Festnahme eines chinesischen Staatsbürgers wegen Fluchthilfe
1. Februar 1965
Einzelinformation Nr. 82/65 über die Festnahme eines chinesischen Staatsbürgers wegen versuchter Schleusung von Bürgern der DDR nach Westberlin am 31. Januar 1965
Am 31.1.1965, gegen 19.00 Uhr, wurde der Kuo, Ying-Hu,1 geb. [Tag, Monat] 1938 in Djakarta, wohnhaft Berlin-Treptow, [Straße Nr.], Staatsangehörigkeit: VR China, Passnummer: [Nummer], Beruf: Journalist/Freischaffender Übersetzer, am KPP Friedrich-/Zimmerstraße bei der Ausfahrt nach Westberlin festgenommen.
Kuo hatte im Kofferraum seines Pkw Mercedes, polizeiliches Kennzeichen: [Zulassungsnr.], die Bürger der DDR [Name 1, Vorname 1], geb. [Tag, Monat] 1904, [Name 1, Vorname 2], geb. [Tag, Monat] 1934 und [Name 1, Vorname 3], geb. [Tag, Monat] 1960, alle wohnhaft Berlin-Pankow, [Straße Nr.], versteckt, und beabsichtigte, diese unkontrolliert nach Westberlin auszuschleusen.
Kuo besaß auf Antrag der Botschaft der VR China eine über längere Zeit gültige Genehmigung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR, um mit seinem Pkw Mercedes ([Zulassungsnummer]) nach Westberlin zu fahren.
Nach den bisherigen Untersuchungen studierte Kuo 1957 an der Hamburger Universität Publizistik. 1958 nahm er ein Studium an der FU in Westberlin auf. Seinen Angaben zufolge sei ihm wegen seiner Tätigkeit für die Studentenzeitschrift »Konkret« das Stipendium gestrichen worden. Daraufhin siedelte er in die DDR über und nahm im Juni 1958 ein Studium für Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig auf. Das Stipendium dazu erhielt er vom Internationalen Studentenbund (ISB). Aufgrund guter Studienergebnisse übersprang er das 3. Studienjahr und beendete sein Studium im Juni 1961. Anschließend war er als Lehrer im Ostasiatischen Institut der Karl-Marx-Universität Leipzig tätig. 1963 kam er bei Prof. Markov2 in die planmäßige wissenschaftliche Aspirantur, die er jedoch im November 1964 abbrach.
Seit diesem Zeitpunkt hatte Kuo keine feste Arbeitsstelle mehr, sondern betätigte sich als freischaffender Übersetzer, u. a. für den Urania Verlag Leipzig und zeitweilig als Nebendarsteller beim Deutschen Fernsehfunk.
Nach weiteren Feststellungen ist Kuo 1960 durch die indonesische Regierung die indonesische Staatsbürgerschaft aberkannt worden, angeblich mit der Begründung, dass er durch seine Bemühungen um eine andere Staatsbürgerschaft den Ruf Indonesiens geschädigt habe. In der Folgezeit war Kuo zunächst staatenlos. Nach seinen Angaben erhielt er dann 1963 die chinesische Staatsbürgerschaft.
Weitere Untersuchungen werden geführt.