Monatsversammlung der Mitteldeutschen Landsmannschaft in Schmargendorf
3. Oktober 1956
Information Nr. 229/56 – Betrifft: Monatsversammlung der »Mitteldeutschen Landsmannschaft« am 7. September 1956 in Schmargendorf (Lokal: Mecklenburger)
Diese Versammlung, an der ca. 40 Personen teilnahmen, wurde vom Landgerichtsrat Dr. Bühling1 eröffnet.
Den »politischen Situationsbericht« hielt ein gewisser Becker.2 Becker ist Spätheimkehrer, ungefähr 45 Jahre alt, war nach 1945 aktiv in Thüringen tätig und soll nach 1948 eingekerkert worden sein. Er tritt jetzt als ein politisch Verfolgter auf und sieht seine Aufgabe darin, den »wahren Charakter des Bolschewismus zu entlarven und ein klares Bewusstsein gegen jeden Tarnversuch des Bolschewismus im deutschen Volke zu schaffen, nur danach könne der eigentliche politische Kampf beginnen«. Weiterhin warnte B. vor einer optimistischen Auslegung des XX. Parteitages der KPdSU,3 denn das sei alles Taktik und Irreführung. Des Weiteren erklärte er, dass eine Armee für die Deutschen unerlässlich sei, denn nur mit dem Schwert in einer starken deutschen Hand könne man dem Russen imponieren und eine Verhandlungsposition mit der Sowjetunion schaffen.
Danach sprach ein Rechtsanwalt Dr. Sander, der erklärte, dass er erst vor Kurzem mit einem amerikanischen Politiker gesprochen habe, der ihm versicherte, dass die USA unbeirrt aufrüste, weil fast alle Amerikaner einen Krieg mit der Sowjetunion als unvermeidlich halten. Auch die Mehrheit des amerikanischen Volkes billige diesen kommenden Krieg, da dieser von den Sowjets angestrebt wird. Für uns Deutsche, so sagte er weiter, liegt die eigene Chance nur darin, es genauso wie die Amerikaner zu machen: Zeit gewinnen, militärisch stark werden und dann das zurückholen, was man uns genommen hat. Abschließend erklärte Dr. S., dass man sich nicht auf die Amerikaner verlassen sollte, denn für uns Deutsche kommt es jetzt auf die Worte Bismarcks an: »Bist Du Gottes Sohn, dann hilf Dir selber«.4 Darum sei jetzt die wichtigste Aufgabe, so viel Deutsche aus der Ostzone herauszuholen wie nur möglich. Die Zone muss menschlich ausgetrocknet werden.