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Zur Beurteilung der Situation

26. Januar 1954
Informationsdienst Nr. 2085 zur Beurteilung der Situation

Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft

Industrie und Verkehr

Viermächtekonferenz:1 Der Umfang der Diskussionen hat sich gegenüber den Vortagen nicht geändert. Ein großer Teil der Werktätigen sieht dem Verlauf der Konferenz mit Spannung und Interesse entgegen und wartet auf deren erste Ergebnisse. Ein Brigadier vom »Klement-Gottwald«-Werk Schwerin: »Heute beginnt endlich die Konferenz. Ich kann es schon nicht mehr erwarten bis meine Schicht zu Ende ist, um im Rundfunk die ersten Berichte über die Konferenz zu hören.«

Ein großer Teil der Arbeiter und Angestellten fordert eine Teilnahme deutscher Vertreter aus Ost und West an der Berliner Konferenz.2 Dies kommt unter anderem in der Abgabe von Resolutionen an die Hohen Kommissare der vier Großmächte und in Diskussionen zum Ausdruck.3

Negative Meinungen über die Teilnahme deutscher Vertreter werden von einem kleinen Teil zum Ausdruck gebracht.4 So wurde von den Arbeitern des Kreisbaubetriebes Potsdam eine Resolution über die Teilnahme gesamtdeutscher Vertreter abgegeben und durch eine Delegation an alle vier Hohen Kommissare übersandt. Der Hohe Kommissar der USA5 lehnte den Empfang der Resolution und ein Gespräch darüber ab. Dieses Verhalten rief nach Bekanntgabe im Betrieb bei einem großen Teil Unwillen hervor. Man brachte dabei zum Ausdruck, dass man hier erkennen kann, wer für eine erfolgreiche Konferenz eintritt.

Eine Arbeiterin vom Wismut-Schacht Aue,6 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Ich unterschreibe nicht, ich bin nicht mit der Oder-Neiße-Linie einverstanden.«7

Ein Teil der Arbeiter und Angestellten in den Betrieben hofft einen günstigen Verlauf der Konferenz herbei, indem diese uns einen Schritt zur Einheit Deutschlands auf friedlichem Wege vorwärts bringen soll. Eine Angestellte von der Warnow-Werft Warnemünde, [Stadt] Rostock: »Ich hoffe, dass man zu einer Einigung kommt. Sie darf aber nur auf friedlichem Wege geschehen, denn ich will auf keinen Fall ein neues 1945 wieder erleben.«

Bei einem Teil der Arbeiter und Angestellten, besonders der Intelligenz, wird eine abwartende Haltung zur Berliner Konferenz eingenommen8 bzw. eine politische Gleichgültigkeit zum Ausdruck gebracht. Ein Konstrukteur vom Konstruktionsbüro des RFT-Werkes II Dresden:9 »Mal abwarten, was die Konferenz bringen wird. Wir werden uns überraschen lassen.«

Bei einem Teil der Arbeiter, Angestellten und Intelligenz werden Zweifel über ein positives Ergebnis der Viermächtekonferenz geäußert. Man ist der Meinung, dass die Konferenz ohne Ergebnis abgeschlossen bzw. abgebrochen wird, da die bestehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen der SU und den Westmächten zu groß sind. Ein Elektroingenieur vom Entwurfsbüro für Hoch- und Industriebau Magdeburg: »Zwischen dem Kapitalismus des Westens und dem Staatskapitalismus der SU wird es zu keiner Einigung kommen, weil das gar nicht möglich ist.«

Von einem kleineren Teil werden negative bzw. feindliche Diskussionen über die Berliner Konferenz geführt. Der Inhalt dieser Diskussionen ist in der Mehrzahl die Forderung nach freien Wahlen, Abschaffung der Oder-Neiße-Grenze, Hetze gegen die SU und DDR.10 Die negativen Diskussionen über die Oder-Neiße-Grenze werden in der überwiegenden Mehrzahl von Umsiedlern geführt. Der Umfang dieser Diskussionen nimmt dort größeren Raum ein, wo Umsiedler in Betrieben konzentriert sind.

