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Zur Beurteilung der Situation in der DDR

26. November 1954
Informationsdienst Nr. 2376 zur Beurteilung der Situation in der DDR

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Industrie und Verkehr

Über politische Tagesfragen wird wenig diskutiert, wobei die Gespräche über den Verbotsprozess gegen die KPD1 in den meisten Bezirken im Vordergrund stehen. In den Diskussionen bringt man Empörung zum Ausdruck, dass man heute schon wieder denselben Weg in Westdeutschland geht, den man bereits 1933 gegangen ist. Teilweise vertritt man die Meinung, dass Adenauer2 mit allen Mitteln versucht, die Friedenskräfte mundtot zu machen. Oft werden in Kurzversammlungen Protestresolutionen verfasst und an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gesandt. Eine Arbeiterin aus Karl-Marx-Stadt: »In Westdeutschland werden Menschen, welche für den Frieden kämpfen, in Gefängnisse gesteckt. Mit dem Verbot der KPD hat es 1933 angefangen. Dasselbe wollen die Kriegstreiber wieder, damit sie die Menschen noch mehr beschwindeln können. Aber die Arbeiterklasse ist doch wachsamer geworden. Wenn die Arbeiterklasse hüben und drüben zusammensteht, wird wieder ein einheitliches Deutschland erstehen und wir werden im Frieden die letzten Spuren des Krieges beseitigen.«

Ein Transportarbeiter vom EHW Thale, [Bezirk] Halle: »Thälmann3 hatte recht, wenn er sagte, Hitler ist der Krieg, nun trifft es genau wieder auf Adenauer zu. Zuerst führt man den Prozess gegen die KPD und droht gleichzeitig der SPD mit dem Verbot und ebenso den Gewerkschaften. Das Verbot muss verhindert werden und die Initiative der UdSSR, im November 1954 eine Konferenz einzuberufen,4 muss zum Erfolg werden, weil damit der Krieg verhindert und die Einheit Deutschlands erreicht wird.«

Ein Arbeiter von der Brikettfabrik »Otto Schlag« Hohenmölsen, [Bezirk] Halle: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Adenauer machen kann, was er will. Es gibt in Westdeutschland Menschen, die nicht mit der Politik Adenauers einverstanden sind und den Frieden wollen. Nicht alle Sozialdemokraten stimmen der Politik Adenauers zu. Es ist bedauerlich, dass sich die zwei Parteien SPD und KPD nicht über die Köpfe der verräterischen Führer der SPD hinwegsetzen und zu einer Aktionseinheit zusammenschließen.«

Ein Arbeiter aus Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt: »Das ist ein Schauspiel. Erst die KPD wie bei Hitler und nachher kommt alles andere dran. Dann will er noch, dass bei ihm Freiheit und Demokratie herrschen.«

Ein Arbeiter vom VEB Bohrmaschinenwerk Saalfeld, [Bezirk] Gera: »Derartige Verbotsprozesse dürften überhaupt nicht durch die Arbeiterschaft zugelassen werden. Der Prozess, der jetzt in Karlsruhe läuft, hat außerdem schon einmal einen Vorgänger gehabt und zwar den Reichstagsbrandprozess.«5

Das plötzliche Ableben des stellvertretenden Außenministers der UdSSR Wyschinski6 hat unter den Werktätigen aufrichtige Anteilnahme hervorgerufen. Teilweise bringt man zum Ausdruck, dass das gesamte Weltfriedenslager einen großen Friedenskämpfer und das deutsche Volk einen Kämpfer für die Einheit verloren habe. Verschiedentlich vertritt man die Meinung, dass etwas nicht stimmt, da das Ableben so plötzlich kam.7

Die Kumpel des Wismutgebietes8 bringen zum Ausdruck, dass Wyschinski ein großer Vertreter des deutschen Volkes gewesen ist und dass er alles darangesetzt hat, um eine Verständigung zwischen den Deutschen selbst zustande zu bringen, damit der Friede erhalten bleibt.

Ein parteiloser Angestellter vom VEB Elbtalwerk Heidenau, [Bezirk] Dresden: »Ich bewundere das unermüdliche Schaffen Wyschinskis, trotz seines hohen Alters. Vor allem aber müssen seine Verdienste bei den Bemühungen der SU um die Einheit Deutschlands hervorgehoben werden.«

Ein Schlosser aus Eisenach, [Bezirk] Erfurt: »Der Wyschinski war ein Mann, der wusste, was er wollte. Konsequent setzte er sich ein, aber an einen so schnellen Tod glaube ich kaum. Da stimmt etwas nicht.«

Ein Schlosser vom VEB Elektrotechnik Eisenach, [Bezirk] Erfurt: »Der Tod Wyschinskis kommt mir zu plötzlich. Vielleicht hat man ihm etwas in den Kaffee getan.«

Teilweise wird noch über die Note der SU vom 13.11.1954 gesprochen, jedoch sind die Diskussionen gegenüber den Vortagen zurückgegangen.

