Zur Beurteilung der Situation
25. September 1954
Informationsdienst Nr. 2323 zur Beurteilung der Situation
Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft
Industrie und Verkehr
Ein großer Teil der Werktätigen verhält sich gegenüber den politischen Tagesfragen gleichgültig. So wurden z. B. in letzter Zeit im Kalischacht »Thomas Müntzer« Worbis, [Bezirk] Erfurt, mehrere Versammlungen durchgeführt. Darüber sind die meisten Kumpels verärgert und meinen, dass dies nicht nötig sei. Ein Kollege äußerte dazu: »Wir haben zu Hause auch ein Stückchen Land. Das müssen wir jetzt bearbeiten und da bleibt uns nur die Zeit nach der Schicht.« Bei jeder dieser Versammlungen haben ca. 90 Prozent der Betriebsangehörigen in den Omnibussen gesessen und dort das Ende der Versammlungen abgewartet.
Im Vordergrund der Diskussionen stehen die Volkswahlen.1 Der Umfang der Diskussionen hierzu nimmt weiterhin zu, was durch die Rechenschaftslegungen,2 Kandidatenvorstellungen sowie die Aufklärungseinsätze bedingt ist. Überwiegend wurden positive Äußerungen sowie zahlreiche Verpflichtungen getätigt. Der Inhalt der positiven Meinungen hat sich gegenüber den Vortagen nicht verändert. Der Umfang der negativen Diskussionen ist weiterhin gering. Teilweise werden solche Äußerungen von unaufgeklärten Werktätigen gemacht, während feindliche Elemente sich nur wenig äußern. Der Inhalt der negativen Stimmen ist verschiedenartig.
Ein Kollege aus dem Hydrierwerk Zeitz, [Bezirk] Halle: »Zu was der ganze Propagandarummel und die Volkswahl? Die im Westen machen ja doch was sie wollen und fragen uns nicht. Ein Bekannter von mir lebt im Westen und bekommt 28,00 DM Arbeitslosenunterstützung. Er kann sich mehr kaufen als ich.«
Ein Bergarbeiter aus Johanngeorgenstadt, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Die kommenden Wahlen sind ein großer Betrug. Die Zettel sind ja schon fertig und die Kandidaten stehen schon drauf. Man braucht den Zettel nur in die Urne zu werfen. Bei der Volksbefragung3 hat man den Betrug noch gesehen, denn wer in die Kabine ging, wurde in der Liste angekreuzt.«
Ein Arbeiter aus Langenchursdorf, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Die Wahl ist jetzt schon fertig. Das war bei Adolf auch schon so.« Solche Meinungen, dass die Wahl keinen Zweck habe, da das Resultat schon vorher festliege, sind im Bezirk Karl-Marx-Stadt mehrfach vertreten.
Ein Arbeiter aus dem VEB Böhlen, [Bezirk] Leipzig: »Mir hängt der Wahlrummel schon zum Hals heraus. Nach meiner Ansicht steht das Ergebnis schon fest. Die Wahl ist nur eine Formsache. Das Vertrauen der Arbeiter genießt unsere Regierung schon lange nicht mehr. Die sollen gesamtdeutsche Wahlen durchführen, dann werden sie es merken.«4
Ein Tischler aus dem VEB Möbeltischlerei Stralsund, [Bezirk] Rostock, äußerte in einem Gespräch über die Wahl: »Ich war Nazi, bin noch Nazi und werde es auch immer bleiben.«
Immer wieder werden Diskussionen über die Entlohnung geführt, worüber teilweise Unzufriedenheit besteht. Unter den Arbeitern in den VEB Kalkwerke Schraplau und Querfurt, [Bezirk] Halle, besteht eine Verärgerung, da sie gegenüber den in der Nähe liegenden Braunkohlen- und Erzgruben sehr wenig verdienen. So hat z. B. ein Arbeiter vom Kalkwerk ca. 360 DM, während ein Arbeiter aus den Braunkohlengruben Eisleben und Hettstedt das Doppelte verdient. Dadurch tritt unter den Arbeitern der Kalkwerke eine Fluktuation ein.
Unter der Belegschaft des volkseigenen Baubetriebes des Kreises Calau,5 [Bezirk] Cottbus, besteht eine Verbitterung, da sie als einziger Betrieb des Bezirks nach der Ortsklasse C6 entlohnt werden. Aus diesem Grunde haben bereits zahlreiche Arbeiter gekündigt und haben weitere Arbeiter die Absicht, sodass fast sämtliche Arbeitskräfte abwandern werden.
Im VEB Werkzeugunion Steinbach-Hallenberg, [Bezirk] Suhl, ist die Fluktuation in der Abteilung Gesenkschmiede in letzter Zeit sehr angestiegen. Der Grund hierfür ist die niedrige Bezahlung.7
Unter den Werktätigen der Stadt Triebes, [Bezirk] Gera, besteht eine schlechte Stimmung, weil der Omnibusverkehr zu den Arbeitsstellen morgens um eine halbe Stunde vorverlegt wurde. Vom Kraftverkehrsbetrieb Greiz wurde dazu erklärt, dass zehn Omnibusse in Reparatur stehen und deshalb schon früher gefahren werden muss, um alle Kollegen zu befördern.
