Direkt zum Seiteninhalt springen

Zur Beurteilung der Situation in der DDR

25. Oktober 1954
Informationsdienst Nr. 2349 zur Beurteilung der Situation in der DDR

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Industrie und Verkehr

Im Vordergrund der Diskussionen über politische Tagesfragen steht immer noch die Durchführung der Volkswahlen,1 obwohl die Stimmen weiterhin zurückgehen. Dabei haben sich inhaltlich gegenüber den Vortagen keine Änderungen ergeben. Neben den teilweise zustimmenden Erklärungen zum Wahlergebnis und zur offenen Abstimmung werden von einem größeren Teil die Stimmzettel bemängelt, da es nichts zum Ankreuzen gab. Hierdurch kommt es verschiedentlich zu negativen Diskussionen gegen den demokratischen Charakter der Wahlen.

Diese Diskussionen werden von Arbeitern, Angestellten und Intelligenzlern geführt, wobei Letztere mehr negativ diskutieren. Teilweise werden auch Genossen von solchen Stimmungen beeinflusst. Ein parteiloser Bergarbeiter aus Eibenstock, Kreis Aue: »Die Volkswahl war keine richtige Wahl. Man hätte zumindest den Wählern die Möglichkeit geben müssen, mit Ja oder Nein abstimmen zu können.«

Ein Arbeiter (SED) aus dem »Karl-Liebknecht«-Werk Magdeburg: »Mit welchen Argumenten kann man die Kollegen jetzt überzeugen? So hatte ich mir die Wahl nicht vorgestellt. Ich wusste z. B. nicht, was ich mit dem Wahlschein anfangen sollte«.

Der kaufmännische Leiter im VEB Spannwerkzeuge in Gera: »Es wäre richtiger gewesen, auf den Wahlzettel zwei Kreise zu machen. Das wäre wenigstens eine Wahlhandlung geworden und man hätte ein richtiges Bild erhalten. So ist aber die Meinung allgemein verwischt, da durchgestrichene Wahlscheine auch als gültig erklärt wurden.«

In der Abteilung PIKO im VEB IKA Sonneberg,2 [Bezirk] Suhl, wird unter den Kollegen diskutiert, dass immer »so viel von Demokratie gesprochen wird, die wirkliche Demokratie wieder einmal bei der Volkswahl gezeigt wurde«. Die Kollegen sind weiterhin der Meinung, dass der Wahlvorstand selbst die Stimmzettel hätte zusammenfalten und einstecken können.

Mehrere Kollegen vom Wismut-Objekt 34,3 Werk 536, brachten zum Ausdruck, dass die Volkswahlen nicht demokratisch waren, wegen der Stimmzettel.

Ein Ingenieur aus dem »Karl-Liebknecht«-Werk Magdeburg: »Mit der Wahl bin ich nicht einverstanden. Diese Art wirkt sich ungünstig auf die Einheit Deutschlands aus.«

Im VEB Papierfabrik Golzern, [Bezirk] Leipzig, wird unter der Intelligenz und den Angestellten über die Volkswahl nicht gesprochen.

Offen feindliche Diskussionen wurden nur vereinzelt geführt. Ein Arbeiter aus einem Privatbetrieb in Bad-Freienwalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder: »Die Volkswahl war keine Wahl, sondern nur eine Viehzählung. Man musste ja dem zustimmen, was auf den Zetteln stand, auch wenn man dagegen war.«

Ein parteiloser Angestellter aus Plauen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Die SED hatte an ihre Genossen Anweisung gegeben, nicht gleich früh zu wählen, sondern in Abständen, um die anderen zu beeinflussen, offen ihre Stimme abzugeben.«

Ein Lokschlosser aus dem RAW »Wilhelm Pieck« in Karl-Marx-Stadt: »Diese Wahl ist ein einziger Betrug gewesen, so etwas darf sich das deutsche Volk nicht gefallenlassen, die nächste Wahl wird vom Westen bestimmt werden und dies wird mit Kanonen geschehen.«

Ein Tiefbaubrigadier aus dem VEB Bau (K) Oschersleben, [Bezirk] Magdeburg: »Das war der größte Wahlschwindel seit den Hitlerwahlen.«

Ein Arbeiter vom Lokbahnhof Oschersleben: »Dies war keine Wahl, sondern eine Vergewaltigung der Menschen, das sind alles reine Idioten, die solche Wahlen gemacht haben.«

In der Abteilung Kettenfabrik des VEB »TEWA«, Kreis Weißenfels,4 [Bezirk] Halle, mangelt es an Rohmaterial, wodurch die Planerfüllung gefährdet ist. Aufgrund dessen tritt Lohnausfall bei den Kollegen ein, wodurch eine Missstimmung unter der Belegschaft besteht.

