Zur Beurteilung der Situation
19. März 1954
Informationsdienst Nr. 2158 zur Beurteilung der Situation
Die Lage in Industrie, Verkehr, Handel und Landwirtschaft
Industrie und Verkehr
Betriebliche Fragen stehen weiterhin im Mittelpunkt der Diskussionen. Die Stimmen, die über die beabsichtigte Einführung der Wehrpflicht sprechen,1 nahmen ab. Die Mehrzahl dieser Menschen lehnen das Wehrgesetz in Westdeutschland ab, da dieses ein weiterer Schritt zu einem neuen Kriege ist. Ein Angestellter von dem Eisenhüttenkombinat »J. W. Stalin«: »Hier in der DDR haben wir uns unsere Regierung selbst geschaffen und deren Politik machen wir alle. In Westdeutschland wird mit den Arbeitern Politik gemacht, um einen neuen Krieg anzuzetteln. Ich kenne nur das Ziel, den Frieden, und dafür kämpfe ich. Deshalb bin ich auch gegen das Wehrgesetz.«
Verschiedentlich wird von Werktätigen geäußert, dass in Kürze die DDR ebenfalls die Wehrpflicht einführen wird. Dabei bringt man teilweise zum Ausdruck, dass man erst dann zur Volkspolizei gehen will, wenn es Pflicht wird.2 Vereinzelt sieht man einen Krieg für unabwendbar. Ein Arbeiter von dem VEB Feinprüf in Schmalkalden, [Bezirk] Suhl: »Ich habe kein Interesse, in die Polizei einzutreten. Vielleicht später einmal, wenn es Pflicht wird.«
Ein Kesselschmied von der Peene-Werft Wolgast, [Bezirk] Rostock: »Mit der Durchführung des Wehrgesetzes in Westdeutschland ist auch die Zeit nicht mehr fern, wo es zu einem neuen Kriege kommt. Die Partei versteht es noch nicht richtig, die Menschen in Westdeutschland von dem Friedenswillen unserer Regierung zu überzeugen. Ich denke, dies kann nur durch eine neue HO-Preissenkung erfolgen.«
Ein Teil der Werktätigen, besonders die Angestellten und die Intelligenz, verhalten sich abwartend und gleichgültig, gegenüber politischen Problemen.
Ein kleinerer Teil der Werktätigen spricht sich in negativer und feindlicher Form gegen die SU und die DDR aus. Dabei macht sich besonders der Einfluss der westlichen Propaganda bemerkbar. Besonders richten sich die Argumente gegen die Volkspolizei. Ein Weber von dem VEB TEWA in Bausa,3 [Bezirk] Gera: »Für mich kommt die Volkspolizei nicht infrage, auch wenn ich gezwungen werde. Dann haue ich höchstens ab. Im Falle einer Auseinandersetzung zwischen West und Ost wird doch der Ami der Stärkere sein, denn er hat alle hinter sich.«
Jugendliche des VEB Greizer Kammgarnspinnerei,4 Werk II, [Bezirk] Gera, äußerten, dass sie lieber in ihrem Beruf bleiben wollen, als zu der VP zu gehen, da sie in dieser Beziehung freie Menschen sind.
Zu Ehren des IV. Parteitages5 wurden von einem Teil der Arbeiter Kollektiv- und Einzelverpflichtungen übernommen. Ein größerer Teil aller Schichten der Werktätigen erhofft von dem IV. Parteitag Vorschläge zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Besonders erwartet man eine Preissenkung und die Abschaffung der Lebensmittelkarten.
Die Belegschaft des VEB Schlepperwerkes Nordhausen, [Bezirk] Erfurt, Abteilung Härterei, verpflichtete sich, den Produktionsplan allseitig mit 200 Prozent zu erfüllen. Die Belegschaft des VEB Glaswerk Kostebrau,6 [Bezirk] Cottbus, verpflichtete sich, 100 Tonnen Industrieglas über den Plan herzustellen.
Negative Elemente versuchen, Gerüchte über eine Preissenkung und Abschaffung der Lebensmittelkarten zu verbreiten. So wurde von Geschäftsleuten in Karl-Marx-Stadt beim Einkauf gesagt, dass sie das gutgeschriebene Fleisch kaufen sollen, denn wenn die Marken in Wegfall kämen, würde das Fleisch teurer. Ein Arbeiter von dem VEB Kranbau Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt: »Gegenwärtig spricht man viel davon, dass die Lebensmittelkarten am 1. Mai 1954 aufgehoben werden und die HO-Preise gesenkt werden. Mit der Fettversorgung sieht es aber dann mies aus, denn die Bessergestellten kaufen uns alles weg und wir können uns die verteuerten Waren dann nicht leisten.«
Produktionsschwierigkeiten wurden aus einigen Betrieben bekannt. Ursachen sind Materialmangel und Absatzschwierigkeiten. Dadurch wurde verschiedentlich die Erfüllung der Pläne gefährdet, und bei den Arbeitern entstand teilweise ein Verdienstausfall, welcher sich negativ auf die Stimmung auswirkte.