Im VEB Waggonbau Bautzen, [Bezirk] Dresden, ist aufgrund der vorliegenden Plankontrollzahlen für 1955 zu verzeichnen, dass 500 Arbeitskräfte 1955 ohne Beschäftigung sind. Dies trifft besonders die Teilschlosserei und die holzverarbeitenden Abteilungen.
Wegen mangelhafter Qualität der Personenwagen C-4-ÜP treffen im VEB Waggonbau Bautzen laufend Beanstandungen ein. Es wurde festgestellt, dass mehrere Mängel bis zum 44. Wagen auftreten. Die Überholung dieser Wagen kann jedoch erst im Januar 1955 erfolgen. Die Überholungskosten werden auf ca. 55 000 DM geschätzt.
Handel und Versorgung
Benzinmangel besteht im Kreis Sternberg, [Bezirk] Schwerin. Seit dem 23.9.1954 gibt es in sämtlichen Tankstellen dieses Kreises kein Benzin. Dadurch ist der Transport der Bevölkerung zum zentralen Erntefest und die Belieferung der Konsumverkaufsstellen infrage gestellt.
Im Bezirk Karl-Marx-Stadt löst der Benzin-, Motorenöl-, Reifen- und Ersatzteilmangel für Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs, der MTS und Industrie negative Diskussionen aus, besonders bei den Arbeitern durch das Ausfallen der Omnibusse. Man sagt dort in Bezug auf die Volkskammerwahl: »Die haben noch nicht einmal Geschick, das Primitivste zustande zu bringen.«
In Langensalza, [Bezirk] Erfurt, fehlt es an Treib- und Motorenöl für Traktoren.
Klagen über mangelhafte Warenbereitstellung kommen aus Friedrichroda, Kreis Gotha, [Bezirk] Erfurt (Schwerpunkt für die Betreuung für 5 000 Feriengäste), wegen der sehr schlechten Belieferung von HO-Fleisch und Dauerwurst.
In der DHZ Lebensmittel in Meißen, [Bezirk] Dresden, sind die Schokoladenerzeugnisse durch verstärkten Einkauf nach der Preissenkung8 nicht ausreichend.
Markenzucker, Nährmittel, Röstkaffee fehlen im Bezirk Neubrandenburg, Hülsenfrüchte, Nährmittel, billige Zigaretten, Fischkonserven und Weckgläser fehlen teilweise im Bezirk Suhl.
Im Kreis Jena, [Bezirk] Gera, hält die mangelhafte Belieferung mit Speiseöl an und wird dort auf den Mangel an Flaschen und Fässern zurückgeführt. Einige Personen beginnen bereits mit Hamstereinkäufen.
Kohlenmangel herrscht in Sangerhausen, [Bezirk] Halle. Von 2 200 Ztr. für das III. Quartal sind nur 50 Prozent geliefert worden.
Absatzschwierigkeiten an ungarischen Fischkonserven, besonders Dorschleber, hat der Bezirk Schwerin.
Landwirtschaft
Der Umfang der politischen Diskussionen ist gering, aber meist positiv, was insbesondere durch die zahlreichen Einzel- und Kollektivverpflichtungen anlässlich der Volkskammerwahl zum Ausdruck kommt.
