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Zweiwochenbericht

22. Mai 1956
Informationsdienst Nr. 10 zur Beurteilung der Situation in der DDR

Zur Lage in Industrie und Verkehr

Politische Diskussionen

Zur Aufdeckung des amerikanischen Spionagetunnels1 wurden in der Berichtszeit in stärkerem Maße Diskussionen bekannt, die ebenfalls in der Mehrzahl positiv sind und die Verachtung und Empörung der Bevölkerung gegenüber diesen Machenschaften ausdrücken. Vereinzelt wurden auch wieder zweifelnde und negative Diskussionen dazu bekannt, die im Wesentlichen die bereits schon gemeldeten Argumente enthalten wie: »nur Propaganda für den 1. Mai« (Messgerätewerk Zwönitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt) – »ein alter Tunnel von den Russen so eingerichtet« (Reichsbahnarbeiter in Berlin). Vereinzelt kam es auch zu solchen Diskussionen wie: »Die Amis sind tüchtig auf Draht, denn wer das ausgeknobelt hat, der muss allerhand auf den Kasten haben.« (VEB VTA Leipzig, Arbeiter der Reichsbahn Berlin, ein Landwirt auf Vieritz, [Bezirk] Magdeburg) Im VEB Gaselan Fürstenwalde äußerte ein Arbeiter: »Ich verstehe die SU nicht. Es sind doch genauso russische wie deutsche Leitungen angezapft und von der SU erfolgte kein scharfer Protest.« Damit brachte er seine Zweifel zum Ausdruck.

Im geringen Maße wurden auch Diskussionen über die in der DDR durchgeführten Haftentlassungen ehemaliger SPD-Angehöriger bekannt.2 Auch zu dieser Frage wird in der Mehrzahl im positiven Sinne diskutiert. Charakteristisch dafür ist die Meinung einiger Angestellter und Arbeiter im Fernmeldewerk Arnstadt, [Bezirk] Erfurt, die darin »die Bereitschaft unserer Regierung sehen, aber auch alle Möglichkeiten auszunutzen, um den Frieden zu erhalten und eine baldige Annäherung der beiden Teile Deutschlands herbeizuführen«. Jedoch bestehen auch zu dieser Frage eine Reihe von Unklarheiten unter den Werktätigen sowie der Bevölkerung, die in folgenden Argumenten ihren Ausdruck fanden:

  • »Mir ist unerklärlich, dass mein Sohn, welcher zu 1½ Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist, nicht entlassen wird, während andere zu 10 und 15 Jahren Verurteilte aus der Haft entlassen werden.« (ein Arbeiter im VEB Lederfabrik Hirschberg, [Bezirk] Gera)

  • »Warum hat man erst Zaisser3 und Fechner4 verurteilt, wenn man sie jetzt wieder auf freien Fuß setzt und von dem ehemaligen Außenminister Dertinger5 hört man überhaupt nichts, man weiß nicht, warum er eingesperrt wurde.« (ein Teil der Bevölkerung in Neuhaus-Schierschnitz, [Bezirk] Suhl)

  • »Drüben im Westen lachen sie sich eins, werten dies in der Presse als ihre Erfolge aus, aufgrund ihrer Protest-Flugblätter.« (Arbeiter aus Fürstenwalde, [Bezirk] Frankfurt/O.)

  • »dass die Amnestie für die, die langjährlich [sic!] politisch bestraft sind, nicht richtig ist, da der größte Teil dieser Rechtsbrecher nach der Freilassung alles versuchen wird, den friedlichen Aufbau zu stören.« (Tierarzt in Löcknitz, [Bezirk] Neubrandenburg)

Ökonomische Fragen

Nach wie vor wirken sich die bestehenden Materialschwierigkeiten in den Betrieben ungünstig auf die Planerfüllung sowie die Stimmung der Werktätigen aus. Die Hauptursachen dafür sind immer wieder die schlechte Belieferung durch Zulieferbetriebe sowie zögernde Importeingänge. Bekannt wurden in der Berichtszeit insbesondere zwei Arten von Materialschwierigkeiten:

  • 1.)

    für die Produktion

  • 2.)

    für die Instandhaltung des Maschinenparks der Betriebe

1.) Für die Produktion fehlen in den verschiedensten Betrieben und Industriezweigen insbesondere Halbfertigfabrikate oder Rohstoffe. Dafür nachfolgende Beispiele:

  • Dem VTA Leipzig fehlen 30 t 5-mm-Bleche und 2,5 t Rundeisen 20. Dadurch ist die Fertigstellung von 18 Kugelschauflern gefährdet.

  • Im VEB Montan Leipzig fehlen 100 t U-14-, 30 t doppelt-Z- und 38 t U-16-Walzmaterialien, was von der Maxhütte Unterwellenborn geliefert werden sollte. Dadurch ist die Fertigung von Geräten für die Braunkohlenwerke, u. a. auch ein 500-t-Außenkran für das Objekt Schwarze Pumpe, gefährdet.

