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Mängel und Hemmnisse im VEB Sachsenwerk Niedersedlitz/Dresden

28. Januar 1963
Bericht Nr. 62/63 über einige Mängel und Hemmnisse im VEB Sachsenwerk Niedersedlitz, [Bezirk] Dresden

Dem MfS liegen Informationen zu einigen Problemen im VEB Sachsenwerk Niedersedlitz1 vor, über die nachstehend berichtet wird.

Aus den entsprechenden Materialien geht hervor, dass im VEB SWN, Dresden, dem größten Produktionsbetrieb der VVB Elektromaschinen, seit Jahren große Schwierigkeiten in der mengen- und sortimentsgerechten Planerfüllung bestehen, die teilweise durch Planmanipulationen und Betrügereien des ehemaligen Betriebsleiters [Name 1] verschleiert wurden.

Als offizielle Begründung für die ständigen Rückstände in der Planerfüllung werden von der Werkleitung u. a.

  • Qualitätsmängel bei Importen von Dynamoblechen,2

  • fehlende Kapazitäten in der Schlosserei und Schweißerei,

  • Mängel im Kooperationsgeschehen,

  • hoher Krankenstand

angegeben.

Diese Begründungen sind jedoch – nach den vorliegenden Informationen – nur bedingt als Ursache der unkontinuierlichen Produktion und Planerfüllung im VEB SWN anzusehen.

Einen wesentlichen Einfluss auf diesen Zustand hat die unter den Mitgliedern der Betriebsleitung herrschende Atmosphäre der Kritiklosigkeit. Offensichtlich fand man sich in der Vergangenheit mit den gegebenen Verhältnissen und Bedingungen ab. Die Kontrolltätigkeit der Werkleitung sowie ihrer Mitglieder in den entsprechenden Aufgabenbereichen war völlig unzureichend. Obwohl ihnen die vorhandenen Mängel z. T. bekannt waren, ist die Einheit von Beschlussfassung, Anleitung und Kontrolle nicht zu einem Hauptinstrument der betrieblichen Leitungstätigkeit entwickelt worden. In diesem Gremium gibt es kaum Vorstellungen über den Weg zur Überwindung der bestehenden Schwierigkeiten in der Produktion.

Unter den Mitarbeitern des Betriebes ist dabei die Meinung verbreitet, dass selbst die Ablösung des Werkleiters [Name 1] und der Einsatz des Genossen Dr. Weidauer3 (ehemaliger Institutsleiter vom Institut für Elektromaschinen4) kaum zu einer wesentlichen Veränderung bzw. Beseitigung der noch vorhandenen Mängel führen werden. Einzelne personelle Veränderungen würden bestenfalls dazu beitragen, dem neuen Werkleiter und anderen leitenden Mitarbeitern ebenfalls »das Genick zu brechen«. Deshalb sei es notwendig, auch in solchen Abteilungen wie Planung, Absatz, Produktionsleitung und Technische Direktion neue Kader einzusetzen, die wirksam an der Veränderung der Leitungsmethoden innerhalb des VEB SWN mitarbeiten.

Nach übereinstimmender Auffassung von verantwortlichen Mitarbeitern übergeordneter Leitungsorgane ist jedoch dieser Zustand – trotz personeller Veränderungen – endgültig nur zu überwinden, wenn erreicht wird, dass, ausgehend von den Mitgliedern der Werkleitung, über das mittlere Leitungs- und Lenkungspersonal bis zu einigen Funktionären der gesellschaftlichen Massenorganisationen, Erscheinungen der Überheblichkeit und Arroganz ideologisch grundsätzlich zerschlagen werden.

Nach entsprechenden Informationen habe sich eine »Sachsenwerker-Ideologie« herausgebildet, die in einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber betrieblichen Problemen zum Ausdruck komme und zu Auffassungen unter leitenden Wirtschaftsfunktionären und technischen Kadern geführt habe, sie würden keine technisch-wissenschaftliche Hilfe anderer Institutionen (VVB und Industrieinstitut) benötigen.