Im Bekleidungswerk Cottbus (Konsumbetrieb) legten die Arbeiter der Hosenabteilung für 20 Minuten die Arbeit nieder. Diesem ging voraus, dass am 16.11.1954 eine Person aus Berlin erschien und mitteilte, dass die Prämie von 3 000 DM, welche dem Betrieb für gute Arbeit zugesprochen war, nur an 30 Bestarbeiter sowie an einige Angestellte zur Verteilung kommen sollte. Am 23.11.1954 wurden dann die 3 000 DM unter den Belegschaftsmitgliedern zur Verteilung gebracht.9

In der Maschinenfabrik ›John Schehr‹ Meuselwitz, [Bezirk] Leipzig, sind die Dreher über die ständigen Stromabschaltungen ungehalten.

Kohlenmangel

In den Rathenower Optischen Werken, [Bezirk] Potsdam, ist ein Kohlenmangel eingetreten, der sich nachteilig auf die Produktion und auf die Stimmung der Belegschaftsmitglieder auswirkt. Dadurch, dass nur für einen Tag Kohle vorrätig war, konnten die Arbeitsräume nur ungenügend geheizt werden. Dies hatte zur Folge, dass in der Abteilung Spiegelschleiferei ein Schaden von DM 1 500 entstand. In dieser Abteilung werden Spiegel für Exportaufträge geschliffen. Infolge des zu schnellen Erkaltens der Schleiffläche traten Sprünge auf, die auf die ungenügende Beheizung des Raumes zurückzuführen sind. Um Kohlen einzusparen, ging der Betrieb weiter dazu über, mit dem Heizen der Arbeitsräume anstatt um 6.00 Uhr erst um 7.30 Uhr zu beginnen. Dadurch trat Unzufriedenheit unter den Kollegen auf, da nur 13° [C] Wärme in den Räumen zu verzeichnen waren.

Kohlenknappheit besteht auch im VEB Zellwolle Wittenberg, [Bezirk] Schwerin, im VEB Goldfischwerk Oberlungwitz,10 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, im VEB Möbelstoffwerk Hohenstein-Ernstthal und im VEB Glashütte Schönborn, [Bezirk] Cottbus.

Materialschwierigkeiten

In dem VEB Glashütte Schönborn, [Bezirk] Cottbus, fehlt es an Bleimennige.11 Dadurch musste ein Exportauftrag für die Türkei bis 1955 zurückgestellt werden, wodurch dem Betrieb 20 000 DM für das Jahr 1954 verloren gehen.12

Im VEB Waggonbau Niesky, [Bezirk] Dresden, fehlt es an Federn, die vom VEB Federnwerk Zittau geliefert werden sollen.13

Im Bahnbetriebswerk Bautzen, [Bezirk] Dresden, fehlt es an Glühbirnen für Lokomotiven. Dadurch ist die Betriebssicherheit gefährdet.14

Im VEB Wälzlagerfabrik Berlin fehlt es an Kugeln, Zylindern und Kegelrollen.15

Im VEB Schiffselektrik Rostock bestehen immer noch Materialschwierigkeiten.

Im Schacht 6 Oberschlema, Wismutgebiet, ist ein großer Mangel an Rohbohrstahl zu verzeichnen. Im Schacht 186/296 in Aue fehlt es an Hunte,16 Bohrstangen und Schienen.17

Im VEB Bekleidungswerk »HERO« Bischofswerda, [Bezirk] Dresden, haben 22 Facharbeiterinnen die Kündigung eingereicht. Diese Kräfte gehen größtenteils in die Privatbetriebe, da sie dort keine Schichtarbeit zu leisten haben.

Produktionsstörungen

Im VEB Kunstseidenwerk Premnitz, [Bezirk] Potsdam, ereignete sich am 23.11.1954 eine Betriebsstörung infolge Überdrucks im Denfiskosebehälter.18 Dadurch kamen 35 Spinnmaschinen zum Stillstand. Der Schaden beträgt ca. 10 000 DM.

Am 24.11.1954 brach im Walzwerk Brandenburg, [Bezirk] Potsdam, die rechte Linialkupplung der 850er-Walzenstraße. Produktionsausfall 400 Tonnen Walzgut.

Im VEB Gummiwerk Heidenau, [Bezirk] Dresden, ist an einem Dampfkessel ein Pumpenschaden entstanden. Dadurch entstand ein Produktionsausfall von ca. drei Stunden.

Im Fliesenwerk Boizenburg, [Bezirk] Schwerin, werden seit Juli Steinbaukästen hergestellt. Schwierigkeiten bestehen in der Hinsicht, dass die Preise für die Steinbaukästen noch nicht festliegen bzw. noch nicht genehmigt sind. Dadurch können die fertigen 1 094 Steinbaukästen nicht zum Verkauf gelangen (Weihnachtsgeschenke).