Die feindlichen Stellungnahmen sind nur vereinzelt und werden nach wie vor hauptsächlich von Groß- und Mittelbauern vertreten. In einer Wahlversammlung in Neuenbeuthen, [Bezirk] Gera, äußerte sich ein Großbauer im Zusammenhang mit der einheitlichen Kandidatenliste: »Wenn das so ist, dann braucht man ja gar keine verschiedenen Parteien mehr, eine würde dann genügen. Ich denke so, wenn die anderen Parteien, wenn sie gewählt werden könnten, vielleicht bessere, fähigere Menschen an die Spitze kommen würden [sic!], dann kämen vielleicht nicht mehr so viele Fehler vor, wie wir oft feststellen müssen. Es ist doch gleich, ob uns die Sowjetunion oder Amerika hilft. Hauptsache, dass uns geholfen wird und wir leben gut.«9
Ein Altbauer aus Gellmersdorf, [Bezirk] Frankfurt: »Diese Wahlen, die wir hier durchführen, sind keine ›freien Wahlen‹. Diese Wahlen werden beeinflusst. Bei ›freien Wahlen‹ würden die Menschen anders entscheiden.«10
Ein Alt-Bauer aus Booßen, [Bezirk] Frankfurt: »Meine Ansicht ist, dass es besser wäre, wenn jede Partei eine Liste hätte, dann würde die SED ganz gewaltig zurückgehen.«11
Einige werktätige Bauern aus Landin, [Bezirk] Potsdam: »Das Ergebnis der Wahl ist sowieso jetzt schon ausgearbeitet.« Es handelt sich hierbei um diejenigen Personen, die schon bei der Volksbefragung negativ in Erscheinung getreten sind.12
Bei den Sollablieferungen sind es wiederum in der Hauptsache Groß- und Mittelbauern, die mit allerlei Argumenten die Sollablieferung verzögern bzw. zu hintertreiben versuchen. Im Kreis Gransee, [Bezirk] Potsdam, wurde festgestellt, dass die Großbauern bewusst ihre Produkte zurückhalten, und erklären bei der Aufforderung zum Dreschen: »Wir haben ja noch Zeit, und wir liefern quartalsweise unsere Produkte.«
Die werktätigen und Mittelbauern aus mehreren Gemeinden des Kreises Jüterbog, [Bezirk] Potsdam, wollen ebenfalls noch nicht dreschen. Sie begründen es wie folgt: »Die Anweisungen, die herausgegeben werden, dass zuallererst gedroschen werden muss, sind nicht richtig, da jetzt das Wichtigste die Kartoffeln sind, die geborgen werden müssen, ehe sie ganz und gar verfaulen.«
Ein Mittelbauer und Gemeindevertreter aus Werbig, [Bezirk] Potsdam: »Die ewigen Drängeleien mit dem Abgabesoll habe ich satt, ebenfalls die an uns gestellten Termine. Man soll uns doch endlich so wirtschaften lassen, wie wir wollen.« Dies brachte er anlässlich einer Gemeindevertretersitzung zum Ausdruck.
Ein Mittelbauer aus Hohenofen, [Bezirk] Potsdam, sagte in einer öffentlichen Gemeindevertretersitzung: »Die sollen bloß nicht so treiben mit der Ablieferung. Die sollen die Bauern in Ruhe lassen. Ob die Produkte bis zum 31.9. oder bis zum 31.12.1954 abgeliefert werden, bleibt sich doch gleich. Wir wollen freie Bauern sein und nicht ständig unter Aufsicht stehen.«
Ein Bauer aus Liebschwitz, [Stadt] Gera, sagte zu einem Erfasser: »Steck dir dein Gesetzblatt in den Arsch. Ihr habt wohl den 17. Juni 1953 wieder vergessen, da wart ihr so klein.« Gleichzeitig forderte er ihn auf, seinen Hof zu verlassen.13
Unzufriedenheit herrscht unter den Arbeitern des Örtlichen Landwirtschaftlichen Betriebes Testorf,14 [Bezirk] Rostock, weil die ÖLB15 schon seit einigen Tagen keine Butter ausgibt. Ein Brigadier und FDJ-Sekretär sagte hierzu: »Man müsste ein paar Tage streiken, dann würde man schon das bekommen, was man will.«
Die Bevölkerung der Gemeinde Dubnitz, Kreis Bergen, [Bezirk] Rostock, ist wegen der schlechten Trinkwasserversorgung sehr verärgert. Die Bauern müssen oft bis zu 2 km laufen, um gutes Trinkwasser zu bekommen. Obwohl der Gemeinde schon von verschiedenen Stellen Abhilfe versprochen wurde, hat sich bisher nichts geändert.
Im Kreis Hoyerswerda, [Bezirk] Cottbus, herrscht unter den Bauern Unruhe wegen einer Anordnung des Kreisrates, die Waldumlage von DM 2,00 auf DM 6,00 zu erhöhen. Ein Einzelbauer aus Weißkollm sagte dazu: »Es ist unmöglich, bis 10 ha Wald dieses Geld wieder herauszubekommen, da der Wald zur Hälfte aufgeforstet ist.«
Die Mitglieder der LPG »Einigkeit Gera« beklagen sich über die MTS Tanna, die Groß- und Mittelbauern bevorzugt mit Maschinen beliefert.
Über Arbeitskräftemangel klagen verschiedene LPG in den Bezirken Suhl und Leipzig. Wie z. B. die LPG Ilmenau, [Bezirk] Suhl, und die LPG Gößnitz, [Bezirk] Leipzig. Dort fehlen je 20 Arbeitskräfte für die Kartoffelrodung. Ebenso verhält es sich in der LPG »Alfred Holzweißig«, [Bezirk] Leipzig. Im Kreis Oschatz fehlen Waggons zum Abtransport der Kartoffeln. Zum reibungslosen Abtransport werden 14 Waggons benötigt, es wurden aber nur vier zugeteilt.
