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Zur Beurteilung der Situation in der DDR

5. November 1954
Informationsdienst Nr. 2358 zur Beurteilung der Situation in der DDR

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Industrie und Verkehr

Die Gespräche über politische Tagesfragen sind noch immer gering. Bei diesen wenigen Diskussionen stehen die Gespräche über den Prozess gegen die sieben Agenten der Gehlen-Organisation im Mittelpunkt.1 Diese Diskussionen sind fast ausschließlich positiv. Dabei bringt man die Empörung über die feindliche Tätigkeit der bezahlten Verbrecher zum Ausdruck und fordert für diese die Todesstrafe. Ein Arbeiter (parteilos) aus dem VEB Gummistrickwerk Zeulenroda, [Bezirk] Gera: »Ich war fest der Meinung, dass sich die deutschen Menschen nicht mehr zu Verbrechern machen lassen und vom Zweiten Weltkrieg noch genug haben. Aber aus diesem Prozess sieht man, dass es doch noch Leute gibt, die vor einem neuen Krieg nicht zurückschrecken und sich bereit erklären, Spionage für die Vorbereitung eines neuen Krieges zu treiben. Diese Handlungsweise ist das größte Verbrechen am deutschen Volk und ich hoffe, dass diese Personen die höchste Strafe erhalten.«

Ein Angestellter vom VEB IKA Annaberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Der Gehlen-Prozess muss doch jeden anständigen deutschen Menschen zeigen, was die USA-Imperialisten im Schilde führen.2 Menschen, die sich zu derartigen Verbrechen gegenüber dem deutschen Volk hergeben, wie dieser Bandelow3 und andere, haben keine Gnade zu erwarten. Ich fordere deshalb strengste Bestrafung für derartige Verbrecher.«

Ein Arbeiter aus der Teppichfabrik Wurzen, [Bezirk] Leipzig: »Die Agenten der Gehlen-Organisation sind solche Leute, welche bereits in der Nazizeit die Arbeit scheuten und über Leichen gingen. Diesen Leuten kommt es gar nicht auf ein paar Tausend ehrliche Menschen an. Der Prozess muss für uns alle eine Lehre sein, die Wachsamkeit zu steigern und damit den gemeinen Verbrechern, die mit amerikanischem Geld bezahlt werden, das Handwerk zu legen.«

Der Frauenausschuss des Schamottewerkes Rietschen, [Bezirk] Cottbus, forderte die strengste Strafe für diese Verbrecher, da sie unser Leben und das unserer Kinder vernichten wollten.

Ganz vereinzelt diskutiert man negativ über den Prozess gegen die Agenten der Gehlen-Organisation. Bei diesen Diskussionen zweifelt man an der Wahrhaftigkeit der Zeitungsmeldungen über den Prozess. Eine Kollegin aus dem Treuhandbetrieb Jahr, Schmölln,4 [Bezirk] Leipzig: »Man kann auch nicht alles glauben, was in unserer Zeitung steht über den Prozess.« Ein Nachtwächter aus Sonneberg, [Bezirk] Suhl: »Was in der Zeitung über den Prozess steht, ist alles Mist. Ich glaube nicht daran, das Papier ist ja geduldig und lässt sich bedrucken.«

Vereinzelt äußert man sich noch zur Note der SU5 und zur Verschacherung der Saar.6 Diese Diskussionen sind überwiegend positiv. Teilweise äußert man Zweifel über den Erfolg der Note, wobei man die Meinung vertritt, dass die Westmächte auf die Vorschläge der SU nicht eingehen werden.

Zum Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft7 werden von den Werktätigen weiterhin Produktionsverpflichtungen übernommen. Teilweise treten Werktätige der Gesellschaft für DSF bei. Eine Brigade der Rathenower Optischen Werke, [Bezirk] Potsdam, verpflichtete sich, zu Ehren des Monats der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft einen Wettbewerb durchzuführen, mit dem Ziel, die Selbstkosten zu senken, die Qualität zu verbessern und einzelne Kollegen zu qualifizieren.

Die Belegschaft der privaten Möbelfabrik Fenske, [Bezirk] Neubrandenburg, trat zu Ehren des Monats der DSF geschlossen der Gesellschaft für DSF bei (Belegschaftsstärke: 70 Personen). 16 Kolleginnen und Kollegen der Schuhfabrik »Banner des Friedens« Weißenfels, [Bezirk] Halle, traten in die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft ein.

Im VEB Kettenwerk in Barchfeld, [Kreis] Bad Salzungen, [Bezirk] Suhl, ist in der letzten Zeit ein starker Mangel an Gas zu verzeichnen, sodass die Produktion in der Härterei an einem Ofen eingestellt und die Arbeiter nach Hause geschickt wurden. Die Kollegen sind darüber sehr verärgert und der Meinung, dass die volkseigene Industrie bevorzugt beliefert werden müsste.

