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Zur Beurteilung der Situation

24. Januar 1954
Informationsdienst Nr. 2081 zur Beurteilung der Situation

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Industrie und Verkehr

Viermächtekonferenz:1 In den Betrieben ist der Umfang der Diskussionen etwas größer geworden. Der überwiegende Teil der Werktätigen drückt die Hoffnung auf ein gutes Gelingen der Konferenz aus und erwartet von ihr positive Ergebnisse für die Herstellung der Einheit Deutschlands.

Die Forderung auf Teilnahme deutscher Vertreter an der Konferenz wird weiterhin von den Arbeitern und Angestellten zum großen Teil unterstützt.2 Teilweise wird die Forderung von der technischen Intelligenz und besonders von religiös beeinflussten Arbeitern abgelehnt.3 Ein Techniker vom Georgi-Dimitroff-Werk in Magdeburg:4 »Wir Deutschen haben den Krieg verloren und somit haben wir als Delegierte auf der Viererkonferenz nichts zu suchen.« Ein Arbeiter vom VEB Gaselan Fürstenwalde,5 [Bezirk] Frankfurt/Oder: »Ich unterschreibe nichts, da in kurzer Zeit alle Menschen zugrunde gehen und nur noch wenige übrig bleiben werden.«6

Stimmen, die an einem positiven Ergebnis der Konferenz zweifeln, werden weiterhin von Arbeitern und Angestellten laut. Die Hauptargumente hierfür sind, dass auf den bisherigen Konferenzen das Deutschlandproblem nicht gelöst wurde und dass keine der Großmächte, besonders in der Frage der Oder-Neiße-Grenze nachgeben würde. Ein Arbeiter aus der Gießerei Waren, [Bezirk] Neubrandenburg: »Ich bezweifle, dass die Außenminister auf der Konferenz sich einig werden. Die vorhergehenden Konferenzen haben auch keine Entspannung für Deutschland gebracht.«7 Ein Lokheizer aus Altenburg, [Bezirk] Leipzig: »Wir wären froh, wenn eine Einigung zustande kommt, jedoch werden alle Vertreter mit Forderungen zur Konferenz kommen, die das schwer machen. Zum Beispiel mit der Frage der Oder-Neiße-Grenze.«

Negative Diskussionen treten weiterhin in geringer Anzahl auf.8 Sie beinhalten vor allem die Forderung auf freie Wahlen und die Meinung, dass sich alle Großmächte darin einig wären aus Deutschland nur für sich herauszuholen.

Ein Angestellter vom VEB IFA Phänomen-Werk Zittau, [Bezirk] Dresden: »Auf der Konferenz müssten freie Wahlen beschlossen werden. Von unserer Seite aus versucht man dies zu unterdrücken, da man Angst hat, dass man bei freien Wahlen sowieso verspielt.«

Ein Maschinenschlosser aus dem VEB Jenapharm, [Bezirk] Gera: »Hoffnungen auf die Viererkonferenz lege ich nicht, denn wenn es um ihre Vorteile geht, sind sich die großen alle einig.«

Ein Meister vom VEB Baumwollspinnerei Mittweida, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Das wird sowieso nichts in Berlin, da müssen die Russen erst einmal die abgetretenen Gebiete von Schlesien und Ostpreußen wieder zurückgeben.«

Ein Arbeiter vom VEB Glaswerk Rietschen,9 [Kreis] Weißwasser, [Bezirk] Cottbus: »Die Konferenz wird nichts, jedoch kommt ein neuer 17. Juni wieder und dann werden wir Euch einen Strick drehen.«

Zur Amnestie der von sowjetischen Militärgerichten verurteilten Deutschen10 sind nur vereinzelt Stimmen bekannt geworden, die meist positiv ausfallen. Allgemein wird darin die Amnestie als Vertrauensbeweis der SU zur DDR angesehen. Negative Stimmen haben verschiedene Argumente.