Ein Normierer von Niederpöbelschacht Annaberg,11 [Bezirk] Karl-Marx-Stadt (Wismut): »Es wäre richtiger, freie Wahlen durchzuführen, sonst kommt nichts Richtiges heraus.«12

Ein Kumpel des VEB Bleierzgruben »Albert Funk« Freiberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Als die Oder-Neiße-Grenze festgelegt wurde, hat man das Gebiet für fünf Jahre an Polen versprochen.13 Diese Zeit ist jetzt um und es müsste revidiert werden.«14

Ein Arbeiter vom VEB Gasversorgung Leipzig: »Falls die Gebiete wieder deutsch werden, werde ich wieder in meine Heimat zurückkehren.«

Ein Arbeiter vom VEB Feintuch Finsterwalde, [Bezirk] Cottbus: »Einer muss Farbe bekennen und zwar der Russe. Man wird ihm die Maske herunterreißen müssen. Warum hat Grotewohl15 den Kirchentag in Leipzig verboten?16 Nur darum, weil Tausende hier nichts zu essen bekommen würden. Die Westdeutschen würden dann sehen wie es uns geht. Es wird Zeit, dass man diesem Zuchthausstaat ein Ende bereitet.«17

Über die Durchführung der drei Schweigeminuten in Betrieben der DDR wurde Folgendes bekannt:18

Im VEB Venus Trikotagenwerk Lübbenau,19 [Bezirk] Cottbus, wurden am 25.1.1954, 9.30 Uhr unter Vortäuschung einer Frühstückspause von ca. 20 Frauen »drei Gedenkminuten« durchgeführt.

Ein Arbeiter im Sauerstoffwerk Bützow, [Bezirk] Schwerin, äußerte, ob in der DDR auch die drei Schweigeminuten durchgeführt werden. Desgleichen wurden in den Schiefergruben Lehesten und dem Zweigwerk Schmiedebach,20 [Bezirk] Gera, Diskussionen über die Durchführung der drei Schweigeminuten geführt. Zur Ausführung kam es in diesen Fällen nicht.

Produktionsschwierigkeiten wurden aus einigen Betrieben bekannt. Dadurch entstanden zum Teil Störungen in der Produktion. Durch Verdienstausfall bei den Arbeitern dieser Betriebe wurde Unzufriedenheit hervorgerufen.21 Die Ursachen der Störungen sind verschiedener Art (Material- und Werkzeugmangel).

Im VEB Lipsi, Schuhfabrik Halle22 und im VEB Halbmond Teppichfabrik Oelsnitz, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, besteht Materialmangel.

Im VEB Steingutfabrik Rheinsberg, [Bezirk] Potsdam, mangelt es an entsprechenden Werkzeugen.

Unzufriedenheit wird aus einigen Betrieben bekannt. Die Ursachen dazu sind verschiedener Art (Lohnfragen, Prämienzahlung, Normen, Kündigung kranker Kollegen, Streichung von Geldern für kulturelle Zwecke).23

Im VEB Thälmann-Kombinat Suhl24 entstand durch neue Einstufung in den Lohnsätzen Unzufriedenheit. Verschiedentlich wollen Kollegen keinen FDGB-Beitrag mehr zahlen.

Im EKM Pumpenfabrik Oschersleben, [Bezirk] Magdeburg, besteht Unzufriedenheit durch Auszahlung der Übererfüllungsprämie an Angestellte.

Im VEB Gardine Pausa,25 [Bezirk] Gera, besteht Unzufriedenheit durch Einführung technisch begründeter Arbeitsnormen26 (Sinken der Löhne um sieben Pfennig). Man brachte zum Ausdruck, dass man streiken würde, wenn die Normen nicht so bleiben wie sie sind.27 Durch die SED-Kreisleitung wurde diese Lage geklärt (alte Normen zzt. belassen).

In dem VEB Bau-Union Berlin, Baustelle Wohlauer- und Wotanstraße, ist man verärgert, da man kranken Kollegen gekündigt hat.

Im VEB Trikotagenwerk Crimmitschau, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, besteht Unzufriedenheit durch die Streichung der Gelder zum Bau eines Kulturhauses (die Kollegen müssen das Essen in den Arbeitssälen einnehmen).