  • Im VEB Turbowerk Meißen, [Bezirk] Dresden, bestehen Schwierigkeiten in der Belieferung von Motoren aus dem Zulieferbetrieb Galvanotechnik Leipzig. Es fehlen besonders Schiffslüftermotoren, wodurch ein Exportauftrag nach der SU gefährdet ist.

  • Im VEB Werkzeug- und Besteckfabriken Schmalkalden, [Bezirk] Suhl, besteht ein großer Mangel an rostfreien Blechen (Alpacca-Blechen), die durch Importe aus Westdeutschland und Österreich bezogen werden. Dadurch ist der Plan für das II. Quartal gefährdet.

Weitere Materialschwierigkeiten, durch die die Planerfüllung gefährdet ist, stehen in folgenden VE-Betrieben an:

  • Fortschrittwerk Neustadt,6 [Kreis] Sebnitz, [Bezirk] Dresden – Doppelkreuzgelenke und Messerhalter;

  • Damino-Werk 2 Eibau, [Kreis] Löbau, [Bezirk] Dresden – Siederohre;

  • Waggonbau Görlitz, [Bezirk] Dresden – Mahagoniholz;

  • Abus Sebnitz, [Bezirk] Dresden – Winkel und U-Eisen;

  • Kunstseidenwerk Pirna – Schwefelkies;

  • Betonwerk Cossebaude, [Kreis] Dresden[-Land] – Split 3/8 und 8/15;

  • Draht- und Nagelwerk Wilischthal,7 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt – Draht;

  • Glühlampenwerk Plauen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt – Kolben und Sockel;

  • Dampfkesselbau Meerane, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt – Armaturen;

  • Transformatorenwerk Reichenbach, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt – Formstahl p 12;

  • Stern-Radio Rochlitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt – Gehäuse;

  • Erzgebirgische Möbel- und Spielwarenfabrik Niedersaida, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt – Holz;

  • Hettstedter Feinhütten, [Bezirk] Halle – Kupfer;

  • Abus Stahlbau Dessau8 – Halbfertigfabrikate;

  • IKA-Sonneberg II, [Bezirk] Suhl – Messingbleche;

  • Westglas Gießübel,9 [Kreis] Ilmenau, [Bezirk] Suhl – hitzebeständiger Stahl;

  • Thüringer Ölwerke Gotha, [Bezirk] Erfurt – Ölsaaten;

  • Sachsenpelz Naunhof, [Kreis] Grimma, [Bezirk] Leipzig – 100 000 Lammfelle;

  • Karl-Marx-Werk Magdeburg,10 – Temperguss;

  • Bw Frankfurt/O. – Radsätze für Güterwagen;

  • Motoren-Instandsetzungswerk Demmin, [Bezirk] Neubrandenburg – Kurbelwellen;

  • Betonwerk Malchin, [Bezirk] Neubrandenburg – Zement, Schlacke und Kies.

2.) Die Instandhaltung des Maschinenparks der Betriebe bereitet ebenfalls Schwierigkeiten, da die Betriebe nicht die entsprechenden Ersatzteile bzw. Materialien erhalten, was wiederum zu Produktionsschwierigkeiten führt.

So bestehen im VEB Spinnerei und Weberei Ebersbach, [Bezirk] Dresden, Schwierigkeiten beim Bau der Kesselanlage, da der Betrieb keine hochlegierten Rohre und Kesselbolzen geliefert bekommt. Die Leistung der jetzigen Kesselanlage ist von 14 auf 7 Atü zurückgegangen, was zu einer beträchtlichen Einschränkung der Produktion führt.

Der VEB Kunstseidenwerk Premnitz, [Kreis] Rathenow, [Bezirk] Potsdam, hat Schwierigkeiten bei der Durchführung der Generalreparaturen von 30 Spinnmaschinen, da die Spinnerei und Zwirnereimaschinenfabrik Karl-Marx-Stadt die erforderlichen Ersatzteile erst ein Jahr nach Aufgabe der Bestellungen liefert.

Im VEB Papierfabrik Kriebethal, [Kreis] Hainichen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, besteht Mangel an Sieben, welche aus Westdeutschland geliefert werden. Die vom VEB Metallweberei11 gelieferten Siebe können nur drei Tage verwendet werden, da diese nicht der Qualität entsprechen. Bisher entstand dadurch ein Planrückstand von ca. 800 t Papier.

Folgende VE-Betriebe haben Schwierigkeiten ähnlicher Art.

  • Stahlwerk Gröditz,12 [Bezirk] Dresden – Rohrzangen 1 bis 3 Zoll;

  • Kalkwerk Gera-Langenberg – Schrauben und Schienenverbindungsstücke;

  • Deutsche Schallplatten Potsdam-Babelsberg13 – Ersatzteile.

Wesentliche Schwierigkeiten bereiten den Betrieben Auftragsmangel und Auftragsstornierung, wodurch sie nicht in der Lage sind ordnungsgemäß zu planen.