Handel und Versorgung

Mängel in der Versorgung machen sich besonders durch teilweise durchgeführte Kontingentkürzungen bei Fleischwaren, Kohlen und die Nichtbelieferung mit Waren für den Weihnachtsbedarf bemerkbar. Darüber und über das teilweise Ansteigen der Preise herrscht Unzufriedenheit. Im Kreis Greiz, [Bezirk] Gera, z. B. wurde das HO-Fleisch im 4. Quartal um 61,9 Prozent gekürzt, sodass für die Agenturvertragspartner (Privath.) die Belieferung gesperrt werden musste. Eine Kürzung der Gesamtmenge an Fleisch erfolgte auch im Bezirk Cottbus. Im Bezirk Schwerin wurde die Jahresmenge an Kohlen um 12 Prozent gekürzt.

Eine schlechte Belieferung für den Weihnachtsbedarf besteht z. B. im Bezirk Karl-Marx-Stadt.

Über das Ansteigen der Preise diskutiert man in Rathenow, [Bezirk] Potsdam, z. B. bei Fischkonserven und Damenstrümpfen.

In Sömmerda, [Bezirk] Erfurt, und im Bezirk Cottbus wird das Ansteigen der Preise für Textilien (in Sömmerda besonders für Mantelstoff) kritisiert. Im Bezirk Cottbus sagt man z. B., dass sich jetzt ein Ansteigen der Preise bei Textilien bemerkbar macht und man schenkt den Ausführungen der Verkäufer, dass es sich um bessere Qualität handelt als vor der Preissenkung,19 nur wenig Glauben.

Mängel in der Belieferung bestehen auch in anderen Bezirken.20

  • Bezirk Halle, Kreis Aschersleben (Fleisch, Wurst), Kreis Wittenberg (Fleisch, Fischkonserven, Hartfette, Rosinen, Weizenmehl u. a. Waren für die Weihnachtsbäckerei), Kreis Naumburg (Speiseöl, Kohlen).

  • Bezirk Dresden (HO-Fleisch), Kreis Freital (Kohlen).

  • Bezirk Gera, Jugendwerkhof Klosterlausnitz,21 [Kreis] Stadtroda (Kohlen).

  • Bezirk Cottbus, Kreis Calau (Zucker, Margarine, Öl, Nährmittel, Hülsenfrüchte und insbesondere Kindernährmittel).

  • Bezirk Schwerin (HO-Fischkonserven, Fettkäse, Eier, Stärkeerzeugnisse, Fleisch, Wurst).

  • Bezirk Suhl, Kreis Hildburghausen (Kohlen).

Im Sonderreservelager HO-Zentralbetrieb Karlshorst – in Rummelsburg, Hauptstraße 9–12 lagern hochwertige Importwaren für 3 Millionen DM, wie Pelze, Stoffe, Web- und Lederwaren unsachgemäß und zum Teil dem Verderb ausgesetzt. So lagern z. B. viele Kisten im Freien unter einem Glasdach. Darunter Sendungen vom Juli 1954.

Die DHZ Gummi, Asbest und Kunststoffe in Berlin-Lichtenberg, die für die Belieferung der Betriebe in der DDR und im demokratischen Sektor von Berlin mit Atmungsschutzgeräten zuständig ist, kann dem Bedarf an diesen Geräten nur zu 75 bis 80 Prozent decken, da die Import-Materiallieferungen nicht ausreichen.

Landwirtschaft

Über die politischen Tagesfragen wird nach wie vor wenig diskutiert. Zum geplanten Verbot der KPD in Westdeutschland wird hauptsächlich im sozialistischen Sektor Stellung genommen. Die Stellungnahmen sind positiv. Auch in einer Reihe von Protestresolutionen kommt zum Ausdruck, dass man sich gegen dieses Verbot richtet und die Niederschlagung der Anklage und Bewegungsfreiheit für die demokratischen Kräfte in Westdeutschland fordert. Solche Protestresolutionen wurden z. B. in verschiedenen MTS, VEG, LPG im Bezirk Leipzig, in der MTS Reichstädt ([Bezirk] Dresden) und in der MTS Damsdorf, [Bezirk] Potsdam, verfasst. Aus dem Bezirk Frankfurt sind ebenfalls eine Reihe positiver Meinungen aus den MTS und VEG bekannt.

