Zur Beurteilung der Situation
8. Juni 1954
Informationsdienst Nr. 2229 zur Beurteilung der Situation
II. Deutschlandtreffen der FDJ1
Die im Laufe des 7.6.1954 durchgeführten Kultur- und Sportveranstaltungen waren sehr gut besucht und die Darbietungen wurden begeistert aufgenommen. Die gute Stimmung hielt auch am Abschlusstag und zu den Abschlussveranstaltungen weiterhin an. Hauptanziehungspunkte waren besonders der Marx-Engels-Platz und die Stalinallee.
Die Kundgebung in Weißensee mit Max Reimann2 wurde von ca. 40 000 Personen besucht.3
Die Zahl der Westberlin aufsuchenden FDJler ist weiterhin verhältnismäßig gering. (Genaue Zahlen können zzt. noch nicht genannt werden.)
Innerhalb der westdeutschen Delegationen steht man aufgeschlossen der Entwicklung in der DDR gegenüber und viele Delegierte brachten zum Ausdruck, dass sie die Bevölkerung in Westdeutschland über die wahren Verhältnisse in der DDR aufklären wollen. Ein Delegierter aus Hagen in Westfalen erklärte, dass er durch das, was er bei uns sah und hörte, die Arbeit der KPD in Westdeutschland jetzt ganz anders betrachtet. Ein Mitglied des Betriebsrates in den Akku-Werken Hagen4 sagte, dass er mit interessierten Kollegen seines Betriebes Ausspracheabende über das Erlebte organisieren will.
Von westdeutschen Delegierten wurden aber auch mehrere Beispiele genannt, wo von Bürgern der DDR negativ diskutiert wurde, als die westdeutschen Freunde Maßnahmen der DDR lobten. In einer Versammlung im VEB Maschinen- und Gerätebau Weißensee mit westdeutschen Freunden sagte ein dortiger Arbeiter: »Mit den Rationen der Lebensmittelkarte, die für einen ganzen Monat berechnet sind, reicht man auch nur eine Woche. … Wenn es euch drüben so schlecht geht, wie ist es dann möglich, dass ihr euch des Öfteren Schnaps kaufen könnt?« Eine Küchenangestellte des VEB »7. Oktober«:5 »Ich möchte gern mit euch tauschen, denn bei euch lebt man doch viel besser als hier in der Ostzone.«
Westberlin
An einer Veranstaltung am 6.6.1954, 15.00 Uhr, in der Westberliner Waldbühne nahmen unter anderem circa 3 500 Jugendliche teil, wovon aber in keinem größeren Ausmaß FDJler festgestellt werden konnten. Das kommt auch in folgender Diskussion einer Jugendlichen des Landes-Jugendringes Berlin6 zum Ausdruck: »Es ist schade, dass nicht mehr Jugendliche ihrer Organisation an dieser Veranstaltung teilnehmen konnten … das ist aber nicht besonders wichtig, da ja auch fast keine FDJler zu dieser Veranstaltung erschienen sind.« Bei dieser Veranstaltung wurden alle Teilnehmer in einer Liste eingetragen und von vermutlich Angehörigen der KgU7 wurden Flugblätter zum 17.6.[1953] verteilt.
Über organisierte Feindtätigkeit im Laufe des 7.6.1954 liegen bisher keine Meldungen vor.
Ein Kraftstoffsachbearbeiter und eine Telefonistin des Einsatzhofes Köpenick mussten am 5. bzw. 7.6.1954 wegen starker Halsschmerzen in das Krankenhaus Köpenick eingeliefert werden. Der Chefarzt gab keine Auskunft über die Ursache der Krankheit, sondern bemerkte nur, dass dies nicht die ersten Fälle seien.
Die Lage in den Bezirken ist unverändert. Negative Stimmungen wurden nicht bekannt. Die Feindtätigkeit beschränkte sich nach vorliegenden Meldungen auf folgende Fälle:
Die LPG Lochau, Kreis Hettstedt,8 [Bezirk] Halle, erhielt ein Hetzschreiben zum 17.6.[1953].
Der Bürgermeister von Banfelde,9 Kreis Hettstedt, [Bezirk] Halle, erhielt ein gefälschtes Rundschreiben der FDJ-Bezirksleitung Halle.