Materialmangel besteht in dem VEB Waggonbau Bautzen, [Bezirk] Dresden, im VEB Öl- und Fettwerke Magdeburg, in der Leipziger Wollkämmerei und im VEB MIFA in Sangerhausen, [Bezirk] Halle (hier fehlen für 3 231 Sporträder die Sättel).
Absatzschwierigkeiten: bestehen im VEB Falkenpflug7 (Schokoladenfabrik) in Döbeln, [Bezirk] Leipzig. Wenn keine Änderung eintritt, müssen ca. 1/3 der Belegschaft (100 Beschäftigte) entlassen werden.
Unzufriedenheit wurde bei Arbeitern aus verschiedenen Betrieben bekannt. Ursachen sind Unstimmigkeiten in Lohn- und Normenfragen, bei Prämien und über die Zuteilung der Ferienplätze des FDGB.
Im VEB Böhlen,8 [Kreis] Borna, diskutieren besonders die Meister in negativer Form über die Erhöhung der Löhne in den Gruppen sechs bis acht. Negative Diskussionen zur Lohnfrage treten ebenfalls unter den Meistern des »Ernst-Thälmann«-Werkes (Kraftwerk) in Leipzig auf.
Unzufriedenheit besteht bei Lohneinstufungen unter den Arbeitern des Bahnhofes Kraftsdorf, [Kreis] Gera. Acht Arbeiter wollen die Arbeitsverhältnisse lösen, wenn sich das Lohnsystem bei der Reichsbahn nicht ändern sollte.
In der Normenfrage werden im VEB Werk Königsee,9 [Bezirk] Gera, und im VEB Kreisbaubetrieb Schleiz, [Bezirk] Gera, negative Diskussionen geführt. Ein Arbeiter des ersteren Betriebes äußerte: »Wenn wir in der Bearbeitung der Normen so an die Dinge herangehen, wie es augenblicklich gemacht wird, ohne mit den Kollegen an den Maschinen zu sprechen, dann braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn es wieder einen 17. Juni gibt.«
Unter Arbeitern der Elbe-Werft Boizenburg, [Bezirk] Schwerin, kam es zu negativen Diskussionen über die letzte Prämienzahlung, bei welcher der Werftleiter 3 230 DM und der Hauptbuchhalter 1 546 DM erhielt. Dazu äußerte ein Arbeiter aus der Schweißerei: »Die Kollegen müssten noch 5,00 DM von ihrem Lohn abgeben, damit der Werftleiter 4 000 DM voll hat.« Arbeiter der Schmiede äußerten, »dass sie nicht verstehen könnten, dass Angestellte so hohe Prämien erhalten, trotzdem der Plan für das 1. Quartal wegen Materialschwierigkeiten nur zu 36 Prozent erfüllt werden konnte«.
Im VEB Textima – Leisnig, [Bezirk] Leipzig, herrscht unter den Arbeitern eine schlechte Stimmung über die hohen Prämien an Angestellte des Betriebes. Ein Maschinenschlosser sagte: »Ich bin damit nicht einverstanden, dass Angestellte so hohe Prämien erhalten. Die Arbeiter sind ebenfalls an der Planerfüllung beteiligt. Warum hat die Regierung immer noch nicht eingesehen, dass diese Methode falsch ist.«
Im Braunkohlenwerk »Franz Mehring« [Brieske], [Bezirk] Cottbus, sind die Kollegen der Abteilung Abraum verärgert, dass sie nur sechs Ferienplätze von dem FDGB erhielten, obwohl bereits jetzt schon 68 Anträge für Ferienplätze vorliegen.
Am 15.4.1954 wollten die Arbeiter des VEB Schiffs-Elektrik in Marienehe, [Stadt] Rostock, ihre Arbeit nicht aufnehmen, da die Arbeitsräume nicht geheizt waren. Ein Arbeiter, der vor Kurzem aus Westdeutschland gekommen war, klärte sie über ihre Haltung auf und man nahm die Arbeit sofort wieder auf.
Gegen die Aufstellung von Kampfgruppen10 spricht sich ein Teil der Arbeiter des Eisenhütten-Kombinates »J. W. Stalin« aus. Ein Meister der Wärmehalle erklärte: »Wozu sollen wir noch einmal Schießprügel in die Hand nehmen. Die Agitations-Menschen halten uns von der Arbeit ab und stehlen dem lieben Gott den Tag. Wir werden doch nicht auf Deutsche schießen.«
Über die 17. Tagung des ZK11 sprach man auf einer Tagung der Bezirksverwaltungen der MTS in Magdeburg. Dabei erklärten sich Ing[enieure] aus Maschinenbaubetrieben bereit, in die MTS zu gehen. Jedoch zeigte sich eine Schwierigkeit in der Frage des Gehaltes, da sie jetzt ca. 1 000 bis 2 000 DM erhalten, während sie dann nur 500 DM bekommen.
