Brand im Leichtmetallwerk Rackwitz des Mansfeld-Kombinats Eisleben
27. September 1976
Information Nr. 661/76 über bisherige Ergebnisse der Untersuchung eines Brandes im VEB Mansfeld-Kombinat »Wilhelm Pieck« Eisleben, Betriebsteil VEB Leichtmetallwerk Rackwitz, [Kreis] Delitzsch, [Bezirk] Leipzig
Am 22. September 1976, gegen 1.45 Uhr wurde ein Brand in der Halle der Werkzeugmacherei des o. g. Betriebes festgestellt. Durch den Brand wurden der westliche Teil der Halle, die Dachkonstruktion und die in der Halle befindlichen vier Funkenerosionsmaschinen, darunter zwei Importmaschinen der Fa. Krupp/BRD sowie Matrizen und andere Werkzeuge vernichtet.
Auf den Funkenerosionsmaschinen werden Matrizen zum Pressen von Aluminiumfolien bearbeitet. Mit den im VEB Leichtmetallwerk Rackwitz vorhandenen Matrizen kann die Produktion voraussichtlich noch acht Tage aufrechterhalten werden. Sollten in dieser Zeit jedoch andere Profile abgefordert werden, kann es zu Schwierigkeiten in der sortimentsgerechten Produktion kommen.
Nach vorläufigen Einschätzungen entstand ein Sachschaden von ca. einer Mio. Mark, darunter allein durch die Vernichtung der vier Funkenerosionsmaschinen ein Sachschaden von rund 500 000 Mark.
Die vom MfS in Zusammenarbeit mit der Deutschen Volkspolizei eingeleiteten Untersuchungen zur Aufklärung der Brandursache ergaben bisher:
Die Experten stellten eindeutig fest, dass der Brand vom Schaltschrank einer von der Fa. Krupp gefertigten Funkenerosionsmaschine ausging. Der Brand breitete sich von diesem Schaltschrank auf die vier Funkenerosionsmaschinen aus. Das wurde begünstigt durch den Austritt brennbarer Erosionsflüssigkeit (Paraffin-Kohlenwasserstoffgemisch, Flammpunkt 95o bis 150oC, Stoff der Gefahrenklasse III) aus durch Wärmeeinwirkung geplatzten Schläuchen.
Die vorhandenen Deckendurchbrüche ermöglichten außerdem das Übergreifen des Brandes auf die Dachkonstruktion.
Nach bisherigen Feststellungen der Spezialisten ist aufgrund des hohen Zerstörungsgrades des Schaltschrankes eine umfassende Klärung der Ursache nicht mehr möglich. (In der Vergangenheit geführte Untersuchungen zu ähnlichen Vorkommnissen ergaben als Zündquellen Kriechströme, lose Klemmstellen, Trafoüberhitzungen und auch unzulässige Erwärmung von Widerständen.)
Der Schaltschrank wurde im verriegelten Zustand aufgefunden. Der in der Nachtschicht vom 21. September zum 22. September 1976 als einziger in der Werkzeugmacherei anwesende Erodierer [Name] hat nach seinen Aussagen etwa zehn Minuten vor der Brandfeststellung – gegen 1.35 Uhr, die Halle zwecks Einnahme einer Mahlzeit verlassen, die einzige zum Brandobjekt führende Tür verschlossen und die von ihm bediente Maschine ordnungsgemäß abgeschaltet.
Bisher konnten keine Hinweise auf eine Brandstiftung bzw. fahrlässige Brandverursachung erarbeitet werden.
Das MfS setzt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Volkspolizei die Untersuchungen fort, insbesondere zur weiteren Aufklärung der Ursachen und der den Brandausbruch begünstigenden Bedingungen.