Zum Ableben des Genossen Wyschinski wurde nur vereinzelt positiv Stellung genommen und sein plötzlicher Tod bedauert. So sagte ein VEG Arbeiter aus dem Kreis Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt: »Es ist schade, dass solch ein Mann, der bis zum Letzten für den Frieden eingetreten ist und sich sehr für Deutschland eingesetzt hat, sterben musste.« Ein anderer Arbeiter vom gleichen VEG sagte: »Es wäre besser, wenn die Kriegsverbrecher Churchill22 oder Adenauer gestorben wären. Aber gerade diese Banditen leben am längsten.«

Zum Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft23 sind im Bezirk Neubrandenburg überwiegend positive Ergebnisse zu verzeichnen, die erkennen lassen, dass ein großer Teil der Landbevölkerung gewillt ist, die DSF zu festigen. In der Hauptsache befasst sich jedoch die Landbevölkerung mit den wirtschaftlichen Belangen und den Schwierigkeiten im Dorf.

Unter den Arbeitern einiger MTS herrscht Missstimmung über die öfteren Arbeitsunterbrechungen, wodurch keine Normenberechnungen im Leistungslohn möglich sind und viele Arbeiten im Stundenlohn durchgeführt werden müssen. Ursache ist der bestehende Ersatzteilmangel (im Bezirk Dresden).

In den MTS Radeberg und MTS Radeburg, Kreis Dresden, bestehen Schwierigkeiten bei der Durchführung des Winter- Reparaturprogramms, da von dem Bezirkskontor für Landwirtschaftsbedarf die benötigten Ersatzteile nicht lieferbar sind. Ein großer Mangel besteht an Übertragsrädern für Düngerstreuer, Scharen für Kultivatoren, Einstellkurbeln, Stellhebel für Drillmaschinen, Achsen für DZ 25 Pflüge, für die Typen DZ 30 und D 30 Furchen-, Land- und Sporenräder.24

In der MTS Schmölln, [Bezirk] Leipzig, stehen fast alle Raupenschlepper still, auch solche mit Garantie, weil es an Ersatzteilen (Lager und Wellen) fehlt. Lieferant ist das Schlepperwerk Brandenburg, welches nicht in der Lage ist, diese Art Ersatzteile zu liefern.

In der MTS Gehrden, Kreis Zerbst, sind keinerlei Ersatzteile für Raupenschlepper vorhanden. Zwei Raupenschlepper stehen bereits acht Wochen in der Werkstatt, weil keine Differenzialgehäuse zu beschaffen sind. Zuständig ist die Bezirksstelle Magdeburg. Außerdem besteht ein Engpass an Keilriemen und Reifen für Maschinen sowie Arbeitsschutzkleidung für die MTS-Arbeiter.

In der MTS Putlitz,25 Kreis Pritzwalk, [Bezirk] Potsdam, fehlt es an Karbid, weil die Zuteilung auf 50 Prozent gekürzt wurde. Es können zurzeit nur die allerwichtigsten Schweißarbeiten durchgeführt werden und müssen in Kürze eingestellt werden, falls keine Abhilfe geschaffen wird.

In einigen MTS fehlt es an Unterstellräumen für Maschinen und Geräte, sodass diese im Freien der Witterung ausgesetzt sind (wie z. B. in der MTS Altenhof,26 Kreis Röbel, [Bezirk] Neubrandenburg, und der MTS Gehrden, Kreis Zerbst, [Bezirk] Magdeburg).

Verderb

Im Bezirk Rostock wurde in mehreren Fällen festgestellt, dass noch erhebliche Mengen Kartoffeln im Freien lagern und nur mangelhaft zugedeckt sind. Durch die Einwirkung des Frostes sind diese Kartoffeln als Speisekartoffeln nicht mehr zu verwenden. In der LPG Groß Flöte, [Kreis] Wismar, [Bezirk] Rostock, sind zum Beispiel circa 1 000 Ztr. Kartoffeln erfroren, weil sie nicht richtig zugedeckt wurden.27

Am 24.11.1954 erhielt die BHG Belgern, [Bezirk] Leipzig, einen Waggon mit 15 Tonnen Saatkartoffeln (Ackersegen) von der BHG Glewitz, [Kreis] Grimmen. Beim Öffnen des Wagens wurde festgestellt, dass alle 15 Tonnen Saatkartoffeln erfroren sind. Dieser Waggon wurde von der BHG Glewitz am 19.11.1954 abgesandt, ohne dass Maßnahmen für die Frostgefahr getroffen wurden.

Die BHG Mügeln, [Kreis] Oschatz, [Bezirk] Leipzig, erhielt am 24.11.1954 vom VdgB Semlow, [Kreis] Ribnitz[-Damgarten], einen Waggon mit 20 Tonnen Saatkartoffeln, wovon 36 Prozent erfroren waren.