Im Bahnhof Wolfmannshausen, Kreis Meiningen, [Bezirk] Suhl, wurde in der Wartehalle eine Karikatur mit der Überschrift »Pieck«10 angeschmiert. Täter noch unbekannt.
Im Bezirk Potsdam wurden insgesamt 30 Hetzschriften der KgU und der »Freien Jungen Welt«11 mit Hetze gegen das II. Deutschlandtreffen aufgefunden.
Anlage 1 vom 7. Juni 1954 zum Informationsdienst Nr. 2229
II. Deutschlandtreffen der FDJ
Aus dem vorliegenden geringen Material ist eine Änderung in der Lage gegenüber dem Vortage nicht festzustellen. Bemerkenswert ist lediglich, dass sich die Bestrebungen vonseiten der Teilnehmer am II. Deutschlandtreffen am heutigen Tage etwas vermehrten, in den Westsektor zu kommen. Entsprechende Gegenmaßnahmen wurden ergriffen.
Die verstärkte Hetzschriftenverbreitung durch den Gegner stieß bei den Teilnehmern am II. Deutschlandtreffen auf große Ablehnung. In allen beobachteten Fällen wurden die Flugblätter sofort nach dem Auffinden von Ordnern, anderen FDJlern und Straßenpassanten vernichtet. In Diskussionen wurde die Hetze stark verurteilt. Ein VP-Angehöriger: »In den Hetzschriften vom Westen wurde unter anderem das Lager in der Wuhlheide beschrieben. Ich habe ja alles dort selber miterlebt und kann, nach Lesen dieser Schmutzzeilen, nur feststellen, dass diese Artikel von vorn bis hinten erlogen sind. Typische »Telegraf«-Enten.12 So arbeiten diese Verbrecher, um unser Deutschlandtreffen zu stören. Aber sie erreichen nur das Gegenteil. Unser Bewusstsein hat sich nach alldem nur gefestigt, nachdem wir noch zahlreiche Gelegenheit[en] hatten, uns mit westdeutschen, französischen und schweizer Freunden zu unterhalten und auch von denen ein klares Bild über ihre Verhältnisse bekommen haben.«
Organisierte Feindtätigkeit gegen das Deutschlandtreffen
A. In Berlin
Hetzschriftenverbreitung: In Berlin-Hohenschönhausen, Umgebung des Marx-Engels-Platzes, Ostbahnhof, Stadtmitte, wurden am heutigen Tage weitere Flugblätter vor allem von der NTS13 und KgU gefunden. Menge ist nicht bekannt, weil diese sofort vernichtet wurden. In der Nähe des Walter-Ulbricht-Stadions wurde gegen 9.23 Uhr beobachtet, dass ein Flugblattballon hochging.
In S-Bahnzügen […]14 6.6.1954 insgesamt 8 260 Hetzschriften sichergestellt. Sie waren alle gegen das Deutschlandtreffen gerichtet.
Agententätigkeit
Zu den in mehreren Fällen auftretenden Werbungen gegenüber FDJlern, in den Westsektor zu kommen, wird unter anderem folgendes Beispiel bekannt: In den Vormittagsstunden des 5.6.1954 diskutierten am Eingang des U-Bahnhofes »Unter den Linden« FDJler mit Westberliner Jugendlichen. An dieser Diskussion beteiligte sich unter anderem eine ca. 44 Jahre alte männliche Person, welche sich als VVN-Mitglied ausgab. Neben der Verherrlichung des Lebens in den Westsektoren sagte er unter anderem: »Die Arbeiter bei uns leben nicht schlecht. Das beweisen die vielen Flugfahrten, die sie machen können.« Er lud die Jugendlichen ein, nach dem Flugplatz Tempelhof zu kommen und sich davon zu überzeugen. Er würde des Öfteren auf dem Flugplatz sein, da er verschiedene Rundflüge umsonst machen könne.
B. In den Bezirken der DDR
Im Bezirk Karl-Marx-Stadt wurden ca. 12 000 Hetzschriften in tschechischer Sprache gefunden.
Am 7.6.1954, gegen 3.00 Uhr wurde auf der Straße von Lerchenberg nach Borna, [Bezirk] Leipzig, ein SED-Funktionär von fünf Jugendlichen Personen überfallen und misshandelt. Der Genosse hatte vorher in der Gaststätte mit den Jugendlichen diskutiert und wurde dabei von dem Anführer als Spitzel bezeichnet.
