Zur Beurteilung der Situation
25. Februar 1954
Informationsdienst Nr. 2140 zur Beurteilung der Situation
Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft
Industrie und Verkehr
Viermächtekonferenz:1 Die Diskussionen über die Viermächtekonferenz werden von den Werktätigen nur in sehr geringem Maße noch geführt. Es treten die betrieblichen Belange wieder mehr in den Vordergrund. So werden z. B. in dem VEB Böhlen,2 [Bezirk] Leipzig, die Ereignisse der Außenministerkonferenz durch die Diskussionen über die Fragen des Betriebskollektivvertrages verdrängt.
Die fortschrittlichen Kräfte sprechen sich für die Vorschläge Molotows3 aus und verurteilen die Haltung der westlichen Außenminister.4 Man begrüßt die Einberufung einer Fünfmächtekonferenz in Genf5 und ist der Meinung, dass jetzt erst recht der Kampf um die Einheit Deutschlands verstärkt werden muss. Eine Anzahl von Kollegen des Kunstfaserwerkes »Wilhelm Pieck« Schwarza, [Bezirk] Gera, begrüßen das Stattfinden der Konferenz in Genf. Man verspricht sich von dieser Konferenz einen Erfolg, da auch die Volksrepublik China daran teilnimmt.
Von mehreren Werksangehörigen des VEB Gummiwerks in Schönebeck, [Bezirk] Magdeburg, wird zum Ausdruck gebracht, dass besonders jetzt nach Abschluss der Konferenz bei uns alle Kräfte angespannt werden müssen, um die Einheit Deutschlands zu erringen. Ein Schlosser aus Regis, [Bezirk] Leipzig: »Man müsste den Kollegen aus Westdeutschland viel mehr Gelegenheit geben, in die DDR zu kommen. Das ist die beste Art, um die Menschen in Westdeutschland von unseren Erfolgen zu überzeugen und die Aktionseinheit herzustellen.«
Ein großer Teil der Werktätigen ist vom Ausgang der Konferenz enttäuscht, da sie nicht den gewünschten Erfolg brachte. Ein kleinerer Teil sieht [sic!] keine Einigung auf friedlichem Wege mehr für möglich. Weiterhin macht sich eine Interesselosigkeit zum politischen Geschehen bemerkbar.
Ein Arbeiter der Gießerei des VEB Plamag in Plauen,6 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Die meisten Arbeiter bei uns waren der Meinung, dass es auf der Konferenz zu einer günstigen Lösung der deutschen Frage kommen würde. Wir sind jedoch enttäuscht worden.«
Ein Arbeiter vom Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig: »Die Vertreter der Kapitalisten können doch Molotow gar nicht Recht geben. Sie vertreten doch ganz andere Interessen. Demnach ist eine Verständigung auf friedlichem Wege nicht möglich.«
An einer Großkundgebung am 24.2.1954 anlässlich des Abschlusses der Viermächtekonferenz7 nahmen vom Thoma-Müntzer-Schacht Eisleben,8 [Bezirk] Halle, nur 25 Personen, meist Verwaltungsangestellte, teil. Es zeigte sich eine starke Interesselosigkeit.
In den negativen und feindlichen Meinungen, die von einem kleinen Teil zum Ausdruck gebracht werden, zeigt sich im Allgemeinen eine Hetze gegen die SU und DDR. Hauptargumente sind »freie Wahlen«9 und Revidierung der Oder-Neiße-Grenze. Hierbei kommt der westliche Einfluss besonders zum Ausdruck. Verschiedene Arbeiter der Franik-Abteilung10 des VEB Fichtel & Sachs Reichenbach,11 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, erklärten, dass sie mit »freien Wahlen« einverstanden sind, jedoch keinesfalls mit einer Volksabstimmung, wie sie Molotow vorgeschlagen hat.12
Verschiedene Arbeiter der Brigade 713 der Bau-Union Stalinstadt äußerten, dass sie zu keiner Versammlung mehr gehen wollen, da das ganze Marschieren keinen Zweck hat. Auch hat es keinen Zweck, mit der SU zu verhandeln. Sie geht sowieso auf keine Kompromisse ein. Ein Angestellter der Kooperationsabteilung des Karl-Marx-Werkes Magdeburg:13 »Man soll nicht schon wieder so viel demonstrieren, sonst ist es wieder beinahe so, wie vor dem 17.6.[1953]. Eine Nacharbeit der ausgefallenen Arbeitszeit kommt nicht infrage.«
Vorfristige Planerfüllung: Im VEB Kalikombinat »Marx Engels« in Unterbreizbach,14 [Bezirk] Suhl, wurde der Plan für Februar 1954 am 24.2.1954 mit 104 Prozent erfüllt. Sie haben den Aufruf des VEB Kalikombinates »Ernst Thälmann« in Merkers, [Bezirk] Suhl, »den Monat März zum Monat der höchsten Planerfüllung zu machen«, diskutiert und angenommen.
