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Zur Beurteilung der Situation

22. Juni 1954
Informationsdienst Nr. 2241 zur Beurteilung der Situation

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Versorgung

Industrie und Verkehr

Im Vordergrund der politischen Diskussionen steht weiterhin die Volksbefragung.1 Der Umfang der Diskussionen ist infolge der Aufklärungseinsätze etwas größer geworden, jedoch noch gering. Im Inhalt der Diskussionen haben sich gegenüber dem Vortage keine Veränderungen ergeben. Bei den negativen Stimmen ist folgendes Beispiel neu aufgetreten. Ein Kollege aus dem VEB Gummi- und Textilwerk Bad Blankenburg, [Bezirk] Gera: »Jeder müsste so leben und handeln können, wie es ihm beliebt. Wir müssen ja hier machen, was uns befohlen wird, also gehen wir gemeinsam zur Wahl und machen unser Kreuz. Das nimmt ja doch keiner ernst.« (Hierin zeigt sich der Einfluss des RIAS.)

Missstimmungen ergaben sich bei Arbeitern verschiedener Betriebe wegen Lohn-, Prämien- und anderen Fragen. Im VEB Korsdorf,2 [Kreis] Neuhaus, [Bezirk] Suhl, wird unter den Arbeitern negativ über die verschiedenen Ortsklassen3 und über die hohen Gehälter der Intelligenz diskutiert.

Unter den Arbeitern der Bau-Union Gera, Baustelle Blumenstraße und Galgenberg, besteht eine schlechte Stimmung, da es seit 1. Mai [1954] keine Kaltverpflegung mehr gibt, die Normen zum Verputzen der Gebäude »zu straff« gehalten sind und Bauhilfsarbeiter fehlen, wodurch die Fachkräfte diese Arbeiten verrichten müssen, was sich auch auf den Verdienst auswirkt.

Bei den Postämtern in Spremberg, [Bezirk] Cottbus, besteht eine Fluktuation an Personal, da die Entlohnung bei den Postämtern gegenüber anderen Institutionen zu gering sei.

Im VEB Zeiss Jena sind die Kollegen über die Verteilung der Treueprämien unzufrieden. Sie sind der Ansicht, dass diese Prämie an Betriebsfunktionäre und nicht an Kollegen, die am längsten im Betrieb sind, gezahlt wird. Eine Versammlung, die zur Klärung dieser Angelegenheit angesetzt wurde, ist bisher dauernd verschoben worden.

Im VEB Modul in Karl-Marx-Stadt4 musste der Aushang, in welchem die Prämienverteilung (Kulturprämie) bekannt gegeben wurde, innerhalb von zwei Stunden wieder eingezogen werden, da die Arbeiter über die hohen Prämien der Intelligenz empört waren.

Die Kumpel von Dankmarshausen und Umgebung, [Bezirk] Suhl,5 die in Unterbreizbach arbeiten, beklagen sich darüber, dass vom Kraftverkehr Eisenach ein Omnibus zugesagt wurde, jedoch noch nicht eingetroffen ist, obwohl bereits vier Wochen vergangen sind.

Unter den Arbeitern und Angestellten des Kreises Zittau herrscht große Verärgerung über die schlechte Beförderung zur Arbeitsstelle mit den Omnibussen. Dazu erklärte ein Kontrolleur vom VEB Kraftverkehr Zittau: »Der größte Teil der Wagen kann wegen Ersatzteilmängel nicht repariert werden.« Zurzeit sind nur noch zehn einsatzfähige Wagen vorhanden.

Im Fischkombinat Saßnitz, Werk Lauterbach, [Bezirk] Rostock, ist die Belieferung mit Rohfischen schlecht. Die Arbeiter sind darüber unzufrieden, weil sie dadurch weniger Lohn erhalten.

Im Stahl- und Walzwerk Brandenburg sind die Kollegen darüber verärgert, dass jetzt, während der Hitzeperiode, zu wenig Selter geliefert werden.

Der VEB Abus Coswig,6 [Bezirk] Dresden, hat den Auftrag, Massenbedarfsartikel für die Landwirtschaft herzustellen. Die DHZ Dresden lieferte dazu die benötigten 3 t Rundstahl. Aufgrund einer Umplanung wurde der VEB Abus veranlasst, die Geräte nicht herzustellen und das Material zurückzuschicken. Der Stahl wurde in Coswig verladen, in Dresden jedoch nicht entgegengenommen und wieder zurück nach Coswig geschickt. Dort lagert er seit ca. vier Wochen im Freien und ist somit der Witterung ausgesetzt.