Dem VEB Bekleidungswerk Bischofswerda wurde durch die GST schriftlich ein Auftrag von 20 000 Kombinationen in Aussicht gestellt. Dieser Auftrag wurde vom Zentralvorstand der GST zurückgezogen und nach Falkenstein gegeben, mit dem Bemerken, sie würden die Termine nicht einhalten. Dem VEB Travertinwerke Langensalza, [Bezirk] Suhl,14 wurde ein Auftrag auf Travertinsteine für Holland von deren Vertreter zurückgegeben, da der Stein mit vielen Löchern versehen war. Auftragsmangel wurde weiterhin aus folgenden VE-Betrieben bekannt:

  • Kaliwerk »Marx-Engels« Unterbreizbach, [Bezirk] Suhl;

  • Karl-Marx-Werk Magdeburg15 – auf dem Gebiet des Messgerätesektors;

  • Maschinenbau Neubrandenburg;

  • VEB PWS Schmölln, [Bezirk] Leipzig – Werkzeugbau;

  • Bekleidungswerk Bischofswerda – Arbeitskleidung.

Produktionsstörungen in der Zeit vom 6.5. bis 19.5.1956

Durch Schäden an Maschinen und Baggern entstanden in den Braunkohlenbetrieben der Bezirke Leipzig und Halle folgende Ausfälle: 65 680 cbm Abraum, 2 600 t Rohkohle, 132 t Brikett.

In anderen Industriezweigen wurden nachträglich folgende Maschinenausfälle bekannt:

  • Am 27.4.1956 fiel im VEB Zellstoff- und Papierfabrik Blankenstein,16 [Bezirk] Gera, die Turbine durch Fallen des Schnellverschlusses infolge Überalterung aus. Sachschaden 20 834 DM.

  • Am 30.4.1956 kam es im VEB-Werk in Königsee,17 [Bezirk] Gera, zu einem Produktionsstillstand von etwa 45 Minuten. Aufgrund eines Erdschlusses war ein Transformator durchgebrannt und die Stromversorgung ausgefallen. Sachschaden 5 000 DM.

  • Am 5.5.1956, gegen 6.05 Uhr, brannte am Laufring 4 im VEB Maxhütte in Unterwellenborn, [Kreis] Saalfeld, der Drehofen I durch. Als Ursache wird vermutet, dass im Inneren des Ofens einige Schamottsteine ausgefallen sind. Es entstand ein Produktionsschaden einschließlich Produktionsausfall in Höhe von 72 000 DM.

  • Am 9.5.1956, gegen 9.30 Uhr, entstand im VEB (K) Asbest- und Filterplattenwerk in Kleinreinsdorf, [Kreis] Greiz, [Bezirk] Gera, an der Filterplattenmaschine ein Wassereinbruch. Dadurch ist der Betrieb nicht in der Lage, seinen Exportverpflichtungen bis zum 20.5.1956 nachzukommen. Es entstand ein Produktionsschaden von insgesamt 1 520 DM. Des Weiteren ist die Maschine für zwei Tage ausgefallen.

  • Am 3.5.1956 fiel im Kabelwerk Meißen, [Bezirk] Dresden, infolge eines Materialfehlers die Bleipresse KW 39 aus. Dadurch wird die Kabelfertigung mit Bleimaterial zu 40 % reduziert.

  • Am 4.5.1956 fiel im VEB Reifenwerk Riesa durch unqualifizierte Bedienung der Kompressor aus. Der Produktionsausfall beträgt ca. 140 000 DM.

Besondere Vorkommnisse

Am 9.5.1956 ist im VEB Phosphatwerk Rüdersdorf der Bunker 38 eingestürzt. Der Bunker ist aus Eisen und hat ein Fassungsvermögen von ca. 50 t. Der obere Teil ist mit dem unteren Teil durch zwei 3/4-Zoll-Schrauben befestigt. Sämtliche Schrauben sind weggerissen. Die Ursachen des Einsturzes liegen vermutlich in der Überbelastung des Bunkers. Der Materialschaden wird auf ca. 35 000 DM und der Produktionsausfall auf ca. 45 000 DM geschätzt.

Am 10.5.1956 ereignete sich in der Generatorenanlage im VEB Walzwerk Finow, [Kreis] Eberswalde, eine Explosion. Durch die Explosion wurde der Hauptschieber in der Nähe des Rieselkühlers herausgerissen und ein Teil der Leitung an der Generatorenanlage beschädigt. Der entstandene Schaden beträgt ca. 3 000 DM.

Brände entstanden

  • Am 8.5.1956 entstand in der Ziegelei Breitenstein in Radeberg, [Kreis] Dresden[-Land], durch Selbstentzündung von Kohlenstaub ein Brand. Gesamtschaden ca. 5 000 DM.