Übrige Bevölkerung

In der Stimmung der übrigen Bevölkerung hat sich keine wesentliche Veränderung ergeben. Weiterhin wird nur in geringem Maße zu politischen Tagesfragen Stellung genommen. Jedoch sind die Äußerungen in der Mehrzahl positiv. In den Stellungnahmen zur Note der SU wünscht man weiterhin, dass die Konferenz zustande kommen möge, damit die Gefahr des Krieges gebannt wird. Zum Ableben des Genossen Wyschinski wurden auch heute wieder nur vereinzelte, positive Stimmen bekannt. Aus deren Inhalt ist zu entnehmen, dass man den Tod dieses hervorragenden Staatsmannes bedauert, der so viel für die Erhaltung des Friedens getan hat. Zum Beispiel sagte eine Angestellte (DBD) aus Nauen: »Mit tiefem Bedauern hörte ich von dem Tod des sowjetischen Staatsmannes Wyschinski. Dieser Mensch ist uns allen durch seine konsequente Arbeit in der UN bekannt. Er hat bis zum letzten Atemzug für die Politik der Arbeiter und Bauern sowie für die Erhaltung des Friedens gekämpft.«

Eine Hausfrau aus Frankfurt: »Der Tod dieses großen Mannes ist ein schwerer Schlag. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich diese Menschen für die Erhaltung des Friedens einsetzen.«

Die Stellungnahmen zum geplanten Verbot der KPD in Westdeutschland sind ausschließlich positiv und stammen meist von Rentnern, Arbeitern und kleinbürgerlichen Elementen. Sie bringen ihre Empörung über die Handlungsweise der Adenauer-Regierung zum Ausdruck und ziehen Vergleiche zwischen der Lage in der Bundesrepublik und den Verhältnissen in Deutschland zu Hitlers Machtantritt. Sie stellen dabei fest, dass sich daraus gewisse Parallelen ergeben. Zum Beispiel sagte ein Geschäftsmann aus Wittenberg: »Wenn es Adenauer beim Bundesgericht durchsetzt, dass die KPD verboten wird, so sieht der Dümmste, dass Adenauer dieselben Ziele verfolgt wie Hitler. Es wäre die größte Gemeinheit, die man sich denken kann. Aber ich glaube nicht, dass es ihnen gelingt.«

Ein Rentner aus Zehdenick: »Der Prozess gegen die KPD ist ein großes Unrecht. Ich habe bisher geglaubt, dass in Westdeutschland eine Demokratie herrscht. Wenn man aber eine Partei verbieten will, die gegen die Regierung steht, dann ist das ein Zeichen der Gewaltherrschaft.«

Ein Rentner aus Frankfurt: »Der Prozess gegen die KPD zeigt, dass man drüben in den Fußstapfen Hitlers tritt. Erst kommt die KPD dran und dann die SPD. Warum das die westdeutschen Arbeiter nicht verstehen wollen.«

Aus dem Bezirk Neubrandenburg wird von einer mangelnden Aktivität der bürgerlichen Parteien bei der Durchführung des Monats für Deutsch-Sowjetische Freundschaft berichtet. Zum Beispiel stellte die NDPD im Kreis Ueckermünde 14 Referenten zur Verfügung, von denen bisher erst zwei in Versammlungen referierten. Das Gleiche bei der DBD, wo von neun Referenten erst drei gesprochen haben. In diesen Kreisen kommt es auch verschiedentlich zu negativen Äußerungen zu politischen aktuellen Problemen. Zum Beispiel sagte der Vorsitzende der CDU in Rollwitz, [Bezirk] Neubrandenburg: »Der Monat der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft ist ganz gut. Ich werde aber nicht eher Mitglied der Gesellschaft, bis ich nicht alles zurückhabe, was ich 1945 verlor.«

In einer Mitgliederversammlung der NDPD in Möschlitz, [Kreis] Schleiz, [Bezirk] Gera, äußerte ein Mitglied zur Note der SU: »Glaubt nicht daran, dass ein Einverständnis der vier Großmächte erreicht wird. Vielleicht kommt es anders, und wie stellen wir uns dann dazu?« In der gleichen Versammlung äußerte der Vorsitzende: »Warum wird nichts für die getan, die seit Kriegsende unschuldig verhaftet wurden?«

Verschiedentlich kommt es an den Schulen und Universitäten zu negativen Erscheinungen.28 Zum Beispiel wurde in der Oberschule Saalfeld in der 11. Klasse von einem Teil der Schüler (die Wortführer gehören der Jungen Gemeinde an) der Unterricht in Gesellschaftswissenschaft29 abgelehnt. Von diesem Schülerkreis werden stark die Verhältnisse in Westdeutschland verherrlicht und es wird zum Ausdruck gebracht, dass es drüben in den Schulen kein Fach für Gesellschaftswissenschaft gibt.

Vereinzelt kommt es in den Grundschulen in Saalfeld vor, dass sich Kinder weigern, ihre Unterschrift unter eine Protestresolution gegen das Verbot der KPD zu geben. Eine Schülerin äußerte dazu: »Adenauer lässt sich ja sowieso nicht von uns bequatschen.« (Meist sind die Eltern dieser Kinder eifrige Kirchengänger.)