Unzufriedenheit in Lohnfragen besteht unter den Kohlenladern des Bahnhofes Sonneberg, [Bezirk] Suhl. Sie können nicht verstehen, warum die Arbeiter der DHZ Kohle für die Entladung 1 Tonne Kohle 1,20 DM erhalten und sie dagegen nur 0,58 DM. Desgleichen würden die Arbeiter der DHZ Kohle eine Schmutzzulage erhalten, welche ihnen jedoch seit Dezember 1953 nicht mehr gezahlt wird. Ein Kollege vom Lokbahnhof Sonneberg, [Bezirk] Suhl: »Wenn es mit dem Geld nicht unverzüglich anders wird, treten wir Kohlenlader am nächsten 11. [11.3.1954] in den Streik, da fasst aber keiner mehr eine Schaufel an.« Ein Brigadier vom Lokbahnhof Sonneberg, [Bezirk] Suhl: »Wenn wir auch nicht streiken, werden wir uns aber geschlossen krankmelden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Arbeiterregierung mit den bestehenden Lohnsätzen bei uns einverstanden ist.« Desgleichen besteht eine schlechte Stimmung in der Spinnerei des Kunstfaserwerkes »Wilhelm Pieck« Schwarza, [Bezirk] Gera, wegen der neuen Normen.
In dem VEB Papierfabriken Grünhainichen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, besteht Unzufriedenheit durch Einführung des Springer-Schichtsystems.15 Ein Holzschleifer (SED) dieses Betriebes: »Ich büße monatlich dadurch 40,00 DM ein, damit bin ich aber nicht einverstanden und die Mehrzahl der Belegschaft ebenfalls nicht. Treibt es nicht auf die Spitze, denn sonst könnte es passieren, dass noch einmal ein 17.6.[1953] kommt, aber diesmal würde es schlimmer ausgehen.« Gleichfalls unzufrieden über zu niedrige Löhne sind die Arbeiter des Fischkombinates Schwaan, [Bezirk] Schwerin. Sie äußern: »Warum bekommen die Arbeiter des Schwesternbetriebes in Rostock das Doppelte wie wir?«16
Unzufriedenheit über die Verteilung von Quartalsprämien besteht bei einem großen Teil der Belegschaft des Schwefelsäurewerkes Nünchritz, [Bezirk] Dresden. Man bringt dabei zum Ausdruck, dass die Angestellten sehr hohe Prämien erhalten, ohne dafür etwas besonders geleistet zu haben. Der 2. BGL-Vorsitzende äußerte: »Ich getraue mir nicht, die Quartalsprämie zur Diskussion zu stellen, denn wenn die Kollegen den wahren Sachverhalt erfahren, dann würde es die FDGB-Mitgliedsbücher nur so regnen.« Ähnliche Diskussionen über Prämienfragen werden im VEB »Kunstblume« in Sebnitz, [Bezirk] Dresden, und in verschiedenen Betrieben des Kreises Bautzen, [Bezirk] Dresden, geführt.
Materialmangel besteht bei den Werften in Rostock, im VEB FRAMO-Werk Hainichen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, und im VEB Möbelwerkstätten Uder, [Bezirk] Erfurt.17 Letzterer Betrieb kann, wenn kein Material geliefert wird, nächste Woche die Mehrzahl der Arbeiter nicht mehr beschäftigen.