Im Kunstseidenwerk Premnitz, [Bezirk] Potsdam, ist die Planerfüllung gefährdet, da der Krankenstand zurzeit ca. 10 Prozent der Belegschaft beträgt. Die Frauen fordern, dass eine strengere Kontrolle der krankgeschriebenen Arbeiterinnen durchgeführt wird.

Produktionsschwierigkeiten bestehen im VEB Abus-Kranbau Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt, wegen Mangel an Blechen und Normteilen. Wenn keine Änderung in nächster Zeit eintritt, muss die gesamte Produktion für einige Zeit ruhen. Die Arbeiter sind darüber unzufrieden, weil sie nur ihren Durchschnittslohn erhalten.

Produktionsstörungen

Am 19.6.1954 kam es im Eisenhüttenkombinat »J. W. Stalin« im Gebläsehaus des Hochofens I + II zu einer Explosion in der Windleitung. Sachschaden: 30 000 DM, Produktionsausfall: 650 t Eisen. Ursache nicht genau festgestellt.

Am 20.6.1954 wurde für vier Stunden die Brikettproduktion im Braunkohlenwerk Spreetal, [Bezirk] Cottbus, wegen der Gefahr einer Verpuffung unterbrochen. Produktionsausfall ca. 70 t Briketts.

Missstimmungen treten besonders bei dem Mangel an Getränken auf. Die Schweißer von der Mathias-Thesen-Werft, Halle A Schiffsbau, die bei 50 [Grad]+ arbeiten müssen, wollen heute Mittag die Arbeit niederlegen, falls es bis dahin keine Getränke gibt. Die BPO hat sofort Maßnahmen eingeleitet.

Handel und Versorgung

In Groß-Berlin werden verschiedentlich7 die hohen Preise für Gemüse von den Hausfrauen kritisiert sowie die Auswahl der Qualität dieser Ware, die beim privaten Händler mitunter besser ist als im Konsum und in der HO.

In der Stadt Suhl klagt man über den Mangel an Frischgemüse, Bohnenkaffee, Tee und Motorrädern.

In Magdeburg wird von der Bevölkerung kritisiert, dass die Preise für Erdbeeren erst dann herabgesetzt werden, wenn sie faul und matschig sind.

Der Bezirk Dresden erhielt am 5.6.1954 aus dem Konsum-Güteraustausch von der Volksrepublik Ungarn zwölf Waggons Gemüse, die keinesfalls den Qualitätsbestimmungen entsprachen, da die Vorschriften bei leicht verderblichen Waren nicht eingehalten wurden. Die Laufzeit bis Pirna betrug sechs Tage und das Gemüse (ein Waggon) musste der Schweinemast zugeführt werden. Zwei Waggons für Riesa hatten Totalverlust. Die übrigen neun Waggons Gemüse waren derart gemindert, dass sie nach Entfernung des angefaulten Lauches in Kommission verkauft werden mussten.

Ein Großverteiler aus Elsdorf, [Bezirk] Potsdam,8 erhielt 600 kg Gefrierfleisch aus dem Import Argentinien und verteilte es an 40 Geschäfte und Gaststätten. Stichproben ergaben, dass dieses Fleisch verdorben war. Der Großverteiler spricht die Vermutung aus, dass verschiedene Schlächter den Verderb aus Angst vor Verlust nicht melden werden, weil sie zwar die Gewichtsmenge, aber nicht das Geld zurückerstattet bekommen, sodass große Gefahren von Fleischvergiftungen bestehen.

In der Molkerei Neustrelitz, [Bezirk] Neubrandenburg, sind beträchtliche Mengen Käse wegen Absatzschwierigkeiten verdorben.

Im Kreisgebiet Nauen, [Bezirk] Potsdam, lagern bei den Schlächtern 7 t Fett, die nicht abgesetzt werden können und dem Verderb ausgesetzt sind.