Das Verhältnis zu den Leitungen der VVB Elektromaschinen und dem Institut für Elektromaschinen wird durch das Wirken derartiger Anschauungen negativ beeinflusst. Besonders hinderlich wirkt sich das Bestreben aus, jegliche technisch-wissenschaftliche Hilfe abzulehnen. Erst als das eigene Unvermögen zu offensichtlich wurde, wie z. B. bei der 100-MW-Generator-Erregermaschine E 225, ist – und das noch sehr widerwillig – einer technisch-wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit dem ehemaligen VEB Turbinen und Generatorenbau5 (VEB Bergmann-Borsig) zugestimmt worden. Die Bestrafung des ehemaligen Werkleiters [Name 1] für seine Versäumnisse in dieser Angelegenheit mit einem Verweis hat zu keiner grundsätzlichen Veränderung geführt. Dies zeigt sich auch bei dem von der Konstruktionsabteilung des VEB SWN konstruierten Spritzautomaten für die Einheitsmotoren (mit einem Mittelaufwand von ca. einer Million DM6). Das Institut für Elektromaschinen wies warnend auf die Möglichkeit einer Fehlentwicklung hin, da ihnen gleiche, aber fehlgeschlagene Versuche aus der ČSSR und der VR Ungarn bekannt waren. Die entsprechenden Hinweise wurden ignoriert. Im Ergebnis dessen wies das Funktionsmuster des VEB SWN nach Fertigstellung technische Mängel auf, die u. a. dazu führten, dass

  • die Maschine mit ihrem Arbeitsrhythmus den kontinuierlichen Produktionsfluss hemmt,

  • mit dem Einsatz der Maschine ein spezifisch höherer Materialverbrauch eingetreten ist,

  • keine Arbeitskräfte eingespart werden, da zusätzliche manuelle Arbeiten für die Nacharbeit auszuführen sind (Spritzen von Vertiefungen usw.).

Das Aggregat ist deshalb nach vorliegenden Einschätzungen bisher noch nicht einsetzbar.

Wesentliche Mängel zeigen sich auch in der Planaufschlüsselung im VEB SWN. Besonders die Planaufschlüsselung nach Meisterbereichen bzw. Brigaden ist noch nicht so weit entwickelt, dass eine exakte Plankontrolle und ständige Übersicht über den Betriebsablauf gewährleistet wird. Die Arbeiter in den Betrieben kennen kaum oder gar nicht die Betriebspläne.

Nach den dem MfS vorliegenden Hinweisen wurden in den vergangenen Jahren wiederholt Planmanipulationen der Werkleitung zugelassen. Eine im Jahre 1961 begonnene Untersuchung durch einige Mitarbeiter der VVB Elektromaschinen (in Abwesenheit des HD [Name 2]) über den Umfang und die angewandten Methoden der Verschleierung wurde auf Anweisung des Genossen [Name 2] eingestellt. Dadurch ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Klärung dieses Problems erfolgt.

Nachfolgend soll daher zu einigen Teilfragen Stellung genommen werden.

Zum Problem der Großmaschinenhalle im VEB SWN:

Die Großmaschinenhalle des VEB SWN wurde vom Konstruktionsbüro dieses Betriebes projektiert. Das Grundprojekt sah einen Investitionsmittelaufwand von ca. 10 Mio. DM vor. Nach einer Überarbeitung des Projektentwurfs erhöhte sich diese Summe auf etwa 25 Mio. DM. Als Ursache für diesen Zustand müssen gewisse spekulative Absichten zur Erlangung staatlicher Investitionsgelder angesehen werden. Es herrschen Meinungen unter den verantwortlichen Mitarbeitern (z. B. in der Abt. TVP) vor, wonach bei Benennung des effektiven Mittelbedarfs vor Baubeginn niemals die Genehmigung zum Bau der Großmaschinenhalle erteilt worden wäre. Nach den uns vorliegenden Materialien war der Bau der Großmaschinenhalle zunächst nur für die Schaffung von Produktionskapazitäten zur Herstellung von acht Synchrongeneratoren (für das Pumpspeicherwerk Hohenwarte7 sowie für [die] Exportproduktion in die VR China) gedacht. Daraus ist zu entnehmen, dass bereits zum Zeitpunkt der Projektierung dieser Produktionsstätte der Bedarf nicht genügend geklärt war. (Inzwischen annullierte die VR China ihre Importaufträge im VEB SWN.) Von einigen Mitarbeitern der VVB Elektromaschinen wird nunmehr die Meinung vertreten, dass die Entwicklung eines 75-MW-Generators in der VR China zur unklaren Produktionsperspektive der Großmaschinenhalle beigetragen hätte. Diese Auffassungen müssen offensichtlich als Versuch gewertet werden, die eigenen Versäumnisse damit vertuschen zu wollen. Unter den Betriebsfunktionären gibt es einzelne Äußerungen, wonach die Großmaschinenhalle nur errichtet worden wäre, weil Genosse Friedel8 von der Abt. Elektrotechnik des VWR dieses Projekt unterstützt hätte. Zur Ausrüstung der Großmaschinenhalle gehört u. a. eine Karusselldrehmaschine mit 8-m-Planscheiben-Durchmesser, welche mit einem Aufwand von 3,8 Mio. VDM9 aus der ČSSR importiert wurde. Diese Maschine dient ausschließlich der Bearbeitung von Ständern der zu produzierenden Generatoren. Den vorliegenden Berichten zufolge, wäre die Aufnahme entsprechender Kooperationsbeziehungen zur Herstellung von Ständern mit der ČSSR bedeutend billiger geworden.