Schweinepest ist in den Kreisen Bernburg, Gräfenhainichen, Artern und Saalkreis, [Bezirk] Halle, bei einigen Bauern ausgebrochen. Insgesamt wurden 15 Schweine notgeschlachtet. Bei je einem Bauern in Saritsch,16 Kreis Bautzen, und Niedercunnersdorf, Kreis Löbau, [Bezirk] Dresden, wurde die Schweinepest ebenfalls festgestellt. Dort sind drei Schweine verendet und 22 wurden notgeschlachtet. Im Örtlichen Landwirtschaftlichen Betrieb Rauda und VEG Großhelmsdorf, Kreis Eisenberg, [Bezirk] Gera, wurden 29 an Schweinepest erkrankte Schweine notgeschlachtet. In den Kreisen Perleberg, Lübs und Sternberg, [Bezirk] Schwerin, sind 62 Schweine von der Schweinepest befallen. In der LPG in Wollschow, [Bezirk] Neubrandenburg, und in der Gemeinde Wollschow sind 88 Schweine an Schweinepest verendet und 64 mussten notgeschlachtet werden.17
Übrige Bevölkerung
In der Stimmung der übrigen Bevölkerung sind keine wesentlichen Veränderungen eingetreten. Der Umfang der Diskussionen zur Volkswahl ist noch immer gering. Im Bezirk Karl-Marx-Stadt haben die Stimmen etwas zugenommen, was auf eine verstärkte Aufklärung und Agitationsarbeit zurückzuführen ist. Im Mittelpunkt der Gespräche über die Volkswahlen steht die Aufstellung der gemeinsamen Kandidatenliste, was allgemein Zustimmung findet. Es wird immer wieder erklärt, dass sie eine gemeinsame Kandidatenliste für richtig halten, weil es nur dadurch möglich ist, die vor uns stehenden Aufgaben, die Schaffung der Einheit Deutschlands sowie die Erhaltung des Friedens erfolgreich zu lösen. Eine Hausfrau aus Eppendorf, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Die gemeinsamen Wahllisten sind ein Beweis, dass alle friedliebenden Kräfte, ganz gleich, welcher Partei sie angehören, gemeinsam dem Ziel dienen, die Einheit Deutschlands und einen dauerhaften Frieden herzustellen.«
Teilweise zeigt sich, dass unter der Bevölkerung noch Unklarheiten über den Charakter der Volkswahlen bestehen und dass man sich deshalb äußert, durch die Listenwahlen könne nicht von einer richtigen Wahl gesprochen werden, sondern es käme mehr einer bloßen Abstimmung gleich. In einer Gaststätte in Halle äußerten sich mehrere Gäste folgendermaßen: »Diese Volkswahl ist gar keine Wahl, sondern eine Abstimmung, weil es nur eine Liste gibt, da gibt es nicht viel zu wählen. Es ist ja gar nicht möglich, einen Kandidaten bei der Wahlhandlung abzulehnen.«18
Feindliche Stimmen sind nur vereinzelt und kommen größtenteils aus den bürgerlichen Kreisen. Ein Gemüsehändler (parteilos) aus Ruhla, [Bezirk] Erfurt: »Ich komme doch nun jeden Tag mit vielen Menschen zusammen. Bisher habe ich noch keinen gehört, der nicht auf die Wahl geschimpft hätte. Die Leute lassen sich heute nichts mehr vormachen. Da nützen alle Versprechungen nichts mehr.«19
Ein Geschäftsmann aus Annaberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Was brauchen wir denn überhaupt noch viel zu wählen. Das Ergebnis der Wahl haben sie da oben doch schon lange fertig. Diese gemeinsamen Wahllisten haben doch mit Demokratie überhaupt nichts zu tun.«20
Nach wie vor zeigt sich, dass es in den bürgerlichen Parteien einen Teil Mitglieder und Funktionäre gibt, die mit der Aufstellung einer gemeinsamen Kandidatenliste nicht einverstanden sind. Ein LDP-Mitglied (Färbereibesitzer) aus Oberlungwitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Eine solche Wahl ist nur herausgeworfenes Geld. Die Menschen müssen, ohne dass sie gefragt werden, mitmachen, obwohl der größte Teil hierzu eine andere Meinung hat und dies in einer geheimen und freien Wahl mit getrennten Wahllisten zum Ausdruck bringen will.«21
In der Gemeinde Schleifreisen, [Bezirk] Gera, äußerten CDU-Mitglieder: »So sehen sie aus. Jetzt sollen wir gemeinsam mitwählen und dann drücken sie uns wieder an die Wand.«
Aus den Kreisen der Kirche
In Magdala, [Kreis] Weimar, [Bezirk] Erfurt, fand eine Aussprache mit einem Pfarrer statt, die sich anlässlich der Wählerkonferenz erforderlich machte. Unter anderem erklärte der Pfarrer, dass er aus Überlastung nicht an der Wählerkonferenz22 teilnehmen könnte. Er müsste fehlende Pfarrer vertreten. Weiter führte er an, dass die Kirche einen sehr tiefen Einblick in alle Sachen hätte und sich nicht täuschen ließe. Die Bevölkerung wäre sehr unzufrieden. Was mit den weißen Wahlscheinen bei der Volksbefragung gemacht worden sei, wäre empörend. Ein solcher Betrug wäre noch niemals dagewesen, die meisten Menschen wären darüber empört. Auf dem Kirchentag in Leipzig23 wären alle diese Dinge zu Protokoll gebracht worden und die Vertreter der westlichen Welt hätten dieses mitgenommen. Des Weiteren bezog er auch Stellung gegen die Kandidatenliste und ist der Meinung, dass die Menschen das Recht zur Freiheit und Opposition haben müssen.