Im Stahlwerk Riesa sind die Arbeiter sehr ungehalten über die Lieferung von 900 Stahlblöcken nach Westdeutschland. Die Kumpel sind der Meinung, dass wir den Stahl bei uns sehr notwendig brauchen und fragen, welche Gegenleistung uns Westdeutschland gibt, doch nicht etwa in Form von Granaten.8

Ein Teil der Kumpel des VEB Kaliwerkes »Ernst Thälmann« in Merkers, [Bezirk] Suhl, sind ungehalten darüber, dass sich der Grubendirektor [Name] eine große Villa vom Baumaterial aus dem Betrieb baut. Die Kumpel bringen in diesem Zusammenhang zum Ausdruck, dass alle Bemühungen der Werkleitung oder anderer Stellen zur Steigerung der Produktion vergeblich wären, wenn solche Menschen wie [Name], welche schon beim Faschismus eine große Rolle gespielt haben, jetzt immer noch eine große Rolle spielen.

Unter den Angestellten des VEB Prägedruck,9 [Bezirk] Gera, herrscht Beunruhigung. Diese wurde durch den am 29.10.[1954] erhaltenen Typenstellenplan10 hervorgerufen. Laut diesem müssen 50 Prozent der Angestellten entlassen und die Gehälter der verbleibenden Kollegen stark gekürzt werden. Eine Planerin aus dem Betrieb äußerte sich wie folgt dazu: »Das hätten sie vor der Wahl bekannt geben müssen, dass die Angestellten auf 50 Prozent reduziert werden. Das hätte aber eine ›Wahlstimmung‹ gegeben.«11

Benzinmangel

Das Schlepperwerk Nordhausen, [Bezirk] Erfurt, benötigt monatlich ca. 3 000 Liter Kraftstoff für seine Fahrzeuge. Im Monat Oktober wurden dem Werk nur 520 Liter Kraftstoff als Monatszuteilung zugewiesen. Der größte Teil der Fahrzeuge ist aus diesem Grunde nicht einsatzfähig und das Werk war gezwungen, zur Heranschaffung der Einzelteile von den Zubringerbetrieben Fahrzeuge von Privatunternehmern einzusetzen. Dadurch stiegen die Unkosten um 25 000 DM. Schwierigkeiten in der Benzinversorgung machen sich ebenfalls in der Fahrbereitschaft der BVG Berlin bemerkbar.

In dem VEB Möbelfabrik Sangerhausen, [Bezirk] Halle, kann durch die schlechte Bereitstellung von Waggons die Fertigware nicht abtransportiert werden. So lagern z. B. 1 000 Polster und Brettsitzstühle im Betrieb. Dadurch leidet der weitere Produktionsablauf, da Lagermöglichkeiten nicht in größerem Maße vorhanden sind.

In einer Beratung am 2.11.[1954] mit verantwortlichen Funktionären sowie Aktivisten und Bergarbeitern im Tagebau Koschen des BKW Senftenberg wurde unter anderem bemängelt, dass Arbeitsgänge, bei denen die Möglichkeit der Mechanisierung besteht, dies noch nicht durchgeführt wurde. Dies betrifft vor allem die Arbeit auf dem Holzplatz, wo für den Tagebau die benötigten Schwellen und Schienen schnell fertiggestellt werden müssen.

Arbeitskräftemangel

In der Zuckerfabrik Friedland, [Bezirk] Neubrandenburg, besteht ein Mangel an Arbeitskräften. So fehlen ca. 90 Arbeitskräfte, dadurch ist ein planmäßiger Produktionsablauf nicht gewährleistet.

In einer Arbeitsbesprechung der Meister des VEB Yachtwerft Berlin-Köpenick wurde die kritische Lage des Betriebes aufgezeigt. Der Betrieb hat den Auftrag, neun Schiffe im Einzelwert von ca. 850 000 DM zu bauen. Alle Schiffe wurden in Angriff genommen. Während der Bauzeit stellten sich viele Fehler ein und bis zum Zeitpunkt der Arbeitsbesprechung sind ca. 600 Veränderungen vorgenommen worden. Das führt dazu, dass die Herstellungskosten sich bei Weitem erhöhen. Der Herstellungspreis pro Schiff beträgt jetzt bereits 800 000 DM, obwohl noch der gesamte Innenausbau vorgenommen werden muss. Von den Arbeitern wird offen über das Versagen der Produktionsleitung diskutiert und die Meinung vertreten, dass es kein Wunder sei, dass der Betrieb unrentabel arbeite, wenn man bedenke, dass auf 1,2 Arbeiter – 1 Angestellter kommt (VP-Meldung).

Kohlenmangel

Im VEB Leipziger Wollkämmerei Werk II in Mylau, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, musste für ca. sechs Stunden die Arbeit niedergelegt werden, da keine Brennstoffe mehr vorhanden waren.