Die BGL der Kyffhäuserhütte Artern, [Bezirk] Halle, erhielt ein Hetzschreiben des »Streikkomitees der Arbeiter Mitteldeutschlands«.15 Der Brief fordert die Arbeiter, Angestellten, Partei und Verwaltungsfunktionäre auf, sich am 17. Juni [1954] nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen. (Näherer Inhalt des Briefes wurde bereits am Vortage beschrieben.)16
Beim Postamt Hettstedt, [Bezirk] Halle, wurde eine eingeschriebene Postsendung aufgegeben, welche mit gefälschten Briefmarken frankiert war. Im Umschlag war nur ein weißes Blatt Papier.
In der Stadt Lützen, [Bezirk] Halle (Kreis Weißenfels) wurden in der Nacht vom 6. zum 7.6.1954 sechs Plakate zum II. Deutschlandtreffen abgerissen. Ermittlungen werden noch geführt. Täter noch unbekannt.
Nachtrag: Beim Auftreten des Gesangs- und Tanzensembles der UdSSR17 am 6.6.1954, 20.00 Uhr, auf dem Marx-Engels-Platz war die VP-Sperrkette so schwach, dass die Menschenmenge bis zum Orchester vordringen konnte. Der Leiter des Ensembles verkürzte deshalb sein Programm und wollte die Veranstaltung abbrechen. Für das Auftreten am 7.6.[1954] wurden entsprechende Maßnahmen getroffen. Am 7.6.1954, gegen 3.00 Uhr wurden am Bahnhof Tempelhof auf Reichsbahngebiet der Parteisekretär und ein Arbeiter des Bahnbetriebswerkes Papestraße von einem Kommando der Stummpolizei18 verhaftet. Die Genannten waren im Besitz der Zeitschrift »Tempelhofer Echo«.19 Grund der Verhaftung ist nicht bekannt. Am 6.6.1954 wurden in S-Bahnzügen von den verschiedensten Stationen des Westsektors aus ca. 26 000 Hetzschriften der bekannten Art gefunden und sichergestellt.
Der Operativstab des PdVP meldet, dass im Laufe des 6.6.1954 1 099 Mitglieder der FDJ nach Westberlin gegangen sind und vor dort wieder zurückkamen.
Anlage 2 vom 7. Juni 1954 zum Informationsdienst Nr. 2229
Stimmung und Vorkommnisse an der Demarkationslinie
Aus dem Bereich der Grenzpolizei wird berichtet, dass die Bevölkerung dort sehr positiv zur Volksbefragung Stellung nimmt.20 In Kreisen der Mittelbauern wird jedoch oft negativ über die demokratische Ordnung und über die SED diskutiert, wie nachstehendes Beispiel zeigt: Ein Mittelbauer aus Crock sagte zum Bürgermeister: »Ihr lasst doch meine Kinder noch verhungern« oder: »Du brauchst bei uns gar nicht mehr die SED-Versammlungen auszuklingeln, denn von uns geht sowieso keiner mehr hin.«
Über Schwierigkeiten in der Verpflegung und über Transportschwierigkeiten berichtet das Auffanglager Marienborn.21 Am 5.6.1954 z. B. mussten ca. 300 bis 400 westdeutsche Jugendliche ohne Verpflegung die Weiterreise nach Berlin antreten.
Im Kommando Hötensleben,22 Kommandantur Dedeleben,23 fuhr ein Lkw mit westdeutschen Jugendlichen an den Schlagbaum heran. Von diesen 25 Jugendlichen gelang es nur fünf, in das Gebiet der DDR zu kommen, die anderen wurden festgenommen.
