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Angriff auf Bahnpolizisten im Westberliner Bahnhof Zoo

8. März 1977
Information Nr. 145/77 über einen tätlichen Angriff gegen Angehörige der Bahnpolizei auf dem Bahnhof Berlin-Zoologischer Garten am 3.3.1977

Am 3.3.1977, gegen 18.00 Uhr, griffen drei unbekannte männliche Personen in der Fernbahnhalle des Bahnhofs Berlin-Zoologischer Garten eine Streife der Bahnpolizei1 nach vorausgegangenem provokatorischem Verhalten tätlich an, sodass die Angehörigen der Bahnpolizeistreife gezwungen waren, zur Abwehr und zum Schutz der persönlichen Gesundheit vom Schlagstock Gebrauch zu machen. Zur Widerherstellung der Ordnung im Bahnhofsgebäude wurde der Einsatz Westberliner Polizeikräfte erforderlich.

Dem MfS liegen dazu folgende Hinweise vor:

Drei unbekannte männliche Personen waren von einer Streife der Bahnpolizei etwa zu vorgenannter Zeit aufgefordert worden, die Fernbahnhalle zu verlassen, da sie sich dort bereits längere Zeit aufhielten und den Ausgang für Reisende blockierten.

Nach dieser Aufforderung setzten die Bahnpolizeiangehörigen ihren Streifengang fort. Eine der genannten Personen ging jedoch ohne ersichtlichen Grund der Streife nach und begann nach provozierenden Äußerungen unvermittelt auf einen Angehörigen der Bahnpolizei einzuschlagen. Der Angehörige der Bahnpolizei erlitt dadurch Verletzungen im Gesicht. Zur Abwehr weiterer Schläge wurde von Letzterem der Schlagstock angewandt. Die angreifende Person wurde dabei leicht am Kopf verletzt (Platzwunde).

Infolge dieser Auseinandersetzung sammelten sich etwa 100 Personen an, darunter ca. 25, die sich aus unbekannten Gründen ständig in den Bahnhofshallen aufhalten.

Aus dieser Menschenansammlung, die im Wesentlichen eine drohende Haltung gegenüber den Angehörigen der Bahnpolizei einnahm, erfolgten aufwiegelnde Zurufe, um die unbekannte männliche Person offensichtlich zu weiteren Tätlichkeiten zu ermuntern. Aufgrund der sich dadurch entwickelnden Situation wurde durch Pfeifsignal eine zweite Bahnpolizeistreife, bestehend aus zwei Mann, zu Hilfe gerufen. Trotzdem setzte die betreffende Person ihre tätlichen Angriffe auf die Bahnpolizeiangehörigen durch Faustschläge und Fußtritte fort.

Zur Abwehr weiterer Tätlichkeiten wandten drei Angehörige der Bahnpolizei ihren Schlagstock an und trafen dabei den Angreifer an Oberarm und Schulter. An den Tätlichkeiten beteiligte sich auch eine unbekannte Person aus der Menschenansammlung.

Dieses Ereignis endete, nachdem die erstgenannte tätlich handelnde Person gegen 18.09 Uhr die Fernbahnhalle des Bahnhofs Berlin-Zoologischer Garten verlassen hatte.

Die gegen 18.06 verständigte Westberliner Polizei traf gegen 18.14 Uhr zuerst mit drei und unmittelbar darauf mit weiteren neun Mann in der Fernbahnhalle ein. Daraufhin verließen die Bahnpolizisten die Fernbahnhalle und begaben sich in die Räume der Bahnpolizeiwache.

Wenige Minuten später, etwa gegen 18.21 Uhr, forderten drei Angehörige der Westberliner Polizei von dem zuerst an der Auseinandersetzung beteiligten Bahnpolizeiangehörigen die Nennung seiner Dienstausweisnummer. Nachdem das geschehen war, verließen die Westberliner Polizisten die Bahnpolizeiwache.

Nach Feststellung eines Angehörigen der DR versuchten gegen 18.26 Uhr zwei unbekannte männliche Personen, die verschlossene Tür zur Reiseverkehrsaufsicht, die sich ebenfalls in der Fernbahnhofshalle befindet, gewaltsam zu öffnen. Dieses Vorgehen wurde jedoch von anwesenden Westberliner Polizeiangehörigen verhindert. Gegen 18.30 Uhr verließen diese die Fernbahnhofshalle, ohne irgendwelche Kontrollhandlungen zur Feststellung der Täter unternommen zu haben.

In diesem Zusammenhang liegen konkrete Hinweise vor, wonach die Vorgänge in der Fernbahnhofshalle vermutlich von unter der Menge befindlichen Bildjournalisten fotografisch festgehalten wurden.

Gegen 19.33 Uhr rotteten sich erneut etwa 20 Personen vor der Tür der Bahnpolizeiwache des Bahnhofs Berlin-Zoologischer Garten zusammen und versuchten, die verschlossene Eingangstür zu öffnen. Da diese Absicht nicht verwirklicht werden konnte, bewarfen sie die Tür mit Flaschen und mit von der DR in der Fernbahnhofshalle aufgestellten Papierkörben aus Drahtgeflecht, wodurch insbesondere die Tür beschädigt wurde. Die daraufhin verständigte Westberliner Polizei erschien erst nach dreimaliger Aufforderung mit fünf Kräften.

Auf Hinweis der Bahnpolizei nahmen die Westberliner Polizeiangehörigen, die sich bis gegen 20.00 Uhr im Bahnhof aufhielten, drei der an den Auseinandersetzungen beteiligten Personen fest. (Eine dieser Personen ist der Bahnpolizei wegen mehrfachen Aufenthaltes auf dem Bahnhof Zoologischer Garten namentlich bekannt.)

In Anbetracht der geschilderten Lage auf dem Bahnhof Berlin-Zoologischer Garten wird vorgeschlagen, eines der nächsten Gespräche mit dem Beauftragten des Senats von Westberlin zu benutzen, erneut und schärfstens gegen die von Westberliner Territorium ausgehende Gefährdung der Betriebssicherheit sowie der Anlagen und Einrichtungen der Deutschen Reichsbahn zu protestieren.

  1. Zum nächsten Dokument Suizid einer Ostberlinerin und eines Westberliners (1)

    9. März 1977
    Information Nr. 148a/77 über den unnatürlichen Tod einer DDR-Bürgerin und eines Einwohners von Berlin (West)

  2. Zum vorherigen Dokument Festnahme eines Westberliners nach seinem Grenzübertritt in die DDR

    7. März 1977
    Information Nr. 146/77 über die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen im Zusammenhang mit der Festnahme des ständigen Einwohners von Berlin (West), [Name 1, Vorname], am 5.3.1977