Bevölkerungsreaktionen zum Treffen Honecker und Schmidt (6) Zusammenfassung
15. Dezember 1981
Zusammengefasste Hinweise zur Reaktion der Bevölkerung der DDR im Zusammenhang mit dem Treffen Honecker – Schmidt [Bericht O/104 f]
Der gesamte Verlauf des Arbeitsbesuches wurde von allen Bevölkerungsgruppen mit sehr großem Interesse verfolgt. Überwiegend besteht Zustimmung und Genugtuung über den Verlauf der Zusammenkunft.
Es sind Äußerungen in sehr großem Umfange dahingehend bekannt, diese positiven politischen Ergebnisse, die auch im internationalen Maßstab große Bedeutung hätten, seien vor dem Treffen nicht abzusehen gewesen und wären nicht erwartet worden.
In erster Linie wird zustimmend hervorgehoben, dass es gelungen ist, konstruktiv und unter Beachtung der Souveränität beider deutscher Staaten einen Meinungsaustausch zu entwickeln und zu internationalen und bilateralen Fragen, die bis ins Detail reichen, zu sprechen.
Mit Genugtuung wurden Veröffentlichung und Inhalt des Kommuniqués1 aufgenommen und hervorgehoben, dass durch die Konkretheit der Aussagen viele Fragen und Unklarheiten bis hin zu Spekulationen beantwortet worden seien.
Positiv hervorgehoben wird weiter:
- –
die große politische Bedeutung, insbesondere für die weiteren Beziehungen der beiden deutschen Staaten;
- –
die Übereinstimmung in grundlegenden Fragen der Erhaltung des Friedens;
- –
die Sachlichkeit der Gespräche;
- –
die Vielfalt der Verhandlungsgegenstände;
- –
die umfangreiche und detaillierte Berichterstattung der Massenmedien der DDR, wodurch jederzeit ein aktueller Überblick über den Verlauf der Verhandlungen gewährleistet war;
- –
die konsequente Haltung der Delegation der DDR bei besonderer Hervorhebung des persönlichen Einsatzes und der souveränen Haltung des Genossen Honecker.
Obwohl vor dem Treffen in größerem Umfang Erwartungshaltungen unter allen Bevölkerungsgruppen eine Rolle spielten (Spekulationen über »menschliche Erleichterungen« und »humanitäre« Fragen), wurden von diesen Bürgern nach Beendigung der Zusammenkunft bisher nur in geringer Anzahl Meinungsäußerungen bekannt, in denen Enttäuschung darüber zum Ausdruck kam, dass keine diesbezüglichen Vereinbarungen erfolgten, die unmittelbar wirksam werden.
In geringem Umfang wurden nach dem Treffen Spekulationen in der Richtung bekannt, dass es in der Folge des Treffens und in vorgesehenen Verhandlungen auf der Ebene der Minister bzw. Staatssekretäre in absehbarer Zeit doch noch zu verbindlichen Festlegungen komme. Insbesondere von Personenkreisen mit aktiven Verbindungen in die BRD und nach Westberlin werden erwartet:
- –
Erweiterung der Reisemöglichkeiten;
- –
Herabsetzung der Grenze des Reisealters für Reisen in die BRD/Westberlin;2
- –
Veränderung des Mindestumtauschsatzes auf die Sätze vor dem Oktober 1980;3
- –
Erweiterung der Wirtschaftsbeziehungen.
In Einzelfällen gab es Äußerungen mit abwertender bzw. negativer Grundhaltung:
- –
es wäre viel gesprochen, aber eigentlich nichts Greifbares erreicht worden;
- –
Schmidt habe sich durch sein Auftreten und seine Haltung in der DDR »beliebt« gemacht und Sympathien geweckt;
- –
nun bliebe alles beim »Alten«, und alles werde so ausgelegt, dass weitere Vereinbarungen »auf die lange Bank« geschoben werden.