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Information über Prof. Dr. Ernst Lauter

24. November 1971
Information Nr. 1119/71 über den Generalsekretär und 1. Stellvertreter des Präsidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DAW), Prof. Dr. Lauter

Dem MfS liegen Hinweise vor, wonach Prof. Dr. Ernst-August Lauter,1 geboren 1.12.1920, wohnhaft Kühlungsborn, [Straße, Nr.], 2. Wohnsitz Berlin, Mitglied der SED, zu einer Reihe von Problemen eine Haltung erkennen lässt, die der Verwirklichung der Aufgaben, die von Partei und Regierung der DAW gestellt sind und insbesondere der Erfüllung der Verpflichtungen der DAW gegenüber anderen sozialistischen Ländern, vor allem der UdSSR, teilweise entgegenwirkt.

Das zeigt sich u. a. in

  • seiner nicht parteimäßigen Position zur Partei- und Staatsführung,

  • seiner Unterschätzung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit der UdSSR und den anderen RGW-Ländern,

  • seinem Wirken gegen die weitere Konzentration des Potenzials der kosmischen Forschung in der DDR auf die im Rahmen des Interkosmos-Abkommens2 konzipierten Forschungsvorhaben sowie in

  • seiner Ablehnung der Abgrenzung zu der BRD.

So bezeichnet Prof. Lauter z. B. die staatliche Führungs- und Leitungstätigkeit gegenüber der DAW als »Hineinregieren in die Wissenschaft«.

Die bei der Durchführung der Akademiereform3 auftretenden Schwierigkeiten seien nach Prof. L. auf die »Reglementierung der Akademie durch Regierungsstellen« zurückzuführen.

Sowohl Richtung als auch Inhalt der Forschung müssten durch die Wissenschaft selbst bestimmt werden, die »Regierung sei lediglich als Geldgeber zu betrachten«.

Deutlicher Ausdruck einer solchen Einstellung war auch die Orientierung von Prof. L. zur Ausarbeitung einer Ministerratsvorlage über das Programm der kosmischen Forschung in der DDR. An die Spitze des Programms sei eine Aufgabe zu stellen, die für den Ministerrat so »schmackhaft sei, dass alle nachfolgenden Punkte pauschal gebilligt und entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt würden«.

Darüber hinaus formulierte Prof. L. die Aufgabenstellung in dieser Vorlage so, dass von ihm gewünschte Forschungen, die faktisch Bestandteil weltweiter wissenschaftlicher Programme internationaler Organisationen sind, als Arbeiten am Interkosmos-Programm erschienen.

Bezeichnend für die Einstellung Prof. L. zur Partei- und Staatsführung und ihrer Wissenschaftspolitik war sein Verhalten anlässlich des Besuches der Genossen Honecker,4 Stoph,5 Dr. Mittag6 und Dr. Weiz7 im Zentralinstitut für solar-terrestrische Physik (ZISTP) der DAW und in den Akademiewerkstätten für Forschungsbedarf am 2.2.1971.

Prof. Lauter orientierte in seiner persönlichen Umgebung und in Leitungssitzungen des Bereiches der kosmischen Forschung darauf, diesen Besuch nicht als bedeutsam zu bewerten und ihn nicht zu popularisieren.

Profilierte Wissenschaftler des Bereiches der kosmischen Forschung schätzen ein, dass diese Haltung Prof. Lauters offensichtlich mit dadurch bestimmt wurde, dass bei der Würdigung der bisherigen Ergebnisse der kosmischen Forschung seine Person nicht im Vordergrund stand.

Die von Repräsentanten der Partei- und Staatsführung gegebene Orientierung auf die weitere Entwicklung der Zusammenarbeit mit der UdSSR und auf die Konzentration der Forschungsarbeiten auf Vorhaben mit volkswirtschaftlichen Nutzen stimmt nicht mit Prof. Lauters Linie – Betonung der vorwiegend theoretischen Forschungen in den unteren Schichten der Atmosphäre – überein.

Konkreten Ausdruck fand diese Auffassung Prof. Lauters bei der einen Tag nach dem Besuch der führenden Genossen im Zentralinstitut für solar-terrestrische Physik erfolgenden Bewertung der Arbeitsergebnisse des Instituts. Unter maßgeblichen Einfluss Prof. Lauters wurden Leistungszuschläge zum Gehalt zu ungunsten der Wissenschaftler und Arbeitsgruppen verteilt, die konkrete Beiträge zu Ergebnissen der Interkosmos-Experimente geleistet haben.

