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Planerfüllung auf der Großbaustelle »Schwarze Pumpe«

15. November 1956
Information Nr. 337/56 – Betrifft: Die Planerfüllung auf der Großbaustelle Kombinat »Schwarze Pumpe«

Die Planerfüllung der im Großkombinat »Schwarze Pumpe« eingesetzten Betriebe ist durch eine Reihe von Schwierigkeiten behindert, die im Wesentlichen durch Fehler in der Projektierung, Materialmangel, schlechte Arbeitsorganisation innerhalb der Betriebe sowie zwischen den einzelnen Betrieben und durch die Arbeitskräftelage entstanden sind. Im Einzelnen wurde dazu bis Ende Oktober Folgendes bekannt:

VEB Spezialbau Magdeburg

Aus folgenden Ursachen betrug die Planerfüllung des VEB Spezialbau Magdeburg Ende Oktober nur 95,37 %:

  • 1.)

    Seit Wochen wartet der Betrieb auf die entsprechenden Schrauben und Laschen zur Schienenverlegung. Die eingetroffenen Schrauben und Muttern konnten nicht verwendet werden, da sie mit dem Gewinde nicht übereinstimmen. Dadurch entstanden Wartezeiten.

  • 2.)

    Der Betrieb hat mit 80 Personen einen ziemlich hohen Krankenstand. Einige dieser Personen stehen unter Typhus-Verdacht.

  • 3.)

    Durch ungenügende Vorarbeit anderer Betriebe – ebenfalls durch Planverzug bedingt – wurde nicht genügend Untergrund für die Gleislegung geschaffen.

VEB Schachtbau Nordhausen

Der VEB Schachtbau Nordhausen ist mit den Arbeiten für die Neuaufschlüsse in Welzow-Süd und Burghammer beauftragt. Über Fortgang und Mängel in der Arbeit auf diesen Bauabschnitten wurde Folgendes bekannt:

  • 1.)

    Im Neuaufschluss Welzow-Süd wurde seit einigen Wochen mit den Bohrarbeiten begonnen. Der Beginn der Teuferarbeiten musste verschoben werden, da vom Projektierungsbüro Weißensee der Schacht in einem Sumpf gelegt und die Teufung dadurch unmöglich wurde.1 Der zuständige Bohrmeister lehnt ab, in diesem Sumpfgebiet weiterzuarbeiten. Er unterbreitete den Vorschlag, den Schacht 150 m entfernt auf festem Boden zu teufen, was keine Schwierigkeiten bereiten soll. Die Aufbauleitung schlug vor, das Sumpfgebiet trocken zu legen. Da das Sumpfgebiet eine Stärke von 3 m hat, würde die Trockenlegung – nach Meinung von Fachleuten – zwei Jahre in Anspruch nehmen. Das PKB Weißensee regte an, den Sumpf abzutragen und das Gebiet mit Kies auszufüllen. Dadurch würde sich das Projekt wesentlich verteuern. Beide Vorschläge werden von den Arbeitern abgelehnt.

  • 2.)

    Die Bohrarbeiten im Neuaufschluss Burghammer werden durch einen Rohrbruch unterbrochen, der ca. 8 bis 10 m unter dem Erdboden liegt. Als Ursache wird eine Wasserströmung angenommen. Der Brigade entstand ein vorläufiger Verlust von acht Arbeitstagen. Der Materialverlust beträgt 10 000 DM.

  • 3.)

    Ein weiteres Hemmnis in der Arbeit am Neuaufschluss Burghammer ist die Kiesbeschaffung, Körnergröße 4 bis 6 mm. Bisher ist es der Aufbauleitung nicht gelungen, den Bohrbetrieb ständig mit Kies zu versorgen.

  • 4.)

    Die Arbeit an der Gefrieranlage kann bald begonnen werden, nachdem in letzter Zeit eine bessere Anlieferung der Gefrierrohre aus der ČSR erfolgte.

VEB Förderanlagenbau Köthen

Der VEB Förderanlagenbau Köthen ist im Neuaufschluss Burghammer mit der Montage des Großgerätes DS 1112 beschäftigt. Wesentliche Schwierigkeiten bestehen nicht. Die Monteure sind mit dem Montageleiter nicht einverstanden, da er in der Arbeit zu nervös wirke und deshalb einige in letzter Zeit aufgetretene Unfälle auf sein Verschulden zurückzuführen seien.

VEB Ingenieur-Tiefbau Brandenburg

Der Betrieb hat den Produktionsplan im III. Quartal mit 104,9 % erfüllt und wurde dafür als beste Baustelle im Kombinat mit 7 000 DM Prämie ausgezeichnet. Die innerhalb dieses Betriebes bestehenden Schwierigkeiten sind folgende:

  • 1.)

    Es fehlt an Transportraum. Dem Betrieb stehen nur 15 G5-Kipper zur Verfügung,2 die nicht ausreichen, um die Erdmassen zu bewegen. Der mit der BIK abgeschlossene Vertrag, 60 t Transportraum zusätzlich zu leisten, wird nicht eingehalten. Bisher wurden täglich nur 12 bis 15 t zur Verfügung gestellt. Jedoch wurde bekannt, dass [die] durch die BIK von anderen VE-Betrieben delegierten Transportmittel, tagelang nicht eingesetzt werden mit der Begründung, »es wäre keine Arbeit für sie vorhanden«.

