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Versuchter Grenzdurchbruch am 26.12.1967

3. Januar 1968
Einzelinformation Nr. 7/68 über einen versuchten Grenzdurchbruch von Bürgern der DDR mit Unterstützung durch Angehörige der Westberliner Polizei am 26. Dezember 1967

Am 26.12.1967, gegen 2.50 Uhr, versuchten die [Name 1, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1949 in Berlin, wohnhaft 1055 Berlin, [Straße, Nr.], ohne Beschäftigung, und der [Name 2, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1943 in Beuthen, wohnhaft 1055 Berlin, [Straße, Nr.], ohne Beschäftigung im Abschnitt Korsörer/Schwedter Straße mithilfe und Unterstützung von Angehörigen der Westberliner Polizei die Staatsgrenze der DDR nach Westberlin zu durchbrechen. Beide wurden durch Angehörige der NVA-Grenztruppen gestellt und unter Anwendung der Schusswaffe festgenommen.

Die bisherigen Untersuchungen zum verhinderten Grenzdurchbruch ergaben Folgendes: Die [Name 1] ist seit August 1967 mit dem westdeutschen Bürger [Name 3, Vorname], geboren [Tag, Monat] 1946, wohnhaft Berlin 30, [Straße, Nr.], befreundet. Vor kurzer Zeit lernten sie gemeinsam den [Name 2] kennen, mit dem sie sich in der Folgezeit wöchentlich mehrmals in verschiedenen Lokalen in der Hauptstadt der DDR trafen. Bei einer dieser Begegnungen beschlossen die [Name 1] und der [Name 2], mit Unterstützung von [Name 3] die DDR illegal nach Westberlin zu verlassen. Zu diesem Zweck klärten die beiden DDR-Bürger am 24. und 25.12.1967 die Staatsgrenze der DDR im Bereich Schwedter Straße auf und legten als Durchbruchsort den Abschnitt Korsörer–Schwedter Straße fest. [Name 3] klärte den gleichen Grenzabschnitt von der Westberliner Seite auf.

Zur Durchführung des Grenzdurchbruchs wurde mit [Name 3] vereinbart, dass er von Westberliner Seite aus ein Seil über die Grenzsicherungsanlagen werfen sollte. [Name 3] versicherte weiter, dass er Verbindung zur Westberliner Polizei aufnehmen würde, die den Grenzdurchbruch absichern sollte. Wie vereinbart, begaben sich die [Name 1] und der [Name 2] in der Nacht vom 25. zum 26.12.1967 in das bereits aufgeklärte Grenzgebiet in der Korsörer Straße, wo sie bis gegen 2.45 Uhr auf dem Grundstück Korsörer Straße 13 warteten. Zu diesem Zeitpunkt warf der [Name 3] an der verabredeten Stelle ein Seil über die Grenzsicherungsmauer.

Daraufhin begaben sich die beiden DDR-Bürger zur geplanten Durchbruchsstelle. Beim Überwinden der Drahthindernisse löste die [Name 1] ein Signalgerät aus, wodurch die Grenzposten der NVA alarmiert wurden. Da die [Name 1] bereits die Grenzmauer erreicht hatte und versuchte, sich an dem von Westberliner Seite aus übergeworfenen Seil hochzuziehen, brachten die Grenzposten die Schusswaffe in Anwendung. Aufgrund des Schusswaffengebrauchs ließen die Grenzverletzer von ihrem Vorhaben ab und konnten unverletzt festgenommen werden. Zum Zeitpunkt des beabsichtigten Grenzdurchbruchs befand sich auf Westberliner Gebiet der [Name 3] mit zwei Westberliner Polizisten. Während die beiden Polizisten das über die Staatsgrenze der DDR geworfene Seil festhielten, beobachtete [Name 3] den Verlauf des versuchten Grenzdurchbruchs. Ein weiterer Westberliner Polizeiangehöriger befand sich in Höhe der NVA-Grenzposten und forderte diese unter Androhung der Anwendung der Schusswaffe auf, sofort das Feuer einzustellen.

Hinweise zur Person und zu den Motiven der Grenzverletzer: Die [Name 1], die beabsichtigte, sich in Westberlin mit dem [Name 3] zu verloben, wurde bereits zweimal in einen Jugendwerkhof eingewiesen. Der Vater der [Name 1] ist Hauptmann der VP und befindet sich zurzeit auf der Höheren Polizeischule in Berlin-Kaulsdorf. [Name 2], der als Motiv angab, mit den Verhältnissen in der DDR unzufrieden zu sein, ist Rückkehrer im 1. Durchgang. Er ist wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung vorbestraft.

Weitere Untersuchungen werden durch das MfS geführt.

  1. Zum nächsten Dokument Fahnenflucht eines Hundestaffelführers der Grenztruppen

    4. Januar 1968
    Einzelinformation Nr. 8/68 über die Fahnenflucht eines Hundestaffelführers der 3. Grenzkompanie Unterbreizbach, Grenzregiment Dermbach, am 30. Dezember 1967