Ein Schweißer aus dem VEB Gaselan Fürstenwalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder: »Jetzt, wo die Konferenz stattfinden soll, werden die Zuchthaustore geöffnet und nach der Konferenz werden sie wieder geschlossen.«

Ein Schmelzer aus der Maxhütte Unterwellenborn, [Bezirk] Gera: »Die Entlassungen von ehemaligen Strafgefangenen sind auf die Forderungen der Westmächte zurückzuführen.«

Ein Wirker aus den ESDA-Werken (Textil) Auerbach,11 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Diesen Leuten werden die vollen Rechte eines Deutschen wieder gegeben, aber uns, die wir aus Not ein paar Kartoffeln gestohlen haben (beim Flurschutz)12 nimmt man nicht einmal im FDGB auf.«

Zur Arbeitsniederlegung kam es am 22.1.1954 im VEB Bekleidungswerk Frankfurt/Oder für ca. zwei Stunden an zwei Bandstraßen (60 Kollegen), da durch mangelhafte Arbeitsorganisation schlechte Verdienstmöglichkeiten bestehen.

Missstimmung besteht bei den Bandwerkern im Eisenhüttenkombinat »J. W. Stalin«, da sie bisher im Leistungslohn standen und jetzt nach Prämiensystem entlohnt werden sollen, wodurch sich ihr Verdienst verringert; bei den Lokführern der Reichsbahn, Kaderbezirk Probstzella, [Bezirk] Gera, da ihr Monatsgehalt gegenüber dem ihrer Kollegen aus der Maxhütte13 um fast 300 DM niedriger ist.14

Materialmangel: Im Stahl- und Walzwerk Brandenburg sind die gestellten Einsatzstoffe wie Kohle, Schrott und Kalk entsprechend der Produktionsauflage vom Ministerium für Schwermaschinenbau zu gering, wodurch die Produktionsauflage gefährdet ist. In der Tuchfabrik Malchow,15 [Bezirk] Neubrandenburg, stehen seit dem 19.1.1954 14 Webstühle wegen Mangel an Wolle still. Es besteht die Gefahr, dass in den nächsten Tagen weitere 16 Webstühle stillgelegt werden müssen.

Im Stahlbau Brandenburg ist Arbeit nur noch bis Februar 1954 vorhanden, da die Konstruktion der Elbbrücke Volkenroda von der Union Steinbach-Hallenberg zurückgezogen wurde.16

Mangel an Briketts besteht im VEB Vigogne-Spinnerei Wilkau-Haßlau,17 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, wodurch die Maschinen nicht die verlangte Qualität erzeugen.

Produktionsstörungen: Am 22.1.1954 brach im RAW Wittenberge, Außenstelle Perleberg, [Bezirk] Schwerin, am Schaltbrett im Kesselhaus ein Brand aus. Schaden beträgt ca. 8–9 000 DM. Die Ursachen werden noch ermittelt.

Am 22.1.1954 platzte im Kunstseidenwerk »Friedrich Engels« in Premnitz, [Bezirk] Potsdam, der Schieber von einem Säuredeckel, wodurch 20 cbm Schwefelsäure ausliefen. Der Schaden beträgt ca. 6 000 DM. Ursache wird noch ermittelt.

Handel und Versorgung

An örtlichen Mängeln in Handel und Versorgung wurden bekannt: In Erfurt herrscht erheblicher Mangel an Babywäsche. Im Konsumverband Berlin fehlen Fahrzeuge; das Gleiche meldet die Handelsniederlassung Textilwaren Berlin.

In Annaberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, bestehen bei den Angestellten des Handels Unklarheiten über den Inventurausverkauf. Vom Ministerium für Handel und Versorgung soll eine Anweisung herausgegeben worden sein, nach der alle herabgesetzten Preise wieder um 25–35 Prozent erhöht werden sollen.

Im Kreis Neuruppin, [Bezirk] Potsdam, sind Unstimmigkeiten unter der Bevölkerung aufgetreten,18 weil in der HO für einige Artikel höhere Preise als die bisherigen angegeben wurden. Vermutlich ist dies auf Fehler der HO-Leitung in der Preisberechnung zurückzuführen.

