Störungen an Dampferzeugern in der Zuckerfabrik Genthin
19. Oktober 1981
Information Nr. 529/81 über vorliegende Untersuchungsergebnisse im Zusammenhang mit der zeitweiligen Einstellung der Produktion infolge von Störungen an Dampferzeugern im VEB Zuckerfabrik Genthin, [Bezirk] Magdeburg
In der Zeit zwischen dem 23.9. und 27.9.1981 fielen nacheinander im VEB Zuckerfabrik Genthin, Magdeburg, insgesamt fünf der sieben vorhandenen Dampferzeuger (12,5 t/h Wasserrohrkessel) aus, sodass die Herstellung von Zucker (Ausfall der Zuckerrübenverarbeitung und der Verarbeitung von Rohzucker) eingestellt werden musste.
Es entstand ein Sachschaden an den havarierten Dampferzeugern in Höhe von 120 000 Mark, und der Wert des Produktionsausfalls industrieller Warenproduktion beträgt etwa 8 bis 9 Mio. Mark.
Wie die unverzüglich mit Sachverständigen der DVP und Experten des Staatlichen Amtes für Technische Überwachung eingeleiteten Untersuchungen eindeutig ergaben, führten Rohrreißer, Rohrrisse u. ä. Undichtheiten an Wasserrohren in vorgenannten Dampferzeugern zu diesem Ausfall (Leistung insgesamt von 62,5 t/h Dampf).
Von den Experten wird zu den Ursachen dieser Schäden eingeschätzt, dass diese auf Verunreinigungen aufgrund von Ablagerungen aus dem Kesselspeisewasser zurückzuführen sind. Jeweils in der Anfahrphase der Kesselanlage wird Wasser aus dem Elbe-Havel-Kanal entnommen und in der betrieblichen Wasseraufbereitungsanlage (etwa vor zehn Jahren errichtet) aufbereitet.
Diese Wasseraufbereitungsanlage ist nach der seinerzeit vorhandenen Qualität des Wassers im Elbe-Havel-Kanal projektiert und errichtet worden. Das Wasser hat sich jedoch – wie die Experten feststellten – in den Folgejahren erheblich verschlechtert, sodass die Wasseraufbereitung nicht mehr mit der angewandten Technologie qualitätsgerechtes Kesselspeisewasser bereitstellen kann.
Weiteren Feststellungen zufolge haben die Verantwortlichen in der Betriebsleitung dieses Problem offensichtlich unterschätzt, da u. a. zu vorgenannten Ursachen bereits verschiedene Hinweise vorlagen. (Hinweise von Beschäftigten an den Kesselanlagen und Beschäftigten der Wasseraufbereitungsanlage lagen nachweisbar vor.)
Aufgrund sofort eingeleiteter Maßnahmen wurde durch den VEB Kesselbau Köthen mit den Reparaturen an den Dampferzeugern begonnen und dabei Voraussetzungen für die Wiederinbetriebnahme von vier Dampferzeugern ab 8.10.1981 (Leistung von 44 t/h Dampf, d. h. Dampferzeugerkapazität für 50 % der vorhandenen Produktionskapazität) geschaffen.
Im Zusammenhang mit der intensiven Fortsetzung der Reparaturen steht seit dem 18.10.1981 eine weitere Kesselanlage (Dampferzeuger mit einer Leistung von 12,5 t/h Dampf) zur Verfügung, sodass die vorhandene Dampfkapazität ausreicht, um mit der Zuckerrübenverarbeitung (etwa 50 % Verarbeitungskapazität, täglich etwa 1 000 t Zuckerrüben) beginnen zu können.
Weitere zwei Dampferzeuger (Leistung 25 t/h Dampf) werden voraussichtlich ab 24.10.1981 wieder in Betrieb genommen werden können, sodass von diesem Zeitpunkt etwa 80 % der Produktionskapazität wieder zur Verfügung stehen.
Der 7. Dampferzeuger kann im Zeitraum der Zuckerrübenkampagne1 nicht mehr repariert werden, trotzdem soll mit der eingeschränkten Dampferzeugerkapazität eine weitere Leistungssteigerung erreicht werden.
Der Minister für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft beauftragte aufgrund dieses Vorkommnisses seinen Stellvertreter für landwirtschaftliche Produktion und den Leiter der Inspektion dieses Ministeriums, eine generelle Untersuchung des technologischen Zustandes der Dampferzeuger, insbesondere über die zur Verfügung stehenden Wasserqualitäten, in allen Zuckerfabriken der DDR durchzuführen. (In die Untersuchungen sind Experten des Staatlichen Amtes für Technische Überwachung der DDR einbezogen worden.) Darüber hinaus, wurde sein Stellvertreter auch damit beauftragt, auf der Grundlage eines Maßnahmeplanes mit Beginn der Erntekampagne von Zuckerrüben (1.10.1981) den Kapazitätsausfall des VEB Zuckerfabrik Genthin abzufangen.
Aufgrund vorgenannter Festlegungen erhielt der Generaldirektor der VVB Zucker und Stärke den Auftrag, das Vorkommnis im VEB Zuckerfabrik Genthin in allen Betrieben gründlich auszuwerten. Außerdem sind im Verantwortungsbereich der VVB Zucker und Stärke Maßnahmen zur Erhöhung der Produktion in den anderen Zuckerfabriken des VEB Zuckerkombinates »F. C. Achard« Genthin zwecks Ausgleich des in Genthin eingetretenen Produktionsausfalls eingeleitet worden. Das ist bisher jedoch aufgrund der nicht sehr stabilen Fahrweise der Anlagen des Kombinates nicht an allen Tagen in vollem Umfang gelungen. Nach vorliegenden Angaben bestehe gegenwärtig gegenüber dem Gesamtplan der Rübenverarbeitung in der DDR noch ein Planvorsprung, der auf die erreichten insgesamt guten Produktionsergebnisse während der Probebetriebszeit der Anlagen zurückzuführen ist.
Die Untersuchungen des Staatlichen Amtes für Technische Überwachung der DDR werden in Kürze abgeschlossen. Im Zusammenhang damit werden auch evtl. Pflichtverletzungen und die Verantwortlichkeiten eindeutig geklärt.
Nach Expertenmeinungen können Vorschläge zur Beseitigung festgestellter technischer Mängel an Dampferzeugern und Wasseraufbereitungsanlagen erst im Ergebnis dieser Untersuchungen in allen Zuckerfabriken – nach Abschluss der Zuckerrübenkampagne 1981 – vorgelegt werden.