Nach dem Gottesdienst in Plauen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, wurde ein Pfarrer von den Kirchengängern gefragt, warum er nicht einmal ein Vortrag über den Kirchentag in Leipzig halten würde. Sie möchten gern einmal wissen, welche Richtlinien dort getroffen wurden. Darauf antwortete der Pfarrer, dass er dies nicht tun dürfe, weil es ihm von seiner übergeordneten Kirchenbehörde verboten wurde.
Vor einigen Tagen fand ebenfalls in Plauen eine Veranstaltung der Kirche im Clubraum des FDGB statt. In seinen Ausführungen rief der Pfarrer aus Adorf die Kirchenmitglieder zum Kampf um den Frieden auf. Im Laufe dieser Veranstaltung wurde von mehreren Kirchenanhängern geäußert: »Hoffentlich schreibt uns hier niemand auf, da uns durch die Kirche verboten wurde, Versammlungen zu besuchen«. Der Pfarrer aus Adorf erhielt aufgrund seiner Ausführungen einige Tage später Drohbriefe übelster Art.
Im Kreis Schmalkalden, [Bezirk] Suhl, ist die Arbeit zur Vorbereitung der Volkswahl schlecht. Zum Beispiel beschwerte sich der Bürgermeister aus Breitungen, dass schon wiederholt Ausspracheabende durchgeführt werden sollten, aber dass nie die Referenten erschienen sind. Es ist aber auch vorgekommen, dass Referenten erschienen sind, als keine Versammlung angesetzt war.24
In einer Wahlausschusssitzung am 22.9.1954 in Kölleda, [Bezirk] Erfurt, sprachen sich ein Mitglied der CDU, der LDP und der NDPD entschieden dagegen aus, dass die Vorsitzenden der Wahlausschüsse wiederum, wie zur Volksbefragung von der SED, gestellt wurden. Sie begründeten es damit, dass sie wohl die führende Rolle der SED anerkennen, aber, da gemeinsame Kandidatenlisten aufgestellt werden, hätten alle Parteien das Recht, ihre Mitglieder als Wahlvorsitzende zu delegieren. Das NDPD-Mitglied äußerte weiterhin, dass seine Partei den größten Einfluss auf die Mittelschichten habe und dass er sagen könnte, dass die Bevölkerung sowie die Mitglieder seiner Partei verlangen, dass ein Wahlvorstand von der NDPD besetzt wird.25
In einigen Kreisen des Bezirkes Suhl werden seit einigen Tagen wiederum Stromabschaltungen vorgenommen. Darüber wird negativ unter der Bevölkerung diskutiert. Zum Beispiel sind die Einwohner von Struth-Helmershof, [Kreis] Schmalkalden, über diese Abschaltungen empört.26 Dazu äußerte ein Einwohner z. B.: »Gerade jetzt, wo die Kartoffelernte anfängt und die Leute bei Dunkelheit nach Hause kommen und im Stall arbeiten müssen, gibt es keinen Strom. So etwas dürfte es jetzt kurz vor der Volkswahl nicht geben.« Im Kraftwerk Breitungen im Kreis Schmalkalden mussten die Reservekohlen angegriffen werden, um die Abschaltungen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Der Grund dafür ist, dass täglich nur 680 t statt 900 t Kohle angeliefert werden.
In Rostock wird unter den Hausfrauen besonders darüber diskutiert, dass es in Berlin und in anderen Großstädten Bohnenkaffee zu kaufen gibt und in Rostock nicht. Das ungenügende Warenangebot wird von feindlichen Elementen zur Hetze gegen den Staat benutzt. Zum Beispiel sagte ein Einwohner aus Ruhla, [Bezirk] Erfurt: »Das Grundübel ist das ganze System. So etwas gibt es im Westen nicht. Die Betriebe müssen wieder in private Hände, dann ist Konkurrenz da. Jeder muss Qualität bieten, um für seinen Absatz zu sorgen. HO und Konsum können ja nicht bestellen, was die Kundschaft verlangt, sondern müssen eben nehmen, was geliefert wird. Der ganze Staat ist faul.«
Organisierte Feindtätigkeit
Hetzschriftenverteilung
SPD-Ostbüro:27 Erfurt 3 400, Suhl größere Mengen, Cottbus 69, Karl-Marx-Stadt 64, Potsdam 15, Leipzig, Halle und Dresden einige.
NTS:28 Rostock 14 000, Cottbus 4 000, Dresden 3 334, Schwerin 2 200, Halle 200, Karl-Marx-Stadt 44.
In tschechischer Sprache: Dresden 40.