Absatzschwierigkeiten bestehen im VEB Schiefergruben Steinach, [Bezirk] Suhl.18 Wenn die bestehenden Schwierigkeiten demnächst nicht überwunden werden können, muss der größte Teil der Arbeiter entlassen werden. Die Stimmung unter den Arbeitern ist schlecht.
Waggonmangel besteht in der Braunkohlenindustrie des Bezirkes Cottbus. Der Wagengestellungsplan des Reichsbahndirektionsbezirkes wurde am 24.2.1954 nur mit 85 Prozent erfüllt. Ebenso mangelt es im Sprengstoffwerk Schönebeck, [Bezirk] Magdeburg, an Waggons. Seit 22.2.1954 wurde täglich nur die Hälfte der benötigten Waggons gestellt.
Schlechte Zahlung der FDGB-Beiträge wurde aus dem Leuna-Werk »Walter Ulbricht«, [Bezirk] Halle, gemeldet. Teilweise wurden nur 50 Prozent der Beiträge abgerechnet. Besonders ist dies bei den Arbeitern der Lohngruppen V bis VII zu verzeichnen.
Handel und Versorgung
Wie aus Rostock berichtet wird, fehlt es im Kreis Wolgast besonders an Kartoffeln. Einige Werkküchen mussten bereits stillgelegt werden.
Auf dem Schlachthof in Dresden ist noch immer ein Fleischstau von 220 t Schweinefleisch zu verzeichnen.
Landwirtschaft
Viermächtekonferenz: Trotz der teilweise durchgeführten Agitationseinsätze, Versammlungen usw. wird nur noch vereinzelt über die Viermächtekonferenz diskutiert. Meist sind es Angehörige der MTS, LPG und fortschrittliche Kräfte auf dem Lande, die zum Ausdruck bringen, dass die Konferenz, obwohl sie nicht die erwarteten Ergebnisse zeigte, ein Erfolg gewesen sei, da die Westmächte gezwungen wurden, ihre wahren Absichten zu zeigen. Voller Hoffnung wird von diesem Teil der Landbevölkerung die künftige Genfer Konferenz erwartet. Ein Traktorist aus Boddin, [Bezirk] Neubrandenburg: »Die SU hat bereits auf dieser Konferenz einiges erreicht, die Konferenz in Genf wird aber ein anderes Gesicht bekommen, dort werden die Kriegstreiber den Rest erhalten.«
Demgegenüber zeigt sich unter dem größten Teil der Landbevölkerung eine gewisse Enttäuschung und Interesselosigkeit. Die Diskussionen über die Viermächtekonferenz wurden aber auch durch die Fragen der Frühjahrsbestellung, wie Beschaffung von Düngemitteln, Ersatzteile für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, Saatgut usw., besonders aber durch die jetzt stärker in Erscheinung tretende Futterknappheit, in den Hintergrund gedrängt.
In MTS, LPG, teils auch von Einzelbauern, wurden Verpflichtungen zum »Tag der Bereitschaft«19 übernommen. In den Gemeinden Weitersoda20 und Pferdsdorf, [Bezirk] Suhl, wurde z. B. zum »Tag der Bereitschaft« von werktätigen Bauern geäußert, dass es an vielen Einzelersatzteilen, wie Wagenreifen, Schraubstollen, Eggenzinken, Pflugscharen usw. fehlt. Im Kreis Parchim, [Bezirk] Schwerin, wurde zum »Tag der Bereitschaft« festgestellt, dass Saatgut an Getreide genügend vorhanden ist, jedoch ca. 10 000 dz Saatkartoffeln fehlen.21
In mehreren Gemeinden des Kreises Plauen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, bestehen Futterschwierigkeiten. Das Vieh befindet sich zum Teil in einem schlechten Zustand. Dazu äußerte der Kreistierarzt, dass die Kälber durch Mangel an Raufutter22 bereits krank zur Welt kommen.