Im VEB Feinpapierfabrik Königstein, [Bezirk] Dresden, besteht zzt. ein großer Kohlenmangel. Der vorhandene Kohlenvorrat reicht nur noch bis 6.11.1954. Das Werk bezieht die Kohle direkt von der Grube Senftenberg. Bei einer am 3.11.1954 geführten Rücksprache wurde noch keine Zusage für die nächste Lieferung gegeben.

Produktionsstörung

Am 29.10.1954 kippte der 25-t-Eisenbahndrehkran des VEB Kirow-Werkes Leipzig bei dem Verladen einer Laufkatze um. Der Drehkran ist eine Neukonstruktion und wurde erstmalig auf der Leipziger Messe 1954 ausgestellt. Der Kran läuft als Versuchskran. Es wird ein Konstruktionsfehler vermutet.

Handel und Versorgung

Die teilweise unzureichende Versorgung, die immer wieder Unzufriedenheit verursacht, zeigt sich in folgenden Beispielen. So kommen Klagen aus dem Bezirk Halle, besonders aus den Kreisen Hettstedt und Aschersleben, über die mangelhafte Belieferung mit Kindernährmitteln, Speck, Wurst, Eiern, Stärkeerzeugnissen, Fischwaren, Haferflocken, Fleisch, Käse. Außerdem an Eimern, Töpfen, Sporthemden, Pullovern, Bettwäsche und Strümpfen aller Art. Ähnliche Mängel treten teilweise auch in anderen Bezirken auf, wie z. B. im Kreis Wurzen, [Bezirk] Leipzig (Schlachtfette, Margarine, Butter, Fleisch, Eier, Eiererzeugnisse, Magerkäse, Quark, Erbsen, Kohlen).

Im Kreis Altenburg, [Bezirk] Leipzig, sind zzt. erst 53 Prozent der Einwohner mit Einkellerungskartoffeln versorgt. Die bisher gelieferten Kartoffeln sind von schlechter Qualität und Gegenstand heftiger Diskussionen.

In den Stadt- und Landkreisen Stralsund, [Bezirk] Rostock, fehlt es an Speck, Eiern und Einkellerungskartoffeln für Großverbraucher. Im Landkreis Stralsund außerdem an Gummistiefeln.

Landwirtschaft

Zu den politischen Tagesfragen ist umfangmäßig und inhaltlich keine wesentliche Veränderung zu verzeichnen. Zum Prozess gegen die Gehlen-Organisation wurde nur wenig, aber fast ausschließlich positiv, meist in MTS und LPG diskutiert. In den Stellungnahmen kommt allgemein die Abscheu gegen diese Banditen und die Forderung nach der strengsten Bestrafung zum Ausdruck. In der MTS Lossa, [Kreis] Wurzen, [Bezirk] Leipzig, forderten die 64 Kollegen in einer Resolution durch Unterschrift die schärfste Bestrafung der sieben Gehlen-Agenten.

Die Belegschaft der MTS Hayna,12 [Bezirk] Leipzig, fordert, dass solche Menschen die sich für die Vorbereitung des Dritten Weltkrieges hergeben, aufs Schärfste bestraft werden.

Auf den MTS Wöbbelin und Roggendorf sowie Severin u. a. wurden Belegschaftsversammlungen durchgeführt und ein Flugblatt angefertigt, das noch am gleichen Tage im MTS-Bezirk mit der Forderung der strengsten Bestrafung der Verbrecher verteilt wurde. Ein Neubauer der Gemeinde Bibow, [Bezirk] Schwerin, erklärte in einer Bauernversammlung: »Diese Kreaturen müssten schon längst aufgehängt sein.«

Oft kommen auch Verpflichtungen zur verstärkten Wachsamkeit, um die Errungenschaften vor solchen Verbrechern zu schützen.

Im Bezirk Potsdam diskutieren ebenfalls meistens Genossenschaftsbauern und Beschäftigte der MTS, fordern eine harte Strafe für die Verbrecher und verpflichteten sich, die Wachsamkeit zu verstärken. Ein Genossenschaftsbauer aus Garrey, [Kreis] Belzig, [Bezirk] Potsdam: »Der Gehlen-Prozess gibt uns wiederum Anlass, die Wachsamkeit innerhalb der LPG zu verstärken um zu verhindern, dass feindliche Elemente in die MTS und LPG eindringen können und die Möglichkeit haben, diese von innen heraus zu zersetzen.«

Zum Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft sind ebenfalls nur wenige Stellungnahmen, hauptsächlich von der MTS und LPG, zu verzeichnen. Diese Stellungnahmen sind positiv. Verschiedentlich wurden aus diesem Anlass Selbstverpflichtungen übernommen. Die Melkerbrigade der LPG »Philipp Müller« in Pleetz, Kreis Neubrandenburg, verpflichtete sich, 5 000 kg Milch für den freien Aufkauf zu liefern.