Einige Fragen der Einheitsmotorenfabrik im VEB SWN:

Die Einheitsmotorenfabrik im VEB SWN wurde in den Jahren von 1956 bis 1960 errichtet. Nach den vorliegenden Hinweisen wird jedoch dieser Betriebsteil voraussichtlich seine projektierte Leistung von 300 000 Stück Einheitsmotoren im Jahre 1964 nicht erreichen. Die Absatzlage für die Einheitsmotoren ist dabei noch vollkommen ungeklärt. Für die Ausrüstung des Betriebes wurde eine Stanzstraße im Werte von einer Million VDM von der französischen Firma Grimmer/Paris gekauft. Mit dieser Stanzstraße sind jedoch nur Dynamobleche aus Westdeutschland bzw. England zu verarbeiten. Damit ist die Störfreiheit10 des Betriebes nicht gegeben. In den Kooperationsbeziehungen des VEB SWN gibt es erhebliche Mängel, die beispielsweise die Planerfüllung der Einheitsmotorenfabrik negativ beeinträchtigen. Die Werkleitung des VEB SWN bzw. ihre verantwortlichen Mitarbeiter haben offensichtlich nicht den notwendigen Überblick, um das Kooperationsgeschehen des Betriebes exakt zu leiten. Oftmals greifen sie erst ein, wenn die Planerfüllung ernsthaft gefährdet ist. In der Vergangenheit erwiesen sich dann ihre Maßnahmen als unwirksam, da sie keine echte Hilfe und Unterstützung für die einzelnen Betriebsteile darstellten.

Auch die Betriebsleitung der Einheitsmotorenfabrik hat es in der Vergangenheit nicht verstanden, mit der notwendigen Zielstrebigkeit an eine vorausschauende und langfristige Planung der Kooperationsbeziehungen und Zulieferungen heranzugehen. Hinweise deuten auf Schwächen im rechtzeitigen Abschluss von Verträgen mit Kooperationspartnern hin. Beispielsweise konnte wegen verspätetem Vertragsabschluss im Juli 1962 die tägliche Anzahl von 550 Stück Einheitsmotoren (Betriebsplan) nicht erreicht werden, weil von einem Kooperationsbetrieb die Fußbefestigungsleisten nicht rechtzeitig angeliefert wurden. In diesem Betriebsteil kam es außerdem zur Unterdrückung kritischer Hinweise der Arbeiter und Meister. So wurde z. B. auf einer Versammlung der Belegschaftsmitglieder eine Kommission vorgestellt, die die bestehenden Mängel in der Produktion untersuchen sollte. Als in diesem Zusammenhang der Produktionsleiter Rehwagen11 zu den wahren Ursachen der bestehenden Schwierigkeiten in der Einheitsmotorenfabrik sprach, wurden diese Hinweise von der Leitung ignoriert und es wurde ein sogenannter Gegenangriff gegen R. gestartet.

Die Reaktion der Mehrzahl aller anwesenden Werktätigen war entsprechend. Sie drückte sich in solchen Meinungen aus wie:

  • Wer offen seine Meinung sagt, wird fertiggemacht.

  • Derartige Versammlungen hätten keinen Zweck, da doch immer wieder um die Probleme herumgeredet wird.

  • In Zukunft wolle man an diesen Versammlungen nicht mehr teilnehmen.