Im VEB Buchdruck- und Klischeewerkstätten Karl-Marx-Stadt stehen wegen Papiermangel seit drei Wochen die Maschinen still. Unter den Kollegen herrscht darüber große Unzufriedenheit. Ähnlich ist die Lage in der »Ratsdruckerei« Dresden, wo 20 Facharbeiter deshalb zur Papierfabrik »Dreiwerden« überwiesen werden. Diese Drucker werden nach Facharbeiterlohn bezahlt, obwohl sie Hilfsarbeiten ausführen. Dadurch sind die Hilfsarbeiter im Werk Dreiwerden missgestimmt.

Unter den Arbeitern und Angestellten, die täglich mit dem Zug Berlin – Gransee fahren, besteht eine Verärgerung wegen der laufenden Zugverspätungen seit dem Winterfahrplan. Es wird oftmals geäußert, dass man nicht gewillt sei, im Winter stundenlang auf der Bahn zu liegen.

Im VEB Berlin-Glühlampenwerk besteht unter den Meistern eine Verärgerung darüber, dass sie weniger als die Einrichter und Brigadiere ihrer Abteilungen verdienen. So äußerte z. B. ein Meister aus der Glasvorbereitung: »Als einer der besten Einrichter werde ich zum Meister gemacht. Zur Strafe erhalte ich heute als Meister weniger als ein Einrichter bei mir. Spricht man einmal mit einem verantwortlichen Funktionär darüber, so erhält man keine vernünftige Antwort. Meinen Meisterposten können sie bald wiederhaben. Ich bin schon aus dem FDGB ausgetreten, weil mir ja doch keiner hilft.«

Materialmangel besteht im Industriewerk Ludwigsfelde, wodurch die Motorrollerproduktion bis Anfang November abgestoppt werden musste.

Im VEB Waggonbau Niesky wurden durch die Hauptverwaltung Lokomotiven- und Waggonbau die Blechlieferungen gesperrt, wodurch große Schwierigkeiten in der Planerfüllung entstehen.5

Im VEB »Ifa-Phänomen-Werk« Kamenz, [Bezirk] Dresden, mangelt es besonders an Zylinderrohlingen. Dadurch müssen Wartestunden von den Arbeitern geschrieben werden.

Im VEB Backofenbau Parchim mangelt es an Dampfrohren, um die abgeschlossenen Aufträge zu erfüllen.

Im Bahnbetriebswerk Senftenberg mangelt es an Kohlenstaub, wodurch bereits zehn Kohlenstaubloks im RBD-Bezirk Cottbus aus dem Verkehr gezogen werden mussten. Die Lieferbetriebe können aufgrund von Reparaturen die benötigen Mengen nicht zur Verfügung stellen.6

Im Bezirk Schwerin besteht eine Waggonverknappung. Dadurch kann der VEB »Elde«-Süßwaren Parchim seinen Produktionsplan nicht erfüllen.

Von fast allen volkseigenen Kraftverkehrsbetrieben im Bezirk Neubrandenburg wird bemängelt, dass sehr viele Fahrzeuge vom Typ H/3A7 wegen Motorschaden ausfallen.

Produktionsstörungen

Im VEB Gummiwerk Ballenstedt, [Bezirk] Halle, ereignete sich eine Störung an der Förderbandpresse. Es entstand ein Produktionsausfall von ca. 80 000 [DM].

Durch das Auffahren eines Kohlenzuges auf einen Bagger im Tagebau des BKW »Franz Mehring«, Kreis Senftenberg, musste die Produktion des Betriebes gedrosselt werden. Ursache des Auffahrens nicht bekannt.

Durch falsche Weichenstellung entgleisten auf dem Bahnhof Hohenbocka, Kreis Senftenberg, drei leere Wagen mit allen Achsen. Dadurch war die Ein- und Ausfahrt auf dem Bahnhof mehrere Stunden gesperrt. Ein Rangiermeister wurde schwer verletzt.