Die Genossenschaftsbauern der LPG Kröchlendorf, Kreis Templin,13 [Bezirk] Neubrandenburg, haben zu Ehren des Monats der DSF die gesamte Hackfruchternte, die Aussaat des Winterroggens und der Winterzwischenfrüchte beendet. Ebenso ihre Ablieferungsverpflichtung in Kartoffeln mit 100 Prozent erfüllt.

Die Sportler des staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Eisfeld, [Bezirk] Suhl, beschlossen aus Anlass des Monats der DSF, zur Erfüllung des Planes eine Sonderschicht zu leisten (am Sonntag).

Bei der Bergung der Hackfrüchte ergeben sich stellenweise Schwierigkeiten durch das Fehlen von Arbeitskräften und der geringen Auswertung des 2-Schichtsystems seitens der MTS wie z. B. im Kreis Neustrelitz, [Bezirk] Neubrandenburg. So wurden im Bezirk Neubrandenburg bis zum 31. Oktober [1954] der Ablieferungsstand mit Kartoffeln zu 58 Prozent und im Kreis Neustrelitz ein noch geringerer Stand erreicht. Dort sind noch 93 ha Kartoffeln im Boden. Dies wird dadurch begründet, dass von verantwortlicher Seite die Mobilisierung von zusätzlichen Arbeitskräften nicht genügend beachtet wurde. Ebenso ist der Stand der Winteraussaat im Bezirk sehr mangelhaft, der besonders durch die mangelhafte Anwendung des 2-Schichtsystems seitens der MTS in Neustrelitz hervorgerufen wurde.

Unzufriedenheit

Eine schlechte Stimmung über die unorganisierte Arbeit der MTS herrscht unter den Bauern im Oderbruch, Bezirk Frankfurt. Ebenso beklagen sich dort die Bauern über bürokratische Maßnahmen verschiedener Organe. Zum Beispiel wird einem werktätigen Bauern in einer Gemeinde des Kreises Eberswalde von der Molkereigenossenschaft Eberswalde für 1 000 Liter gelieferte Milch 60,00 DM Unkosten berechnet. Trotzdem die Bauern ihre Milch zur Molkerei selbst anfahren. Sie erhalten dafür pro Fahrt DM 2,00, die durch die Unkosten-Berechnung in Wegfall kommen.

In der LPG Ströbeck, Kreis Halberstadt, [Bezirk] Magdeburg, wollen mehrere Mitglieder aus der LPG austreten, da die jugendlichen Mitglieder in der Zuteilung von Acker und Materialien mit den verheirateten Mitgliedern gleichgestellt werden. Als weiteren Grund geben sie an, dass sie bei der Schlachtung des zweiten Schweines 50 kg Soll abgeben müssen, während die Arbeiter auf den VEG und ÖLB mehrere Schweine schlachten dürften, ohne etwas abzuliefern.

Unter den Mitgliedern der LPG Neulögow, Kreis Gransee, [Bezirk] Potsdam, bestehen zzt. eine schlechte Stimmung und Auflösungstendenzen wegen eines ehemaligen Großbauern. Dieser wurde 1953 wegen schlechter Wirtschaftsführung zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Wirtschaft wurde der LPG angegliedert. Durch eine Amnestie wurde der Großbauer vorfristig entlassen und versucht alles, um seine Wirtschaft zurückzuerhalten, um sie an die LPG zu verpachten. Hierbei wird er von den übrigen Großbauern der Gemeinde unterstützt. Die Genossenschaftsbauern sind zum größten Teil Mitglieder ohne Land, lehnen dies ab und sagen: »Wir haben schon einmal für den Großbauern gearbeitet und so etwas kommt nicht mehr infrage.«

In einigen LPG des Kreises Hildburghausen, [Bezirk] Suhl, sind laufend Austritte von Mitgliedern zu verzeichnen. Aus der LPG Gleicherwiesen, [Kreis] Hildburghausen, wurde bekannt, dass nach Jahresabschluss sechs LPG-Mitglieder austreten wollen. Zwei Mitglieder haben bereits ihren schriftlichen Austritt erklärt.

In den ländlichen Gemeinden des Bezirkes Cottbus wird stark das Fehlen von Jauchefässern, Kartoffeldämpfern, Körben und Säwannen kritisiert.

In der LPG Ziegenhain, Kreis Meißen, [Bezirk] Dresden, ist unter dem Kälberbestand eine Seuche ausgebrochen. Durch den Kreistierarzt konnte bisher nicht festgestellt werden, um welche Krankheit es sich handelt. Der Gesamtbestand beträgt 30 Tiere, davon sind sechs verendet und weitere vier erkrankt; ebenso mussten in dieser LPG innerhalb kurzer Zeit vier Ferkel angeblich wegen einer Krankheit abgestochen werden.