Die Mitglieder der LPG Schlaisdorf, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, verpflichteten sich, nach den Neuerermethoden zu arbeiten. So z. B. will man bei der Kartoffelaussaat das Netzpflanzverfahren anwenden.23
Auch die negativen bzw. feindlichen Argumente, wie Forderung nach »freien Wahlen« usw., treten nur noch ganz vereinzelt in Erscheinung. Demgegenüber wird vom Klassengegner, meist Großbauern (die nicht immer selbst in Erscheinung treten), die Forderung nach »freier Wirtschaft« erhoben sowie mit Argumenten »die Tarife der MTS sind zu hoch« usw. gegen die Entwicklung auf dem Lande gehetzt. Teilweise bieten bestehende Mängel dafür eine gute Grundlage. In Wustrau, [Bezirk] Potsdam, wird z. B. von Einzelbauern verstärkt die »freie Wirtschaft« gefordert. Unzufrieden sind die Bauern teilweise darüber, dass seuchenpolizeiliche Maßnahmen nicht schnell genug eingeleitet werden, aber auch über die Entschädigung der an Schweinepest erkrankten Tiere.24
Ein Großbauer aus Ottenhain, [Bezirk] Dresden: »Man soll Raufutter beschaffen, denn die werktätigen Bauern wissen bald nicht mehr, wie sie ihr Vieh füttern sollen. Es kommt sonst noch so weit, dass ein großer Teil der Kühe wegen Unterernährung verreckt.«
Ein Großbauer aus Pätrow, [Bezirk] Schwerin, erklärte in einer Diskussion, dass die Tarife der MTS zu hoch wären und dies die größte Ausbeutung sei.
Ein Mittelbauer aus dem Kreis Zwickau, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Ich bin zur »Grünen Woche« in Westberlin gewesen,25 dort gab es nicht nur Maschinen für die MTS wie bei uns, sondern auch solche, die für den Kleinbauern geeignet sind.«
Bei einem Erfahrungsaustausch der Zentralstelle für Tierzucht in Pirna, [Bezirk] Dresden, kam es in der Diskussion zu mehrfachen provokatorischen Äußerungen von großbäuerlichen Elementen.
Stimmung der übrigen Bevölkerung
Viermächtekonferenz
Auch unter der übrigen Bevölkerung wird nur noch vereinzelt über die Viermächtekonferenz diskutiert. Fortschrittliche und politisch aufgeklärte Personen sprechen sich positiv für die Vorschläge des Genossen Molotow aus und verurteilen die ablehnende Haltung der westlichen Außenminister. Von diesen Kräften wird auch zum Ausdruck gebracht, dass, obwohl keine Einigung erzielt wurde, die Konferenz ein Erfolg für die friedliebenden Kräfte gewesen sei, da die Westmächte zum Weiterverhandeln gezwungen wurden. Ein Angestellter der DHZ in Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder: »Die Viererkonferenz war trotz allem ein Erfolg. In wenigen Wochen kommen sie wieder zusammen und ich hoffe, dass die Genfer Konferenz doch zu einem Erfolg führen wird. Wenn auch nicht direkt für uns, so doch für die Erhaltung des Weltfriedens.«
Eine gewisse Enttäuschung und Uninteressiertheit ist unter dem größten Teil der Bevölkerung festzustellen. Hausfrauen sprechen teilweise die Besorgnis aus, dass, da keine Einigung erzielt wurde, ein Krieg zu erwarten sei. Eine Hausfrau aus Grunow, [Bezirk] Frankfurt/Oder: »Nicht nur ich, sondern viele Frauen machen sich darüber Sorgen und vertreten die Meinung, dass es nach dem geringen Ergebnis der Konferenz unbedingt zu einem Krieg kommen wird.«
In geringem Maße halten die negativen bzw. feindlichen Stimmen weiterhin an. Meist sind es kleinbürgerliche Elemente, die in Erscheinung treten. Ein Lederwarenhändler aus Wernigerode, [Bezirk] Magdeburg: »Die westlichen Außenminister haben es aber Molotow gegeben. Was steckt Russland seine Nase auch überall hinein. In allen Ländern wiegelt es seine Kommunisten gegen die Regierungen auf. Wenn wir ein einheitliches Deutschland haben wollen, ist erst einmal notwendig, dass wir wirklich freie Wahlen haben und nicht solche wie bisher.«
Während des Gegenwartsunterrichts26 in der Berufsschule in Weißwasser, [Bezirk] Cottbus, äußerte ein Maurerlehrling: »Adenauer27 verschachert Westdeutschland nur auf 50 Jahre, unsere Regierung dagegen Schlesien für immer.«28 Eine Schülerin äußerte: »Am 17.6.[1953] wurde die freie Meinungsäußerung der Arbeiter durch Panzer und Bajonette unterdrückt.«
In einer Parteigruppe der Universität Jena, [Bezirk] Gera, wurde drei Stunden über die Notwendigkeit der Aufstellung einer Kampfgruppe diskutiert.29 So wurde die Meinung vertreten, es sei noch genug Zeit, die Kampfgruppe aufzustellen, denn das Wehrgesetz sei ja noch nicht angenommen.30 Von einigen Studenten wurde in heftigen Diskussionen die Auffassung vertreten, dass sie kein Gewehr wieder in die Hand nehmen würden.