Der Auftrag an die DAW, Anfang des Jahres 1971 mit der sowjetischen Akademie der Wissenschaften das Abkommen über die Zusammenarbeit in der Grundlagenforschung abzuschließen, wurde von Prof. Lauter so bewertet, dass die »Minister alle versagt hätten und er nun die verfahrene Situation retten solle«. Prof. Lauter nutzte im gleichen Zusammenhang verschiedene Gelegenheiten, um zum Ausdruck zu bringen, dass die Beteiligung staatlicher Funktionäre an der Vorbereitung und Unterzeichnung des Vertrages überflüssig sei.

Zwischen Prof. Lauters Bemühen, sich zumindest nach außen hin selbst Verdienste um die Entwicklung der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern zuzuschreiben und seiner tatsächlichen Haltung und Wirksamkeit in Bezug auf die internationale sozialistische Kooperation und Integration besteht ein offensichtlicher Widerspruch.

So erweckte er z. B. auf der Tagung der Generalsekretäre der Akademien der sozialistischen Länder im Jahre 1969 durch sein im Widerspruch zur Direktive des Ministerrates stehendes Verhalten bei Vertretern anderer sozialistischer Länder den Eindruck, dass die DAW sich von der multilateralen Zusammenarbeit zurückziehen wolle. Unter anderem wurden Bemerkungen von Mitgliedern der sowjetischen und der ungarischen Delegation bekannt, wonach sich Prof. Lauter wenig um die Klärung inhaltlicher Probleme der Zusammenarbeit bemühe. Delegationsmitglieder anderer sozialistischer Länder äußerten die Meinung, dass bei Prof. Lauter als Vertreter der DDR nur wenig Verständnis für bestimmte Fragen der einzelnen sozialistischen Länder sowie für deren notwendige Beachtung in der Zusammenarbeit spürbar sei.

Teilweise macht sich bei der Zusammenarbeit mit Partnern im sozialistischen Ausland – insbesondere in der UdSSR – eine gewisse Überheblichkeit Prof. Lauters bemerkbar.

Befremden rief in seinem Mitarbeiterkreis insbesondere eine den Tatsachen widersprechende Äußerung Prof. Lauters hervor, wonach im Verlaufe der Interkosmos-Zusammenarbeit den sowjetischen Partnern erst gezeigt worden sei, wie man richtig arbeiten müsse.

Maßgeblich an den erzielten Ergebnissen der Interkosmosarbeit in der DDR beteiligte Wissenschaftler weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Prof. L. – abgesehen von einer solchen Fehleinschätzung – für eine derartige Feststellung nicht kompetent sei, da er weder durch seine Orientierung noch durch eigene wissenschaftliche Leistungen zu diesen Ergebnissen beigetragen habe.

Prof. Lauter orientierte die am Interkosmos-Programm mitarbeitenden DDR-Wissenschaftler darauf, an die sowjetischen Wissenschaftler nur unbedingt notwendige Forschungsergebnisse mitzuteilen. Hauptaugenmerk sei vielmehr darauf zu legen, die Ergebnisse der UdSSR in Erfahrung zu bringen.

Wissenschaftler des Bereiches kosmische Forschung schätzen allgemein ein, dass Prof. Lauters Wirken nicht darauf gerichtet sei, gemeinsame Projekte der sozialistischen Länder zum gemeinsamen Nutzen zu verwirklichen. Er verfolge bei der Zusammenarbeit vielmehr vorrangig das Ziel, Zugang zur sowjetischen Technik zu erhalten und mit deren Hilfe eigene wissenschaftliche Vorhaben zu realisieren.

Diese Vorhaben werden von Prof. Lauter offensichtlich als Beitrag der DDR zu weltweiten Forschungsprogrammen internationaler wissenschaftlicher Organisationen geplant. Entsprechende Zusagen hat Prof. Lauter auf internationalen wissenschaftlichen Konferenzen wiederholt gegenüber westdeutschen und USA-Wissenschaftlern wie Prof. Rawer,8 Prof. Dieminger,9 Prof. Tepper10 und Prof. Nordberg11 gegeben, obwohl er durch die vom Ministerrat für diese Tagungen festgelegten Direktiven dazu nicht berechtigt war.