Wie bereits vom Kirchengut Dehmen, Kreis Güstrow, [Bezirk] Schwerin, berichtet wurde,14 ist der Leiter des Gutes ein Gegner der demokratischen Entwicklung und versucht mit den verschiedensten Formen den Verpflichtungen des Gutes dem Staat gegenüber zu umgehen. Bei einer Verladung von hochwertigen Saatkartoffeln wurden noch 30 Ztr. minderwertige Kartoffeln hinzugeladen und dadurch die Qualität der Saatkartoffeln vermindert.15

Übrige Bevölkerung

Die Gespräche über die Note der Sowjetunion sind zurückgegangen. Etwas stärker wird jetzt über den Prozess gegen die Gehlen-Agenten gesprochen. Die bekannt gewordenen Äußerungen sind ausschließlich positiv. Darin kommt zum Ausdruck, dass die Personen über die Machenschaften dieser Verbrecher empört sind und vielfach fordern sie, dass diese die höchste Strafe erhalten sollen. Einige erkennen richtig, dass die Amerikaner die Hintermänner sind und dass die Agenten-Zentralen16 der Vorbereitung eines neuen Krieges dienen. Zum Beispiel sagte ein Einwohner aus Cottbus, dass dieser Prozess eine einzige schwere Anklage gegen die Anstifter eines neuen Völkermordes sei: »Solche Kandidaten, die sich skrupellos in den Dienst der organisierten Massenvernichtung stellen, verdienen die strengste Bestrafung.«

Eine Angestellte aus dem Kreis Bernau, [Bezirk] Frankfurt: »Alle Menschen, mit denen man spricht, sind erschüttert über diese verbrecherischen Vorhaben. Wenn man sich vorstellt, dass diese Agenten hohe Funktionen gehabt haben und viel verdienten, so kann es für sie unter uns keinen Platz mehr geben.«

Ein Angestellter aus dem Kreis Fürstenberg, [Bezirk] Frankfurt: »Es ist kaum zu glauben, dass es immer wieder Menschen gibt, die bei uns alle Vorteile genießen und dafür dem Aufbau und uns in den Rücken fallen. Für die kann es nur die höchste Strafe geben.«

Ein Friseur aus dem Kreis Bernau, [Bezirk] Frankfurt: »Ich habe jetzt im Fernsehfunk den Prozess verfolgt. Wenn ich es erst nicht geglaubt habe, jetzt weiß ich, dass es Verbrecher der schlimmsten Sorte sind, die einer gerechten Strafe zugeführt werden müssen.«

Ein Angestellter aus dem Konsum Meißen, [Bezirk] Dresden: »Mit solchen Lumpen, die sich für die Kriegsbrandstifter hergeben, muss aufgeräumt werden. Es ist empörend, dass einer der Agenten mit 1 300 DM Monatsgehalt nicht auskommen und sich auf eine solche dreckige Art und Weise noch etwas dazuverdienen wollte. Bedauerlich ist nur, dass sich immer wieder solche zu diesen Gemeinheiten hergeben, die in höheren Stellungen sind.«

In einer Verkaufsstelle der HO in Quedlinburg diskutierten Hausfrauen: »Wir sind keine Politiker und wollen mit Politik auch nichts zu tun haben, aber diese Verbrecher wie die Gehlen-Agenten müssten zum Tode verurteilt werden. Für diese Elemente ist eine Zuchthausstrafe von 20 Jahren zu gering.«

Ein Angestellter des Rates der Stadt Treuenbrietzen, [Bezirk] Potsdam: »Ich bin der Meinung, dass man in der Vergangenheit Fehler gemacht hat, weil man es nicht verstanden hat, der breiten Öffentlichkeit über solche Prozesse Aufklärung zu geben. Immer wenn Verhaftungen durchgeführt wurden, glaubte die Bevölkerung, es seien Menschen, die nur einmal negativ diskutiert haben, weil sie nie den richtigen Sachverhalt erfuhren. Jetzt aber, wo der Öffentlichkeit aufgezeigt wird, dass es sich um Agenten handelt, die mithalfen, einen neuen Krieg vorzubereiten, ist es richtig.«17

Ein Angestellter der Kreisverwaltung Rathenow, [Bezirk] Potsdam: »Dieser Prozess gegen die Angeklagten der Gehlen-Organisation wird auch den letzten Zweifler von dem Bestehen dieser Spionage-Organisation überzeugen. Dem Amerikaner ist es aufgrund des Beweismaterials diesmal nicht möglich, zu leugnen, dass er der Auftraggeber und Geldgeber der Organisation ist.«

Ein Mitglied der NDPD aus Rathenow, [Bezirk] Potsdam: »Jeder ehrliche Deutsche wird das verbrecherische Verhalten der Angeklagten auf das Schärfste verurteilen und eine strenge Bestrafung derselben fordern. Der Prozess zeigt mit aller Deutlichkeit, mit welchen Mitteln der amerikanische Imperialismus und seine westdeutschen Handlanger einen neuen Krieg vorbereiten.«

Aus den Kreisen der Kirche

In verschiedenen ländlichen Gemeinden des Bezirkes Schwerin versucht die evangelische Kirche durch Konzerte und Schaffung von Posaunenchören und Volkskunstgruppen Einfluss auf dem Lande zu gewinnen. Zum Beispiel hat der Diakon in Hagenow durch die Aktivierung der »Jungen Gemeinde« die Arbeit der FDJ in verschiedenen Gemeinden gehemmt, besonders durch die Gründung eines Posaunenchores und einer Volkskunstgruppe.