Handel und Versorgung

In verschiedenen Kreisen sind die Schwierigkeiten in der Versorgung noch nicht behoben und geben immer wieder Anlass zu Unzufriedenheit. So beschwert sich z. B. die Bevölkerung in den Kreisen Zeitz und Weißenfels, [Bezirk] Halle, über die mangelhafte Belieferung mit Einkellerungskartoffeln.

Im Bezirk Leipzig bestehen Mängel in der Belieferung mit Baumaterial und Kohlen für die Privatbetriebe. Im Kreis Grimma, [Bezirk] Leipzig, z. B. ist gegenwärtig ein Engpass in der Versorgung der Privatbetriebe mit Braunkohle. Es besteht die Gefahr, dass zehn Ofenfabriken sowie Molkereien und der Schlachthof ihre Produktion einstellen bzw. einschränken müssen. Bei diesen Betrieben liegen zum Teil Exportaufträge vor.

Aus Arnstadt, [Bezirk] Erfurt, wird bekannt, dass dort zzt. ein Mangel an Baustoffen, z. B. Kalk, Dachpappe und Ziegelsteinen besteht. Außerdem fehlen wollene Damen- und Kinderstrümpfe sowie Winterdamenmäntel in Mühlhausen. Worbis klagt über die Versorgung mit Frischfisch. Nach Meinung der Bevölkerung müsste es möglich sein, alle drei Wochen Frischfisch in diesen Kreis zu liefern.

Landwirtschaft

Die Diskussionen über die Volkswahlen haben in der Landbevölkerung stark nachgelassen. In den wenigen Stellungnahmen überwiegen jedoch die positiven Meinungen über das gute Wahlergebnis. Es wird darin zum Ausdruck gebracht, dass man dieses Ergebnis erwartet hat, um in Frieden seiner Arbeit nachgehen zu können. Man sagt, dass diese Wahl der Willensausdruck der Bevölkerung zur Erhaltung des Friedens und zur Niederlage des Westens war, dem die ganze Gegenpropaganda nichts genützt hat. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Gemeinde Buhlendorf, [Kreis] Zerbst, [Bezirk] Magdeburg, die zur Volksbefragung 41 EVG-Stimmen hatte,8 bei der Volkswahl 100-prozentig für die Kandidaten der Nationalen Front9 stimmte und in keiner Weise negativ in Erscheinung trat. Ebenso wurden die eingegangenen Selbstverpflichtungen von werktätigen Bauern dieser Gemeinde zum großen Teil realisiert.

Die negativen Stimmen sind nur vereinzelt und werden nach wie vor hauptsächlich von Groß- und Mittelbauern vertreten. Ein Großbauer aus Stolpe, [Bezirk] Schwerin, ist der Meinung, dass die Volkswahl ein »Betrug« war. Er sagte: »Auf dem Stimmzettel hätte man seine Meinung zum Ausdruck bringen müssen. Des Weiteren erklärte er, wenn die gesamte Bevölkerung hinter der Regierung stehen würde, brauchte man nicht so einen Wahlbluff durchzuführen.«

Vereinzelt treten auch vom RIAS beeinflusste Personen negativ in Erscheinung. Ein Arbeiter von der MTS Moisall, [Bezirk] Schwerin, erklärte, dass er in Verbindung mit den Wahlergebnissen den Hamburger Sender10 gehört habe und wenn man den Vergleich ziehe, so muss man feststellen, dass man hier beschwindelt wird.

Ein Arbeiter von der MTS Mahlwinkel, Kreis Tangerhütte, [Bezirk] Magdeburg: »Die Wahl war ein großer Wahlschwindel, damit will ich nichts zu tun haben und nehme keine Parteiliteratur mehr.«

Teilweise wird die Form der Durchführung und das Fehlen der Kreise zum Ankreuzen kritisiert. Eine parteilose Bäuerin aus Aue, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Ich wusste gar nicht, wie man wählen sollte. Man konnte es doch so machen, dass wir auf dem Zettel ein Kreuz angebracht hätten.«