Am 23.9.[1954] überflog ein Düsenjäger die Ortschaften Kuchelmiß und Hinzenhagen, [Bezirk] Schwerin, unmittelbar danach wurden zwei Luftballons gesichtet, in denen Hetzblätter befestigt waren. Der Inhalt der Hetzblätter, in deutscher, russischer und englischer Schrift gedruckt, lautet: »Asylgewährung für flüchtige Personen. Unterschrift: James Conant,29 Hochkommissar der Vereinigten Staaten München 27, Postfach 91, Deutschland. Zentralverband von Nachkriegsemigranten aus der UdSSR.«30
Die Mehrzahl der Hetzschriften wurde sichergestellt.
Diversion
In den Benzintanks des Pkw31 des VEG Herrenhölzer in Dorotheenhof, [Bezirk] Potsdam, haben unbekannte Täter Zucker hineingeschüttet, wodurch der Pkw für einige Tage ausfiel (VP-Meldung, noch nicht überprüft).32
Antidemokratische Tätigkeit
In Niederorschel, Kreis Worbis, [Bezirk] Erfurt, wurde ein Plakat abgerissen, auf dem der Abgabestand der Bauern vom vergangenen Jahr, speziell an freien Spitzen,33 aufgezeichnet war, heruntergerissen und vernichtet.34
In der Gemeinde Zschortau, [Bezirk] Leipzig, wurden die Bekanntmachungen über die Einsichtnahme in die Wählerlisten von unbekannten Personen abgerissen.35
Im HO-Kaufhaus Freital, [Bezirk] Dresden, wurden in der Nacht vom 23. zum 24.9.1954 die Plakate über die Preissenkung mit der Aufschrift »Wahlschwindel« überschrieben.
Im Aushängekasten der Kirche in Geringswalde, Kreis Rochlitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, befindet sich folgende Bekanntmachung: »Die Ausfahrt am 3.10.[1954] muss verschoben werden. Es findet deshalb am 10.10. und 17.10.[1954] die Ausfahrt nach Meißen und Freiberg statt.«
Gefälschte Einladungen wurden in Quedlinburg, [Bezirk] Halle, vorwiegend an Geschäftsleute verteilt, wonach eine Versammlung der Nationalen Front im Rathaus stattfinden soll.
Vermutliche Feindtätigkeit
In der LPG Weissig, [Kreis] Dresden, wurden am 23.9.[1954] während der Vollversammlung sämtliche Jungrinder aus der Viehkoppel ins Freie gelassen. Man hatte das Tor geöffnet.
Anlage 1 vom 25. September 1954 zum Informationsdienst Nr. 2323
Produktionsschwierigkeiten in der Industrie
Materialmangel
Im VEB Kyffhäuserhütte Artern, [Bezirk] Halle, fehlen 594 Tonnen Feinbleche und 23 Tonnen Winkelstahl verschiedener Abmessungen. Dadurch ist die Planerfüllung gefährdet.
Im VEB Stahlleichtbau Staaken, [Bezirk] Potsdam, wurde der Plan für 1954 erst zu 55 Prozent erfüllt. Die Ursache sind Materialschwierigkeiten. Besonders fehlt es an Präzisionsstahlrohren, Winkeleisen und Stahldraht.
In der sächsischen Pianofortefabrik Seifhennersdorf, [Bezirk] Dresden, können infolge Materialmangel ein Teil der Arbeiter nicht beschäftigt werden.
Im VEB EKM-Motorenwerk Cunewalde, [Bezirk] Dresden, fehlt es an Rundstahl verschiedener Abmessungen. Diese Rundstähle werden für Exportaufträge für die Sowjetunion, Volkspolen und China dringend benötigt.
Im RAW Cottbus besteht ein großer Engpass an Kleineisenteilen, wie Tragfedern, Zughakenfedern u. a.
Im VEB Lederwerk Neustadt-Glewe, [Bezirk] Schwerin, besteht ein Arbeitsmangel – wegen ungenügender Rohstoffzuteilung. Ein Teil der Werkangehörigen ist zurzeit in anderen VEB eingesetzt.
Im VEB Kaltwalzwerk Bad Salzungen, [Bezirk] Suhl, ist die Planerfüllung gefährdet, weil das Kontingent für Rohbandstahl vom Ministerium für Schwerindustrie gekürzt wurde (um 500 Tonnen).36
In der Schuhfabrik in Burg, [Bezirk] Magdeburg, wurde die Planauflage herabgesetzt, da es an Rohhäuten fehlt. Infolgedessen können ca. 40 Kollegen nicht beschäftigt werden.
Zementmangel besteht in den Bau-Unionen im Bezirk Potsdam, wodurch unter anderem die Fertigstellung von Neubauwohnungen in Verzug geriet.
Arbeitskräftemangel besteht im VEB Wollen- und Seidenweberei [Elsterberg], [Bezirk] Gera, da infolge Fluktuation wegen niedriger Lohnsätze die Arbeitskräfte abwandern.