Landwirtschaft

Die Stimmung auf dem Lande zur Konferenz der Außenminister ist im Wesentlichen gegenüber den Vortagen unverändert. In gewissem Maße hat die Spannung auf Meldung über die erste Zusammenkunft der Außenminister zugenommen. Unter den werktätigen Bauern (Genossenschafts-, Klein- und Mittelbauern) werden teilweise die Vorbesprechungen der westlichen Außenminister verurteilt.28 Ein Mittelbauer aus Königswalde, [Kreis] Annaberg, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt: »Hoffentlich gelingt es der SU, die Friedenspolitik durchzusetzen. Die Separatbesprechungen der drei westlichen Außenminister zeigen, dass sie nicht ehrlich und offen an die Konferenz herangehen.«

Auf dem Lande ist die Diskussion über die Berliner Außenministerkonferenz nicht so stark wie in der Stadt. Unter den Mittelbauern, aber auch teilweise den Kleinbauern sind eine Reihe zweifelnder Stimmen.29 Bei den zweifelnden Stimmen spielen die Argumente von den »unüberbrückbaren« Gegensätzen zwischen der SU und den Westmächten sowie die bisherigen ergebnislosen Verhandlungen der Außenminister eine Rolle. Ein Mittelbauer aus Wilhelmsburg, [Kreis] Ueckermünde, [Bezirk] Neubrandenburg: »Ich glaube nicht an eine Einigung auf der Konferenz. Wieviel ähnliche Zusammenkünfte sind schon gewesen und ohne Erfolg.«30

Die Großbauern verhalten sich zum Teil abwartend, treten aber auch negativ und feindlich hervor. Auch unter einem Teil der Mittelbauern gibt es negative und feindliche Stimmen, insbesondere unter den früheren Umsiedlern.31 Bauer aus Zottelstedt, [Kreis] Apolda, [Bezirk] Erfurt: »Im ganzen Ort geht das Gerücht herum, dass das Jahr 1954 nicht das Jahr der großen Initiative,32 sondern das Jahr des Zusammenbruchs sei … die Entlassungen der Häftlinge sind nicht dank der SU erfolgt,33 sondern durch den Druck der Amerikaner.«

Eine Bäuerin aus Wüstenfelde,34 [Kreis] Teterow, [Bezirk] Neubrandenburg: »Ich denke, dass wir nach Beendigung der Konferenz wieder in die alte Heimat zurückkommen. Zurück konnten wir jetzt schon, aber Sklaven der Tschechen wollen wir nicht sein.«35

Ein Bauer aus Pinnow, [Kreis] Templin, [Bezirk] Neubrandenburg: »Es wird noch schlimmer kommen als der 17. Juni [1953]. Es ist schade, dass die Landbevölkerung am 17.6.[1953] nicht mitgemacht hat, dann wäre heute alles längst vergessen gewesen.«36

Stimmung der übrigen Bevölkerung

Viermächtekonferenz: Ein großer Teil, aus allen Schichten der Bevölkerung, erwartet von der Außenministerkonferenz der vier Großmächte entscheidende Schritte zur Herstellung der Einheit Deutschlands und Milderung der internationalen Spannungen. Im Vordergrund des Interesses steht das Ergebnis der ersten Zusammenkunft der vier Außenminister, welches mit einer gewissen Spannung erwartet wird. Eine Hausfrau aus Hermsdorf, [Bezirk] Gera: »Ich bin schon gespannt, was heute das Radio über die Viermächtekonferenz bringt. Hoffentlich werden sie sich einig, damit es nicht einen neuen Krieg gibt.«

Von fortschrittlichen Kräften werden immer wieder die ständigen Bemühungen der SU im Kampf um den Frieden und die Hilfe für das deutsche Volk hervorgehoben. Eine Hausfrau aus Calau, [Bezirk] Cottbus: »Das Zustandekommen der Viermächtekonferenz haben wir nur der SU zu verdanken, hoffen wir, dass die ständigen Bemühungen von Erfolg gekrönt sein mögen.«

Neben solchen positiven und hoffnungsvollen Stimmen gibt es eine nicht geringe Zahl von Meinungsäußerungen, die an einem positiven Ergebnis der Konferenz bzw. einer Einigung der vier Großmächte zweifeln. So sagte z. B. ein Ingenieur aus Warnemünde, [Stadt] Rostock: »Ich bin der Meinung, dass die vier Großmächte auch jetzt zu keinem positiven Ergebnis kommen. Das beste Beispiel hierfür sind die vorherigen Konferenzen, wo sich die Außenminister kaum über eine Tagesordnung einig wurden.«