  • Am 12.5.1956 brach im VEB Druckmaschinenwerk Victoria Heidenau,18 [Bezirk] Dresden, im Kompressorraum am Schaltbrett ein Brand aus. Schaden 5 000 DM. Ursache unbekannt.

  • Am 7.5.1956 brach im VEB Zweigwerk Niederschmiedeberg,19 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, ein Brand aus. Durch Schweißen entzündeten sich 410 qm Piatherm.20 Gesamtschaden 60 000 DM.

  • Am 10.5.1956 brach im VEB Holzbau Schwerin aus ungeklärter Ursache ein Brand aus. Dadurch wurden das Kulturhaus und die Lagerhalle II vollständig vernichtet. Gesamtschaden 1 Mio. DM.

Versorgungslage

In der Berichtszeit sind in der Versorgungslage keine wesentlichen Veränderungen eingetreten. Die Belieferung auf Markenbasis ist im Allgemeinen sichergestellt.21

Die Schwierigkeiten in der Belieferung der Bevölkerung mit HO-Butter hält in den Bezirken Magdeburg, Neubrandenburg, Halle, Leipzig, Gera, Karl-Marx-Stadt und Dresden weiterhin an. Dabei kommt es vor allem im Bezirk Dresden bei Anlieferung dieser Ware vor den Geschäften zu Schlangenbildung.

Der bereits mehrfach berichtete Mangel an HO-Fleisch- und -Wurstwaren besteht weiterhin in den Bezirken Magdeburg, Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Suhl, Halle und Neubrandenburg. Vor allem treten Schwierigkeiten in der Rindfleischversorgung auf. Die Ursachen, die dazu führen sind, wie bereits mitgeteilt, die ungenügende Erfüllung der Aufkaufpläne. So zeigt sich z. B. im Bezirk Neubrandenburg in der Erfüllung der Aufkaufspläne folgender Rückstand: 181,7 t Rindfleisch, 1 793,4 t Schweinefleisch, 2 450 000 Stück Eier. Weiterhin bestehen Schwierigkeiten in den Bezirken Magdeburg, Neubrandenburg und Schwerin in der Belieferung mit Marmelade. Außerdem tritt noch ein Mangel an HO-Margarine in den Bezirken Magdeburg und Schwerin in Erscheinung.

Stimmung zur Versorgungslage

Da sich die Versorgungslage gegenüber den Vormonaten etwas gebessert hat, gibt es auch unter der Bevölkerung keine größeren Diskussionen. Die vereinzelt bekannt gewordenen Diskussionen beinhalten z. B. die hohen Preise von Textilien, ungenügende Belieferung mit saisongerechten Waren sowie die schlechte Auswahl von Importwaren.

So brachten z. B. einige Arbeiterinnen aus Pößneck, [Bezirk] Gera, Folgendes zum Ausdruck: »Wir haben jetzt so viel Ware und Angebote gesehen, aber für uns Arbeiter mit einem Monatsverdienst von ca. 340 DM brutto, was noch der Durchschnittsverdienst ist, ist ein Kleid von 70 bis 100 DM noch viel zu teuer.«

Die Verkaufsstellenleiterin im Textilkonsum in Schleiz, [Bezirk] Gera, äußerte: »Der größte Teil der Textilien wird bei uns nicht saisongemäß geliefert, was sich natürlich im Verkauf (Umsatz) sowie im Ansteigen der Überplanbestände auswirkt. Des Weiteren kann ich nicht verstehen, dass man im Kino einige Ausschnitte über die Herstellung von hochwertigen Perlongeweben zeigt und dabei die Bemerkung macht, dass sie in der DDR Sorgen haben, diese Erzeugnisse loszuwerden. Ich kann nur sagen, dass wir froh wären, wenn wir so etwas bekommen könnten, denn nach solchen Erzeugnissen ist die Nachfrage besonders groß.«

Anlässlich einer Mitgliederversammlung des Konsums in Haldensleben, [Bezirk] Magdeburg, kam es aufgrund des mangelhaften Angebotes von Hülsenfrüchten zu unzufriedenen Diskussionen. Dabei erklärte ein Arbeiter: »Was sollen wir mit den teuren Importen wie Ananas, dafür sollten lieber praktische und billigere Waren eingeführt werden, wie Hülsenfrüchte. Die Verantwortlichen vom Außenhandel nehmen auch alles vom Ausland an und überlegen nicht, wo es am meisten fehlt.«

Überplanbestände

Auch in dieser Berichtsperiode wurde uns aus einigen Bezirken berichtet, dass im Handel erhebliche Überplanbestände vorhanden sind. So lagern z. B. im Großhandelskontor Leder in Erfurt für ca. 6 Mio. DM Überplanbestände an Schuhen. Es handelt sich hierbei überwiegend um Austauschschuhe mit Igelitsohlen. Ähnlich liegen die Verhältnisse beim Handelskontor Textil in Erfurt. Dort lagern für ca. 8 Mio. DM Überplanbestände, vorwiegend Konfektion und Untertrikotagen.