Eine parteilose Mittelbäuerin aus Blosenberg, Kreis Plauen,11 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, sagte: »Es war keine richtige Wahl, da man nicht wusste, was man mit dem Stimmschein anfangen sollte. Es hätten Kreise zum Ankreuzen vorhanden sein müssen.«

Unzufriedenheit über die mangelhafte Versorgung mit Öl herrscht in den MT-Stationen des Kreises Wittenberg, [Bezirk] Halle. Der VEB Kraftstofflager Wittenberg hat zurzeit kein Öl und es besteht die Gefahr, dass die Traktoren dort zum Stillstand kommen. Zuständig ist das Hauptlager Halle, das aber bisher keine Abhilfe geschaffen hat und dem Leiter des VEB Kraftstofflager wegen seiner Kritik an diesem Mangel eine Verwarnung erteilte. Dadurch ist die Versorgung mit Öl der MT-Stationen und darüber hinaus des gesamten volkseigenen Sektors gefährdet.

Auf der MTS Lankensburg, [Bezirk] Rostock, herrscht eine schlechte Stimmung unter den Arbeitern, da die Schlosser alle nach der Lohngruppe VIII bezahlt werden, obwohl sie die Tätigkeitsmerkmale dieser Gruppe bei Weitem nicht erfüllen. Als nun einem der Schlosser dieser Lohn gekündigt wurde, gab es heftige negative Diskussionen und die Schlosser erklärten, dass sie dann alle kündigen werden, wenn man ihnen den Lohn nicht weiterzahle.

Klagen und Verärgerung über die mangelhafte Kohlenbelieferung herrscht im Kreisgebiet Geisa,12 [Bezirk] Suhl, unter den Bauern. Sie beklagen sich über die mangelhafte Belieferung mit Kohlen über den freien Aufkauf.

Übrige Bevölkerung

Über das Wahlergebnis wird verhältnismäßig wenig gesprochen, jedoch überwiegend positiv. Zum Beispiel sagte ein Fleischermeister (parteilos) aus Aue, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Wir wollen den Frieden, denn ich möchte keinen meiner Söhne mehr verlieren. Die Wahl am 17. Oktober [1954] hat bewiesen, dass die übergroße Mehrheit der Bevölkerung der DDR für den Frieden ist. Hoffentlich bleibt er uns erhalten«.

Dagegen äußerte ein Bauunternehmer (CDU) aus Brotterode, [Bezirk] Suhl: »Die Wahl vom 17.10.1954 kann man nicht als Wahlsieg bezeichnen. Wenn die Wahl wie sonst durchgeführt worden wäre, hätte das Ergebnis anders ausgesehen.«

Die Diskussionen über die Wahldurchführung sind weniger geworden. In negativer Form äußern sich darüber meist nur noch feindlich eingestellte Elemente oder Personen, die durch den Klassenfeind beeinflusst sind. Zum Beispiel sagte ein Einwohner aus Niedercunnersdorf, [Kreis] Löbau, [Bezirk] Dresden: »Die Wahl war nicht einwandfrei. Die DDR pfeift auf dem letzten Loch und die SED hat abgewirtschaftet.«

Eine Hausfrau aus Magdeburg: »Ich möchte bloß wissen, wozu bei uns eine Wahl war. Es ist zum Lachen. Das nennen die Menschen hier freie Wahl. Man bekam zwei Zettel in die Hand gedrückt13 und es war nicht mal ein Bleistift vorhanden, um Abänderungen vornehmen zu können. Und die Menschen sind so trottlig, einer machte es dem anderen nach. Hätte ich das gewusst, wäre ich gar nicht hingegangen. Dass sich das überhaupt die anderen Parteien gefallen lassen; aber es wagt sich keiner etwas zu sagen! Wenn die Parteien einzeln gewählt worden wären, wäre die SED 100 %ig abgerutscht.«

Eine Hausfrau, ebenfalls aus Magdeburg: »Wir bekamen zwei Zettel, die wir zusammenkniffen und in die Urne stecken mussten. Das sollte nun eine Wahl sein. Aber was blieb uns anderes übrig. Alle sind empört und müssen doch ruhig sein.«

Eine Konsumverkäuferin aus Sebnitz, [Bezirk] Dresden, äußerte gegenüber einer Kundin: »Was sagen sie zu der Wahl. So etwas hat es doch noch nie gegeben. Aber man darf dazu nichts sagen, sonst wird man eingesperrt.«