Die Lohnpolitik, die Ausnutzung der Arbeitszeit sowie die Führung des sozialistischen Wettbewerbs in diesem Betriebsteil weisen ebenfalls grundsätzliche Schwächen auf. Die BGL der Einheitsmotorenfabrik besitzt keine Konzeption zum sozialistischen Wettbewerb; es herrscht eine gewisse Sorglosigkeit. Stillstands- und Wartezeiten sind in diesem Betriebsteil relativ hoch, obwohl auf der anderen Seite mitunter die Notwendigkeit der Ableistung von Überstunden vorhanden war. Die Lohn- und Normenarbeit wird z. B. dadurch charakterisiert, dass die Arbeiter der Wickelei mit etwa vier Stunden effektiver Arbeitszeit bereits ihr tägliches Geld verdient haben. Die Technologie (Abt. Technische Vorbereitung/Fertigung) des Gesamtbetriebes erarbeitet z. B. mit dem Arbeitsauftrag zugleich die Normen, obwohl sie über keine fachlich geeigneten und erfahrenen Mitarbeiter auf dem Gebiet der Arbeitsnormung verfügt. Durch die »Technische Vorbereitung« wird die unreale Normerfüllung ebenfalls noch unterstützt, weil Normzeiten herausgegeben werden, die große Möglichkeiten zur Übererfüllung der Normen bieten. Durch die mangelhafte Kontrolle der Meister können die Arbeiter Wartezeiten, Reparaturzeiten u. a. Lohnarbeiten verrechnen, sodass ihnen jederzeit ein gleichmäßig hoher Lohnversdienst garantiert ist. (»Das Geld stimmt immer.«)

Im Zusammenhang mit der Diskussion um das Nationale Dokument12 wurde zwar eine gewisse Verbesserung in der Normenarbeit erreicht, ohne jedoch dabei alle Produktionsreserven aufgedeckt zu haben. Unter den Arbeitern der Einheitsmotorenfabrik entstand der Eindruck, dass mit einer teilweisen Veränderung der Normen zugleich die wesentlichsten Aufgaben im Rahmen des Produktionsaufgebotes gelöst wären und sie sich nicht mehr um diese »Angelegenheit« zu bemühen brauchten. Es fehlte in diesem Zusammenhang eine geschlossene Konzeption der Betriebsleitung und gesellschaftlichen Massenorganisationen zur Entfaltung der Masseninitiative und zur Aufklärung über Inhalt, Bedeutung und Ziel dieser Massenbewegung mit ihrer konkreten Anwendung auf die Verhältnisse im VEB SWN sowie in der Einheitsmotorenfabrik.

In der Einheitsmotorenfabrik gibt es weiter eine Reihe ernsthafter Vorkommnisse, insbesondere im Havariegeschehen. Beispielsweise stürzte eine Gießpfanne mit flüssigem Metall ab. Das flüssige Metall gelangte in die Kabelkanäle, wodurch es zu einer Betriebsstörung kam. In der Einheitsmotorenfabrik war daraufhin für ca. drei Tage der kontinuierliche Produktionsablauf gestört.

In der Druckgussanlage wurden Ventilatoren zur Staubentfernung eingebaut. Mit der Inbetriebnahme der Entstaubungsanlage wurde den Gießern die bis zu diesem Zeitpunkt gewährte Staubzulage gestrichen. Seit dieser Zeit werden laufend Staublappen in die Ventilatoren geworfen, was zu einem zeitweiligen Stillstand der Entstaubungsanlage führt. Von den Leitungskadern der Druckgussanlage wurde bisher keine ernsthafte Auseinandersetzung über dieses Vergehen mit den Gießern geführt.

Im Jahre 1962 wurde ein operativer Plan zur Einführung technischer Neuerungen in der Einheitsmotorenfabrik aufgestellt, um ca. 10 000 fehlende Arbeitsstunden ausgleichen zu können. Dieser Plan wurde nur mangelhaft erfüllt, da nicht im erwarteten Umfange Verbesserungsvorschläge eingereicht wurden. Das Fehlen dieser Verbesserungsvorschläge ist jedoch zu einem wesentlichen Teil auf die sehr lange Bearbeitungszeit dieser Vorschläge, bis zu 90 Tagen, zurückzuführen, die zu einer gewissen Desinteressiertheit bei den Werktätigen geführt hat.

