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Zur Beurteilung der Situation

18. Januar 1954
Informationsdienst Nr. 2071 zur Beurteilung der Situation

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Industrie und Verkehr

Viermächtekonferenz:1 Nach wie vor Mittelpunkt der Diskussionen. Die meisten Arbeiter und Angestellten in den Betrieben diskutieren positiv und hoffen auf erfolgreiche Verhandlungen. Viele Arbeiter erkennen und würdigen dabei die Bemühungen der SU zur friedlichen Lösung der deutschen Frage. Auffallend viele werktätige Frauen bringen ihre Hoffnung auf einen baldigen dauerhaften Frieden zum Ausdruck und ächten den Krieg. Vereinzelt übernehmen fortschrittliche Arbeiter Produktionsverpflichtungen. Oft herrscht unter den Angestellten weniger Interesse an der Konferenz als bei den Arbeitern in der Produktion.2

Verbreitet sind nach wie vor die zweifelnden Stimmen, die nicht an eine Einigung auf der Konferenz glauben.3 Obwohl nunmehr eine Einigung über die Konferenzgebäude erzielt wurde, muss erwähnt werden, dass durch die langen ergebnislosen Vorverhandlungen die zweifelnden Stimmen zugenommen haben.4

Negative Erscheinungen sind gering.5 Vereinzelt hetzen ehemalige Umsiedler gegen die Oder-Neiße-Grenze. Meist wird die SU als »sturer Verhandlungspartner« hingestellt, deren Interesse gegen die Einheit Deutschlands gerichtet sei.

Trotz vereinzelter negativer Erscheinungen verläuft die Unterschriftensammlung weiter erfolgreich.6 Zuweilen unterschreiben Betriebsbelegschaften 100-prozentig die Resolution. Manchmal wird die Unterschrift abgelehnt mit der Begründung, die Sache habe sowieso keinen Zweck. Dazu folgende Beispiele:

Ein Arbeiter aus dem VEB Wema Bad Düben, [Kreis] Eilenburg, [Bezirk] Leipzig: »Die verfluchten Schweine versuchen doch immer wieder, so eine Klausel zu finden und die Viererkonferenz zu sprengen. Wir wollen doch ein friedliches Leben und Handel und Wandel mit allen Ländern. Sollen die Amis aus Deutschland rausgehen, dann atmet alles auf. Die SU geht schon von allein.«

Arbeiter im VEB Schachtbau Nordhausen, [Bezirk] Erfurt, vertreten die Meinung: »Die Konferenz mag ausfallen wie sie will. Es wird sich jedenfalls zeigen, dass die SU für den Frieden und die Einheit Deutschlands eintritt.«

Frauen in der Schuhfabrik »Banner des Friedens« Weißenfels, [Bezirk] Halle, bringen zum Ausdruck: »Es sind so viel Frauen und Mütter in unserem Betrieb, die den Mann oder Bruder im letzten Kriege eingebüßt haben und die ihre Wohnungen verloren haben. Wieviel Mühe und Arbeit hat uns der Wiederaufbau gekostet. Das lassen wir uns nicht noch einmal zerstören.«

In mehreren Abteilungen des VEB Nachterstedt,7 [Bezirk] Halle, verpflichteten sich Arbeiter, Hochleistungsschichten zu fahren, um ihre Forderung auf Teilnahme deutscher Vertreter an der Konferenz zu bekräftigen. Mehrere Arbeiter baten um Aufnahme in die Partei.