Handel und Versorgung
Aus verschiedenen Kreisen werden immer wieder Mängel in der Versorgung mit Textilien und Gebrauchsgütern gemeldet, die teilweise auf schlechte Warenstreuung zurückzuführen sind. In den Kreisen Saalfeld, Schleiz, Zeulenroda, [Bezirk] Gera, im Kreis Zeitz, [Bezirk] Halle/Saale, im Wismutgebiet12 sowie im Bezirk Magdeburg mangelt es an einem ausreichenden Sortiment an Textilien. Es fehlen besonders Herren-Sport- und -Oberhemden sowie Bett- und Tischwäsche. In den Kreisen Löbau und Sebnitz, [Bezirk] Dresden, fehlen Zink- und Emaille-Eimer sowie andere Gebrauchsgüter.
Im Bezirk Schwerin ist die Fleischversorgung (Frischfleisch und Fleischwaren) der HO für den Monat März 1954 sehr schlecht. Es fehlen ca. 80 Tonnen Fleisch. Beim Kreis-Konsum Lobenstein, [Bezirk] Gera, bestehen Übermengen an Schweineschmalz, für die geeignete Lagerräume fehlen. Rücksprachen bei dem Rat des Bezirkes waren bisher erfolglos.
Landwirtschaft
Unter der Landbevölkerung wird vorwiegend über die Frühjahresbestellung gesprochen. Verschiedentlich wird über Mangel an Saatgut und Düngemitteln geklagt. Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Saatkartoffeln bestehen in den Gemeinden Roßdorf und Breitungen, [Bezirk] Suhl. Des Weiteren fehlen in den LPG des Kreises Kyritz, [Bezirk] Potsdam, noch 1 750 dz Saatkartoffeln.13 Im gleichen Kreis ist die Zuteilung von Kunstdünger unzureichend. Aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt wird berichtet, dass in einzelnen Kreisen ein Mangel an Sommer-Saatgut besteht sowie an Futtermitteln.
In der LPG Klieken, [Bezirk] Halle, fehlen für ca. 200 Schafe schon längere Zeit ausreichende Futtermittel. Aus diesem Grunde sind schon einige Schafe und 22 Lämmer verendet. Im Kreis Sternberg, [Bezirk] Schwerin, fehlt es bei einigen MTS an Ersatzteilen (Scheibenecken, Raupenersatzteile und Lager für Scheiben). In der MTS Wolferstedt, [Bezirk] Halle, wird ebenfalls über Ersatzteilmangel geklagt.
In der Gemeinde Käselow, [Bezirk] Schwerin, gibt das unmoralische Verhalten des Parteisekretärs der LPG den Bauern Veranlassung, nicht der LPG beizutreten. Dazu äußerte der LPG-Vorsitzende: »Wir haben nur vier Mitglieder und können schon 18 bis 20 haben. Aber wenn die Bauern schon seinen Namen hören, ist es aus.«
Über politische Fragen wurden nur vereinzelte, negative Stimmen bekannt, die nachfolgend berichtet werden:
In der Gemeinde Zürchel, [Bezirk] Cottbus, kam es in einer Versammlung zu einzelnen, negativen Diskussionen über das Wehrgesetz. Ein Jugendlicher (CDU) sagte: »Wieso ist die Einführung der Wehrpflicht in Westdeutschland gefährlich? Dadurch wird wenigstens die Arbeitslosigkeit beseitigt. Ich glaube dem RIAS mehr als unseren Sendern.« Auf der gleichen Versammlung äußerte ein anderer Jugendlicher: »Die CDU wird bei uns in den Dreck getreten, alles schreit SED. Sie wird vom Staat finanziert, aber die CDU hat viel mehr Mitglieder.«
Auf einer Versammlung in Strasburg, [Bezirk] Neubrandenburg, sagte ein Bauer: »Sie sollten nicht so viel von Politik sprechen, sondern uns lieber Futter für unser Vieh geben, denn die Milch kommt nicht aus den Hörnern.«
Über die Wühlarbeit der Großbauern wurde Folgendes bekannt: In der Gemeinde Breitenfeld, [Bezirk] Potsdam, versucht ein Großbauer, der wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt inhaftiert war, einige Bauern von der Bildung einer LPG abzuhalten. In der Gemeinde Loburg, [Bezirk] Magdeburg, hetzen vereinzelt großbäuerliche Elemente gegen die LPG. Ein Großbauer äußerte: »Ich war lange genug in sowjetischer Gefangenschaft und kenne die Methoden der Kolchosen. Dort gibt es nur Armut und das will man bei uns auch haben. Dadurch würgt man die Bauern durch das hohe Soll ab.«
