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Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frosteinwirkung (3)

21. Februar 1956
3. Übersicht über Schwierigkeiten infolge Frost- und Schneeeinwirkung (17.2.1956 bis 20.2.1956) [Information Nr. M39/56]

Die durch die Kältewelle und starken Schneefall entstandene Lage in der Industrie und im Verkehr ist weiterhin angespannt und unter Berücksichtigung einzelner Besserungen auf den einzelnen Gebieten wie folgt:

1.) Lage in der Braunkohlenförderung

Die Produktionszahlen betrugen, trotz Schneeverwehungen, Materialschäden an Baggern und Transportmitteln in den Schwerpunktrevieren am:

[Datum]

[Produktion von]

Halle

Senftenberg

Borna

17.2.1956

Abraum

43,3 %

74,0 %

23,3 %

[17.2.1956]

Kohle

90,8 %

88,0 %

23,3 %

[17.2.1956]

Brikett

92,0 %

82,7 %

85,3 %

18.2.1956

Abraum

57,7 %

65,0 %

35,0 %

[18.2.1956]

Kohle

91,0 %

95,8 %

89,9 %

[18.2.1956]

Brikett

94,2 %

93,0 %

88,3 %

19.2.1956

Abraum

55,3 %

67,0 %

33,3 %

[19.2.1956]

Kohle

93,4 %

96,4 %

97,5 %

[19.2.1956]

Brikett

91,7 %

95,6 %

91,2 %

Besondere Vorkommnisse waren am 17.2.1956 im BKW Profen zu verzeichnen. Wegen Zugentgleisungen wurden nur 50 % erfüllt. Das BKW Kulkwitz wird schlecht mit Brikett beliefert, da das Kraftwerk vorrangig versorgt wird. Das BKW Kayna1 und das Kraftwerk Trattendorf haben Entladeschwierigkeiten. Das BKW Hirschfelde hat Mangel an Kohle, da die Bagger im Tagebau Turow noch nicht in Betrieb sind. Im Tagebau Espenhain ist die Förderbrücke wegen Reparatur am Band 5 ausgefallen.

2.) Die Lage in der Gasversorgung

Die Lage in der Gasversorgung war an den einzelnen Tagen wie folgt:

  • 17.2.1956 Verbundnetz wurde nach Stufe C beliefert, ebenso der Norden. Die Bevölkerung wurde noch voll versorgt. Das Gasaufkommen lag 10 % unter dem Soll, da die Gaswerke Karl-Marx-Stadt, Halle, Leipzig und Magdeburg ungeeignete Kohle verarbeiten müssen. In Leipzig liegt der Verbrauch durch die Messe höher.

  • Am 18.2.1956 wurde der Nordraum nach Stufe C beliefert, der Südraum nach Stufe D. Durch hohe Abnahme in Leipzig und schlechte Kohle konnte der Bedarf nicht gedeckt werden.

  • Am 19.2.1956 wurde alles voll versorgt, die Industrie hat gearbeitet.

  • Am 20.2.1956 das Verbundnetz wurde annähernd gut versorgt. Störungen sind in Karl-Marx-Stadt zu verzeichnen, da die Braunkohle gefroren ist und somit Schwierigkeiten an den Kesseln zur Dampferzeugung entstehen. Durch schlechte Generatorbriketts bestehen Schwierigkeiten in der Zentralgeneratorenanlage. Es fehlen täglich 2 000 t Bevorratung: 4,2 Tage.

3.) Die Lage in der Energieversorgung

Die Absenkungswerte lagen am 17.2.1956 in der gleichen Höhe wie am 16.2.1956. Die Gesamtleistung am Netz betrug 4 180 MW. Die Kohlenlage hatte sich bis 17.2.1956 ebenfalls etwas gebessert. Kohlenschwierigkeiten bestanden noch in Lauta und Harbke.2 Klingenberg hat noch Vorrat von zehn bis zwölf Tagen. Am 18.2.1956 waren am Netz 4 250 MW. In der Frühspitze brauchten nur noch 45 MW angeboten werden. Die Kohlenlage hat sich weiter gebessert. Am 20.2.1956 – über das Wochenende – hatten die Werke die Möglichkeit einen Vorrat zu schaffen. Am 19.2.1956 abends brauchten nur noch ca. 25 MW der Industrie angeboten werden. Die Rohkohlenbelieferung ist in Ordnung. Als Schwerpunkt in der Kohlebelieferung ist das KW Potsdam ca. 15 MW Leistung zu nennen. Der Vorrat ist in diesem Werk von 40 auf 4 Tage zusammengeschrumpft. Täglicher Verbrauch 600 t – Anlieferung 160 t.

4.) Die Lage im Erzbergbau

Im Erzbergbau kam es zu keinen besonderen Vorkommnissen.

5.) Die Lage in der Industrie

Am stärksten wurden auch in der Berichtszeit wieder die Industriebetriebe durch die Kältewelle betroffen, indem es durch Kohlen- und Gasmangel zu hohen Produktionsausfällen und Betriebsstillegungen kam. Die bekannt gewordenen Ausfälle betragen:

  • im VEB Röntgenwerk Rudolstadt,3 [Bezirk] Gera 300 000 DM,

  • im VEB Grubenlampenwerk Zwickau 280 000 DM,

  • im Elektrogerätebau Suhl 280 000 DM,

  • im AUFA Eisenach 28 000 DM,

  • im Elektrogerätebau Altenburg 47 500 DM.