Weiterhin lagern in der HO-Industriewaren Görlitz, [Bezirk] Dresden, für 1,5 Mio. DM Überplanbestände und in der Konsumgenossenschaft Güstrow, [Bezirk] Schwerin, lagern Rundfunkröhren im Werte von 75 000 DM, die nicht abgesetzt werden können, da diese nicht mehr gekauft werden. (Typenänderungen)

Im Kreis Schönebeck, [Bezirk] Magdeburg, besteht ein großer Überhang an Zigaretten in allen Preislagen. So lagern im Großhandelskontor Lebensmittel 2,6 Mio. und in der Konsumgenossenschaft 1,5 Mio. Stück.

Die Lage in der Landwirtschaft

In der Landwirtschaft stehen neben der Durchführung der Frühjahrsbestellung die Probleme Erhöhung der SVK-Beiträge22 und Entlohnung in den MTS-Stationen im Vordergrund der Diskussionen.

1. Erhöhung der SVK-Beiträge

Über die Erhöhung der SVK-Beiträge gibt es in der Landwirtschaft, vor allem unter den Einzelbauern, eine große Reihe unzufriedener Diskussionen. Die Hauptdiskussionspunkte sind dabei folgende:

  • »Durch die Erhöhung der SVK-Beiträge will man uns in die LPG zwingen.«

  • »Dadurch will man uns kaputtmachen bzw. uns zum Verlassen unserer Höfe zwingen.« oder

  • »Durch die Aufstellung der Volksarmee braucht der Staat Geld für die Aufrüstung.«23

Besonders stark verbreitet ist die Diskussion, dass man durch diese finanzielle Mehrbelastung die Einzelbauern in die LPG zwingen will. So wurde in einer Bauernversammlung in Petershagen,24 [Kreis] Greifswald, [Bezirk] Rostock, die Meinung vertreten, dass man durch die Erhöhung der SVK-Beiträge die Einzelbauern in die LPG zwingen und kaputtmachen will. Derartige Diskussionen wurden aus allen Bezirken bekannt.

Heftige Diskussionen gab es auch in dem Kreis Seelow, [Bezirk] Frankfurt/O., wo in den Gemeinden Platkow und Quappendorf25 ganz offen gesagt wurde: »Wenn ich die SVK-Beiträge nicht mehr bezahlen kann und keine Saat für ausgewinterte Flächen bekomme, dann kaufe ich mir eine Fahrkarte nach Westberlin.« Zu bemerken ist, dass aus beiden Gemeinden in den letzten Wochen je ein Bauer republikflüchtig geworden ist.

Wie stark die Unzufriedenheit unter der Bauernschaft ist, sollen zwei Beispiele aus dem Bezirk Leipzig und Suhl zeigen. So wurde in der Gemeinde Zaußwitz, [Kreis] Oschatz, [Bezirk] Leipzig, ein Schreiben an den Kreisverband der VdgB verfasst, in dem 25 Bauern unterschrieben haben. Darin wird vom Kreisverband gefordert, dass Schritte unternommen werden sollen, um eine Herabsetzung der SVK-Beiträge zu erreichen.

Beim Rat des Kreises Hildburghausen, [Bezirk] Suhl, sind bei der Abteilung Finanzen mehr als 100 Protestschreiben von Einzelbauern abgegeben worden.

Die Missstimmung wegen der erhöhten Zahlung der SVK-Beiträge hat jetzt auch auf die Mitglieder einzelner LPG übergegriffen. Die größte Unzufriedenheit unter den LPG-Mitgliedern herrscht darüber, dass sie im Krankheitsfalle kein Krankengeld erhalten und nicht wissen, wie sie in derartigen Fällen ihre Familie ernähren sollen.

2. Entlohnung in den MTS-Stationen

Aus verschiedenen Kreisen und Bezirken wurden Missstimmungen und negative Diskussionen unter den Traktoristen und Arbeitern aus den MTS berichtet, indem diese mit der gegenwärtigen Entlohnung nicht mehr einverstanden sind. Die Ursachen, die dazu führen, sind, dass ab 1.4.1956 keine Überstunden mehr gezahlt werden und dass der Grundlohn der Brigadiere auf 13,50 DM täglich festgelegt ist, wogegen sie vor dem 1.4.1956 einen Stundenlohn von 1,92 DM erhielten. Dies führt dazu, dass laufend Kündigungen von Beschäftigten der MTS eingehen, die aufgrund des geringen Verdienstes lieber in der Industrie arbeiten wollen. So haben in der MTS Mylau, [Kreis] Reichenbach, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, von den fünf vorhandenen Brigadieren bereits drei die Arbeit aufgegeben und die anderen zwei haben ihre Kündigung eingereicht. In der MTS Großraschütz, [Kreis] Großenhain, [Bezirk] Dresden, ist ein Brigadier ausgeschieden, zwei weitere haben die schriftliche Kündigung eingereicht und die restlichen Brigadiere wollen ebenfalls kündigen. Ähnliche Beispiele von Kündigungen können noch aus den Bezirken Neubrandenburg, Halle, Karl-Marx-Stadt, Potsdam und Cottbus angeführt werden.