Prof. Lauter setzt sich in vielfältiger Weise dafür ein, dass sich die DDR mit ihrem Potenzial auf dem Gebiet der kosmischen Forschung aktiv an wissenschaftlichen Programmen und Vorhaben beteiligt, zu denen die Initiative von Raumforschungseinrichtungen imperialistischer Staaten, insbesondere der USA und Westdeutschlands, ausgeht.

Zum Beispiel orientierte er Wissenschaftler des Zentralinstituts für solar-terrestrische Physik der DAW darauf, in Auswertung von Vorschlägen amerikanischer Wissenschaftler zu prüfen, wie weit an solchen Projekten wie

  • »Earth Resources Technology Satellites«12 (ein von den USA für 1972/73 geplanter Nutzsatellit) und

  • »Skylab«13 (ein durch die USA für Ende 1972 geplanter bemannter Satellit)

eine Beteiligung erfolgen könne. Das würde bedeuten, von den mit sowjetischen Wissenschaftlern durchzuführenden Kooperationsarbeiten Kräfte abzuziehen, obwohl bereits jetzt die in der DDR für die kosmische Forschung vorhandenen personellen Kapazitäten nicht ausreichen, um alle durch die UdSSR zur Bearbeitung empfohlenen Aufgaben zu lösen.

Von Prof. Lauter geht auch keine Initiative aus, um wiederholt geäußerte Wünsche der sowjetischen Interkosmos-Partner zu realisieren, die DDR stärker an solchen Geräteentwicklungen für die Raumforschung zu beteiligen, die industriell verwertbar sind.

Aufgrund von Meinungsäußerungen maßgeblicher sowjetischer Wissenschaftler, denen die Einstellung Prof. Lauters bekannt ist, befürchten leitende Mitarbeiter des ZISTP, dass Prof. Lauters Wirken die gute Zusammenarbeit der sowjetischen und der DDR-Wissenschaftler auf dem Gebiet der kosmischen Forschung belasten könne. Sie begründen Ihre Bedenken damit, dass auf sowjetischer Seite Vorstellungen über weitergehende aktive Experimente vorhanden sind, die in der UdSSR strategische Bereiche berühren und wegen des damit verbundenen hohen Sicherheitsbedürfnisses eine exakte Abgrenzung von westlichen Projekten erfordern.

Die von Prof. Lauter verfolgte Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Forschungsprogrammen des kapitalistischen Auslandes wird besonders deutlich auf dem Gebiet der bodengebundenen Messprogramme. Im Zentralinstitut für solar-terrestrische Physik der DAW werden ca. 80 derartige Programme bearbeitet. (Die DDR leistet damit neben Japan in der Welt die umfangreichste Arbeit auf diesem Gebiet. Die erzielten Ergebnisse in der DDR sind aufgrund der Breite, der langjährigen Kontinuität und der Qualität der Messungen z. T. Spitzenleistungen.)

Die Messergebnisse werden neben der UdSSR regelmäßig an Datenzentren in Westdeutschland, den USA, den Niederlanden, der Schweiz u. a. kapitalistischen Ländern übermittelt. Obwohl z. T. auch aus kapitalistischen Ländern Messdaten zurückfließen, bezweifeln zahlreiche Wissenschaftler des ZISTP, dass ein derartiger Umfang der aufwendigen Bodenprogramme und die nicht auf vertraglicher Basis erfolgende Übersendung der Ergebnisse in kapitalistische Länder für die DDR vertretbar sind.

Prof. Lauter unternimmt und veranlasst zahlreiche Aktivitäten, um die Mitarbeit der DDR in solchen internationalen wissenschaftlichen Organisationen wie

  • Komitee für Raumforschung (COSPAR),14

  • Internationale Union für Geodäsie und Geophysik (IUGG)15 und

  • Internationale Radiowissenschaftliche Union (URSI)16

zu verstärken.

Auf seine Initiative wurde der Umfang der Mitarbeit von DDR-Wissenschaftlern in Kommissionen und Arbeitsgruppen dieser Organisationen, in denen Vertreter imperialistischer Staaten Einfluss ausüben, erweitert.