Landwirtschaft

Die Diskussionen über politische Tagesfragen sind unter der Landbevölkerung nach wie vor nur gering. Die wenigen Stimmen zur Volksbefragung sind meist positiv und stammen in der Mehrzahl aus dem sozialistischen Sektor. Teilweise erkennen die werktätigen Bauern die Vorteile der LPG, wünschen eine friedliche Entwicklung und keinen EVG-Vertrag. Als Beweis dafür wurden verschiedentlich Verpflichtungen eingegangen, die Volksbefragung am 27.6.1954 abzuschließen, wie folgendes Beispiel zeigt.

Einige LPG-Bauern aus Neuensund, [Bezirk] Neubrandenburg, sagten: »Uns geht es wirtschaftlich und finanziell besser, seitdem wir in der LPG sind. Deshalb werden wir unsere Stimme am 27.6.[1954] für einen Friedensvertrag abgeben, denn was EVG-Vertrag bedeutet, das haben wir in den Jahren 1940–45 erlebt.« Ähnliche Verpflichtungen wurden auch vereinzelt aus den Bezirken Rostock, Suhl, Gera und Erfurt berichtet.9

Nicht aufgeklärte bzw. negativ beeinflusste Menschen stellen die Volksbefragung oft als zwecklos hin. In der MTS Magdeburg-Süd diskutierten die Kollegen wie folgt: »Erst die Berliner Konferenz,10 dann die Genfer Konferenz11 und jetzt die Volksbefragung und der Erfolg ist gleich Null. Es müsste eine Wahl durchgeführt werden wie 1932/33.«12

Feindliche Elemente, besonders in den Kreisen der Großbauern, benutzen die Volksbefragung oft zu neuer Hetze. Die Großbauern der Gemeinde Hummelshain, [Bezirk] Gera, äußerten, dass sie nicht zur Volksbefragung gehen wollen, sie sind zwar für den Frieden, wollen aber keine kommunistische Regierung haben.

Vorwiegend befasst sich die Landbevölkerung mit wirtschaftlichen Fragen. In der MTS Cottbus herrscht Unzufriedenheit wegen Mangel an Ersatzteilen für Dreschmaschinen und Traktoren.13

Bei der BHG in Bad Liebenwerda,14 [Bezirk] Cottbus, lagert Mais, der von der VEAB nicht freigegeben wird, obwohl er für Futterzwecke dringend benötigt wird.15

Im Kreis Greifswald, [Bezirk] Rostock, fehlt Kleie für die Aufzucht der Ferkel.16

Im Kreis Zeitz, [Bezirk] Halle, bieten Großbauern beim Rübenverziehen Schulkindern die Stunde 2,00 DM. Dadurch haben die LPG Schwierigkeiten, Hilfskräfte zu bekommen.

Übrige Bevölkerung

Im Mittelpunkt der Diskussionen über politische Tagesfragen steht die Volksbefragung. Die uns bekannt gewordenen Stimmen sind überwiegend positiv, darin kommt der Friedenswille der Werktätigen in der DDR zum Ausdruck. Ein Kellner aus der HO-Gaststätte Greifswald, [Bezirk] Rostock: »Ich stimme für einen Friedensvertrag, weil meine Kinder in Ruhe und Frieden aufwachsen sollen und nie wieder von einem Krieg bedroht werden sollen.«

Vereinzelt wurden uns negative bzw. feindliche Stimmen bekannt. Ein Pfarrer aus Ebersdorf, [Bezirk] Gera, äußerte zu einem Aufklärer der Nationalen Front:17 »Einen russischen Frieden brauchen wir nicht.«

Ein Sattlermeister aus Putlitz, [Bezirk] Potsdam: »Die Volksbefragung ist doch nur Propaganda, denn für den Frieden sind wir alle, keiner will den Krieg. Sie sollen lieber freie Wahlen durchführen, dann sieht die SED, wo sie bleibt, dann ist sie verschwunden.«

Feindliche Stimmen die einen neuen Putsch in der DDR voraussagen, wurden nur ganz vereinzelt bekannt. Eine Hausfrau aus Lauchhammer, [Bezirk] Cottbus, äußerte: »Der ›Tag X‹18 wiederholt sich dieses Jahr im Herbst mit Pauken und Trompeten, aber diesmal ist es besser als das letzte Mal, da gibt es dann einen Bürgerkrieg, gleich anschließend mit dazu. Diesmal klappt es dann aber richtig, da kann keiner mehr von da oben entrinnen.«