Brände in der Zeit vom 5.5.1956 bis 19.5.1956

In der Berichtszeit wurden insgesamt 16 Brände bekannt, davon acht durch Fahrlässigkeit, sechs durch Kinderhand, eine Brandursache unbekannt, einer durch Blitzschlag.

Bezirk Neubrandenburg

  • ein Stall- und Wohngebäudebrand, LPG, Fahrlässigkeit;

  • ein Stallbrand, LPG, Fahrlässigkeit;

  • ein Feldscheunenbrand, staatliches Eigentum, durch Kinderhand.

Bezirk Potsdam

  • ein Strohmietenbrand, LPG, Fahrlässigkeit;

  • ein Scheunenbrand, Kleinbauer, Brandursache unbekannt;

  • ein Scheunenbrand, LPG, durch Kinderhand;

  • ein Stall-, Wohnhaus- und Scheunenbrand, Kleinbauer, Fahrlässigkeit.

Bezirk Halle

  • ein Scheunenbrand, LPG, durch Blitzschlag;

  • ein Scheunenbrand, VdgB, durch Kinderhand;

  • ein Scheunenbrand, Mittelbauer, durch Kinderhand.

Bezirk Dresden

  • ein Gehöftbrand, Kleinbauer, Fahrlässigkeit.

Bezirk Karl-Marx-Stadt

  • ein Scheunenbrand, Kleinbauer, Fahrlässigkeit.

Bezirk Schwerin

  • ein Scheunenbrand, LPG, Fahrlässigkeit;

  • ein Stallbrand, Kleinbauer, durch Kinderhand.

Bezirk Rostock

  • ein Scheunenbrand, LPG, durch Kinderhand.

Bezirk Frankfurt/O.

  • ein Scheunenbrand, LPG, Fahrlässigkeit.

Ergänzung zu dem Bericht vom 5.5.195626

Von den in der Berichtszeit vom 21.4. bis 4.5.1956 aufgeführten drei vermutlichen Brandstiftungen konnten zwei als vorsätzliche Brandstiftungen aufgeklärt werden. Bei dem Stallbrand und Scheunenbrand in der LPG Friedenshorst, [Kreis] Neuruppin, [Bezirk] Potsdam, handelt es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung durch einen Landarbeiter, welcher geisteskrank ist. Der Täter befindet sich in Haft und hat seine Tat gestanden. Bei dem Strohmietenbrand in der LPG Klein Wanzleben, [Bezirk] Magdeburg, handelt es sich ebenfalls um eine vorsätzliche Brandstiftung durch einen Schlosser dieser LPG. Der Täter ist Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und fällt unter den § 51.27 Täter befindet sich in Haft.

Ereignisse von besonderer Bedeutung

Industrie und Verkehr

  • Am 4.5.1956 erfolgte im Kompressorraum und der danebenliegenden Schmiede des VEB Glashütte Mellenbach, [Kreis] Neuhaus, [Bezirk] Suhl, eine Explosion durch leichtfertiges Umfüllen von Propangas. Drei Personen wurden mit Verbrennungen 3. Grades in das Krankenhaus eingeliefert. Der Gesamtschaden beträgt ca. 3 000 DM.

  • Der VEB (K) Gerätewerk Waldau, [Bezirk] Suhl, könnte der DDR wertvolle Devisen einbringen, wenn der DIA sein Versprechen einhalten würde und einen Preiskatalog für Karabinerhaken und ähnliche Dinge besorgen würde.

  • Am 14.5.1956 wurde im VEB Kaliwerk »Ernst Thälmann« Merkers, [Bezirk] Suhl, im Revier 1 in der fünften südlichen Abteilung festgestellt, dass nach Westen alle Schüsse stecken geblieben sind. Dadurch ist ein Ausfall von 730 t Rohkali eingetreten. Von einem inzwischen verhafteten Täter war eine Sicherung entfernt worden.

  • Am 2.5.1956 wurde dem VEB Maschinenbau Görlitz, [Bezirk] Dresden, mitgeteilt, dass in einer an die Neptun-Werft Rostock gelieferten Dampfmaschine im Dampfüberstromkanal zwischen Mitteldruck und Niederdruckschieber eine Mutter M 24 gefunden wurde. Die Maschine sollte in ein Hebeschiff für die SU eingebaut werden.

  • Am 7.5.1956 brannte auf der Strecke Dresden – Sebnitz ein Bus der KVG restlos aus, der mit 41 Personen besetzt war. 20 Personen wurden mit Brandverletzungen aller Grade in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert. Die Ursache war eine unter dem mittleren Wagenteil angebrachte Gasflasche, die ausgelaufen ist und sofort eine Stichflamme entwickelte.