Kohlenmangel besteht im VEB Dampfhammerwerk Großenhain, [Bezirk] Dresden. In den letzten Tagen sind die Lieferungen ausgeblieben und im Betrieb bestehen keine größeren Reserven.
Absatzschwierigkeiten hat der VEB Stern-Radio Berlin bei den Rundfunkgeräten »Kolibri II«. Die DHZ hat die Apparate noch nicht abgenommen. Im Betrieb stehen 18 000 Geräte versandfertig. Weitere 24 000 Geräte sind halbfertig, wofür verschiedene Teile fehlen. Durch diese Absatzschwierigkeiten ist der Betrieb in Finanzschwierigkeiten geraten.
Anlage 2 vom 25. September 1954 zum Informationsdienst Nr. 2323
Auswertung der Westsendungen
Volkswahlen
RIAS hetzt in seinen Sendungen über die Vorstellung der Kandidaten zur Volkswahl u. a. gegen den Minister der Justiz, die Genossin Hilde Benjamin.37 Bezug nehmend auf die Prozessführung in Dessau im Solvay-Prozess38 heißt es, dass sie jetzt bei der Vorstellung als Spitzenkandidat ganz anders gesprochen habe und auch in der Diskussion seien alle Ausführungen bzw. Fragen verhindert worden, die eventuell Bezug auf ihre Tätigkeit als Minister der Justiz genommen hätten. RIAS nennt dann einige Fragen, die die Lage der politischen Häftlinge betreffen, hätten gestellt werden müssen. Mit dem angeführten Beispiel der Ausführungen einer Krankenschwester über einen Krankenhausbau soll bewiesen werden, dass die Diskussionsredner vorherbestimmt waren und der Hetzsender dehnt diese Behauptung auf alle stattgefundenen Versammlungen aus, indem er sagt: »Nach dem Konzept, völlig unverbindliche Versprechungen auf einem meist fremden Arbeitsgebiet zu geben, werden die ganzen Kandidatenüberprüfungen abgewickelt, die jetzt in der Zone stattfinden.«
In Fortsetzung der bisherigen gegen die einheitliche Kandidatenliste gerichteten Hetze der Westsender beschäftigen sich weiterhin mehrere Sendungen mit dieser Frage, ohne neue Argumente dabei zu bringen.
Der Inhalt der Hetzsendungen, die sich mit dem »Wahlaufruf der Nationalen Front des demokratischen Deutschlands«39 beschäftigten und allgemein übereinstimmen, kommt charakteristisch in folgender Zusammenfassung des RIAS zum Ausdruck: »Der Wahlaufruf bringt zweifellos keine neuen Gesichtspunkte, aber – und deshalb ist er für die Zonenbevölkerung nicht ohne Bedeutung – er enthält akkurat aneinandergereiht alle diejenigen Gedanken und Grundsätze, die den SED-Staat auf seine antidemokratische Grundeinstellung festlegen. Es kann gar keine vollständigere Sammlung antidemokratischer Bekenntnisse geben als hier in diesem wortreichen Pamphlet.«
Landwirtschaft
Zur Beunruhigung der Bevölkerung meldet der RIAS, dass vonseiten der verantwortlichen Stellen der DDR (besonders Minister für Land- und Forstwirtschaft) schöngefärbte Berichte über die Ernte in der DDR gegeben würden. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die Kartoffelernte nicht bis zum Tag der Volkswahl beendet werden kann, da die Arbeitskräfte fehlten. Diese Hetze verbindet der RIAS mit der indirekten Aufforderung an die Bevölkerung, gegen die KVP Stellung zu nehmen, die auch zur Kartoffelernte eingesetzt werden sollte und nicht zu »Herbstmanövern«.40
RIAS spricht von einer schlechten Versorgung der Landbevölkerung mit Gebrauchsgütern und sagt, dass eine bessere Versorgung mit Eimern, Arbeitskleidung usw. deshalb nicht möglich ist, weil die Warenstreuung schlecht sei, sondern weil es an den entsprechenden Gebrauchsgütern fehle. Gleichzeitig werden wieder die Einzelbauern angesprochen, dass sie besonders schlecht versorgt werden, da man die MTS, LPG und VEG bevorzuge. Die getroffenen Maßnahmen zur besseren Versorgung der Landbevölkerung richteten sich, so meint der RIAS, auch gegen den privaten Einzelhandel, da dieser schlechter als der Konsum beliefert werde und der Hetzsender fordert auf, trotzdem beim Privathändler zu kaufen, damit dieser seine Existenz nicht verliere. Es heißt dazu: »Umso mehr ist es Pflicht der Dorfbevölkerung, ihrem alten Kaufmann die Treue zu halten, denn davon wird es mit abhängen, ob der Konsum oder der private Einzelhandel aus dem Dorf verdrängt wird oder nicht.« Diese Forderung wird noch damit begründet, dass der Privatkaufmann besser für die Landbevölkerung sei, da er auch noch nach Feierabend verkaufe und auch Kredit gewähre, was der Konsum nicht tut.