In der Gemeinde Jatznick, [Kreis] Pasewalk, [Bezirk] Neubrandenburg, sagte am 31.10.[1954] ein Vikar aus Greifswald in der Predigt: »Die FDJ hat eine Zeitschrift herausgegeben, die aus dem Russischen übersetzt ist und zum Inhalt hat, dass die Religion eine Lüge ist. Die Ausführungen der Russen sind Quatsch. Sie entsprechen nicht den Tatsachen.«

Im Kreis Zeulenroda, [Bezirk] Gera, herrscht unter den Handwerkern aufgrund der Kürzung des Benzinkontingentes Verärgerung. Zum Beispiel sagte ein selbstständiger Elektromeister (parteilos): »Der Benzin wird wohl jetzt für Rüstungszwecke gebraucht. Oder sollen die Verbesserungen, welche der neue Kurs gebracht hat,18 im Laufe der Zeit wieder illusorisch werden?«

Im Kreis Gransee, [Bezirk] Potsdam, wird unter den Geschäftsleuten sowie unter den Intelligenzlern darüber diskutiert, dass der private Sektor nicht mehr lange bestehen wird. Zum Beispiel brachte ein Gastwirt aus Fürstenberg zum Ausdruck, dass er aufgrund von Äußerungen einiger Mitglieder der SED doch bald daran glaubt, dass die privaten Geschäftsleute ausgeschaltet werden sollen. Er sagte u. a., dass der stellvertretende Bürgermeister von Fürstenberg den Mitgliedern der SED verboten habe, Privatgaststätten aufzusuchen.

Immer wieder wird aus den Bezirken berichtet, dass die Konsummitglieder mit der unterschiedlichen und gekürzten Rückvergütung nicht einverstanden und dass sie darüber verärgert sind.19 Zum Beispiel herrscht zzt. in Suhl und in Zella-Mehlis, [Kreis] Suhl, eine heftige Diskussion über die Rückvergütung. Die Konsum-Mitglieder sind verbittert, weil es in diesem Jahr in Suhl ebenfalls nur wieder 1 Prozent und in Zella-Mehlis sogar nur 0,6 Prozent gibt. Man hört sehr häufig, dass sich Konsummitglieder abmelden wollen, weil 1953 versprochen wurde, dass es 1954 mehr Rückvergütung geben würde. Ein Rentner sagte dazu z. B.: »Wenn ich vom Konsum, der doch hauptsächlich für die Arbeiter da ist, nicht mehr Dividende erhalte, dann brauche ich auch nicht mehr dort zu kaufen. Ich gehe dann in die Privatgeschäfte, dort kauft man billiger und auch besser.«

Organisierte Feindtätigkeit

Hetzschriftenverbreitung

SPD-Ostbüro:20 Potsdam 2 460, Dresden und Karl-Marx-Stadt einige.

NTS:21 Potsdam 28 000, Dresden 200, Karl-Marx-Stadt 50, Halle einige.

In tschechischer Sprache: Karl-Marx-Stadt und Dresden einige.

Unbek[annter] Herkunft: Potsdam in einem S-Bahnzug 20 000 gebündelt. Neubrandenburg 10 000 (»Freie Wahlen«).

Terror

Am 1.11.1954 wurde der Verkaufsstellenleiter des Konsums in Falkensee, [Bezirk] Potsdam, auf dem Wege zum Parteilehrjahr von unbekannten Tätern mit einem scharfen Gegenstand niedergeschlagen. Der Verkaufsstellenleiter ist 2-facher Aktivist und Bezirkssieger innerhalb des Konsums.

Diversion

In der Nacht vom 2. zum 3.11.1954 wurde auf dem MTS-Stützpunkt Wutike, Kreis Kyritz, [Bezirk] Potsdam, ein Reifen eines Binders von unbekannten Tätern zerschnitten.

Am 3.11.1954 wurde in Niederndodeleben, Kreis Wolmirstedt, [Bezirk] Magdeburg, in eine Rübenschnitzelmaschine eine Spannkette geworfen, wodurch 90 Prozent der Schnitzelmesser ausgewechselt werden müssen. Täter wurde festgenommen.22

In der LPG Kiebitz, Kreis Herzberg,23 [Bezirk] Cottbus, hatte der ehemalige Stallbrigadier eine seuchenkranke Kuh unter den Kühen der LPG gelassen. Dadurch verkalbten sechs Kühe.24 Der LPG entstand ein Schaden von 10 [000] bis 15 000 DM. Täter wurde festgenommen.25

Vermutliche Feindtätigkeit

Am 1.11.1954 brannte in Dobareuth,26 [Bezirk] Gera, ein Schuppen der MTS-Außenstelle Tanna mit den darin befindlichen Maschinen nieder (6 Traktoren, 1 Dreschsatz, 1 Presse, sowie mehrere Kleingeräte). Ursache: Vermutlich Brandstiftung.