  • 2.)

    Im September kündigten 85 Arbeiter – zum größten Teil Schlosser und Fachpersonal, das zzt. nicht benötigt und unter falschen Versprechungen mit Einstufung in die Lohngruppe III bei Erdarbeiten eingesetzt war.3 Die Versprechungen auf Einsatz in ihrem Beruf konnten nicht erfüllt werden.

VEB Bagger- und Förderarbeiten

In diesem Betrieb gibt es Mängel in der Arbeitsorganisation. So wurde festgestellt, dass keine Kontrolle über die Arbeitskräfte erfolgt. Die auf den Schichtzetteln angegebenen Arbeitsstunden werden nicht immer erfüllt und die einzelnen Schichten bereits vorher abgebrochen. Von einem Baggerführer werden zeitweise die Fahrzeuge nicht beladen mit der Begründung, sie hätten Pause. Dadurch entsteht vor dem Bagger ein Fahrzeugstau. Bei allen Brigaden besteht die Tendenz, keine Fremdfahrzeuge zu beladen, da diese, um ihre Wagen zu schonen, nicht voll beladen lassen, jedoch die normale cbm Zahl aufschreiben. [sic!] Von den Dumperfahrzeugen, die ihre Masse am Kohlenbunker abladen müssen, fährt ein Teil weiterhin zum Straßenbau an die Fernstraße 97.4 Dadurch erhalten sie eine längere Fahrtstrecke, die im Schichtbericht eingetragen wird.

VEB Starkstrom-Anlagenbau Cottbus

Die Planerfüllung des Betriebes liegt bei 103 %. Es gibt jedoch folgende Schwierigkeiten:

  • 1.)

    Materialschwierigkeiten. Es fehlen: Aluminiumseil, besonders 25 bis 35 mm², Isolatoren VK 60, Relais aller Art, Expansionsschalter sowie diverse Mengen Elektro-Kleinmaterial. Die Facharbeiter wurden zeitweise mit Aushilfsarbeiten beschäftigt. Dadurch entstand Lohneinbuße und schlechte Stimmung.

  • 2.)

    Für 1957 liegen bisher noch keine Termine vor, was die Material- und Arbeitskräfteplanung erschwert.

VEB Montagebau Berlin

Im VEB Montagebau wurde durch einen am 1.10.1956 begonnenen Wettbewerb die Arbeitsorganisation wesentlich verbessert, was sich günstig auf die Fertigstellung der Rohbauten auswirkt. Schwierigkeiten bereiten zzt. der Mangel an Zement sowie die schlechten Arbeitsverhältnisse der mit dem Innenausbau betrauten Subunternehmen.

VEB Bau-Union Kohle

Die Planerfüllung der Baustelle »Schwarze Pumpe« liegt im Durchschnitt vom 1.1.1956 bis Ende des III. Quartals 1956 bei 60 %. Die festgelegten Termine wurden an den einzelnen Objekten nicht erreicht. Bei den Bauobjekten Speisesaal AW I, 30/6 kV-Station, Kombinatsverwaltungsgebäude besteht eine Terminverzögerung von ca. 4½ bis 5 Monaten. Eine Hauptursache dafür ist der Mangel an qualifizierten mittleren Kadern. Zzt. sind die Bauleiter und Poliere derart überlastet, dass sie ihren Aufsichtspflichten nicht nachkommen können. So ist ein Bauführer für folgende Objekte verantwortlich: Rohkohlebunker, Zuschnitt und Zwischenlager, Hallenmagazin, Heizzentrale/West, Ballastbunker und Autoreparaturwerkstatt. Durch derartige Überlastung kam es zu folgenden Vorfällen:

  • 1.)

    Im Zuschnitt- und Zwischenlager wurden Fundamente außer Maß gelegt und verankert. Dadurch musste die Stahlkonstruktion geändert werden.

  • 2.)

    An der 20/6 kV-Station wurden die Türen und Fenster verkehrt angelegt. Dadurch machen sich kostspielige Nacharbeiten notwendig.

Die Heranführung von mittleren und ingenieur-technischen Kadern wird noch dadurch erschwert, dass andere Baubetriebe diese Kräfte besser bezahlen und die Aufbauleitung außerdem derartige Kader abzieht.

  1. Zum nächsten Dokument Lage in der DDR (34) 15.11.

    15. November 1956
    Information Nr. 338/56 – Betrifft: Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik, am 15.11.1956 von 8.00 bis 20.00 Uhr eingegangenes Material.

  2. Zum vorherigen Dokument Lage in der DDR (33) 14.–15.11.

    15. November 1956
    Information Nr. 336/56 – Betrifft: Die Lage in der Deutschen Demokratischen Republik – in der Zeit vom 14. November 1956, 20.00 Uhr, bis 15. November 1956, 8.00 Uhr, eingegangenes Material