Handwerker des Kreises Parchim, [Bezirk] Schwerin, beschweren sich darüber, dass ihre steuerlichen Verpflichtungen zu hoch seien31 und sie diese nicht erfüllen könnten, weil sie zu wenig Material erhalten. Sie vertreten die Auffassung, dass eine gerechte Verteilung durchgeführt werden müsse, da sonst nicht von der Förderung des privaten Handwerks gesprochen werden könnte.32
Organisierte Feindtätigkeit
Flugblätter und Hetzschriften: Im Kreis Großenhain, [Bezirk] Dresden, wurde ein Ballon mit 10 000 Flugblättern des »Befreiungskomitees Scharnhorst«, der »Widerstandsgruppe Freiheit in der sowjetischen Besatzungszone«, des »Kulturausschuss Deutscher Heimat«, »Max Reimann33 Junior und Freunde«, der »Freiheitsaktion Elbe«, des »Aufklärungsaktivs Turnvater Jahn« und der »Freiheit in der NDPD« sichergestellt. Der Inhalt ist Hetze gegen die SU und DDR und Aufruf zum Widerstand.
Flugblätter in geringer Zahl wurden in den Bezirken Neubrandenburg, Cottbus, Karl-Marx-Stadt, Halle, Suhl und Erfurt gefunden. Die Mehrzahl wurde von der KgU,34 dem SPD-Ostbüro,35 der NTS,36 der CDU-Ost37 und vom Streikkomitee der Arbeiter Mitteldeutschlands verschickt. Der Inhalt richtete sich gegen die SU und DDR.
Hetzsendungen wurden in geringer Anzahl in den Bezirken Frankfurt/Oder, Karl-Marx-Stadt, Halle und Gera sowie Potsdam festgestellt.
Etwas stärker wurden Hetzschriften im Kreis Görlitz, [Bezirk] Dresden, festgestellt. Die Mehrzahl der Hetzsendungen kam von der KgU. Der Inhalt richtete sich ebenfalls gegen die SU und DDR.
Antidemokratische Tätigkeit: Vereinzelte Schmierereien auf Bildern des Genossen Molotow und auf Plakaten wurden aus den Bezirken Rostock, Cottbus, Dresden, Gera und Erfurt gemeldet.
Gefälschte Aufbaumarken38 wurden in der Sparkasse der Stadt Güstrow, [Bezirk] Schwerin, festgestellt.
Verstärkte Tätigkeit der »Zeugen Jehovas«39 wird aus dem Kreis Löbau, [Bezirk] Dresden, gemeldet.
Vermutliche Feindtätigkeit
Brand: Am 23.2.1954 brannte auf dem Feld des VEG Prädikow, [Bezirk] Frankfurt/Oder, eine Luzernenmiete nieder.
Einschätzung der Situation
Über die Ergebnisse der Berliner Konferenz wird nur noch in sehr geringem Umfang diskutiert. Der größte Teil ist enttäuscht, dabei macht sich zunehmend Interesselosigkeit bemerkbar, besonders auf dem Lande und unter der übrigen Bevölkerung.
Zum verstärkten Kampf um Frieden und Einheit sprechen jetzt nur die fortschrittlichen Menschen.
In den Betrieben und auf dem Lande treten jetzt immer mehr die betrieblichen und wirtschaftlichen Fragen in den Vordergrund.
Die negativen und feindlichen Diskussionen halten in geringem Maße weiter an, wobei auf dem Lande die Forderung nach »freier Wirtschaft« mehr in Erscheinung tritt.