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Entgleisung eines Personenzugs im Bezirk Dresden

2. Dezember 1965
Einzelinformation Nr. 1074/65 über die Zugentgleisung des Personenzuges 2740 im Bezirk Dresden am 30. November 1965

Am 30.11.1965, gegen 5.22 Uhr, entgleiste im Bezirk Dresden bei km 21,8 auf der Strecke Straßgräbchen–Bernsdorf–Königsbrück-Ost der Personenzug 2740, wodurch eine Streckensperrung bis 21.30 Uhr verursacht wurde.

Bei dem Unfall entgleisten die Tenderlok Nr. 525468 mit allen Kuppelachsen und der Laufachse, der erste und zweite Personenwagen mit beiden Drehgestellen und der dritte Personenwagen mit einer Achse des vorderen Drehgestells. Außerdem wurde der erste Personenwagen in Schräglage an die Böschung gedrückt.

Im Personenzug befanden sich 15 Reisende, Personenschaden entstand nicht. Am Oberbau entstand ein Schaden von ca. 1 000 MDN, an den Wagen ca. 1 200 MDN und an der Lok ca. 300 MDN.

Bei dieser Strecke handelt es sich um eine Nebenstrecke, die jedoch für militärische Zwecke besondere Bedeutung hat. Monatlich verkehren über diese Strecke 15 bis 20 Militärzüge, besonders der Sowjetarmee. Innerhalb von 24 Stunden beläuft sich die Belastung der Strecke auf 12 bis 15 Leergüterzüge, sechs Reisezüge und zwei Nahgüterzüge.

Ursache der Entgleisung ist der mangelhafte Zustand des Oberbaus auf dem Streckenabschnitt. Die dort verlegten Stahlschwellen sind durch die fortgeschrittene Korrosion zum erheblichen Teil durchgerostet, was zum Bruch der Schwellen führen kann. Die Höchstgeschwindigkeit für diesen Streckenabschnitt ist deshalb bereits auf 30 km/h begrenzt. (Der Personenzug 2740 hatte die Höchstgeschwindigkeit beim Befahren dieses Streckenabschnitts eingehalten.) Das Schwellenmaterial auf dem Streckenabschnitt vom Bahnhof Königsbrück bis Bahnhof Straßgräbchen–Bernsdorf (21,75 km), zu einem geringen Teil auch aus Holzschwellen bestehend, wurde in den Jahren 1932 bis 1938 verlegt. Als Gleis sind die Schienen der Form »Sachsen 6« in Längen von 15 m verlegt, welche im Jahre 1929 hergestellt wurden und laufend wegen mangelnder Qualität ausgewechselt werden mussten.

Der mangelhafte Zustand des Oberbaus, nicht nur auf dieser Nebenstrecke, sondern auf vielen Strecken, darunter auch Hauptstrecken, ist der Verwaltung Anlagen der Reichsbahndirektion Cottbus bekannt. Für die Strecke Königsbrück–Straßgräbchen–Bernsdorf wurde beim Ministerium für Verkehrswesen deshalb die Aufnahme in das Programm der zentralen Oberbauerneuerung für das Jahr 1967 beantragt. Vom MfV wurde entschieden, im Reichsbahndirektionsbezirk Cottbus für das Jahr 1967 als einzige Nebenstrecke die Strecke Königsbrück–Straßgräbchen–Bernsdorf zu erneuern (Juni bis Dezember 1967). Die zur Oberbauerneuerung ferner u. a. beantragten Hauptstrecken Cottbus–Görlitz und Cottbus–Ruhland, die sich ebenfalls in einem mangelhaften Zustand befinden, wurden aufgrund der genannten Lage im Oberbau der Deutschen Reichsbahn sowie fehlender Baukapazitäten für 1967 nicht bestätigt.

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    2. Dezember 1965
    1. Bericht Nr. 1075/65 über den Verlauf des Passierscheinabkommens Weihnachten 1965

  2. Zum vorherigen Dokument Gruppenfahnenflucht in Oschersleben

    2. Dezember 1965
    Einzelinformation Nr. 1073/65 über eine Gruppenfahnenflucht von drei Angehörigen des Pionierzuges des GR Oschersleben, 7. Grenzbrigade, am 30. November 1965