Aus dem Kombinat Espenhain, [Bezirk] Leipzig, wird berichtet, dass ein großer Teil der Angestellten kein Interesse an der Viermächtekonferenz zeige und sich den ganzen Tag nur auf den Feierabend freue.8

Ein Arbeiter von der Neptun-Werft Rostock: »Ich und meine Kollegen in der E-Schweißerei sind der Meinung, dass die Westmächte wieder irgendetwas heraussuchen werden, um die Konferenz nicht zum Erfolg kommen zu lassen, wie es ja bei den vorhergehenden Konferenzen der Außenminister der Fall gewesen ist.«9

Ein Arbeiter von der Warnow-Werft Warnemünde, [Stadt] Rostock: »Es besteht keine Hoffnung, dass etwas Gutes für die Einheit Deutschlands bei der Konferenz herauskommt, da die vier Mächte sich nicht mal einig werden können, wo das Konferenzgebäude sein soll.«

Ein Genosse im VEB Kammgarnspinnerei Niederschmalkalden, [Bezirk] Suhl: »In den Zeitungen übertreibt man schon wieder, denn in Wirklichkeit ist die Stimmung unter den Arbeitern nicht so wie sie geschildert wird, ich weiß, dass parteilose Arbeiter mit Genossen fortschrittlich diskutierten, aber in Wirklichkeit ist ihre Meinung nicht so. Die Betriebsparteiorganisationen hätten früher mit der Aufklärung über die Viererkonferenz beginnen müssen.«

Ein Arbeiter vom Karl-Marx-Werk Magdeburg:10 »Auf der Viererkonferenz kommt sowieso nichts heraus. Die Westmächte haben den Russen zu dieser Konferenz gezwungen, um seine Lügenpolitik zu entlarven.«

Ein Arbeiter aus dem Reifenwerk Fürstenwalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder (ehemaliger Umsiedler): »Die polnische Grenze bleibt noch nicht so. Die holen uns bestimmt noch einmal diese Gebiete zurück. Auf der Konferenz kommt es doch zu keiner Einigung.«

Die Belegschaft der Brikettfabrik Ramsdorf,11 [Bezirk] Leipzig, hat die Forderung auf Teilnahme deutscher Vertreter an der Konferenz 100-prozentig unterschrieben.

In einer Versammlung der Kesselschmiede in der Warnow-Werft-Warnemünde, [Bezirk] Rostock, wo 50 Kollegen anwesend waren, forderte ein Meister die Anwesenden auf, die Listen zu unterschreiben. Es unterschrieb allerdings keiner.

Durch Produktionsschwierigkeiten entsteht zuweilen Missstimmung unter den Arbeitern.12 Im Kranbau Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder, ist der Plan für das Jahr 1954 noch nicht bekannt. Mehrere Abteilungen sind mit Nebenarbeiten beschäftigt, und viele Arbeiter müssen Wartestunden schreiben.

Im VEB Filzfabrik Leipzig fehlt Wolle (Importware).13 Dadurch können Exportaufträge nicht termingemäß erfüllt werden.

Im VEB Gardinenwerk Zwickau, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, fehlt Kohle, im Horch-Werk Zwickau14 Rohmaterial und im Framo-Werk Hainichen, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, Motoren, die aus Eisenach15 geliefert werden müssen.

Unter den Bauarbeitern der Bau-Union Spree (Baustelle Reifenwerk Fürstenwalde) herrscht eine schlechte Stimmung wegen falscher Normen. Ursache ist, dass der verantwortliche Normer16 kein Baufachmann ist. Außerdem schimpfen die Bauarbeiter, weil sie keine Schutzhandschuhe bekommen, die sie jetzt im Winter unbedingt brauchen.17

Austritte aus dem FDGB in Privatbetrieben werden in zwei Fällen berichtet. Im Sägewerk Turban in Gadow,18 [Kreis] Wittstock, [Bezirk] Potsdam, traten alle 18 Belegschaftsmitglieder aus dem FDGB aus, weil sie nicht mit Bezugscheinen beliefert worden wären.19 In der Fa. Willmann Bad Liebenstein,20 [Bezirk] Suhl, traten vier Kollegen aus, weil sie keine Weihnachtsgratifikation erhalten hätten.

Handel und Versorgung

Brennstoffmangel (Kohlenstaub) besteht bei der Zentralheizung der volkseigenen Wohnungsverwaltung. Berlin-Prenzlauer Berg, Varnhagenstraße 19,21 da die DHZ Kohle ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Dadurch können 700 Wohnungen nicht ordnungsgemäß beheizt werden.