Einschätzung der Situation

Der Gehlen-Prozess steht im Mittelpunkt und findet reges Interesse, besonders in den Betrieben. Die Meinungen sind fast einmütig positiv. Die Bevölkerung empört sich hauptsächlich über die sieben Verbrecher, aber noch zu wenig über die Vorbereitung eines neuen Krieges durch Adenauer27 und die USA.

Sonst sind keine wesentlichen Veränderungen in der Lage festzustellen.

Anlage 1 vom 5. November 1954 zum Informationsdienst Nr. 2358

Bericht über den Verlauf des Gehlen-Prozesses

In dem weiteren Verlauf der Verhandlungen gegen die Agenten Misera,28 Dalchau29 und Schröer30 zeigte sich ebenso wie an den Vortagen schon während der Aussagen dieser Verbrecher vielfach Empörung unter den Zuhörern. In den Verhandlungspausen wurde in Diskussionen immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass es den Personen unverständlich sei, dass solche moralisch verkommenen Subjekte wie z. B. der Misera in solch hohe Funktionen eingesetzt wurden.31 Darin zeige sich die schlechte Kaderpolitik, die mitunter in den VEB und den Verwaltungen betrieben würde. Des Weiteren brachten viele Zuhörer zum Ausdruck, dass durch die Aussagen der Angeklagten deutlich wurde, dass sie aufgrund der ungenügenden Wachsamkeit und Kontrolle ungehindert ihre verbrecherische Tätigkeit ausüben konnten. Von den anwesenden Delegationen, besonders aus den Betrieben, wo die Agenten tätig waren, wurde immer wieder erklärt, dass die richtige Schlussfolgerung aus dem Prozess unbedingt sein muss, mit der mangelhaften Wachsamkeit Schluss zu machen und zum anderen die Kaderpolitik zu verbessern. Die Empörung der Anwesenden drückt sich besonders darin aus, dass vielfach geäußert wurde, dass für die Angeklagten die höchste Strafe in Anwendung kommen müsste.

In vielen Diskussionen kam eindeutig und klar zum Ausdruck, dass die Zuhörer, besonders die Angehörigen der Reichsbahn, sich nicht erklären können, dass es so ein moralisch verkommenes Subjekt wie Misera sich vier Jahre lang zuletzt als Disponent in der Oberzugleitung hat halten können. In den Diskussionen kam weiter zum Ausdruck, dass seine engsten Mitarbeiter sein Tun und Treiben hätten erkennen müssen. Eine Genossin vom Konsum erklärte, dass es ihr unverständlich sei, dass so ein Verbrecher, welcher wegen seines unmoralischen Verhaltens schon einmal entlassen wurde, eine Zeit später in eine noch höhere Funktion eingesetzt wurde. Sie war der Meinung, dass mit derartiger Kaderpolitik endlich Schluss gemacht werden müsse.

In einem Gespräch mehrerer Reichsbahnangestellter wurde erklärt: »Hier sieht man wieder einmal, wie verantwortungslos gearbeitet wird. Ungehindert konnte alles Material mitgenommen und ausgeliefert werden. Es gibt bis heute noch keine Garantie für die Sicherheit bestimmter Dinge. Hauskontrollen und Taschenkontrollen werden nicht durchgeführt. Man muss sich hier im Zuhörerraum schämen, Eisenbahner zu sein.«

Ein anderer Eisenbahner sagte, dass all die Fahrpläne, die Misera ausgeliefert hat, allen anderen Mitarbeitern ebenfalls zugänglich seien und dass das sofort geändert werden müsste.

In den Diskussionen über den Agenten Dalchau kam wiederholt zum Ausdruck, dass man es nicht verstehen kann, dass derartige Elemente sich solange in einem der größten VEB halten konnten. Ein Mensch wie Dalchau, der selbst in seinen Vernehmungen offen gestand, dass er Gegner der DDR ist und sich aktiv am 17. Juni [1953] beteiligte und zugab, dass er mit der Vernichtung unserer Errungenschaften und mit dem Sturz der Regierung einverstanden war, konnte solange unentlarvt arbeiten. Auch in diesem Falle wurde immer wieder die schlechte Kaderpolitik kritisiert.

Einige Zuhörer brachten in der Pause in Diskussionen ihre Empörung darüber zum Ausdruck, dass Dalchau während seiner Vernehmung geäußert hat, dass seine verbrecherische Tätigkeit »Patriotismus« ist.