Von der Universität Jena wird berichtet, dass sieben Studenten der ABF in einer gesellschaftswissenschaftlichen Arbeit zum Ausdruck brachten, dass sich Gehlen30 für die »Befreiung Deutschlands« einsetze. Eine Gruppe von Studenten (vermutlich von der landwirtschaftlichen Fakultät) der gleichen Universität erschienen mit Kinderwagen und Koffern vor dem Wohnungsamt in Jena und erklärten, dass sie im Auftrage eines Professors die Wohnungsnot dieser Gruppe durch Fotoaufnahmen vor dem Wohnungsamt festhalten sollten.31

Aus den Kreisen der Kirche

Noch immer wird in diesen Kreisen negativ zu dem Entwurf des Familiengesetzes32 Stellung genommen. Zum Beispiel bezeichnete der Pfarrer aus Großrückerswalde, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, in einer Bibelstunde das Familiengesetz als kommunistisch. Es würden in diesem Gesetz nur politische Ziele verfolgt und die Eigenständigkeit der Ehe in den Hintergrund gedrängt.33

Weiterhin wird aus dem Bezirk von einzelnen Pfarrern berichtet, die in ihren Predigten negative Tendenzen verbreiten.34 Zum Beispiel sagte ein Pastor in Schwerin: »Im Gottesdienst und in den Bibelstunden schmuggeln sich Personen ein, um zu hören, was hier gesprochen und gemacht wird. Diese gottlosen Menschen versuchen immer wieder, die Kirche bzw. die Christen unter Druck zu setzen. Die Regierungsoberhäupter der DDR und der fortschrittlichen Länder versuchen, den Glauben und die Kirche auszurotten. Hört nicht auf die in den Ecken stehenden Lautsprecher, sondern hört auf Gottes Wort.«

Geringer dagegen sind Beispiele von Pfarrern, die positiv in ihren Predigten auf weltliche Probleme eingehen.35 Zum Beispiel sagte ein Pfarrer aus Neu Kaliß,36 [Bezirk] Schwerin: »Der Zorn Gottes wird sich diesmal über Westdeutschland ergießen und nicht über uns. In Westdeutschland arbeitet man für den Krieg und bei uns für den Frieden.«

Einen weit größeren Rahmen nehmen die Diskussionen über wirtschaftliche Fragen ein. Immer wieder werden von der Bevölkerung die Mängel in Handel und Versorgung beanstandet. Zum Beispiel fehlt es wieder an der rechtzeitigen Bereitstellung von Produkten zur Weihnachtsbäckerei und anderen Artikeln, die sehr gefragt sind.37 Dazu sagte eine Hausfrau aus Karl-Marx-Stadt: »Es fehlt wieder an allen Waren für die Weihnachtsbäckerei. Angeblich können wegen Sabotage keine Rosinen, Mandeln, Zitronen usw. in den Handel kommen. Bohnenkaffee ist wie vom Erdboden verschwunden. Vor Kurzem wollte ich Unterhosen kaufen, nicht einmal die sind zu bekommen, aus Baumwolle gleich gar nicht. Gardinen gibt es sehr wenige, Möbelstoffe nicht 1 m, vor einem halben Jahr waren da noch ganze Berge da. Man kann sich nicht denken, was eigentlich los ist.«

Die Mängel im Handel werden verschiedentlich durch den Gegner zur Hetze gegen die DDR benutzt. Eine Hausfrau aus Zerbst, [Bezirk] Magdeburg, sagte z. B. zu einem Vertreter des Großhandelskontors: »Was, Sie können nichts dafür, dass es kein Persil und keine anständigen Waschmittel gibt? Warum waren sie denn so dumm und haben mit ›Ja‹ gewählt? Andere Waschmittel als Persil brauchen wir in der DDR gar nicht zu versuchen. Hier ist doch alles Schund.«

Die Bevölkerung von Suhl diskutiert sehr schlecht darüber, dass es in den Geschäften kein Einschlagpapier gibt. Zum Beispiel wurden in der HO-Fleischerei die Waren in Zeitungspapier gewickelt. Von einigen Kunden wurde zum Ausdruck gebracht: »Die sollen nur so weitermachen, da werden sie schon noch eine Pleite erleben.«

Organisierte Feindtätigkeit

Hetzschriftenverbreitung

SPD-Ostbüro:38 Cottbus, Kreis Finsterwalde, 2 000, Potsdam 1 600, Frankfurt 150, Magdeburg und Karl-Marx-Stadt einige.

NTS:39 Karl-Marx-Stadt 3 300, Frankfurt/Oder 400, Halle 160.

In tschechischer Sprache: Dresden 5 100, Magdeburg 300.

KgU:40 Halle, in Naumburg 25 000 (noch gebündelt), Kaliwerk Teutschenthal 70.

Unbek[annter] Herkunft: Potsdam 15 000 (gegen DSF).