Ein Postangestellter aus Berlin-Malchow äußerte bei einer Unterhaltung, dass eine zweite »Erhebung« komme, die aber diesmal mit »Hilfe von außen« durchgeführt wird. Als ihm erwidert wurde, dass die Staatsorgane wachsam sein werden, sagte er weiter: »Die kommen alle auf unsere Seite, sogar die VP und die KVP19 (Mitglied der SPD)

In Dessau, [Bezirk] Halle, brachte ein Pfarrer in seiner Predigt zum Ausdruck, das, was heute gesprochen wird, besitzt nicht die Kraft, zu überzeugen. Im Segen wird für die Gefangenen und für die, die die Heimat und Gut verloren haben gesprochen. Ein anderer Pfarrer, ebenfalls aus Dessau, äußerte: »In den Konzentrationslagern sind die Gläubigen auch stark geblieben, und jetzt muss der Kampf gegen die Ungläubigen aufgenommen werden.«

Ein praktischer Arzt aus Rostock äußerte, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn noch mehr Ärzte nach dem Westen gehen, da die Ärzte, die selbstständig arbeiten und für die SVK verpflichtet sind, nicht zur Intelligenz zählen und folglich keine Intelligenz-Lebensmittelkarte erhalten, hierzu kommt noch, dass die Rente laut Altersversorgung für sie nur DM 90,00 beträgt. Dies ist zugleich der Grund, warum so viele Ärzte nach dem Westen gehen.

Arbeiter, die täglich von Kleinmachnow nach Berlin zur Arbeitsstelle fahren müssen, haben durch die Schließung des S-Bahnhofes Düppel einen erheblich längeren Anmarschweg. Sie müssen entweder erst zum S-Bahnhof Zehlendorf laufen oder werden von Kleinmachnow mit Omnibussen abgeholt, wodurch sich ihr Arbeitstag erheblich verlängert. Die Arbeiter sind wegen dieses Zustands verärgert und schimpfen oft während der Fahrt darüber. (Betroffen sind ca. 3 000 Arbeiter.)

Organisierte Feindtätigkeit

Hetzschriftenverteilung

SPD-Ostbüro:20 Erfurt 1 600, Neubrandenburg 460, Rostock 4 300, Halle 600.

»Deutsche in der Bundesrepublik«:21 Karl-Marx-Stadt 100, Cottbus 1 650, Neubrandenburg 54, Halle 23, Dresden 24, Potsdam 4 000, Frankfurt/Oder 90 000.

NTS:22 Neubrandenburg 12, Dresden 4.

KgU:23 Halle 293, Potsdam 3 000.

In tschechischer Sprache: Dresden 75.

»Telegraf«:24 Neubrandenburg 8.

»Tarantel«:25 Neubrandenburg 12.

»Freie Junge Welt«26: Neubrandenburg 8.

»Freie deutsche Arbeiterbewegung in der SBZ«: Frankfurt 5 000.

»Junge Blüchergarde«: Frankfurt 200.

»Zentralverband der Widerstandsgruppe der FDJ«: Frankfurt 3 500.

Die Hetzschriften wurden in den meisten Fällen sichergestellt und gelangten nicht in die Hände der Bevölkerung.

Antidemokratische Tätigkeit

In den Kreisen Karl-Marx-Stadt, Arnstadt, [Bezirk] Erfurt, Meinigen, [Bezirk] Suhl, Greiz, [Bezirk] Gera, Sebnitz und Pirna, [Bezirk] Dresden, Zossen, [Bezirk] Potsdam, und Fürstenwalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder, wurden vereinzelt Schmierereien antidemokratischer Losungen gegen die Volksbefragung und vorwiegend faschistischen Inhalts festgestellt. In den Kreisen Greiz und Jena, [Bezirk] Gera, wurden Plakate zur Volksbefragung zerrissen.

Vom 18. zum 19.6.1954 wurden von unbekannten Tätern in einem Ort bei Freienwalde, [Bezirk] Frankfurt, ca. 50 Dreizackzeichen der NTS angeschmiert (Meldung der VP, noch nicht überprüft).

An die Abstimmungsvorstände der Wahlbezirke und die Ortsausschüsse der Nationalen Front werden gefälschte Schreiben des Deutschen Friedensrates27 und des Nationalrates der Nationalen Front mit dem Ziel übersandt, die Vorbereitungen der Volksbefragung zu stören (s. auch Anhang).