Landwirtschaft

Ein großer Teil der werktätigen Bauern, vor allem Klein- und Mittelbauern, Bauern19 aus der LPG und Landarbeiter der VEG sowie MTS, steht positiv zur Viererkonferenz. Außerdem gibt es einen großen Teil zweifelnder Stimmen. Negative Diskussionen führen in der Hauptsache Groß- und Mittelbauern und nur vereinzelt Klein-Bauern20 und Landarbeiter. Die werktätigen Bauern setzen auf das Gelingen der Konferenz große Hoffnungen und bringen diese in Resolutionen und durch Abgabe ihrer Unterschriften zum Ausdruck. Die feindlichen Elemente sind bestrebt, durch Hineintragen von Gerüchten die zuversichtliche Stimmung zu untergraben. Der Einfluss von dieser Seite ist nicht unbedeutend. Die Hauptdiskussionen dieser Art sind auch heute wieder das Problem der Oder-Neiße-Grenze und der »freien Wirtschaft«.21

Ein Arbeiter, tätig auf der MTS Malchin, [Bezirk] Neubrandenburg, äußerte: »Ich halte nicht viel von der Konferenz, da nur durch eine Auseinandersetzung die Einheit Deutschlands erreicht werden kann. Bisher stehen sich Kapitalismus und Kommunismus unversöhnlich gegenüber.«

Ein Großbauer aus Dubro, [Bezirk] Cottbus, erklärte: »Ich habe viel Land, welches ich nicht vorschriftsmäßig bearbeiten kann, aber ich verkaufe nicht einen Quadratmeter, denn nach der Außenministerkonferenz kommt sowieso alles anders.«

Ein Bauer aus Lichterfelde, [Bezirk] Frankfurt/Oder, äußerte, dass die Erklärung vom stellvertretenden Ministerpräsidenten Otto Nuschke22 zur Feindtätigkeit der westlichen Agentenzentralen Quatsch sei.23 »Es glaubt ja kein kleines Kinder mehr, dass der Westen wieder etwas Neues plant und dass alles, was bei uns geschieht, nur durch den Westen kommt. Die Menschen selbst sind bei uns unzufrieden und man sollte die Dinge ernster prüfen, dann werden wir auf jeden Fall mehr Erfolge haben, wenn wir unsere eigenen Fehler mehr beachten.«

MTS: In der MTS Putlitz, [Bezirk] Potsdam, herrscht große Missstimmung,24 da die Mittel für das Jahr 1954 für die zu bauende Maschinenhalle gestrichen wurden. Die Arbeiter sind der Meinung, was nützen die neuen Maschinen und Geräte und deren Reparaturen, wenn sie im Freien dem Witterungseinfluss ausgesetzt sind und verrosten. Sie betonten, dass unter solchen Verhältnissen die Arbeit umsonst und ein Rückschritt wäre.

LPG: Die LPG »Neuer Weg« in Naundorf, [Kreis] Rochlitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, wurde aufgelöst.25 Grund: Streitigkeiten innerhalb der LPG. Keine Anleitung seitens der verantwortlichen Funktionäre des Kreises sowie der Partei und starke Verschuldung.

In Schneidenbach, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, protestierten die Bauern darüber, dass die bereits gewählten Bauern für die VdgB-Vorstände mit über 20 ha wieder aus den Vorständen entfernt werden sollen.26 Die übrigen Vorstandsmitglieder wollen aus Protest darüber, ihre Arbeit ebenfalls niederlegen.

Stimmung der übrigen Bevölkerung

Die Meinungen der Hausfrauen zur Viererkonferenz sind in der Mehrheit positiv.27 Ihre Hoffnungen gehen vor allem dahin, dass durch die Verhandlungen der Frieden erhalten bleiben möge. Dementsprechend ist auch die Beteiligung an der Unterschriftensammlung, jedoch treten auch hier Zweifel am Erfolg dieser Sammlungen auf, ebenso bei den Rentnern. Ein Rentner aus Greifswald, [Bezirk] Rostock: »Unterschreiben kann ich ja, aber die Herren, die zusammenkommen, machen doch, was sie wollen. Ich habe nun schon zwei Kriege mitgemacht, aber noch einen Krieg möchte ich nicht mitmachen.«