Landwirtschaft

Viermächtekonferenz: Unter der Landbevölkerung wird weiterhin über die Viermächtekonferenz diskutiert. Der fortschrittlichste Teil der Landbevölkerung, wie MTS-Angehörige, Genossenschafts- und werktätige Bauern, erhoffen von der Konferenz, dass sie entscheidende Schritte zur Einheit bringt und ein neuer Krieg durch die Einigung der Großmächte verhindert wird. Ein werktätiger Bauer aus Dolgemost, Kreis Bergen, [Bezirk] Rostock: »Krieg wollen wir nicht, sondern Frieden. Wir müssen alles unternehmen, damit die Konferenz zu einem vollen Erfolg wird, damit wir wieder in einem einigen Deutschland leben können.« Ähnliche Äußerungen werden am meisten zum Ausdruck gebracht.

Daneben bestehen Äußerungen, die einen Erfolg der Konferenz bezweifeln, da der Ausgang der Konferenz einzig und allein von den vier Großmächten abhänge. Werktätiger Bauer aus Lichtenberg, [Stadt] Frankfurt/Oder: »Wir hoffen, dass man den Forderungen des deutschen Volkes nachkommt. Was können wir Kleinen aber tun, die Großen machen ja doch was sie wollen.«

In mehreren Landgemeinden des Bezirkes Frankfurt/Oder wird eine schlechte Arbeit für die Unterschriftensammlung zur Teilnahme deutscher Vertreter an der Konferenz geleistet. So ist z. B. in Buchholz, Kreis Fürstenwalde, diese Aktion unbekannt. In Neuendorf,22 Kreis Fürstenwalde, wird z. B. aus jeder Familie nur ein Angehöriger zur Unterschrift aufgefordert.23

Zur Arbeitsniederlegung für einige Stunden kam es am 14.1.1954 bei drei Brigaden der LPG Zehren, Kreis Meißen, [Bezirk] Dresden, da ein Angestellter der LPG geäußert hatte, dass bei Nichtdeckung des Produktionsplanes bis zum nächsten Termin kein Geld ausgezahlt wird. Desgleichen bei sechs Geschirrführern der LPG »Klara Zetkin« Zschortau, [Kreis] Delitzsch, [Bezirk] Leipzig, da anstelle einer bisherigen 80-prozentigen Auszahlung der Arbeitseinheiten bei der Lohnauszahlung am 15.1.1954 nur 50 Prozent ausgezahlt werden sollten.24

Missstimmung herrscht in vielen LPG des Kreises Wittenberg, [Bezirk] Halle, weil zzt. nur 25 Prozent der für das Jahr 1954 geplanten Finanzmittel25 zur Verfügung stehen. Dadurch können einige LPG bis zur Ausarbeitung des neuen Finanzplanes kein Zucht- und Nutzvieh aufkaufen.26

Gegen die Wunschanbaupläne27 wird des Öfteren in Bauernversammlungen in Gemeinden des Bezirkes Frankfurt/Oder Stellung genommen. So erklärte z. B. ein Großbauer aus Schmargendorf, Kreis Angermünde: »Warum stellt man einen Wunschanbauplan auf. Die Pläne über den Anbau sind ja doch schon vorher fertig.«

Stimmung der übrigen Bevölkerung

Die bevorstehende Außenministerkonferenz steht bei der Bevölkerung weiterhin im Mittelpunkt der politischen Diskussionen. In vielen Diskussionen aus allen Schichten der Bevölkerung werden positive Ergebnisse für die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands erhofft.28 Eine Hausfrau aus Borna, [Bezirk] Leipzig: »Meine Kinder wohnen im Westen. Sie sollen mich auch einmal besuchen. Dazu müssen die Zonengrenzen fallen. Ich hoffe, dass sich diesmal die SU durchsetzt und wir bald einen Friedensvertrag bekommen.«