In mehreren Fällen wurde bekannt, dass Prof. Lauter den Einsatz von Wissenschaftlern der DDR in diesen Gremien vorher mit maßgeblichen westdeutschen Wissenschaftlern abgesprochen hat.

In der Regel unterlässt es Prof. Lauter, über derartige Aktivitäten und Verfahrensweisen die zuständigen wissenschaftsleitenden Organe in der DDR zu informieren. Kann er dies nicht umgehen, so stellt er sein Vorgehen als im Rahmen von Interkosmos abgestimmt dar, obwohl dafür keine Grundlage gegeben ist.

Prof. Lauter, dem mehr an der persönlichen Anerkennung durch prominente Wissenschaftler des kapitalistischen Auslandes gelegen ist, bemüht sich vor allem um den Ausbau seiner persönlichen Positionen in den genannten internationalen Vereinigungen.

Er hat brieflichen und persönlichen Kontakt zu führenden Vertretern der westdeutschen Raumforschung, speziell zu Prof. Rawer, Ruhr-Universität, Bochum, und Prof. Dieminger, Max-Planck-Institut für Aeronomie, Lindau/Harz (arbeitet u. a. für die Bundeswehr).

Prof. Rawer und Prof. Dieminger, mit dem Prof. Lauter gemeinsam bei der faschistischen Luftwaffe war, nehmen in internationalen wissenschaftlichen Organisationen wie COSPAR, IUGG und URSI führende Funktionen ein.

Mit Dieminger und Rawer sowie ihren Mitarbeitern werden durch Prof. Lauter und ihm unterstellte Wissenschaftler insbesondere bei internationalen wissenschaftlichen Veranstaltungen enge Kontakte gepflegt. Im Rahmen von Kommissionen und Arbeitsgruppen der internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften werden Forschungsarbeiten abgestimmt und Informationen über wissenschaftliche Ergebnisse ausgetauscht. Abstimmung aus Ergebnisaustausch betreffen bodengebundene Messprogramme und teilweise auch solche Aufgaben, die Bestandteil von Interkosmos-Projekten sind.

Durch Prof. Rawer wurde Prof. Lauter z. B. aufgefordert, sich in der DDR für eine wissenschaftliche Zusammenarbeit BRD – DDR einzusetzen und für die Verwirklichung dieses Vorhabens das ganze Gewicht seiner Funktion als Generalsekretär des DAW zu nutzen.

Durch Prof. Lauter werden bei der Einschätzung des Standes der Akademiereform und der Forschung in der DAW Auffassungen vertreten, die von der prinzipiellen Orientierung der Partei- und Staatsführung abweichen.

Im Gegensatz zu der hohen Bewertung der in den letzten Jahren in der Arbeit der DAW erzielten Fortschritte bezeichnet Prof. Lauter die Akademiereform als »gescheitert«.

Vor Leitungskadern der DAW hielt Prof. Lauter 1970 in diesem Sinne einen Vortrag, was dazu führte, dass diese Meinung als Einschätzung der DAW-Leitung in den Forschungseinrichtungen der DAW verbreitet wurde.

Auch gegenüber Repräsentanten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR äußerte sich Prof. Lauter während seines Aufenthaltes in Moskau und Nowosibirsk Anfang 1971 ähnlich. Diese Gespräche mit sowjetischen Akademikern nutzte er wiederum, um innerhalb der DAW zu verbreiten, führende sowjetische Wissenschaftler – darunter auch Akademiepräsident Keldysch17 – würden angeblich mit Prof. Lauters negativer Einschätzung der Reform der DAW übereinstimmen.

Während Prof. Lauter einerseits die DAW-Reform diskreditiert, ist er andererseits bemüht, erzielte Erfolge bei der Reform mit seinem Namen zu verknüpfen, obwohl festzustellen ist, dass er durch seine umfangreiche Reisetätigkeit – im Gegensatz zu anderen führenden Wissenschaftlern der DAW – wenig an der Leitung der DAW teilnimmt und in seinem eigenen Unterstellungsbereich keine kontinuierliche Leitungstätigkeit leistet.

Prof. Lauter hat seit der Übernahme der Funktion des Generalsekretärs der DAW im Jahre 1968 Reisen nach Japan, Österreich, Belgien, England, der ČSSR, Westdeutschland, Ungarn, Kanada, der UdSSR, Polen, Spanien, Frankreich, den USA und Rumänien unternommen.

