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Zur Beurteilung der Situation

24. Januar 1954
Informationsdienst Nr. 2082 zur Beurteilung der Situation

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Wie aus den Bezirken berichtet wird, sind in der Stimmung allgemein keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen.

Organisierte Feindtätigkeit

Flugblatttätigkeit vereinzelt in den Bezirken Frankfurt/Oder, Gera, Karl-Marx-Stadt und Halle, etwas stärker im Bezirk Magdeburg. In allen Fällen sind es alte, bereits bekannte Hetzschriften der SPD und KgU.1

Anlage vom 24.1.1954 zum Informationsdienst Nr. 2082

Propaganda des westlichen Rundfunks am 22./23. Januar 1954

Der Londoner Rundfunk2 fordert seine Hörer in der DDR auf, ihm Briefe (Berichte) über Postfach 6, Berlin W 153 zu schicken oder seinen Vertreter Austin Harrison4 im BBC-Büro Berlin-Halensee, Kurfürstendamm 156 zu besuchen.5 Er propagiert genau wie der RIAS »freie Wahlen« und bezeichnet die Viererkonferenz als einen »letzten Versuch« vonseiten der Westmächte, »die deutsche Einheit zustande zu bringen.«6

Der RIAS sprach über die Berechnung der Arbeitseinheiten in den LPG. Dabei versuchte er durch seine Argumente über die angebliche »Unterbewertung« der Arbeit der Genossenschaftsbauern, im Gegensatz zum guten Verdienst der LPG-Vorsitzenden, mit dem Ausspruch: »Für den Kolchosvorsitzenden ist jedoch gesorgt, sein Weizen blüht immer«, die LPG zu zersetzen.

In der Sendung über die Betriebskollektivverträge 1954 will der RIAS durch seine Aufforderung: »Was soll man tun« …. [»] der durchschnittliche Sowjetmensch tut dann das, was ihm zu tun übrig bleibt, er gibt formale Verpflichtungen ab, Verpflichtungen nach Schablone, nur keine konkreten Verpflichtungen«, erreichen, die Steigerung der Arbeitsproduktivität zu hemmen.

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  1. Die »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« (KgU) war eine u. a. von US-amerikanischen Geheimdienststellen finanzierte und angeleitete antikommunistische Organisation, die von Westberlin aus mittels Propaganda und zeitweise auch mit militanten Aktionen den Widerstand gegen das SED-Regime unterstützte. Sie wurde 1949 u. a. von Rainer Hildebrandt gegründet, 1951 übernahm Ernst Tillich die Leitung. 1959 wurde die KgU aufgelöst. Vgl. Heitzer, Enrico: Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948–1959. Köln 2015.

  2. Gemeint ist das deutsche Programm der British Broadcasting Corporation (BBC) mit Sitz in London, das ab den 1930er-Jahren ausgestrahlt wurde.

  3. Bezeichnung des Berliner Postbezirks: W = Bezirk West, 15 = Postamt Charlottenburg und Wilmersdorf.

  4. René Austin Harrison, Jg. 1916, Journalist, ab 1949 Chef des Westberliner Büros der BBC, leitete u. a. das German Soviet Zone Program (Programm für die Sowjetzone), 1955–74 Redakteur und Kommentator der BBC-Sendung »Briefe ohne Unterschrift«.

  5. Die BBC ließ schon ab Juli 1945 Leserbriefe aus Deutschland vorlesen, u. a. in der Sendung »Funkbriefkasten«. Später erlangte die BBC-Sendung »Briefe ohne Unterschrift« von Austin Harrison Berühmtheit, bei der bis in die 1970er-Jahre Zuschriften von DDR-Bürgern vorgestellt wurden. Vgl. Schädlich, Susanne: Briefe ohne Unterschrift. Wie eine BBC-Sendung die DDR herausforderte. München 2017.

  6. Die Viererkonferenz, auch Viermächtekonferenz, Außenministerkonferenz oder Berliner Konferenz genannt, fand vom 25.1. bis 18.2.1954 in Berlin statt. Die Außenminister Wjatscheslaw M. Molotow (SU), John Foster Dulles (USA), Anthony Eden (GB) und Georges Bidault (Fra) besprachen hier u. a. mögliche Wege zu einem Friedensvertrag mit einem geeinten Deutschland und die Lösung der Konflikte in Korea und Indochina. Vgl. Katzer, Nikolaus: »Eine Übung im Kalten Krieg«. Die Berliner Außenministerkonferenz von 1954. Köln 1994. Die Reden und Diskussionsbeiträge der Außenminister sind abgedruckt in: Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung (Hg.): Die Viererkonferenz in Berlin. Reden und Dokumente. Berlin Februar 1954.