Grenzdurchbruch aus Westberlin im Kreis Zossen
[ohne Datum]
Information Nr. 430/81 über einen gewaltsamen Grenzdurchbruch Westberlin/DDR am 26. August 1981
Am 26. August 1981, gegen 2.30 Uhr, durchbrach der ständige Einwohner von Berlin (West) [Name, Vorname] (21), wh.: Berlin (West)-Tempelhof, [Straße, Nr.], Autoschlosser, [Name der Firma], mit einem Pkw vom Typ Ford, amtliches Kennzeichen B [Zulassung], aus Richtung Berlin (West) kommend, auf der F 101 im Sicherungsabschnitt Heinersdorf in der Nähe der Ortschaft Großbeeren, Kreis Zossen, Bezirk Potsdam, gewaltsam die Grenzsicherungsanlage (Grenzmauer) der DDR und kam mit dem Pkw ca. sechs Meter auf dem Territorium der DDR zum Stehen. Der Täter wurde festgenommen und unverzüglich medizinisch versorgt.
Die bisherigen Untersuchungen ergaben:
Nach vorangegangenem Alkoholgenuss in einer Gaststätte in Berlin (West) fuhr der [Name] mit seinem Pkw mit einer Geschwindigkeit von ca. 90 bis 100 km/h in Richtung Grenzsicherungsanlage der DDR, durchbrach gewaltsam die Grenzmauer, wodurch er infolge des Anpralls verletzt (Schnittwunden im Bereich des Gesichts und Thoraxprellungen) und der Pkw erheblich beschädigt wurde.
Den Einlassungen des [Name] zufolge, beabsichtigte er aufgrund von Konflikten mit seiner Freundin sowie auf der Arbeitsstelle eine Selbsttötung zu begehen. Bereits vor vier Tagen habe er versucht, durch übermäßigen Alkoholgenuss aus dem Leben zu scheiden.
[Name] führte zwei an seine Eltern bzw. Freundin gerichtete Zettel mit, auf denen er mitteilte, sich selbst töten zu wollen.
Eigenen Angaben zufolge befand er sich in Berlin (West) bereits in psychiatrischer Behandlung, will diese jedoch aufgrund angeblicher Erfolglosigkeit abgebrochen haben.
In der Zeit von 3.10 Uhr bis 4.00 Uhr hielten sich im Westberliner Vorfeld des Durchbruchortes mehrere Angehörige der Westberliner Schutz- und Bereitschaftspolizei auf, die versuchten, mit den dort eingesetzten Grenzsicherungskräften der DDR Kontakt aufzunehmen.
Um 4.35 Uhr traf ein Fahrzeug der US-Militärpolizei in diesem Abschnitt ein, von dessen Insassen ein Offizier der US-Armee einen Offizier der GSSD anforderte. Durch die Angehörigen der Grenztruppen der DDR wurde auf diese Kontaktversuche nicht reagiert.
In westlichen Massenmedien wird seit den Morgenstunden des 26.8.1981 über diesen Vorfall berichtet, wobei verlautete, dass die betreffende Person vermutlich in Selbsttötungsabsicht handelte.1
Es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und Haftbefehl erlassen.
Gleichzeitig wurden Maßnahmen zur psychiatrischen Begutachtung sowie zur Blutalkoholbestimmung eingeleitet.
Die Untersuchungen werden fortgesetzt.