Zum Beispiel nahm Prof. Lauter vom 2.10. bis 11.10.1971 in Paris an einer Weltkonferenz der UNESCO über ein geplantes international einheitliches System der Information und Dokumentation in Wissenschaft und Technik (UNISIST-Projekt)18 teil, obwohl er nach eigenen Aussagen »davon nicht das Geringste verstehe«.

Bezeichnend ist die durch Prof. Lauter am 15.10.1971 in der Sekretariatssitzung der Kreisleitung der SED der DAW vorgenommene Auswertung seiner Tätigkeit während dieser Weltkonferenz. Er brachte u. a. zum Ausdruck, dass »man nicht viel von der Sache verstehen braucht, um mitreden zu können«. Die Hauptsache sei, dass man »die Spielregeln beherrsche« wie z. B. die USA und die UdSSR. Diese ließen andere reden und würden dann doch »Ihre Meinung durchsetzen«.

Die von der UdSSR und den USA geförderte Idee eines Weltinformationssystems »reiße eine Kluft zwischen den Industrienationen und den weniger entwickelten Ländern auf. Das sei ein zutiefst ideologisches Problem, weil mitunter der Eindruck entstehen könne, dass die UdSSR mit den USA paktiere.«

Soweit Prof. Lauter in der DAW-Leitung wirksam wurde, hat er durch sein Vorgehen wesentlich verursacht, dass bestimmte Schwierigkeiten bei der Konsolidierung der Leitung der Akademie und ihrem einheitlichen Wirken auftraten.

Zum Beispiel verbreitete Dr. Lauter, er – und nicht der parteilose Präsident – habe den Auftrag, als staatlicher Leiter der DAW zu wirken und ihre Entwicklung gegenüber Partei- und Staatsführung zu verantworten.

Durch Prof. Lauter wurden darüber hinaus in der DAW-Leitung wiederholt Vorschläge unterbreitet, die auf eine Teilung der Leitung zwischen dem Präsidenten der DAW und Prof. Lauter zielten und zum Teil geeignet waren, dem Präsidenten der DAW nur noch eine repräsentative Funktion zu überlassen. Verbunden wurden diese Aktivitäten mit verächtlichen Bemerkungen gegenüber Mitarbeitern zur Person des Präsidenten der DAW, Prof. Klare.19

Wiederholt war Prof. Lauter Initiator von Strukturdiskussionen in der Leitung der DAW, die von der Lösung inhaltlicher Probleme ablenkten.

Gleichzeitig beeinflusste Prof. Lauter jüngere befähigte Wissenschaftler wie Prof. Stiller20 und Prof. Walter,21 keine Leitungsfunktionen in der DAW zu übernehmen bzw. solche Funktionen wieder abzugeben, da diese nur Undank einbrächten und der wissenschaftlichen Entwicklung abträglich seien.

Durch diese Aktivitäten Prof. Lauters wurde die Stabilisierung der DAW-Leitung und deren Führungs- und Leitungstätigkeit behindert.

Während Prof. Lauters Aktivitäten 1969/70 darauf gerichtet waren, sich selbst als die einzige geeignete Person für die Funktion des Präsidenten der DAW zu präsentieren, wird in den letzten Monaten eine andere Richtung des Wirkens von Prof. Lauter sichtbar. Er unternimmt vielfältige Anstrengungen, sich die Schlüsselposition auf dem Gebiet der kosmischen Forschung in der DDR bzw. für die internationalen Beziehungen auf diesem Gebiet zu sichern.

Prof. Lauter hat wiederholt die Absicht geäußert, sich nach Ablauf der gegenwärtigen Legislaturperiode der DAW-Leitung im Jahre 1972 wieder ganz der wissenschaftlichen Arbeit zu widmen und keinesfalls erneut die Funktion des Generalsekretärs der DAW anzunehmen.

  1. Zum nächsten Dokument Fluchtversuch mithilfe eines Hubschraubers

    24. November 1971
    Information Nr. 1123/71 über die Verhinderung eines gewaltsamen Grenzdurchbruches nach Westberlin unter Verwendung eines durch die NVA ausgesonderten Hubschraubers

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    24. November 1971
    Information Nr. 1118/71 über den Diözesantag 1971 der Kolping-Familien des Bistums Berlin