Solche und ähnliche Äußerungen, wie z. B. die Gegensätze der beiden Lager sind zu groß, um sich einigen zu können, der Amerikaner hat kein Interesse am Frieden usw., werden aus allen Schichten der Bevölkerung bekannt. Auch von einem Teil fortschrittlich eingestellter Menschen werden solche Meinungen geäußert. Meist jedoch sind es kleinbürgerliche Kreise, Handwerker, Geschäftsleute, Intellektuelle usw. sowie Mitglieder bürgerlicher Parteien,37 besonders LDP und CDU. Letzteres kommt zum Teil sehr stark in der mangelhaften Mitarbeit der Blockparteien zum Ausdruck. In der CDU-Ortsgruppe Bad Lausick, [Bezirk] Leipzig, vertraten z. B. von 50 Mitgliedern 40 die Meinung: »Es hat keinen Zweck, Aufklärungsarbeit zu leisten, da sich die Konferenz dadurch nicht beeinflussen lässt.«

Nur in geringem Maße, meist von Wissenschaftlern und Intellektuellen, wird ein passives Verhalten zum Ausdruck gebracht. Versuche, mit Professoren der Karl-Marx-Universität Leipzig ins Gespräch zu kommen, wurden mit den Worten: »Wir sind keine Politiker, sondern Wissenschaftler« abgelehnt.

Neben einer Reihe negativer Diskussionen, besonders unter ehemaligen Umsiedlern und kirchlichen Kreisen, ist bezeichnend, dass im Zusammenhang mit der Viermächtekonferenz feindliche Elemente offener in Erscheinung treten.38 Aufgrund der unterschiedlichen Argumentation erscheint es notwendig, einige der wichtigsten Beispiele anzuführen.

Ehemalige Umsiedler unterhielten sich in einer Gaststätte in Suhl, wobei zum Ausdruck gebracht wurde, wenn sie nach der Konferenz nicht wieder in ihre ehemalige Heimat könnten und ein Krieg käme, sie wieder gegen die SU marschieren wollten.39

Ein Rentner aus Greiz, [Bezirk] Gera, äußerte zu einem Genossen, der mit anderen Personen in einer Gaststätte über die Viermächtekonferenz sprach: »Haltet doch die Fresse, Du kannst uns viel erzählen, Du musst ja so reden, weil Du glaubst, dir passiert etwas. Wir brauchen keine Viererkonferenz, freie Wahlen müssen wir haben, denn unsere Regierung ist ja doch nicht gewählt.«40

Ein ehemaliges Mitglied der NSDAP aus Rudolstadt, [Bezirk] Gera, äußerte zur Unterschriftensammlung: »Jetzt auf einmal wünscht der Russe, wohlgemerkt nicht die Deutschen, dass Deutsche an der Viererkonferenz teilnehmen. Der Russe hat uns alle Patente geraubt, wir lernen nicht vom Osten, sondern vom Westen … usw.«41

Ein Mitglied der LDP aus Schwerin: »Die Hetze, die vonseiten der DDR gegen Adenauer42 getrieben wird, ist ein Zeichen dafür, dass die DDR eine Verständigung der Deutschen untereinander durch diese Hetze hintertreiben will.«

Ein Pastor aus Neubrandenburg äußerte im Gottesdienst: »Möge die Viererkonferenz zum Gelingen führen, aber so, dass eine Regierung kommt, die religiös und gottgläubig ist.«43 Solche und ähnliche Beispiele werden aus allen kirchlichen Richtungen bekannt.

Aus den Bezirken Halle und Dresden wird berichtet, dass durch den Inventurausverkauf, besonders bei Hausfrauen, die Diskussion über die Viermächtekonferenz in den Hintergrund gedrängt wird. Allgemein herrscht darüber eine freudige Zustimmung.

Organisierte Feindtätigkeit

Flugblätter traten verstärkt in Groß-Berlin in Erscheinung (1 000 Flugblätter Fahrkarten).

Gefälschte Briefmarken im Werte von 0,12 DM mit der Parole: »Arbeite langsam« und mit der Beschriftung: »Undeutsche Undemokratische Republik« sind im Umlauf.