Während ein großer Teil der Umsiedler gegen eine Revision der Oder-Neiße-Grenze ist und deren Bedeutung als Friedensgrenze erkennt, tritt andererseits in starkem Maße der Wunsch nach Rückkehr in die alten Gebiete in Erscheinung. Ein Teil sieht die Außenministerkonferenz an dieser Frage scheitern, während ein weiterer Teil eine Lösung in westlichem Sinne erhofft. Ein Angestellter beim Rat des Kreises Suhl: »Die Verhandlungen der Großmächte in Berlin werden nach meiner Meinung nicht zu einem Erfolg führen. Die westlichen Vertreter werden sich von den westdeutschen Politikern bezüglich der Oder-Neiße-Grenze beeinflussen lassen und Revision fordern. Hier ist der Punkt, wo die Konferenz scheitern wird.« Eine Frau aus Altenburg, [Bezirk] Leipzig, sagte, dass sich die Großmächte einigen mögen, damit wir in Frieden leben können. Hoffentlich kommen wir dann bald wieder in unsere Heimat zurück.

Von den Handwerkern und privaten Geschäftsleuten wird im Allgemeinen die große Bedeutung der Außenministerkonferenz erkannt und bei Verständigung der Großmächte wirtschaftliche Erleichterung erwartet. Jedoch nehmen diese Bevölkerungskreise überwiegend abwartende Haltung ein. Ein Handwerksmeister – NDPD – aus Teterow, [Bezirk] Neubrandenburg: »Die Konferenz wird wohl große Bedeutung haben, aber wer weiß, ob sie einen Erfolg für uns bringt. Wir wollen mal erst abwarten.«

Ähnlich ist die Stimmung in den Kreisen der Intelligenz. Neben positiven Beispielen treten vereinzelt auch feindliche Ansichten auf. Ein Arzt – SED – aus Magdeburg: »Die Sowjets rühren mächtig die Reklametrommel, ohne sich darüber klar zu sein, dass man schon längst alles durchschaut hat. Die haben alle sehr große Angst, dass es ihnen ans Leben geht.«

In besonders starkem Maße bringen Pfarrer eine negative und feindliche Meinung zum Ausdruck.28 Unterschriften für die Außenministerkonferenz werden fast immer abgelehnt. »Wir beten für den Frieden und das genügt« ist in der Regel das Argument. Ein Pfarrer aus Treben, [Kreis] Altenburg, [Bezirk] Leipzig: »Unsere Politik ist in der Kirche, dort wird der Frieden gepredigt und auch erhalten.« Ein Pfarrer aus Rohrlack, [Bezirk] Potsdam: »Unterschriften unter derartige politische Willenserklärungen sind heißes Eisen. Ich habe Anweisung seitens der Kirchenleitung Brandenburg, keine Unterschriften unter derartige Resolutionen zu geben.«

Zu den Haftentlassenen werden überwiegend positive Stimmen bekannt. Auch entlassene Häftlinge sprechen ihren Dank aus und ihre Bereitschaft zur Mitarbeit am Aufbau.29 Einzelne sehen diese Maßnahme als Folge des Druckes der Westmächte und als Zeichen der Schwäche unserer Regierung. Aus Hainichen und Schwarzenberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, wurden Stimmen bekannt, die nicht mit der Entlassung einverstanden sind.30 Sie meinen, man könne doch keine Feinde der Arbeiterklasse einfach entlassen.

Organisierte Feindtätigkeit

Flugblatttätigkeit geringer in den Bezirken Frankfurt/Oder, Cottbus, Dresden, Leipzig, stärker in Erfurt.

In der Gegend von Seelow, [Bezirk] Frankfurt/Oder, wurden in den letzten Tagen immer in der Zeit von 19.00 bis 23.00 Uhr Flugblätter verstreut. In Bleyen (ebenfalls in dieser Gegend) wurden am 18.1.1954 in einem sowjetischen Pkw einige Bündel Flugblätter geworfen, als sich die Insassen ca. zehn Minuten in einer Konsumverkaufsstelle befanden.