Ein nicht geringer Teil aller Bevölkerungsschichten steht einer Einigung der Großmächte skeptisch gegenüber. Dabei werden vor allem Argumente vorgebracht, wie, die Gegensätze zwischen dem Osten und Westen sind unüberbrückbar und der Westen wird nicht nachgeben. Ein Schneider aus Rostock: »Von der Konferenz verspreche ich mir nicht viel, da die Gegensätze sehr groß und kaum überbrückbar sind.« Angestellter der BHG Dargezin, [Kreis] Greifswald, [Bezirk] Rostock: »Ich erwarte nicht viel von der Konferenz, da die Westmächte stets bemüht sind, die Einheit Deutschlands zu verhindern.«

Aus Kreisen ehemaliger Umsiedler werden immer wieder Stimmen bekannt, worin die Hoffnung zum Ausdruck kommt, dass sie nach der Konferenz in ihre alte Heimat wieder zurückkönnen.29 Ein Müllermeister aus Friedersdorf, Kreis Dippoldiswalde, [Bezirk] Dresden: »Ich hoffe, dass ich bald wieder nach Schlesien kommen werde.«

Unterschriften für die Forderung auf Teilnahme deutscher Vertreter werden meist bereitwillig, jedoch auch teilweise teilnahmslos gegeben. Von einem Teil, meist aus bürgerlichen und kirchlichen Kreisen, von denen auch negativ diskutiert wird sowie Umsiedlern, wird eine Unterschriftsleistung abgelehnt.30 Ein Pfarrer aus Zwönitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Als Christ und Geistlicher bin ich für den Frieden. Ich sehe aber nicht ein, dass ich hierfür eine Unterschrift geben muss.« Ein Tierarzt aus Hoppegarten, Kreis Strausberg, [Bezirk] Frankfurt/Oder: »Ich lehne es ab zu unterschreiben, da ich es nicht für notwendig erachte.«

Ein Angestellter beim Rat der Stadt Oschersleben, [Bezirk] Magdeburg: »Es sind schon viele Konferenzen abgehalten, dabei ist aber nie etwas herausgekommen. Jeder sieht nur seine Vorteile. Die Bemühungen des Volkes sind dabei unnütz, da die Gewalt von den Besatzungsmächten ausgeht.«

Umsiedler aus Oschatz, [Bezirk] Leipzig: »Ich gebe keine Unterschrift, für mich hat es keinen Zweck, wenn ich nicht wieder in meine Heimat zurückkann.«

Ereignisse von besonderer Bedeutung

Infolge Sturmes wurde am 16.1.1954 im Eisenwerk West Calbe, [Bezirk] Magdeburg, die 80 m lange Verladebrücke beschädigt.31 Wiederherstellung ist bereits im Gange, dauert aber voraussichtlich vier Wochen. Von den zehn Niederschachtöfen fallen in dieser Zeit fünf aus. Dabei muss mit einem Produktionsausfall von 6 000 t Roheisen gerechnet werden.

Am 15.1.1954 traf in Frankfurt/Oder ein Umsiedlertransport aus der Volksrepublik Polen mit 251 Personen ein, der nach dem Auffanglager Fürstenwalde weitergeleitet wurde.

Organisierte Feindtätigkeit

Flugblätter in geringer Anzahl in den Bezirken Rostock, Potsdam, Frankfurt/Oder und Dresden, stärker in den Bezirken Cottbus (NTS)32 und Karl-Marx-Stadt (KgU).33

Einen Überfall verübten am 15.1.1954 auf dem Bahnhof Rostock zwei Jugendliche auf einen Transportpolizisten.34 Täter wurden festgenommen. Am 16.1.1954 überfielen in Rostock zwei Kraftfahrer einen polnischen Seemann und stahlen ihm sein Seemannsbuch.35

Mit einem neuen »Tag X«36 drohte in Rammenau, [Bezirk] Dresden, ein Handwerksmeister einem Volkspolizisten. Er sagte: »Nach der Berliner Konferenz findet nochmals ein 17. Juni [1953] statt. Wenn der vorbei ist, kannst du deine Lumpen ausziehen.«37

