Aktion »Rose« – 8 (Lage in Wirtschaft und Verkehr)
[ohne Datum]
8. Einzel-Information Nr. 420/61 über die Lage in den Industrie- und Reichsbahnobjekten des demokratischen Berlin (Durchführung Aktion »Rose«)
Nach vorliegenden Informationen hat sich die Arbeitsaufnahme in der Mehrzahl der Industrie- und Reichsbahnobjekte des demokratischen Berlin am Morgen des 14.8.1961 reibungslos vollzogen.
Nur in Einzelfällen wird berichtet, dass Beschäftigte volkseigener Betriebe zu Beginn der Arbeitsaufnahme unentschuldigt fehlten. Dabei handelt es sich jedoch überwiegend um Beschäftigte aus den Randgebieten Berlins. So fehlten z. B. im VEB Industrieprojektierung Berlin von 750 Beschäftigten zzt. der Arbeitsaufnahme 40 Personen, die im Randgebiet Berlins wohnen, unentschuldigt.
Im VEB Bergmann-Borsig erschienen nur etwa 60 % der Arbeiter pünktlich zur Arbeitsaufnahme. Auch hier kommen die fehlenden Arbeitskräfte aus den Randgebieten Berlins, vorwiegend aus dem Kreis Oranienburg.
Wie ermittelt werden konnte, werden entsprechend einer Anweisung der Abteilung Verkehr des Ministeriums für Verkehrswesen alle Reisenden aus dem Raum Oranienburg in Schildow aus dem Zug herausgenommen, um eine Kontrolle zu durchlaufen. Die Weiterfahrt erfolgt dann mit Verkehrsmitteln der BVG.
Eine weitere Anweisung des Ministeriums für Verkehrswesen besagt allerdings, dass die Beschäftigten des Betriebes Bergmann-Borsig in diesem Zug bis zum Werkbahnhof weiterfahren können. Diese Anweisung ist heute Morgen nicht eingehalten worden, und die Beschäftigten des VEB Bergmann-Borsig mussten in Schildow ebenfalls den Zug verlassen. Damit sind auch die erheblichen Verspätungen zu erklären.
Schwierigkeiten entstanden auch in Einzelfällen für Beschäftigte, deren Arbeitsstellen sich hinter den Absperrungen der VP befanden. So befindet sich z. B. in Treptow Südost-Allee, Heidekampweg ein Bauobjekt des VEB Volksbau Lichtenberg jenseits des Stacheldrahtes. Zzt. ist noch nicht geklärt, ob die Arbeiter ihre Tätigkeit dort aufnehmen konnten. Ähnliche Schwierigkeiten entstanden auch für Beschäftigte, deren Betriebe hinter den Sperren der VP in der Elsen- und Chausseestr. liegen.
Wie weiter berichtet wird, sind am 16.8.19611 bis auf Einzelpersonen alle in den Industrie- und Reichsbahnobjekten des demokratischen Berlin beschäftigten Westberliner pünktlich zur Arbeit erschienen, und auch in den auf Westberliner Gebiet liegenden Reichsbahnobjekten ist die Arbeitsaufnahme vollzählig erfolgt. Dem BW Berlin-Ostbahnhof war es dadurch möglich, alle Umgehungszüge zu bespannen, da das Westberliner Lokpersonal zum Dienst erschien.
Die Stimmung in den vorgenannten Objekten ist den Berichten zurfolge vorwiegend positiv, in negativen Äußerungen ist keine bestimmte Richtung zu erkennen. Die Gespräche hatten in der Mehrzahl die Frage zum Inhalt, wie man am schnellsten zur bzw. von der Arbeitsstelle kommt.