Außer den Bezirken Neubrandenburg, Suhl, Gera, Magdeburg und Schwerin sind in allen anderen Bezirken vereinzelte Flugblätter und auch Hetzschriften in Form von Postwurfsendungen festgestellt worden.

In Lodenau,44 [Kreis] Niesky, [Bezirk] Dresden, wurden gefälschte Lebensmittelabschnitte festgestellt.

In Hohenleipisch, [Kreis Bad] Liebenwerda, [Bezirk] Cottbus, wurden am 24.1.1954 30 Sowjetsoldaten von sechs bis zehn Personen angegriffen. Die mit Zaunlatten bewaffneten Personen verletzten einen Sowjetsoldaten schwer (Gehirnerschütterung).

Im Kreis Brandenburg, [Bezirk] Potsdam, wurde ein Angehöriger der KVP von zwei Jugendlichen niedergeschlagen.

Am 24.1.1954 gegen 11.00 Uhr wurde die Fernschreibleitung Halle/Magdeburg und Halle/Leipzig in der RBD Halle gestört. Die Untersuchungen ergaben, dass in den Kontakten der Fernschreibleitungen Halle/Leipzig Papier und Halle/Magdeburg ein Streichholz eingeklemmt war.

Vermutliche Feindtätigkeit

Um nach Berlin zu gelangen, werden von Reisenden in Erfurt, Weimar und Leipzig in verstärktem Maße Fahrkarten nach Eberswalde und Potsdam gelöst.45

Im RAW Kirchmöser klagten am 23.1.1954 ca. 800 Arbeiter über Durchfall und Darmkatarrh, wahrscheinlich ist diese Erkrankung auf das am Freitag, den 22.1.1954 verabreichte Essen zurückzuführen.

Brände: Am 23.1.1954 geriet eine Scheune der LPG Rohlsdorf, [Bezirk] Potsdam, in Brand. Die Ursache ist unbekannt.

Am 24.1.1954 geriet ein Schuppen der Molkereigenossenschaft Rathenow, [Bezirk] Potsdam, in Brand. Ursache noch unbekannt.

Einschätzung der Situation

Außer negativen Diskussionen über die Oder-Neiße-Grenze, welche verstärkt unter Umsiedlern festzustellen sind, sind keine wesentlichen Veränderungen in der Lage.

Anlage 1 vom 26.1.1954 zum Informationsdienst Nr. 2085

Anhang: Stimmen aus Westberlin

An einer Diskussion in Westberlin an der Pallasstraße Ecke Potsdamer Straße wurde von Erwerbslosen, die zum Teil dem Arbeiterstand angehörten, geäußert: »Hoffentlich bringt die Viererkonferenz Erleichterung für die Erwerbslosen. Wenn der Ami nicht die Erwerbslosigkeit mindern kann, spielt er die Arbeiterschaft in die Hände der Russen und Sowjets.«

Eine Person ca. 73 Jahre alt, aus Berlin-Schöneberg, Bahnmeister-Straße 1346 wohnhaft, erklärte: »Überall ist der Ami jetzt abgerutscht und versucht nun in Berlin sein Heil, um die Deutschen als Kanonenfutter für den EVG-Vertrag reif zu machen.47 – aber ohne uns.«

Anlage 2 vom 26. Januar 1954 zum Informationsdienst Nr. 2085

Nachtrag:

Im VEB Textilveredelungswerk Reichenbach und in der Dreherei des VEB Netzschkauer Maschinenfabrik, [Bezirk] Karl-Marx-Stadt, wurden die sogenannten Schweigeminuten durchgeführt. Allerdings kam dies dadurch zustande, dass die Parteisekretäre eine Anweisung der Kreisleitung der Partei falsch verstanden hatten. Die Anweisung lautete, dass die Schweigeminuten nicht durchgeführt werden. Im zuerst genannten Betrieb beteiligten sich 400 Arbeiter an der Arbeitsruhe,48 nachdem in einer Belegschaftsversammlung mit einem Kurzreferat auf die Bedeutung der Konferenz hingewiesen wurde. In dem anderen Betrieb beteiligten sich zehn Kollegen aus der Dreherei an der Arbeitsruhe.

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