Nach der Lektüre eines Artikels in der »Täglichen Rundschau«, in dem von Adenauers38 Plänen, einen neuen »Tag X« zu inszenieren, die Rede ist, entstanden bei Häftlingen in der Strafvollzugsanstalt Görlitz provokatorische Diskussionen, so z. B.: »Am 25.1.1954 bricht sowieso der ganze Laden zusammen,39 und die strengen Herren werden nicht mehr lange regieren« oder »Am 25.1.1954 wird eine Amnestie erlassen werden. Sollte aber hier ein neuer ›Tag X‹ losgehen, so werde ich dafür sorgen, dass kein Strafgefangener ohne seine Papiere nach Hause geht, um nicht wie am 17. Juni bald wieder eingefangen zu werden.«40

Vermutliche Feindtätigkeit

Ein Brand, der sich durch heftigen Sturm verbreitete, vernichtete in der LPG Goßmar,41 [Kreis] Luckau, [Bezirk] Cottbus, eine große Scheune mit zwei Dreschmaschinen, anderen landwirtschaftlichen Geräten und 150 Ztr. Getreide. Schaden 40 [000] bis 50 000 DM. Es wird vorsätzliche Brandstiftung vermutet.

In der Nacht zum 15.1.1954 brannte die Scheune der Außenstelle Neugattersleben des VEB Bernburg-Tröbel42 nieder. Schaden 45 000 DM.

Einschätzung der Situation

Die Lage hat sich gegenüber den Vortagen nicht verändert.

Anlage vom 18.1.1954 zum Informationsdienst Nr. 2071

Stimmen aus Westberlin

Der Redakteur des »Telegraf«43 (verantwortlich für »Ostzonenpolitik«) und Vorstandsmitglied des »Ostbüro der SPD«,44 Werner Nieke45 erklärt:46 »Wenn die Viermächtekonferenz an der Sturheit Russlands scheitert, ist der Aufstand in der Ostzone totsicher. Die SPD hat alle Mühe, ihre wachsende Anhängerschaft in der Zone ruhig und besonnen zu halten. Eine Enttäuschung von der Konferenz entzieht die Massen unserem Einfluss und die reaktionären Elemente gewinnen die Führung Pankows.47 Das Regime ist auf jeden Fall im Jahre 1954 liquidiert. Dieses verfluchte, erfolglose Gekreische um den Tagungsort ist schon ein schwerer Schlag für die SED und ihre Erfolgspolitik. Schon heute lachen auf den Straßen die Tausenden, die vorige Woche die Moskauer Bereitschaft – nach Berlin zu kommen – mit Sympathie aufnahmen. Und was kommt nach dem Lachen? Störversuche und Provokationen durch die SED-isten? Ich sage Ihnen: Unser ganzer Berliner Parteiapparat ist mobilisiert, auch unsere ›Falken‹.48 Besser, wir verdreschen die Kommune jetzt, als dass sie uns später erschießen, sie sollen ruhig mal rüberkommen.«

Der Leiter des Presseamtes des Bundeshauses Berlin49 und Präsident des Westberliner Presseverbandes, Chefredakteur Brammer50 erklärt:51 »Ich zerbreche mir den Kopf über die Frage: Stehen wir vor so viel sowjetischer und sowjetdeutscher Dummheit oder ist alles Theater? Hysterische Attentatsangst in Moskau und Pankow passt doch nicht zu dieser großspurigen Großschnäuzigkeit.52 Wenn wir wollen, demonstrieren unsere Millionenopfer des Kommunismus auch im Ostsektor. Wehe, wenn Molotow53 vor Westberlin Panne hat, und wehe, wenn der 1. Schuss gegen die Demonstranten für Wahrheit und Recht fällt.«

Verteilt: An den Genossen Staatssekretär und die Stellvertreter

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