Im Kreis Heiligenstadt, [Bezirk] Erfurt, wurden am 24.11.1954 größere Mengen von der KgU und SPD-Ostbüro gefunden.

Die Mehrzahl der Flugblätter wurde mit Ballons eingeschleust und sichergestellt.

Diversion

In der Nacht vom 18. zum 19.11.1954 wurde in den Kraftstoff eines Traktors der MTS Wildberg, Kreis Altentreptow, [Bezirk] Neubrandenburg, Schmierfett getan. Der Traktorist des beschädigten Traktors ist der Beste des Brigadestützpunktes.

In der Zeit vom 19. zum 20.11.1954 wurden von unbekannten Tätern die Kraftstoffleitungen von zwei Traktoren der MTS Groß Teetzleben, Kreis Altentreptow, [Bezirk] Neubrandenburg, abgebrochen.

Am 25.11.1954 wurde auf der Strecke Ruhlsdorf – Berkenbrück, Kreis Luckenwalde, [Bezirk] Potsdam, von unbekannten Tätern 400 m Telefonleitungsdraht (Tote Leitung der Freunde)41 entwendet. Dies ist in diesem Jahr der 11. Diebstahl auf dieser Strecke.

Am 25.11.1954 wurde in Jena eine rote Fahne vor einem Privathaus mit der Schere zerschnippelt.

Gerücht

Aus dem Kreis Cottbus wird bekannt, dass im Gebiet des Spreewaldes, hauptsächlich in der Gegend von Burg und Umgebung, das Gerücht verbreitet wird, dass von der Regierung der DDR die Gründung einer sorbischen Volksrepublik geplant sei.

Vermutliche Feindtätigkeit

In einer Lieferung Mischfutter, welche die BHG Heubisch, Kreis Sonneberg, [Bezirk] Suhl, von der VEAB Sonneberg erhielt, wurden Nägel gefunden. Eine Überprüfung in der VEAB in Sonneberg ergab, dass dort ein Drahtstück aufgefunden wurde.

Westberlin

Auf einer Großkundgebung der VOS am 22.11.1954 in den Kindelfestsälen erklärte der Senator für Wirtschaft, Stein,42 unter anderem, dass zu Weihnachten eine Paketaktion für die »Häftlinge in der Ostzone und deren Angehörige« durchgeführt werden soll.43

Anlage vom 26. November 1954 zum Informationsdienst Nr. 2376

Bericht über die Agitationseinsätze unserer Partei zur Vorbereitung der Wahlen am 5. Dezember [1954] in Westberlin44

In vielen Gesprächen mit Westberliner Bürgern der verschiedensten Schichten zeigt sich eine Unzufriedenheit mit den jetzigen Verhältnissen in Westberlin. Dies zeigt sich besonders bei Diskussionen mit Arbeitern, Hausfrauen, Arbeitslosen sowie kleinen Gewerbetreibenden. Immer wieder kommt es dabei zu Erklärungen, dass man die SED wählen werde, da man hofft, wenn sie im Senat Sitze erhält, dass sich einiges an den Verhältnissen ändern wird. Zum Beispiel sagte ein Arbeiter aus Spandau: »Wenn die SED die 5-Prozent-Klausel überschreitet, hat sie einen großen Sieg errungen. Sie ist dann in der Lage, von der Tribüne des Schöneberger Abgeordnetenhauses die Belange der Bevölkerung öffentlich vorzutragen.«

Ein anderer Arbeiter aus dem gleichen Bezirk äußerte: »Es wäre wirklich an der Zeit, dass echte Arbeitervertreter ins Abgeordnetenhaus einziehen. Doch ist der sich daraus ergebene Kampf nicht zu unterschätzen. Ich glaube, der Kampf der Arbeiter ist ohne Ende, solange Berlin nicht eins ist.«

Ein Arbeiter aus Neukölln erklärte: »Wir wollen eine Änderung der jetzigen Verhältnisse. Da mir die SED dafür eine Gewähr bietet, wähle ich die Liste 5.«45

Eine Hausfrau aus Neukölln: »Ich möchte für meinen Sohn keinen Gestellungsbefehl, deshalb wähle ich die Leute, die gegen einen Krieg sind.«

Eine Rentnerin, ebenfalls aus Neukölln: »Ich bin mit den Verhältnissen hier nicht einverstanden. Jetzt sollen z. B. wieder die Mieten um 10 Prozent erhöht werden. Ich stimme auf jeden Fall für die SED, damit hier endlich eine Änderung herbeigeführt wird.«

Ein Gewerbetreibender: »Ich werde die Wahl der SED in Erwägung ziehen. Schlechter als bisher kann es mir dann auch nicht gehen. Bis zur Wahl werde ich mich intensiv mit den Problemen der SED befassen und dann danach handeln.«