Die Betriebe, in denen es durch Kohlemangel zu Betriebsstillegungen kam bzw. in denen große Schwierigkeiten durch Brennstoffmangel auftraten, können aufgrund der Vielzahl nicht einzeln aufgeführt werden. Schwerpunkte sind die Industriebetriebe der Bezirke Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Suhl, Dresden und Leipzig.

6.) Die Lage in der Hausbrandversorgung und im Schulbetrieb

Neue Schwierigkeiten in der Hausbrandversorgung wurden nicht bekannt. Zu Schulschließungen kam es örtlich bedingt im Kreis Schönebeck, [Bezirk] Magdeburg.

7. Die Lage bei der Deutschen Reichsbahn

Durch den Frost und erneuten Schneefall ist die Lage bei der Reichsbahn weiterhin angespannt.

a) Reise und Güterzugverkehr

Am 17.2.1956 wurden 51 % aller Reisezüge pünktlich gefahren. Die Verspätungen waren von 7,8 Minuten pro Zug auf 5,1 Minute pro Zug gefallen. Bei Güterzügen wurden 53 % aller Züge pünktlich gefahren. Die Verspätungen bei Güterzügen waren von 31 Minuten4 auf 16 Minuten pro Zug gefallen.

Am 18.2.1956 fielen im RBD-Bereich Greifswald 13 Personenzüge aus. Diese Züge wurden am 19.2.1956 nicht eingesetzt, um den Berufsverkehr am 20.2.19565 zu gewährleisten. Die Reisezüge fuhren durchschnittlich mit sechs Minuten Verspätung, die Güterzüge durchschnittlich mit 18 Minuten Verspätung. Ausgefallen sind insgesamt 67 Güterzüge, davon 49 wegen Lasten-, elf wegen Wagen-, sechs wegen Lokmangel und einer wegen Lokschaden. Am 19.2.1956 wurden 60 % der Reisezüge bei einem Durchschnitt von 3,3 Minuten Verspätung gefahren. 48 % der Güterzüge hatten einen Durchschnitt von 14,6 Minuten Verspätung.

Am 20.2.1956 war der gesamte Zugverkehr im Raum Dresden und Halle durch Neuschnee stark behindert. 46 % der Gesamt-Reisezüge wurden pünktlich gefahren mit einem Durchschnitt von 7 Minuten Verspätung. 49 % aller Güterzüge wurden pünktlich gefahren. Der Durchschnitt der Verspätungen betrug 17,2 Minuten. Besondere Schwierigkeiten traten am 19.2. und 20.2.1956 in der Form auf, dass insgesamt 83 Schienenbrüche, 61 Lokschäden und 31 Heißläufer zu verzeichnen waren. Allein im RBD-Bereich Halle waren 35 Schienenbrüche zu verzeichnen.

b) Beladung und Entladung

Die Planzahlen der Be- und Entladung betragen täglich 32 000 Wagen. Die Be- und Entladung betrug in der Berichtszeit:

  • am 17.2.1956: 26 500 Wagen beladen – 24 600 Wagen entladen;

  • am 19.2.1956: 22 000 Wagen beladen – 23 660 Wagen entladen;

  • am 20.2.1956: 25 843 Wagen beladen – 24 075 Wagen entladen.

Der Rückstau der Züge bei der Deutschen Reichsbahn betrug am 19.2.1956 noch 21 Züge. Die Zahl erhöhte sich am 20.2.1956 auf 33 Züge, davon 17 in Magdeburg, zwei in Dresden und zwei in Erfurt. Diese Konzentration von Zügen entstand durch Lokschäden und Ähnliches. Schwerpunkt des Wagenstaues ist immer noch das EKS in Stalinstadt, wo die Wagen am 20.2.1956 immer noch vier Züge durch festgefrorenes Erz nicht entladen werden können. [sic!] Die Anforderungen des Erz- und Kohlebergbaues an Wagen konnte an allen Tagen erfüllt werden.

c) Die Kohlelage bei der Reichsbahn

Der Kohlevorrat bei den einzelnen Reichsbahndirektionen beträgt nach dem Stand vom 20.2.1956 im Durchschnitt 3,9 Tage. Aus der Staatsreserve stehen von den freigegebenen Steinkohlen der Reichsbahn noch 4 000 t zur Verfügung. Die Kohlezufuhr beträgt nach dem Stand vom 20.2.1956 für die Reichsbahn 3 062 t Steinkohle aus der Volksrepublik Polen – mit weiteren Lieferungen ist zu rechnen, 28 000 t Brikett und 2 936 t Kohle aus der eigenen Kohleindustrie. Die Zufuhr von Kohlenstaub ist ebenfalls besser geworden. Die RBD Cottbus erhielt 48 t und die RBD Dresden 27 t Kohlenstaub.

8.) Die Lage auf den Binnenwasserstraßen der DDR

Oder: von Ratzdorf km 542,4 – Widuchowa6 km 704,1: Eisstand.

Elbe:

  • ČSR – km 1,4 Schmilka: Eisstand;

  • Schmilka km – 15,0 Königstein: eisfrei;

  • Königstein km 126,0 – 18 km oberhalb Riesa: mäßiges Treibeis;

  • oberhalb Riesa km 232,4 – Coswig/Anhalt: Eisstand;

  • Coswig km 265,0 – Brambach: leichtes Treibeis;

  • Brambach – Hamburg: Eisstand.

Die Eisdecke der Elbe hat im Bezirk Schwerin eine Stärke von ca. 10 bis 15 cm. Außerdem bestehen mehrere Eisstauungen bis 1,10 m. Zwischen Dömitz und Boizenburg sind Eisversetzungen bis zu einer Stärke von 3,25 m festzustellen. Der Wasserstand ist noch normal.

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