Aus Westdeutschland kommende Jugendliche, die dem Auffanglager Marienborn zugeführt wurden, berichteten, dass man ihnen ebenfalls die Personalausweise abgenommen habe. Die Jugendlichen verlangten bzw. bekamen eine Bescheinigung über die Abgabe ihres Personalausweises. Nach ihren Angaben wurden sie von den westlichen Organen darauf hingewiesen, dass das II. Deutschlandtreffen für sie verboten ist. Viele Jugendliche wurden von den westlichen Organen zurückgeschickt. Einem Teil jedoch gelang es, auf illegalem Wege in die DDR zu kommen, um am Deutschlandtreffen teilzunehmen.24
Auf westlichem Gebiet im Bereich der Demarkationslinie herrscht im Allgemeinen Ruhe. Westl. Grenzschutzgruppen, Zoll-Einheiten und Lehr-Einheiten riegeln in einer Tiefe bis zu 20 km die D-Linie von West nach Ost ab. Zu Provokationen kam es bisher noch nicht. Im Gebiet des Ringes um Berlin wurden ebenfalls bisher keine Provokationen gemeldet. Auch hier ist verstärkter Einsatz durch Stummpolizei auf westlichem Gebiet festgestellt worden.
Provokationen, mit Ausnahme der Einschleusung von Hetzschriften mittels S-Bahn und Luftballons, wurden bisher nicht gemeldet. An den Kontroll-Polizei-Posten treffen vereinzelt FDJler ein, die sich verirrt haben. Sie werden der nächsten Auffangstelle zugeleitet.
Bis zum 4.6.1954 um 18.00 Uhr wurden 7 593 Teilnehmer aus Westdeutschland am II. Deutschlandtreffen registriert.
Grenzpolizeibereitschaft Plauen: Westdeutsche Teilnehmer, die legal mit Pkw oder mit Krad kommen, können ungehindert die KPP (West), Töpen25 passieren. Teilnehmer zu Fuß, die eine Aufenthaltsgenehmigung nach Saalfeld haben, werden am West-KPP Töpen festgehalten und registriert. Es wirkt sich wiederum nachteilig aus, dass die Aufenthaltsgenehmigungen, die auf den Ort Saalfeld lauten, laufend registriert sind. Aus Coburg sind einige Hundertschaften Bereitschaftspolizei nach Hof und Rehau abgezogen worden und liegen dort in Alarmbereitschaft. Westdeutsche Teilnehmer machten Angaben, dass in Hof ca. 600 bis 700 FDJler sind, die in der Nacht vom 4. zum 5.6.1954 in die DDR kommen wollen.
GPB Nordhausen: Zwischen Tiftlingerode und Nesselröden sind seit drei Tagen drei Panzerspähwagen und zwei MTW mit Funkanlage stationiert. Die Besatzung dieser Fahrzeuge sind ca. 20 BGS- und Zollangehörige. Sie kontrollieren sämtliche Personen, die sich in diesem Gebiet bewegen. In Duderstadt26 wurde am 2.6.1954 durch ein Schnellgericht ein Ehepaar, welches zum Deutschlandtreffen wollte, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Die Zeitungen und der Funk von Duderstadt verbreiteten die Nachricht, dass Teilnehmer am II. Deutschlandtreffen bis zu 1½ Jahre Gefängnis verurteilt werden können. In Göttingen befindet sich die Hauptstelle des Schnellgerichtes.
GPB27 Hildburghausen: In den Abendstunden des 5.6.1954 wurde von westlichen BGS-Einheiten ein Einsatz von zwei Hundertschaften28 (motorisiert) mit Lkw durchgeführt. Der Einsatz erfolgt Schwerpunktmäßig in Maroldsweisach und Ermershausen. Es wurden 70 Jugendliche festgenommen. Einige Jugendfreunde konnten flüchtig werden und überschritten die Grenze nach der DDR. Bei der Festnahme wurden die Jugendlichen mit Gummiknüppeln geschlagen.
GPB Dermbach
GPB Meiningen: Auf der Straße zwischen Stockheim und Willmars29 (Westdeutschland) wurden sieben Jugendliche festgenommen und nach Neustadt überführt. Bei Völkershausen wurden elf Jugendliche festgenommen und nach Neustadt überführt. Nach Aussagen von Jugendfreunden wurden diese Jugendlichen nach eingehenden Vernehmungen sowie nach körperlichen Durchsuchungen bedroht, dass sie mit Gefängnis bestraft werden. Die Streifentätigkeit der Zoll- und BGS-Einheiten wird nach wie vor verstärkt durchgeführt. In der Ortschaft Weimarschmieden30 wurden wieder Zöllner als Bauern verkleidet beobachtet.
