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Angaben zum sowjetischen Agenten George Blake im britischen SIS

3. Dezember 1976
Hinweise zum sowjetischen Kundschafter im britischen Geheimdienst, George Blake [Bericht K 1/70]

Blake verschaffte sich als stellvertretender Leiter der Abteilung für »Technische Operationen« des britischen Secret Intelligence Service (SIS) Einblick in die Vorbereitung und Durchführung wichtiger Operationen der Geheimdienste der USA und Großbritanniens gegen die sozialistische Staatengemeinschaft und insbesondere auch gegen die DDR.1

Neben seiner Rolle bei der Aufdeckung des Spionagetunnels der CIA und des SIS in Berlin-Altglienicke im Jahre 1956 schuf er durch seinen Einsatz wesentliche Voraussetzungen für die Liquidierung von Agentennetzen des Britischen Geheimdienstes auf dem Gebiet der DDR.2

So konnten in den Jahren 1958 bis 1961 ca. 100 Spione (davon 17 Funkstützpunkte) im Gebiet der DDR durch die Hinweise des Blake erkannt werden. Darunter waren solche gefährlichen Agenturen wie [Name], Stenograf beim Ministerrat der DDR, [Name], Oberst der NVA, [Name], Mitarbeiter der Staatlichen Plankommission, [Name], Oberreferent im Ministerium für Maschinenbau, [Name], Abteilungsleiter im Ministerium für Außenhandel, [Name], Mitarbeiterin im Sonderbaustab Potsdam.

Darüber hinaus konnten durch die gründliche und aufopferungsvolle Arbeit des sowjetischen Kundschafters Blake umfassende Kenntnisse über die Arbeitsweise, Struktur und Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes in Westberlin erlangt und für die Organisierung der Abwehrarbeit genutzt werden.

Anlage [zum Bericht K 1/70]

Biographische Angaben (teilweise aus westl[ichen] Quellen entnommen)

Blake, George, geb. George Behar, geb. 1923, Sohn eines jüdischen Rotterdamer Geschäftsmannes

  • 1940 in Holland verhaftet, holländische Widerstandsbewegung,

  • 1943 – Flucht nach England. Nahm den Namen Blake an. Mitarbeiter der holländischen Abteilung des britischen Geheimdienstes SOE (»Special Operations Exekutive«, gegründet 1940, aufgelöst 1946),

  • 1947 – Beitritt zum britischen Geheimdienst Mi 6, offiziell als Mitarbeiter des Außenministeriums getarnt.

  • 1950 als britischer Vizekonsul und Geheimdienstmitarbeiter in Seoul/Korea, Gefangennahme, wurde nach »17-monatiger Überzeugungsarbeit« Kommunist.

  • 1953 – Freilassung des B. B. wird stellvertretender Leiter der »Abteilung für technische Operationen« des SIS (»Secret Intelligence Service«), die sich mit dem Abhören von Auslandsvertretungen sozialistischer Staaten befasste. Danach Versetzung zur SIS-Filiale in Westberlin.

  • 1960 – Einsatz in Beirut,

  • 1961 – Rückberufung nach Großbritannien. Festnahme aufgrund eines Hinweises »eines Überläufers des polnischen Geheimdienstes«.

  • Mai 1961 – In einem nur 15-minütigen Prozess erhält B. das bis dahin höchste in England verhängte Strafmaß: 42 Jahre Gefängnis. Der oberste englische Richter, Lord Parker, erklärt, Blake habe nicht nur

    • die Festnahme zahlreicher britischer Agenten verursacht,

    • darüber hätten alle nicht enttarnten Agenten zurückberufen werden müssen,

    • die Tätigkeit des Geheimdienstes Mi 6 im Ausland hätte fast vollständig reorganisiert werden müssen.

  • 22. Oktober 1966 – Blake flieht mithilfe eines Mithäftlings aus dem Gefängnis.

  1. Zum nächsten Dokument Schmuggelversuch eines NVA-Offiziers auf Transitstrecke bei Berlin

    6. Dezember 1976
    Information Nr. 858a/76 über rechtswidrige Handlungen eines Offiziers der NVA auf der Transitstrecke Autobahn/Berliner Ring am 4. Dezember 1976 [Langfassung]

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    3. Dezember 1976
    Information Nr. 837/76 über weitere Reaktionen von Verbindungen Biermanns und anderer Kulturschaffender in der DDR