Ein Lehrer (NDPD) aus Bischofswerda, [Bezirk] Dresden: »Das war doch Wahlbehinderung. So konnte man doch die Wahl nicht durchführen. Viele Menschen sind mit solch einer Wahl nicht einverstanden und wir als Funktionäre unserer Partei müssen darüber beraten.«

An allen Fakultäten der Humboldt-Universität werden zzt. heftige Diskussionen über die Wahlhandlung geführt. Zum Beispiel wurden in einem Wahllokal in der Charité einige Stimmzettel, die diagonal durchgestrichen waren, als Ja-Stimmen gezählt. Dies löste in der Charité und in der gesamten medizinischen Fakultät heftige Diskussionen aus, mit der die Partei und die FDJ bisher nicht fertig wurden [sic!]. Es werden die Fragen gestellt: »Warum wurde überhaupt gewählt« oder »Hatten wir so etwas nötig?«

Ferner wird an allen Fakultäten u. a. darüber gesprochen, dass viele Wähler durch das offene Wählen beeinflusst wurden und daher nicht die Kabinen benutzten. Dadurch zeige das Ergebnis der Wahl kein reales Bild über die wirkliche Einstellung der Bevölkerung auf. Bemerkenswert ist, dass diese Diskussionen nicht von einzelnen Studenten, sondern an allen Fakultäten geführt werden. Auch zahlreiche Mitglieder unserer Partei und sogar Parteileitungsmitglieder ließen sich durch diese Diskussionen beeinflussen und befinden sich im Schlepptau der anderen Studenten.

Organisierte Feindtätigkeit

Hetzschriftenverteilung

SPD-Ostbüro:14 Frankfurt 1 000, Schwerin: Kreis Ludwigslust 25 000, Erfurt: Arnstadt 20 Hetzschriften älteren Datums, die noch gegen die Volkswahlen gerichtet sind.

KgU:15 Dresden 513.

NTS:16 Halle: Kreise Zeitz 1 700, Halle 1 100, Weißenfels 560, Hohenmölsen 380, Aschersleben 107, Naumburg 150, Nebra 65, Schwerin: Ludwigslust 1 000, Erfurt: Sömmerda 30, Arnstadt 150, Worbis 300, Apolda 200, Weimar 1 000, Karl-Marx-Stadt 1 793, Leipzig 1 300.

In tschechischer Sprache: Dresden 313.

Versch[iedener] Art: Cottbus: Finsterwalde 10 000, Herzberg 4 300, Weißwasser 350.

Die Hetzschriften wurden in den meisten Fällen mittels Ballons eingeschleust und sichergestellt.

Antidemokratische Tätigkeit: Im VEB Porzellanwerk Neuhaus, [Bezirk] Suhl, wurden in der Toilette der Elektroabteilung zwei Hakenkreuze, ein SS-Zeichen und »Heil Hitler« angeschmiert.

In Kamenz wurde ein Hetzzettel mit der Hetze »17.10.1954 – Wahlbetrug/Widerstandsgruppe 9c« angeklebt.

In Mügeln, [Kreis] Oschatz, [Bezirk] Leipzig, wurde an einer Anschlagtafel am Rathaus folgender Hetztext angebracht: »Der größte Wahlbetrug, den die Welt erlebt hat, wir fordern freie geheime Wahlen und die Ostgebiete.«

In Nebra, [Bezirk] Halle, wurden 30 handgeschriebene Hetzzettel mit Hetze gegen einen Genossen der SED-Kreisleitung gefunden.

In Kaulsdorf, [Kreis] Saalfeld, [Bezirk] Gera, wurden handgeschriebene Hetzzettel mit Hetze gegen die Volkswahlen und die DDR mit Reißzwecken an Telegrafenstangen befestigt.

Einschätzung der Situation

Die Diskussionen über den Wahlablauf, einschließlich der negativen Argumente, lassen allgemein nach.

  1. Zum nächsten Dokument Zur Beurteilung der Situation in der DDR

    26. Oktober 1954
    Informationsdienst Nr. 2350 zur Beurteilung der Situation in der DDR

  2. Zum vorherigen Dokument Zur Beurteilung der Situation in der DDR

    23. Oktober 1954
    Informationsdienst Nr. 2348 zur Beurteilung der Situation in der DDR