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Arbeitsniederlegungen (6)

20. Juli 1956
Information Nr. 82/56 – Betrifft: Arbeitsniederlegungen

Am 11.7.1956 ist es in der Revolverdreherei des VEB Rheinmetall Sömmerda zu einer zweistündigen Arbeitsniederlegung gekommen. Am genannten Tage wurde um 7.00 Uhr von dem Arbeiter [Name] eine Versammlung aufgrund der Kündigung der bestehenden Brigadeverträge, verbunden mit neuem Entlohnungssystem für Einrichter, einberufen. Die Versammlung wurde von ca. 80 Beschäftigten dieser Schicht besucht. Die geführten Diskussionen bewegten sich in der Richtung, dass die Beschäftigten glaubten, dass die Einrichter gegen die Dreher ausgespielt werden sollten. Politische Forderungen wurden nicht gestellt. Gegen 7.30 Uhr erschienen der Werkleiter und einige Genossen der BPO und haben mit den Beschäftigten diskutiert und sie von der Richtigkeit des neuen Entlohnungssystems überzeugt.

Die Ermittlungen haben ergeben, dass gerade in dieser Abteilung die Einrichter ca. 600 DM brutto monatlich verdienen, also mehr als der verantwortliche Meister. [Name] ist als roher, streitsüchtiger Mensch bekannt, war früher Gruppenorganisator, wurde jedoch aufgrund seines Charakters dieser Funktion enthoben. Seine Diskussionen sind stets negativ. Nur durch seine sehr gute Arbeit als Einrichter wurde er bisher im Betrieb gehalten.

Am 11.7.1956 erhielt die BGL des VEB Sächsisches Kunstseidenwerk Pirna folgendes Schreiben: »Beschluss: Hiermit möchten wir Kollegen am Spulenkran sie als unseren Vertreter der Gewerkschaft noch einmal bitten, sich für unsere Sache einzusetzen und am 11.7.1956 eine klare Antwort zu geben. Wenn keine Änderung erfolgt, werden sonst am 17.7.1956 die Maschinen abgestellt und nicht gearbeitet. Unterschrift: 12 Kolleginnen.«

Ca. 20 Arbeiterinnen hatten die Arbeit in der Schicht von 22.00 bis 6.00 Uhr am 11.7.1956 nicht aufgenommen, da sie mit der verschiedenen Normung nicht einverstanden sind. Sie verdienen im Monat 60,00 bis 120 DM weniger als die anderen bei gleicher Arbeit. Sie waren der Meinung, dass sie die BGL nicht richtig vertritt. Mit den Arbeiterinnen wurde sofort eine Versammlung durchgeführt und gegen 24.00 Uhr wurde die Arbeit wieder aufgenommen.

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    20. Juli 1956
    Information Nr. 85/56 – Betrifft: Protestkundgebung in Westberlin

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    20. Juli 1956
    Information Nr. 81/56 – Betrifft: Hetzschriftenauswertung