Touristenreise von Bundeskanzler Kohl in die DDR (1)
28. Mai 1988
Information Nr. 268/88 über den ersten Tag des Aufenthaltes des Bundeskanzlers der BRD, Dr. Helmut Kohl, und seiner Begleitung zu einem touristischen Aufenthalt in der DDR1
Am 27. Mai 1988, 12.32 Uhr, erfolgte über die Grenzübergangsstelle Wartha die Einreise des Bundeskanzlers der BRD, Dr. Helmut Kohl, in Begleitung seiner Ehefrau, seines Sohnes, des Pressesprechers der Regierung der BRD, Ost, und des Ministerialdirektors Bergsdorf in zwei Pkw mit Kraftfahrern.
Kohl und seine Begleitung wurden in der Grenzübergangsstelle durch Mitarbeiter des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten begrüßt.
Generell ist einzuschätzen, dass der bisherige Aufenthalt von Kohl offensichtlich darauf angelegt war, als jovial und kontaktfreudig öffentlichkeitswirksam in Erscheinung zu treten.
Nach der Einreise fuhren Kohl und seine Begleitung zunächst nach Gotha, wo ein ca. halbstündiger Spaziergang über den Neumarkt erfolgte. Dabei sprach Kohl aus eigener Initiative einige vor einem Gemüsegeschäft befindliche DDR-Bürger, die Kohl vorher nicht erkannt hatten, an und erkundigte sich allgemein, wie es ihnen in dieser Stadt – die Kohl als schön und sauber lobte – gefalle. Die angesprochenen DDR-Bürger bestätigten die Aussage von Kohl.
Gegen 14.30 Uhr trafen Kohl und seine Begleitung auf dem Domplatz in Erfurt ein, wo Kohl nach der Besichtigung des Doms sowie des Katholischen Priesterseminars ein Gespräch mit dem katholischen Bischof des Bistums Erfurt, Dr. Warnke, führte. Daran anschließend erfolgte ein Spaziergang über den Domplatz, die Marktstraße, den Fischmarkt bis zur Krämerbrücke, wo er – ohne dass dies vorher bekannt war – die Gaststätte »Gildehaus« aufsuchte. In der Gaststätte, wo sein Aufenthalt zunächst keine Reaktion auslöste, ließ sich Kohl eine Speisekarte aushändigen, um sich – seinen Äußerungen zufolge – über die Preise zu informieren. Während des Aufenthaltes in der Gaststätte erfolgten keine Kontaktaufnahmen.
Einzelne Personen, die Kohl offenbar erkannt hatten, verhielten sich ihm gegenüber freundlich aber unverbindlich. Einige Personen, insbesondere Jugendliche, unternahmen Aktivitäten, um in den Besitz von Autogrammen von Kohl zu kommen.
Nach der anschließenden kurzzeitigen Fortsetzung des Spazierganges erfolgte die Weiterfahrt nach Weimar, wo Kohl und seine Begleitung nach Ankunft im Interhotel »Elephant« einen ca. einstündigen Spaziergang durchführten, wobei er einige Geschäfte aufsuchte und – auf seine Initiative hin – sich von einigen Passanten mit diesen fotografieren ließ.
Der Einnahme des Abendessens im Interhotel »Elephant« folgte bis 22.50 Uhr ein weiterer halbstündiger Spaziergang durch das Stadtzentrum Weimars.
Im Zusammenhang mit dem bisherigen Aufenthalt des Bundeskanzlers der BRD in der DDR wurden keine journalistischen Aktivitäten festgestellt.
Insgesamt kann eingeschätzt werden, dass sein bisheriger Aufenthalt in der DDR keine besondere Öffentlichkeitswirksamkeit hatte.
Der Schutz und die Sicherheit von Kohl und seiner Begleitung waren jederzeit gewährleistet.
Am 29. Mai 1988, 8.50 Uhr reisten Kohl und seine Begleitung entsprechend dem touristischen Programm nach Dresden weiter.2