Die Auslastung vorhandener Produktionskapazitäten und Maschinen in der Einheitsmotorenfabrik war lange Zeit nicht gewährleistet. Auch gegenwärtig fehlt noch ein exakter Überblick über den Umfang der nicht ausgelasteten Maschinen und Aggregate. Durch das MfS wurden auf örtlicher Ebene bereits Maßnahmen zur Veränderung der Situation angeregt. Beispielsweise stand in der mechanischen Abteilung für die Ständerfertigung eine Spezialdrehmaschine (100 TDM) ungenutzt. Für diese Drehmaschine fehlten lediglich ein Stahlhalter und eine Aufnahmevorrichtung. Mit dieser Drehmaschine hätten täglich etwa 500 Ständer gedreht und damit eine Produktivitätssteigerung von ca. 20 % erreicht werden können. Mit einem zeitweilig nur zu 20 % genutzten Rundschalttisch (25 TDM) hätten täglich ca. 600 Ständer bearbeitet werden können. Die Überprüfung ergab, dass die vollständige Auslastung dieser Maschine erst für 1965 geplant war.

Aus verschiedenen Gründen musste den Einheitsmotoren das Gütezeichen »Q«13 entzogen werden. Nach den vorliegenden Informationen ist dies hauptsächlich auf Mängel im technologischen Verfahren zur Herstellung dieses Motorentyps zurückzuführen.

Typisch für die Einstellung der Werkleitung zu diesen betrieblichen Problemen, zu den Anregungen und Vorschlägen der Werktätigen, sind Vorkommnisse in der Druckgießerei der Einheitsmotorenfabrik. In der Druckgießerei der Einheitsmotorenfabrik werden die Läufer der Type 1-Kw durchgegossen und mit Reinaluminium gespritzt. Der technologische Prozess des Aluminiumwachsens wird in der Werkstatt am Warmhalteofen durchgeführt. Da an dieser Stelle keine Absaugvorrichtung vorhanden ist, verbreiten sich die starken Rauchgase in der gesamten danebenliegenden Stanzerei und wirken sich schädlich aus. In der Zeit der Rauchbildung müssen die Produktionsarbeiter ihre Arbeit in der Stanzerei einstellen (jeweils immer ca. 15 Minuten). Vom Bereichsleiter und Produktionsleiter wurde die Werkleitung wiederholt auf diese unhaltbaren Zustände hingewiesen, ohne dass bisher eine Änderung vorgenommen wurde. Auf einer Versammlung versprach die Werkleitung, den Zustand »untersuchen« zu lassen. Da die Untersuchung ergab, dass die Rauchgase keine Kohlenoxyd-, Schwefeldioxyd-, Kohlenwasserstoff- und Chlor-Bestandteile enthalten, wurde erklärt, dass eine Veränderung nicht erforderlich sei. Die Werktätigen gaben sich mit dem Untersuchungsergebnis nicht zufrieden und verlangten eine nochmalige Aussprache mit dem Werkleiter. Dieser ließ den Arbeitern der Stanzerei mitteilen, dass für ihn die Angelegenheit erledigt sei.

Ab Januar 1963 sollen, nach den vorliegenden Hinweisen, drei oder vier dieser Warmhalteöfen (bisher einer) für die Produktion des Standardmotors in Betrieb genommen werden. Viele Arbeiter der Stanzerei fragen sich nunmehr, wie sich unter diesen Bedingungen ihre Arbeitsverhältnisse gestalten werden.

Zur Beseitigung dieser im Bericht genannten Mängel und Schwächen und zur Veränderung der Situation insgesamt im VEB Sachsenwerk Niedersedlitz wäre es zweckmäßig, durch zentrale staatliche Organe eine gründliche Überprüfung durchzuführen und gemeinsam mit der VVB und den örtlichen staatlichen und gesellschaftlichen Organen die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

  1. Zum nächsten Dokument Reaktionen der Bevölkerung zum VI. Parteitag der SED (2)

    31. Januar 1963
    Bericht Nr. 68/63 über die Reaktion der Bevölkerung der DDR zum VI. Parteitag der SED

  2. Zum vorherigen Dokument Fluchtversuch mit tödlichem Ausgang im Raum Nieder Neuendorf

    25. Januar 1963
    Einzelinformation Nr. 60/63 über einen versuchten Grenzdurchbruch im Raum Nieder Neuendorf, Kreis Oranienburg, am 24. Januar 1963