Von einem sowjetischen Soldaten wurde beobachtet, wie aus einem fahrenden Personenzug auf der Strecke Frankfurt – Küstrin31 Flugblätter geworfen wurden.

Am 21.1.1954 hetzte auf der MTS Strehla, [Kreis] Riesa, [Bezirk] Dresden, ein Angestellter: »Am 25.1.1954 kommt der neue ›Tag X‹.32 Da werden wir den Funktionären den Kopf abschlagen.«

In der Elbewerft Boizenburg, [Bezirk] Schwerin, wurde der Parteisekretär und zwei andere Funktionäre von Arbeitern verprügelt.

In der Neptun-Werft Rostock sind Kräfte am Werk, die gegen die VP Stimmung machen.

In Altranft, [Kreis Bad] Freienwalde, [Bezirk] Frankfurt/Oder, wurden wiederholt an den Hauswänden des Parteisekretärs und eines anderen Bauern, der Mitglied unserer Partei ist, hetzerische Losungen angeschmiert.

Während einer Versammlung der Nationalen Front33 in Strausberg, [Bezirk] Frankfurt/Oder, wurden Fensterscheiben des Versammlungsraumes von außen eingeschlagen.

Im VEB Waggonbau Görlitz wurden am 21.1.1954 einige Pistolen mit Munition im gebrauchsfähigem Zustand sowie ein Exemplar »Mein Kampf« in einem Versteck gefunden.

In der Nacht zum 22.1.1954 wurde im Sachsenwerk Niedersedlitz, [Bezirk] Dresden, die Pumpe der Tränklackanlage in Betrieb gesetzt. Dadurch lief eine große Menge Lack über und floss in den Keller.

Im VEB Werkzeugfabrik in Königsee, [Bezirk] Gera, wurden des Nachts an zwei Maschinen Teile losgelöst. Das konnte jedoch rechtzeitig bemerkt werden, sodass kein Schaden entstand. In Brandenburg, [Bezirk] Potsdam, wird eine RIAS-Lüge breitgetragen, wonach in jedem Haus, in dem mehrere Familien wohnen, eine sowjetische Familie untergebracht werden soll. In Rathenow sei das bereits durchgeführt worden.

Im Bau-Objekt Groß-Dölln,34 [Kreis] Templin, [Bezirk] Neubrandenburg, wollen einige BGL-Mitglieder ihre Funktion niederlegen, mit der Begründung, sie wollten keine »Jagdhunde der Partei« sein.35 Der Rädelsführer wurde im Gewerkschaftsaktiv entlarvt, und eine neue BGL wurde gewählt.

In einem Klassenzimmer der »Clara Zetkin«-Schule in Angermünde, [Bezirk] Frankfurt/Oder, sind an der Wandtafel die Namen zweier RIAS-Figuren (Pinsel und Schnorchel), die ständig gegen die DDR hetzen,36 angemalt und das Bild von Otto Grotewohl37 verunstaltet worden.

Vermutliche Feindtätigkeit

In letzter Zeit wurde im Kreis Borna, [Bezirk] Leipzig, festgestellt, dass sich viele Rückkehrer aus Westdeutschland in Schwerpunktbetrieben um Arbeit bewerben.

In Rohlsdorf, [Kreis] Pritzwalk, [Bezirk] Potsdam, brannte eine LPG-Scheune nieder, Brandstiftung wird vermutet.

In Triebes, [Kreis] Zeulenroda, [Bezirk] Gera, kursiert ein Gerücht, wonach ein begnadigter Kriegsverurteilter aus der SU zurückgekommen sei, der seit 1947 nicht mehr geschrieben habe. Dadurch machen sich manche wieder über eine eventuelle Rückkehr ihrer Angehörigen, die als vermisst gemeldet waren, Hoffnungen. In gleichem Maße gewinnt die feindliche Parole an Boden, dass die SU noch viele Gefangene zurückhalte und verschweige.

Einschätzung der Situation

Außer verstärkten Diskussionen in den Betrieben sind keine Veränderungen in der Lage festzustellen.

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