Von einzelnen Personen, die im Besitz unseres Wahlprogrammes sind, wurde wie folgt dazu Stellung genommen. Ein Angestellter: »Ich habe das Wahlprogramm gelesen und auch einige Punkte für gut befunden, vor allem das 2-Millionen-Programm zur Verminderung der Arbeitslosenzahl.«46

Ein Pfarrer aus Tempelhof: »Ich habe das Wahlprogramm gelesen, hoffentlich wird das gehalten, was darin versprochen wird.«

Ein Arbeiter erklärte gegenüber einem Aufklärer: »Ich erkenne den Aufbau in der DDR an, aber die Versprechungen im Wahlprogramm werden wohl nicht eingehalten werden können.«

Unter den Arbeitern des Güterbahnofes Berlin-Spandau wurde folgendes Gespräch geführt: »Die SED ist wahrscheinlich nur deshalb zur Wahl zugelassen worden, weil die regierenden Parteien annehmen, dass sie im Wahlkampf nicht bestehen wird. Es ist anzunehmen, dass ein großer Teil der Erwerbslosen die CDU wählen wird, weil sie mit der von der CDU versprochenen Weihnachtsspende rechnen und annehmen, wenn die CDU bei den Wahlen nicht durchkommt, ihnen diese Spende dann verloren geht.«

Verschiedentlich sind Bürger darüber ungehalten, dass sie nicht auf ihre in der DDR gelegenen Grundstücke dürfen. Dazu äußerte ein Arbeiter: »Man sollte den Westberlinern, die in der DDR Grundstücke haben, die Möglichkeit schaffen, dass sie wieder dazu Zutritt haben. Diese Personen sind darüber sehr verärgert und bei Rückgabe der Grundstücke würden sie auch mehr Sympathie für die SED zeigen.«

Die Frau eines Handwerkers war sehr ungehalten, dass sie nicht zu ihrem Grundstück dürfe und dieses nun vollkommen vernachlässigt ist. Sie bedauerte, dass dieses Verbot auch die kleinen Leute betrifft.

Zum anderen wird in den Diskussionen vielfach zu den Verhältnissen im Demokratischen Sektor und in der DDR sowie zu verschiedenen Maßnahmen Stellung genommen. Aufgrund der feindlichen Beeinflussung kommt es dabei vielfach zu negativen Äußerungen. Zum Beispiel sagte ein Arbeiter: »Ich möchte mich gern überzeugen lassen, aber es gibt nichts Greifbares.« Er beanstandete verschiedene Maßnahmen, wie z. B. die Paketkontrolle, Grenzkontrolle und andere Sicherheitsmaßnahmen. Des Weiteren sagte er, wenn die SED die Mehrheit bekommen würde, würden in ganz Berlin wieder Lebensmittelkarten eingeführt.

Ein Arbeiter: »Ich finde es nicht richtig, dass wir Westberliner für unseren Aufenthalt in der DDR drei Mark bezahlen müssen.47 Die Bürger der DDR dagegen können die Westsektoren ohne Ausweis aufsuchen.«

Ein Arbeiter: »Die SED wird bei den Wahlen kaum durchkommen. Sie hat einen Fehler gemacht, indem sie die zwei Todesurteile gegen Bandelow48 und Misera49 ausgesprochen hat. Es muss nicht sein, dass man härtere Urteile als in der Bundesrepublik ausspricht.«

Zum Teil verhalten sich aber auch Personen gegenüber den Aufklärern ganz und gar ablehnend. Sie lassen sich entweder gar nicht in ein Gespräch ein und machen sofort die Tür wieder zu oder sie beschimpfen unsere Partei und Regierung. Zum Beispiel verhielt sich ein Geschäftsmann sehr ablehnend und sagte zu einem Aufklärer, dass der Atombunker zum Schutz gegen die »russischen Angriffe« dienen solle.50

Eine Hausfrau sagte: »Sollen wir etwa auch so hungern wie ihr drüben. Es wäre angebracht, die Agitation der SED zu verbieten. Am liebsten würde ich gleich die Polizei holen.«

Ein Mieter (Spandau) schlug die Tür mit den Worten sofort wieder zu: »Macht, dass ihr wegkommt, geht wieder nach drüben, wir brauchen euch nicht, wir machen unsere Wahl allein! Mit der SED wollen wir nichts zu tun haben.«

Ein CDU-Mitglied (Spandau) drohte einem Wahlhelfer, dass er ihn die Treppe hinunterschmeißen wolle, wenn er nicht sofort verschwinden würde. Er sei aktiv in der CDU tätig und kenne die »Zustände im Osten«. Man könne dort nicht frei seine Meinung sagen, ohne dabei Gefahr zu laufen, eingesperrt zu werden.

Ein Arbeiter sagte zu einem Wahlhelfer: »Lassen sie mich in Ruhe, ich will von der Politik nichts wissen. Sparen sie sich einen nochmaligen Weg zu meiner Wohnung.«

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