Die Aufklärungsgruppe der Grenz-Bereitschaft Plauen meldet um 9.30 Uhr: Am 3.6.1954 trafen in Hof zwei Hundertschaften Industriepolizei31 aus Coburg ein. Diese waren motorisiert und mit Hunden ausgerüstet. Sie befinden sich in Alarmbereitschaft. In Gattendorf befinden sich ebenfalls zwei Hundertschaften Bereitschaftspolizei, motorisiert und mit Hunden. Die Hundertsch[aften] sind in einer Scheune untergebracht und befinden sich ebenfalls in Alarmbereitschaft.32 Die Grenzbevölkerung im westlichen Gebiet ist gegen die Maßnahmen ihrer Regierung, vor allen Dingen sind dies die Katholiken. Sie sprechen sich dahingehend aus, dass man die Jugendlichen fahren lassen soll.
Die Aufklärungsgruppe der GB Hildburghausen meldet: Im Laufe des Abends des 5. Juni 1954 wurde von den BGS-Einheiten ein direkter Einsatz mit zwei Hundertschaften (motorisiert, 30 Stck. 3-t-Lkw) gestartet. Schwerpunkt des Einsatzes sind: Maroldsweisach und Ermershausen, da in einem sich dort befindlichen Waldstück 700 Jugendliche aufgegriffen wurden. Die Jugendfreunde wurden in kleine Gruppen auseinandergesprengt, festgenommen und brutal mit Gummiknüppeln behandelt. Einem geringen Teil gelang es, die Grenze nach der DDR zu überschreiten. Es werden noch mehr Jugendfreunde erwartet.
Die Aufklärungsgruppe der GB Dermbach meldet: In Harsfeld führen Angehörige des BGS intensive Fahrzeugkontrollen durch. Im Bereich der Kdtr. Berga wurden 26 Jugendliche vom BGS festgenommen, kontrolliert und registriert und dann in Richtung Grenze weitergelassen. Lediglich ein Jugendlicher wurde festgenommen und dortbehalten. Gegen 11.00 Uhr des 5.6.1954 wurde gegenüber des Kdos. Pfitzerode33 eine Luftballonaktion gestartet. Die Ballons gingen fast alle im Grenzgebiet nieder und wurden zum größten Teil durch Angehörige des Kdos. und den Einsatz von Grenzpolizei-Helfern34 eingesammelt. Der Inhalt der Flugblätter beschäftigt sich mit der Viererkonferenz.35
Von der Aufklärungsgruppe der GB Halberstadt wird berichtet: Am 5.6.1954 überschritt im Bereich der Grenzbereitschaft ein Diensthund der Zöllner den 10-m-Streifen und wurde festgehalten. Es wurde in Erfahrung gebracht, dass die Zöllner einen strengen Befehl haben, in dem ihnen verboten wird, unmittelbar an den 10-m-Streifen heranzugehen. Nach ungenauen Angaben wird vermutet, dass ab 6.6.1954 der KPP Marienborn auf westlicher Seite geschlossen wird, um den Rückweg der Jugendfreunde aus Westdeutschland zu sperren.
Die Aufklärungsgruppe des GBSalzwedel meldet: Außer weiterhin verstärkter Streifentätigkeit der Zöllner- und BGS-Einheiten keine besonderen Vorkommnisse.
Die Aufklärungsgruppe des GB Gardelegen meldet: Im Laufe des 5.6.1954 wurde im Bereich der Grenzbereitschaft nur normale Streifentätigkeit der Zöllner- und BGS-Einheiten beobachtet. Im Laufe des Tages überschritten sieben Jugendfreunde die Grenze.
Aus Marienborn wird gemeldet: Es wurde bekannt, dass ab 5.6.1954 von den Teilnehmern am Deutschlandtreffen aus Niedersachsen die Personalausweise durch die Polizei abgenommen werden. Den Teilnehmern wird eine Bescheinigung ausgestellt, die folgenden Inhalt hat:
Erklärung
1.) Am … wurde mir der Personalausweis durch die Polizei abgenommen.
2.) Dass die Teilnahme am Deutschlandtreffen strafbar ist.
Unterschrift des Teilnehmers
gez. der Polizeipräsident von Niedersachsen
Müller36