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Zusammenstoß im BKW Ammendorf

13. Oktober 1964
Einzelinformation Nr. 891/64 über einen Zugzusammenstoß im BKW Ammendorf, Halle, am 9. Oktober 1964

Am 9.10.1964 ereignete sich gegen 14.50 Uhr am Stellwerk 15 des Tagebaues Lochau/BKW Ammendorf ein Zusammenstoß zwischen einer E-Lok und einem Leerzug. Dabei wurden die E-Lok erheblich und zwei Waggons des Leerzuges stark beschädigt, sodass ein Sachschaden von ca. 100 000 MDN entstand. Personen wurden nicht verletzt.

Die Ermittlungen zur Ursache des Zusammenstoßes ergaben bisher Folgendes: Der E-Lokfahrer [Name, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1945 (als gewissenhafter Arbeiter bekannt), bemerkte während der Fahrt mit dem vollen Abraumzug, dass sich seine Lok vom Zug gelöst hatte. [Name] leitete daraufhin sofort den automatischen Bremsprozess ein, wodurch Lok und Zug zum Stehen gebracht wurden. Danach verließ [Name] die Lok, um den offenen Lufthahn der Lok und des Zuges zu schließen. Zur Ursache des Lösens der Lok vom Zug stellte er dabei fest, dass sich der Kupplungsbolzen, der Lok und Zug verbindet, ohne Einwirkung von Personen infolge der während der Fahrt verursachten Erschütterungen gelöst hatte und herausgerutscht war.

Während dieser Feststellungen bemerkte der Lokführer, noch bevor er den Kupplungsbolzen befestigen konnte, dass sich die E-Lok wiederum in Bewegung setzte, ca. 2 km selbstständig fuhr und auf den Leerzug auftraf. [Name] hatte vor Verlassen der E-Lok nicht – wie es zur doppelten Absicherung der E-Lok erforderlich gewesen wäre – den Fahrschalter nach dem Bremsen des Zuges in die Grundstellung zurückgeschaltet, sodass zwei Kontakte eingeschaltet blieben und die Alleinfahrt der E-Lok begünstigten. [Name] gibt an, diese Absicherung der Lok in der Schrecksekunde vergessen zu haben. (Bei [Name] handelt es sich um einen jungen E-Lokfahrer, der nach seiner Lehrzeit als Bergbaumaschinist im BKW seit dem 2.9.1964 als E-Lokfahrer eingesetzt ist.)

Bei den Untersuchungen zu diesem Vorkommnis wurde festgestellt, dass sich die gleiche Lok innerhalb der letzten Wochen jeweils bei anderen E-Lokfahrern bereits zweimal selbstständig vom Zug gelöst hatte, ohne dass jedoch ein Unfall passierte. Die Ursache dafür ist nach den bisherigen Feststellungen in erster Linie auf technisches Versagen bei der Belastung der Kupplung der Lok zurückzuführen.

Zur weiteren Aufklärung des Vorkommnisses wurde durch die Volkspolizei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wobei die Untersuchungen vom MfS unterstützt werden. Durch entsprechende Untersuchungen soll auch geklärt werden, inwieweit die Werkleitung des BKW Ammendorf, die über die technischen Unzulänglichkeiten an der E-Lok (Versagen der Kupplung) durch die vorher aufgetretenen Lösungen der Lok von den Zügen unterrichtet war, die eventuelle Einleitung von Maßnahmen zur Verhinderung weiterer Vorkommnisse unterlassen hat.

  1. Zum nächsten Dokument Brandlegungen durch Kinderhand

    13. Oktober 1964
    Einzelinformation Nr. 895/64 über Brandlegungen durch Kinderhand in Objekten der Volkswirtschaft im Zeitraum vom 1. Januar 1964 bis 30. September 1964

  2. Zum vorherigen Dokument Provokatorisches Verhalten von US-Militärangehörigen

    13. Oktober 1964
    Einzelinformation Nr. 890/64 über das provokatorische Verhalten des US-Militärfahrzeuges BC 88 am 11. Oktober 1964 innerhalb des KPP Friedrich-/Zimmerstraße