gewährt hat.

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Bereits nach Redaktionsschluss haben wir vom Genossen Vopat diese Meldung erhalten: Zur Hopfenernte sollen sich alle, bis auf die Arbeiter in ununterbrochen laufenden Betrieben und Einrichtungen, deren Tätigkeit zur Sicherstellung eines ununterbrochenen Produktionsflusses notwendig ist, melden. Haben Sie Interesse daran, sich an einem Brigadeeinsatz Ihres Wohnortes zu beteiligen, holen Sie bei ihrem Leiter einen ordentlichen oder außerordentlichen Urlaub ein. Im Betrieb werden dann Komplex-Brigaden organisiert. Melden Sie sich unter der Telefon-Nummer 3191, 3721, wo Sie nähere Informationen erhalten.

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Heizkraftwerk 700: Ein ununterbrochener Betrieb – einheitliche Ansichten

Laut Mitteilung des Leiters des Heizkraftwerkes 700 unterstützen alle unseren gemeinsamen Widerstand gegen die Okkupanten. Diese Aktionen fanden hier einen spontanen Widerhall. Bei der Meldung eines Freiwilligen, an die Esse des Betriebes eine Staatsflagge anzubringen, meldeten sich so viele Menschen, dass es in der Tat schwer war, eine Auswahl zu treffen.

Das Heizkraftwerk 700 hat schon seit Langem Schwierigkeiten wegen Mangel an Arbeitskräften, aber jetzt in dieser außerordentlichen Situation erscheint es, als ob diese Schwierigkeiten zu existieren aufgehört haben. Im Heizkraftwerk haben sie nicht enttäuscht und enttäuschen auch jetzt nicht.

Mehr als je vor dem

Es ist notwendig, gerade jetzt, wo unsere Regierungsrepräsentanten in Moskau verhandeln, Ordnung zu bewahren, sich jedweden Aktionen zu enthalten, die die Ordnung im Kreis stören und das Einschreiten der Okkupanten hervorrufen könnten.

Mit diesem Ersuchen, das auch beständig alle freien, legalen Sender des tschechoslowakischen Rundfunks wiederholen, wenden sich der Kreisausschuss der KSČ und der Nationalausschuss des Kreises an die Bürger in diesem Kreis, hauptsächlich an die jungen Menschen. In diesem Sinne erließ auch die Jugend von Litvínov einen Aufruf: Begrüßen Sie die Okkupanten mit Schweigen, lassen Sie sich nicht provozieren.

Das Ersuchen ist tatsächlich begründet. Unsere schwere Situation wird von verschiedenen Elementen nicht nur zur Provokation, sondern auch zu Plünderungen und Diebstählen ausgenutzt. Erlaubt ihnen nicht deren Tätigkeit. Achtet auf sie!

Die Persönlichkeiten unseres Kreises erklärten bei den Verhandlungen mit den Offizieren der Okkupations-Armee, dass wir bei uns Ordnung hatten und dass wir auch weiterhin zeigen werden, sie mit unseren eigenen Kräften aufrechtzuerhalten. Helft ihnen durch Ruhe und Besonnenheit zu beweisen, dass es wahr ist, dass wir grundlos okkupiert worden sind.

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Die Menschen sind wachsam

Vor einer Stunde sendete unser freier Rundfunk die Aufforderung gegen Apathie der Bürger, gegen Erscheinungen der Passivität. Ich bin durch die Gemeinde Kopisty gegangen. Kurz nach dem Ortseingang hefteten sich an mich zwei, vielleicht auch mehrere Bürger, und während der ganzen Zeit meines Aufenthaltes in der Gemeinde verfolgten sie mich zu Fuß, auf dem Rad, ja sogar auf dem Motorrad, denn ich bedeutete für sie ein fremdes Gesicht. Es interessierte mich, wie lange sie mich verfolgten. Ich bin durch ganz Kopisty gegangen, habe alle Losungen gelesen, manche von ihnen wurden von Kindern geschrieben. Aber eins hat mich angenehm verwundert; diese Losungen waren konsequent, aber sachlich. In der ganzen Gemeinde war unser legaler Rundfunk zu hören, und die Menschen debattierten aufgeregt. Ich hatte schon die Gemeinde verlassen und war traurig, dass mich die Verfolgenden nicht gestellt hatten. Aber nicht lange; sie stellten mich, fragten mich, von woher ich bin und was ich mache. Ich legitimierte mich und war bereits nicht mehr traurig. Die Menschen sind wachsam. Die Menschen in Kopisty sind wachsam.

Noch bevor ich im Betrieb eintraf (und ich wurde bis zum Tor verfolgt), fragte der Vorsitzende des Ortsausschusses in Kopisty, ob man in der Redaktion von mir Kenntnis hat. Das ist ein schönes Beispiel des Ausdruckes unseres gemeinsamen Widerstandes gegen die Okkupanten und ein Beispiel einer außerordentlichen Wachsamkeit. Es ist zu sagen, dass man dort, wo man im Kampf aktiv ist, es versteht, auch anständig zu sein. Bürger von Kopisty, ihr macht das gut. - irča -

Die handschriftlich geschriebenen Schreiben wurden in der Redaktion am 24. August 1968 um 13.00 Uhr abgegeben.

  1. Zum nächsten Dokument Reaktion der Bevölkerung auf Maßnahmen der Warschauer Paktes (2.)

    26. August 1968
    2. Einzelinformation Nr. 916/68 über die Reaktion der Bevölkerung der DDR auf die Maßnahmen der Warschauer Vertragsstaaten

  2. Zum vorherigen Dokument Außerordentliche Konferenz der evangelischen Bischöfe der DDR

    25. August 1968
    Einzelinformation Nr. 908/68 über eine außerordentliche Konferenz der evangelischen Bischöfe der DDR am 24. August 1968 in der Hauptstadt Berlin der DDR