  • Im VEB (K) Ziegelei Langensalza, [Bezirk] Erfurt, wurden an dem dort arbeitenden Bagger in Abwesenheit der Besatzung von unbekannten Tätern Verstellungen verschiedener Art vorgenommen. Durch die Aufmerksamkeit des Maschinisten konnte Schaden verhindert werden.

  • Bei einer Kontrolle der Messgeräte im Karl-Marx-Werk Potsdam-Babelsberg28 durch den VEB Energieversorgung Potsdam wurde festgestellt, dass an den Zählereinrichtungen Veränderungen vorgenommen wurden, wodurch letzterem Betrieb ein Schaden von 48 000 DM entstand.

  • In der Nacht zum 11.5.1956 zerschnitten unbekannte Täter im VEB Pharma-Werke Ludwigslust,29 [Bezirk] Schwerin, in der Lackiererei den Luftdruck- und Farbschlauch des Spritzapparates.

  • Am 2.5.1956 wurde, wie nachträglich bekannt wurde, in der Zeche der Chemischen Abteilung II der Wismut in Auerbach, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, festgestellt, dass unbekannte Täter eine Schlammpumpe mit zusammengeknoteten Filtertuchfetzen verstopft hatten.

Übrige Bevölkerung

Von der im letzten Bericht gemeldeten Demonstration in Weimar sind bisher zwei Studenten als Organisatoren ermittelt worden.30

  • 1)

    [Vorname Name 1], Abteilung Volksmusik (bisher aktiv in FDJ und GST tätig und noch nicht feindlich in Erscheinung getreten);

  • 2)

    [Vorname Name 2], Abteilung Streicher (indifferent, am 3.9.1955 republikflüchtig geworden und nach zwei Tagen zurückgekehrt, weil er an der Musikhochschule Detmold angeblich nicht angenommen wurde).

Weitere vier Studenten waren mitbeteiligt.

In den Gemeinden Gehrden und Güterglück, [Kreis] Zerbst, wurden 50 Fälle von Ruhrerkrankungen festgestellt. Ursache ist noch nicht bekannt.

Unter den Schwerbeschädigten herrscht verschiedentlich Missstimmung, besonders im Bezirk Erfurt, weil die Schwerbeschädigtenausweise eingezogen wurden und die Prozentzahl formal – ohne richtige Untersuchung – festgelegt wurde.31 Typisch ist folgende Äußerung des [Vorname Name 3], Mitglied der SED, Abrechner im AWE Eisenach: »Ich bezahle so lange keinen Beitrag mehr, bis endlich eine Klärung seitens der Regierung erfolgt und nicht so formal an die Sache herangegangen wird. Ich war erst 60 % schwerbeschädigt und jetzt ist alles gestrichen worden. Dadurch habe ich monatlich 40,00 bis 50,00 DM weniger Lohn.«

Anlage vom 22. Mai 1956 zum Informationsdienst Nr. 10

Feindtätigkeit in der Zeit vom 8. bis 20.5.1956

Die Feindtätigkeit beschränkte sich in der Berichtszeit auf die üblichen Schmierereien, Beschädigungen und besonders auf Gerüchteverbreitung. Terrorfälle und Provokationen wurden nicht bekannt.

Im Einzelnen wurden Hakenkreuze in Halle, Potsdam-Babelsberg, Beelitz, [Kreis] Potsdam[-Land], und Altenburg geschmiert.

Hetzlosungen gegen Partei, Regierung und deren Funktionäre wurden in Zeitz, Querfurt, Sangerhausen, in Berlin-Weißensee, in Schulpforte und Bad Frankenhausen, [Bezirk] Halle, in Birkenwerder und Gräbendorf, [Bezirk] Potsdam, festgestellt. An der Kirche in Biere, [Bezirk] Magdeburg, wurde eine 6 m lange Losung: »Nieder mit der Kirche, bezahlt keine Kirchensteuer mehr« angemalt.

Beschädigungen von Fenstern, Schaukästen, Fahnen und Plakaten waren in Gera, Weida, [Bezirk] Gera; Mosel, [Kreis] Zwickau; Kreis Zschopau, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt; Kreis Kamenz, Sebnitz, [Bezirk] Dresden; in Jeserig und Brandenburg, [Bezirk] Potsdam; Boizenburg, [Bezirk] Schwerin, zu verzeichnen. In Neuplötzin, [Bezirk] Potsdam, wurde anstelle des Straßenschildes »Ernst-Thälmann-Straße« ein Schild mit der Aufschrift »Straße des 17. Juni« angebracht. In Schellerhau,32 [Kreis] Dippoldiswalde, wurde am 3.5.1956 eine Straßensperre errichtet.

Gerüchte

  • Unter den Studenten der Karl-Marx-Universität Leipzig (veterinärmedizinische Fakultät) und in verschiedenen Bevölkerungsschichten – vereinzelt auch in Industrie und Landwirtschaft – wird das Gerücht verbreitet, dass die sowjetischen Fahrer den Sturz Gustav-Adolf Schurs33 veranlasst hätten.