Die Regierung der DDR wird vom RIAS beschuldigt, für eventuelle Selbstentzündung von Getreide verantwortlich zu sein, da sie die Bauern »gezwungen« habe, nasses Getreide einzufahren, »damit ja gemeldet werden konnte, die Ernte sei beendet«.
Der Sender »Freies Berlin« versucht ebenfalls erneut, das Verhältnis zwischen der Regierung der DDR und den werktätigen Einzelbauern zu untergraben, indem er behauptet, dass die Regierung Interzonenhandelsabkommen z. B. über Traktoren aus Westdeutschland, die gern von den werktätigen Einzelbauern gekauft würden, auf der Leipziger Messe41 nur abgeschlossen habe, um sie propagandistisch auszuwerten und nicht, um den Bauern zu helfen. Diese würden auch von den Traktoren nichts zu sehen bekommen.
Der RIAS schlägt vor, zur Steigerung des Schweinebestandes die Einzelbauern einzusetzen und diese dann besser mit den entsprechenden Futtermitteln u. a. zu versorgen. Die Steigerung des Schweinebestandes der VEG und LPG bezeichnet der RIAS als Sabotage, da dort die meisten Schweine infolge schlechter Haltung verendeten.
FDJ
RIAS empfiehlt auf die Anfrage eines FDJlers aus Bischofswerda, [Bezirk] Dresden, eine Ausstellung oder Ähnliches zu organisieren, um die wirkliche FDJ-Arbeit »begründet vernachlässigen« zu können. Außerdem sollen »Fotowanderungen« veranstaltet werden.
Unter Bezugnahme auf einen Bericht in der »Jungen Welt«, wonach die Diskussionen bei einer Versammlung im RAW Oberschöneweide sehr schwach waren,42 fordert der Londoner Rundfunk43 die Bevölkerung auf, sich in den Versammlungen passiv zu verhalten und nicht zu sprechen. Es heißt: »Es gibt ein gutes deutsches Sprichwort: ›keine Antwort ist auch eine Antwort!‹ Und in einem Staatswesen, wie es die Ostzone ist, ist das auch die einzige Antwort, die dem einfachen Menschen übrig bleibt.«
Mit einer Sendung über den »Jugendbau Trattendorf«,44 die eine vollkommen verleumderische Darstellung der Verhältnisse auf dem Bau gibt, versucht der Londoner Rundfunk, die Jugendlichen von Meldungen zum Bau abzuhalten.
RIAS hetzt, dass unmittelbar nach der Volkswahl wieder eine starke Werbung zur KVP einsetzen würde. Im Zusammenhang damit stehen Meldungen der Westzeitungen, dass anhand der Karteikarten für die Personalausweise Stammrollen für die Jahrgänge 1909 bis 1940 aufgestellt würden. Nach der Schilderung der angeblich für die Werbung angewandten Methoden, die bis zu Bestechung und Zwang gehen sollen,45 heißt es abschließend: »Bei euch – den Jugendlichen – wird es wie bisher sein, denn was vierzehnmal versucht wurde und misslang, wird auch beim fünzehnten Mal nicht besser werden. Die Werber müssen wieder damit rechnen, dass Geld, gute Worte und technischer Aufwand umsonst verprasst wurden. Bei den Jugendlichen bleibt es bei dem, was die Kollegen vom Buna-Werk in Skopau46 vor Monaten anlässlich der letzten Werbung 30 VP-Offizieren sagten: ›KVP – nee!‹.«
Mit einer Sendung »Wieder Alltag in Leipzig« versucht der RIAS weiterhin die Hetze, dass die Tage der Leipziger Messe dazu benützt würden, einen hohen Lebensstandard in der DDR vorzutäuschen, dass aber bereits zum Schluss und vor allem nach der Messe die hochwertigen Lebens- und Genussmittel aus den Läden wieder verschwunden wären und jetzt auch wieder in Leipzig die Versorgung der Bevölkerung mehr als schlecht sei.
RIAS fordert in einer Sendung über die Sprechstunden der Staatsanwälte in der DDR die Bevölkerung auf, diese Sprechstunden nicht zu besuchen, da diese nur für Propagandazwecke daseien und zur »Bespitzelung« der Bevölkerung dienten.
In einer Sendung versucht der RIAS, freipraktizierende Ärzte gegen die Regierung der DDR aufzuwiegeln, indem er von einem »neuen Verordnungsentwurf«47 spricht, der nach RIAS »eine Reihe unangenehmer Einschränkungen« für die freipraktizierenden Ärzte vorsähe. Zum Beispiel weist RIAS darauf hin, dass in Zukunft diagnostische und Sonderleistungen, die nicht der Arzt, sondern die Sprechstundenhilfe in nichtstaatlichen Einrichtungen und Institutionen ausführt, nicht abgegolten werden. Am Schluss der Sendung werden die Ärzte aufgefordert, sich zusammenzuschließen, um auf die Entwicklung der DDR »gegen den Willen des Systems« einzuwirken.