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Deutsch-deutsches Fußballspiel von Betriebsmannschaften

30. August 1976
Information Nr. 604/76 über die Durchführung eines Fußballspiels zwischen der BSG Traktor Waßmannsdorf/Kreis Königs Wusterhausen/Bezirk Potsdam und einer Betriebsmannschaft der Firma Hagemeister aus Westberlin

Wie dem MfS bekannt wurde, fand am 28. August 1976, gegen 15.00 Uhr in Waßmannsdorf zwischen der einheimischen BSG Traktor und einer Betriebsmannschaft der Firma Hagemeister aus Westberlin ein Fußballspiel statt.

Bei den Spielern der Westberliner Mannschaft – die Personalien liegen dem MfS vor – handelt es sich um Betriebsangehörige der Firma Hagemeister aus Westberlin, die am Neubau der Grenzübergangsstelle Mahlower Chaussee sowie an der Deponiestrecke in Richtung Mittenwalde arbeiten.1 (Durch diese Tätigkeit ergeben sich zwangsläufig persönliche Kontakte mit ebenfalls dort tätigen bzw. wohnhaften DDR-Bürgern.)

Die Westberliner Mannschaft war vor Spielbeginn lediglich als Mannschaft »Blau-Weiß« vorgestellt worden. Als Schiedsrichter fungierte ein Spieler aus der II. Mannschaft. Seitens der ca. 50 bis 60 anwesenden Zuschauer gab es gegenüber den Westberliner Spielern keinerlei Sympathiebekundungen. Das Spiel wurde offensichtlich als »normales Fußballspiel« aufgefasst.

Im Anschluss an das Spiel begaben sich die Westberliner Bürger sowie der Sektionsleiter Fußball der BSG Traktor Waßmannsdorf Rammhold in die HO-Gaststätte Waßmannsdorf, wo sie Speisen und Getränke zu sich nahmen. Danach reisten die Westberliner Bürger, die gegen 14.30 Uhr die Grenzübergangsstelle Rudower Chaussee mit Pkw passiert hatten, zu unterschiedlichen Zeiten über die gleiche Grenzübergangsstelle wieder aus. (Der letzte Pkw passierte die Grenzübergangsstelle gegen 22.00 Uhr.)

Das Spiel war weder beim Kreisvorstand des DTSB, noch beim Vorsitzenden der BSG Traktor Waßmannsdorf und auch nicht bei den örtlichen staatlichen Organen angemeldet worden.

Über das Zusammenkommen des Spiels liegen dem MfS gegenwärtig folgende Hinweise vor:

Der Sektionsleiter Fußball der BSG Traktor Waßmannsdorf, [Name], geboren: [Tag] 1954, wohnhaft: Waßmannsdorf, [Adresse], beschäftigt als Gasmonteur bei [Name des Betriebes], habe dieses Spiel kurzfristig am 27. August 1976 im Sektionslokal der BSG mit einem Vertreter der Beschäftigten der Firma Hagemeister/Westberlin vereinbart, nachdem er von Arbeitern der Firma Hagemeister in den vergangenen Wochen wiederholt in der gleichen Richtung angesprochen worden sei.

Da dieses Spiel lediglich als Trainingsspiel betrachtet worden sei, wofür nach seiner Meinung keine Meldepflicht bestehe, habe er das Spiel bei den dafür zuständigen Organen nicht gemeldet.

Die mit [dem Sektionsleiter] in diesem Zusammenhang geführte Aussprache verlief sachlich. Der [Sektionsleiter] sah in deren Verlauf ein, falsch gehandelt zu haben.

In einer Beratung mit dem Vorsitzenden des Kreisvorstandes des DTSB und des Kreisfachausschusses Fußball wird über das weitere Vorgehen bzw. über eventuelle Sanktionen gegen [den Sektionsleiter] entschieden.

In der BSG Traktor Waßmannsdorf selbst sowie im Verlaufe einer Tagung beim Kreisvorstand des DTSB am 15. September 1976 erfolgt eine ausführliche Auswertung dieses Vorkommnisses mit dem Ziel, derartige Vorfälle künftig zu verhindern.

Die Überprüfungen werden in Abstimmung mit der Kreisleitung der SED Königs Wusterhausen und im Zusammenwirken mit den dafür zuständigen Organen fortgesetzt.

  1. Zum nächsten Dokument Flucht eines Ehepaares mit Kind nach Westberlin bei Klein-Glienicke

    31. August 1976
    Information Nr. 605/76 über einen schweren Grenzdurchbruch DDR – Westberlin durch ein Ehepaar mit Kind im Grenzabschnitt Klein-Glienicke, Kreis Potsdam am 28. August 1976

  2. Zum vorherigen Dokument Beisetzung von Pfarrer Oskar Brüsewitz in Rippicha (Zeitz)

    27. August 1976
    Information Nr. 603/76 über den Ablauf der Beisetzung von Pfarrer Brüsewitz am 26. August 1976 in Rippicha, Kreis Zeitz