Entstehen hakenkreuzähnlicher Gebilde auf Zeitungsfotos
28. Mai 1965
Einzelinformation Nr. 492/65 über das Entstehen hakenkreuzähnlicher Gebilde in Rasterbildern von Zeitungen
Aufgrund der Tatsache, dass in »Neues Deutschland« vom 7. Mai 1965 auf der Titelseite die Abbildung der Ehrenspange als hakenkreuzähnliches Gebilde erscheint1 (und auch bereits in anderen Zeitungen die Darstellung anderer Motive hakenkreuzähnliche Formen aufwies), wurde vom MfS eine entsprechende Untersuchung durchgeführt. Dabei wurde eindeutig festgestellt, dass dieses hakenkreuzähnliche Gebilde nicht durch eventuelle manuelle Eingriffe hervorgerufen wurde, sondern durch das technologische Verfahren der Rasternegativherstellung bedingt war.
Im Einzelnen ergab die Untersuchung:
Der bei jeder Reproduktion eintretende Tonwertverlust führt dazu, dass sich im Tonwert wenig unterscheidende Teile (in diesem Falle die äußeren Teile der Ehrenspange und der Untergrund) nach dem Reproduktionsverfahren – Rasternegativ, Rasterätzung, Druck – nicht mehr als klare Zeichnung darstellen. Die im mittleren Teil der Spange befindlichen zwei Diamanten weisen dagegen Reflexlichter auf, die schon im Rasternegativ durch »zusammengeflossene« Rasterpunkte hakenkreuzähnliche Form erkennen lassen. Hierzu ist zu bemerken, dass für die Herstellung des Rasternegativs ein 24er Kreuzlinienraster benutzt wurde, bei dem sich die Linien rechtwinklig kreuzen. Die Reproduktion des lichtstarken Teiles der Spange erfolgte auf einer Fläche von 3×3 Rasterpunkten in der Form eines auf die Spitze gestellten Quadrates. Bei einem bestimmten Rastertonwert des abzubildenden Details – der in diesem Falle vorlag – bilden sich durch reproduktionsfotografische Effekte häufig sog. Stege, durch die einzelne Rasterpunkte im Negativ miteinander verbunden werden und folglich linienartig verschmelzen. Diese Stegbildung war zwar vom Verfahren her bedingt, ihre konkrete Gestalt aber, d. h. zwischen welchen Rasterpunkten und in welchem Ausmaße sich Stege bilden, ist insofern zufällig, als sie für den Reproduktionsfotografen nicht voraussehbar ist. Dadurch kommt es in Rasternegativen häufiger, als es bemerkt wird, sowohl zu hakenkreuzähnlichen Gebilden wie auch zu anderen elementaren geometrischen Formen.
Zur Vermeidung solcher und ähnlicher Reproduktionen wäre es notwendig, die Kontrolle der Rasterätzung in dieser Beziehung zu verstärken. Da sich die Reproduktionsfotografen in ihren Qualitätskontrollen auf die Kopierfähigkeit des Lichter- und Tiefenpunktes beschränken, Formgebilde der Rasterpunktkombination im Allgemeinen aber nicht in die Kontrolle einbeziehen, müsste entweder ein Nachschneider oder der Umbruchredakteur mit der Kontrolle der fertiggestellten Rasterätzungen betraut werden. Festgestellte Mängel ließen sich dann leicht und ohne großen Zeitaufwand durch Nachschneiden beseitigen.