  • Altlandsberg-Süd, [Kreis] Strausberg: »Berlin wird als ›Freie Stadt‹ erklärt.«

  • In Dobra und Tauscha, [Kreis] Großenhain: »Die Dörfer Kleinaundorf, Dobra und Tauscha müssen geräumt werden, weil der Truppenübungsplatz vergrößert und ein Flugplatz gebaut wird.«

  • In Oschersleben: »Otto Nuschke34 ist republikflüchtig geworden.«

  • In Kehnert,35 [Kreis] Tangerhütte: »Jeder aus der Haft entlassene politische Häftling muss sich verpflichten, eine Person zu benennen, die dann inhaftiert wird.«

  • Die Geschäfts- und Hausbesitzerin [Name 4] aus Tanna, [Kreis] Schleiz, verbreitet das Gerücht, dass alle schuldenfreien Häuser vom Staat übernommen werden und fordert auf, deshalb Schulden auf die Häuser zu machen.

Desinformation

Dem Flugplatzbau-Projekt in Borstel, [Kreis] Stendal, wurde aus Brandenburg telefonisch die Anweisung gegeben, die Bauarbeiten sofort einzustellen. (wird bearbeitet)

Feindtätigkeit in der Industrie

Aus einigen Betrieben wurden in der Berichtszeit wiederum faschistische Schmierereien sowie Beschädigung von Bildern, Fahnen und Büsten bekannt. Diese Erscheinungen traten auf in folgenden VE-Betrieben:

  • Maschinenbau Görlitz, [Bezirk] Dresden;

  • KSW Pirna, [Bezirk] Dresden;

  • Feuerlöschgerätewerk Görlitz, [Bezirk] Dresden;

  • Kaliwerk Friedenshall Bernburg, [Bezirk] Halle;

  • Kraftwerk Zschornewitz, [Bezirk] Halle;

  • Ziegelwerk Bruckdorf, [Ortsteil von] Halle;

  • »Ernst Thälmann« Eisleben,36 [Bezirk] Halle;

  • Karl-Liebknecht-Hütte Eisleben, [Bezirk] Halle;

  • Schuhfabrik »Panther«37 Ehrenfriedersdorf, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt.

Hetzlosungen wurden angebracht in folgenden VE-Betrieben:

  • Zeiss Jena, [Bezirk] Gera;

  • Karl-Liebknecht-Hütte Eisleben, [Bezirk] Halle;

  • Kaliwerk Friedenshall Bernburg, [Bezirk] Halle;

  • Kombinat Böhlen, [Bezirk] Leipzig;

  • Sprio-Werke Holzhausen, [Kreis] Leipzig[-Land];

  • Silikat Bad Lausick, [Bezirk] Leipzig;

  • »Georgi-Dimitroff«-Werke Magdeburg;

  • »7. Oktober« Magdeburg;38

  • Erfurter Ventilatorenbau,39 [Bezirk] Erfurt.

Letztere hatte folgenden Inhalt: »Wo bleibt das Recht der Arbeiter, wir fordern jede Woche unser Geld. Haben die Arbeiter noch etwas zu sagen? Oder.« Der Täter wurde ermittelt. Der Inhalt der Hetzlosungen aus den anderen Betrieben ist nicht bekannt.

Munitionsfund

Am 12.5.1956 wurden im VEB Kaliwerk »Einheit« Dorndorf, [Bezirk] Suhl, auf der Schachtanlage »Alexandershall« bei Ausschachtungsarbeiten im Werkgelände ca. 400 Schuss Karabinermunition gefunden. Die Geschosse waren in Packpapier eingewickelt und sind zum Teil noch zu gebrauchen.

Gerüchte

Im VEB Sprengstoffwerk Gnaschwitz, [Kreis] Bautzen, [Bezirk] Dresden, verbreitet ein Elektriker das Gerücht, dass im Sprengstoffwerk Schönebeck40 eine Produktionsstätte, wo Munition hergestellt wird, in die Luft geflogen ist, wobei 17 Arbeiter den Tod gefunden hätten.41 Im BW Bautzen, [Bezirk] Dresden, verbreitet ein parteiloser Arbeiter das Gerücht, dass aufgrund der Flugblattpropaganda von westlicher Seite ca. 30 Volkspolizisten mit ihren Ausrüstungen in einem Lkw nach Westdeutschland flüchteten.

  1. Zum nächsten Dokument Westpresse zum XX. Parteitag und zur III. Parteikonferenz

    22. Mai 1956
    Feindpropaganda zu den Problemen des XX. Parteitages der KPdSU und der III. Parteikonferenz der SED [Information Nr. M107/56]

  2. Zum vorherigen Dokument Westberliner Senat zur Anwerbung von Senatsangestellten durch das MfS

    18. Mai 1956
    Information [Information Nr. M106/56]