Vermutliche Feindtätigkeit

Bei dem ehemaligen Parteisekretär in Wilthen, Kreis Bautzen, [Bezirk] Dresden, wurde eine Fensterscheibe mit einem faustgroßen Stein eingeworfen. Unter dem Fenster befindet sich eine Losung zur Volksbefragung.

In Schirgiswalde, Kreis Bautzen, [Bezirk] Dresden, wurden der Kulturleiter des FDGB-Zeltlagers und ein Mitglied des FDGB-Bezirksvorstandes im Treppenaufgang eines Gasthofes von unbekannten Tätern angegriffen.

Anlage vom 22. Juni 1954 zum Informationsdienst Nr. 2241

Gefälschte Schreiben zur Volksbefragung

1) vom Nationalrat der Nationalen Front dem demokratischen Deutschland – Büro des Präsidiums –

An die Ortsausschüsse der Nationalen Front werden gefälschte Schreiben auf Briefbogen des Nationalrates verschickt, die die »Vorbereitung der Volksbefragung« betreffen. In den vom Professor Dr. Correns28 gezeichneten Briefen heißt es u. a., dass bei der Vorbereitung der Volksbefragung in den verschiedenen Kreisen noch nicht mit der notwendigen Intensität gearbeitet wird. Die Zusammenarbeit mit den Parteien sei schlecht (»alle parteipolitischen Elemente sind zurückzustellen«), Schulen, handwerkliche Genossenschaften und fortschrittliche Parteilose würden zu wenig zur Aufklärung herangezogen; die Zahl der Verpflichtungen und Stellungnahmen sei zu gering und die Aufklärungslokale sind nicht überall ständig besetzt. Es werden dann folgende Aufgaben gestellt:

  • a. »… der Vertrieb von Spendenmarken ist ab sofort bis nach der Volksbefragung einzustellen.«

  • b. »… nur kurze Darbietungen der Kulturgruppen an den Schluss der Versammlungen zu legen«, da angeblich [durch] zu große kulturelle Umrahmungen von Versammlungen »die Versammlungsbesucher vom eigentlichen Thema abgelenkt werden«.

  • c. Besucher aus Westdeutschland sind in Diskussionen zu überprüfen, ob sie zu Versammlungen einzuladen sind oder nicht, »da die Besucher aus Westdeutschland in die Diskussionen eine Linie gebracht und Ansichten vertreten haben, die sich ungünstig auf die Versammlung auswirkten«.

  • d. Die Losung der Wahl »Deutsche an einen Tisch«.

2) vom Deutschen Friedensrat

An die Abstimmungsvorstände der Wahlbezirke werden mit gefälschten Anschreiben des Deutschen Friedensrates (gez. Willmann, Generalsekretär29) gefälschte Schreiben des Abstimmungsleiters der Republik übersandt. Diese Schreiben sind mit dem Briefkopf des MdI an das Präsidium des Deutschen Friedensrates gerichtet und betreffen »Vorbereitung zur Volksbefragung«. Der hauptsächliche Inhalt zielt darauf hin, bei den verantwortlichen Leitern für die Abstimmung den Eindruck zu erwecken, dass unsere Regierung große Angst davor habe, die Volksbefragung könnte nicht wirklich geheim durchgeführt werden. Das kommt z. B. in der Forderung zum Ausdruck, laut der Durchführungsbestimmung alle Maßnahmen zu ergreifen, damit »dem Abstimmenden die Möglichkeit gegeben wird, den Abstimmungsschein wirklich frei und ungestört vorzubereiten. Es ist auf alle Fälle zu vermeiden, dass Ordner oder sonstige Beauftragte den Abstimmenden beobachten oder sonstwie in seiner freien Entscheidung beeinflussen.« Weiterhin enthält das Schreiben die Aufforderung, die Leiter der Hauskomitees für die vollständige Teilnahme der Mieterschaft an der Abstimmung persönlich verantwortlich zu machen. Außerdem sind die Abstimmungsvorstände der einzelnen Wahlbezirke für die korrekte Behandlung der Wahlzettel persönlich verantwortlich und unklar ausgefüllte Stimmzettel sind als ungültig zu erklären.

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