Eine Genossin aus dem VEB EAW JEW Stalin32 äußerte, dass noch heute Agenten dieser Art im Werk sein müssten, da laufend Schwierigkeiten in der Verwaltung und in der Produktion auftreten. Auch sie kam zu der Schlussfolgerung, dass die Wachsamkeit ungenügend ist und auf jeden Fall verstärkt werden müsse.

Über den Angeklagten Schroer wurde in ähnlicher Form diskutiert. Besondere Empörung bestand über die Aussage, dass er seine verbrecherische Arbeit gut bezahlt bekam.

Anlage 2 vom 5. November 1954 zum Informationsdienst Nr. 2358

Auswertung von Hetzschriften

Nach der Volkswahl hat die Flugblattverteilung zahlenmäßig nachgelassen. Neue Arten von Flugblättern, die mittels Ballons verbreitet wurden, liegen nur in einem Fall vom SPD-Ostbüro vor. Auf dem Postweg ist die Zahl der verbreiteten Hetzschriften gleichbleibend. Neue Arten traten von den einzelnen Feindorganisationen zu den verschiedensten, oftmals örtlichen Problemen auf.

SPD-Ostbüro

Ein Flugblatt mit der Überschrift »Ulbrichts33 Wahlbetrug gescheitert« beschäftigt sich mit dem Ergebnis und der Durchführung der Volkswahlen. Es heißt darin, dass die Wahl kein Beweis sei, dass »das SED-Regime gefestigt aus der Wahl hervorgegangen sei« und dass unsere Parteiführung selbst nicht daran glaube, denn sonst wäre die »Benutzung der Wahlkabinen nicht unmöglich gemacht« worden. Unsere Partei und vor allem der Genosse Walter Ulbricht werden beschuldigt, das Wahlergebnis schon vor der Wahl festgelegt zu haben, denn den »Chefredakteuren … sei bereits vor der Wahl die Wahlbeteiligung und das Wahlresultat bekannt gegeben« worden. Das SPD-Ostbüro versucht mit verschiedenen Hinweisen über »mangelhaften Versammlungsbesuch« u. a. die Meinung zu erwecken, dass schon vor der Wahl keine Verbindung der Bevölkerung zur Regierung erreicht wurde und dass diese Tatsache in Sitzungen unserer Parteiführung auf den noch bestehenden Sozialdemokratismus zurückgeführt wurde. Zu dieser Frage nimmt das Flugblatt ausführlich Stellung und das SPD-Ostbüro behauptet, dass eine ablehnende Haltung der Arbeiterschaft gegenüber der SED »tatsächlich auf den Einfluss von Sozialdemokraten Ollenhauerscher34 Prägung« zurückzuführen sei. Im gleichen Zusammenhang wird auch gegen die Aussprache mit Sozialdemokraten in Leipzig gehetzt.35 Das Ziel des Flugblattes ist die Beeinflussung der Bevölkerung mit der Meinung, dass die Wahlen in der Welt nicht anerkannt werden und die zum Schluss aufgestellte Losung lautet, wie bereits aus anderen Hetzschriften bekannt: »Für freie Wahlen gegen die SED-Diktatur«.

KgU36

In mehreren verschiedenen Exemplaren werden besonders aus dem Bezirk Schwerin, aber auch aus den Bezirken Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt Namen von Mitarbeitern des SfS bekanntgegeben. Diese Schreiben werden auf dem Postweg an die verschiedensten Privatpersonen übersandt.

Zur Beunruhigung der Bevölkerung im Kreis Ludwigslust, [Bezirk] Schwerin, wurden an Einwohner dieses Kreises Hetzschriften mit der Überschrift »Seuche in Ludwigslust« gesandt, in denen von einer Seuche im »Ludwigsluster Barackenlager«37 gesprochen wird. Die Schreiben werden gleichzeitig zur Hetze gegen die KVP38 benutzt; die Barackenlager werden u. a. als »Wehrertüchtigungslager« bezeichnet.

Die Hetze gegen Funktionäre des Staats- und Wirtschaftsapparates wegen unmoralischen Verhaltens wird fortgesetzt mit einer Hetzschrift »Demoralisierung unter dem Bolschewismus«, in der angebliche Beispiele vor allem aus dem Bezirk Rostock über Sittlichkeitsdelikte gebracht werden, mit denen ein »moralischer Tiefstand« in der DDR bewiesen werden soll. Diese Verleumdungen werden mit einer Hetze gegen die Sowjetarmee verbunden.

Gegen die Deutsch-Sowjetische Freundschaft hetzt ein weiteres Flugblatt der KgU. Es wird darin durch Beispiele zum Ausdruck gebracht, dass es auch Angehörige der Sowjetarmee gibt, die diese Freundschaft nicht wollen und es heißt dazu u. a.: »… Es ist oft blamabel genug für uns Deutsche, zu sehen, wie russische Soldaten sich besser benehmen als die sowjetischen Hilfsbüttel.«

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