Bevölkerung
Von der übrigen Bevölkerung wird weiterhin meist über persönliche und wirtschaftliche Belange gesprochen. Eine Hausfrau aus Meyenburg, [Bezirk] Potsdam: »Vier Jahre arbeitet mein Mann in der Neptun-Werft in Rostock. Vom Betrieb wurde bisher keine Sorge dafür getragen, dass die Familien eine Wohnung erhalten. Wie mein Mann sagt, werden erst die Fußballer in die Neubauten untergebracht.«
In diesem Zusammenhang richtet sich das Interesse, besonders der Hausfrauen, auf den bevorstehenden IV. Parteitag. Hier machen sich stärkere Diskussionen bemerkbar, wonach man eine Verbesserung der Lebenslage, Preissenkung bzw. Abschaffung der Lebensmittelkarten erwartet. Verschiedentlich wird der Wunsch ausgesprochen, dass eine Angleichung an die HO-Preise erfolgt, wenn die Lebensmittelkarten wegfallen. Vereinzelt wird dieses auch als Gerücht verbreitet. So wird z. B. aus Karl-Marx-Stadt berichtet, dass teilweise stärker über eine zu erwartende Preissenkung bzw. Wegfall der Lebensmittelkarten diskutiert wird. Nur vereinzelt wird über die Einführung der Wehrpflicht in Westdeutschland diskutiert. Die uns bekannt gewordenen Stimmen sind meist positiv. Ein Waldarbeiter aus Neuhaus, [Bezirk] Suhl, sagte: »Die Politik und die Methoden Adenauers14 sind die gleichen, wie es im Faschismus war. Genauso hat Hitler angefangen und seine Knechte helfen ihm dabei.«
Nur ganz vereinzelt wurden uns heute negative Meinungsäußerungen berichtet. Eine Hausfrau aus Eberswalde, [Bezirk] Frankfurt: »Bei uns soll es besser werden? Gibt es dann noch Stromsperren? Ich bin ja neugierig, wann sie die jungen Leute bei uns zum Militär einziehen werden. Die Russen machen nun langsam auch Familienpolitik, immer mehr Frauen von ihnen laufen hier herum.«
Wie aus Magdeburg berichtet wird, zeigt die Kirche besondere Aktivität. Es werden laufend Vorträge und Bibelstunden durchgeführt. Diese waren stark besucht. Der Pfarrer aus Parchen, [Bezirk] Magdeburg, gab Adressen von Leuten, die nicht zur Kirche gehen, an einen Pfarrer aus einer anderen Gemeinde, dieser suchte die Leute auf und sagte: »Man soll sich nicht von den Satans leiten lassen. … Ein Lehrer hielt die Kinder von der Kirche ab und war am nächsten Tage tot.« Am 14.3.1954 wurden während des Kinder-Gottesdienstes Süßwaren verteilt.
Organisierte Feindtätigkeit
Hetzschriften des SPD-Ostbüros:15 Potsdam 20 000. Inhalt: Freie Wahlen, Hetze gegen die Regierung und die SED.
Hetzschriften der NTS:16 Berlin 6 000, Gera 1 000, Cottbus 1 700, Magdeburg 800, Dresden 350, Potsdam 300, Frankfurt/Oder 220. Inhalt: Hetze gegen die SU, Aufforderung zum Desertieren.
Hetzschriften der KgU:17 Cottbus 4 000, Potsdam 2 400 (alte), Frankfurt/Oder 30. Inhalt: Hetze gegen die DDR, Mitglieder der Regierung, freie Wahlen.
In Berlin wurden 8 000 Flugblätter mit folgendem Inhalt gefunden »1. Mai, Feiertag der freien Völker, Kampf gegen die bolschewistische Unterdrückung« (in Schmetterlingsform).18
Im Bezirk Magdeburg wurden 8 000 Flugblätter der SPD, NTS, KgU und West-CDU gefunden. Inhalt wie oben.
Die oben aufgeführten Flugblätter wurden mit Ballons eingeschleust und meist gebündelt aufgefunden.
Ferner wurden am 16.3.1954 auf dem S-Bahnhof Schönhauer Allee im Feuerlöschkasten eines S-Bahnzuges 10 000 Flugblätter der NTS sichergestellt. Im Bezirk Gera wurden einige selbstgefertigte Hetzschriften sichergestellt. Inhalt: Hetze gegen die SED.
Folgende Postsendungen wurden sichergestellt: Potsdam 5 von dem UfJ19 (Warnlisten), Halle/Saale Einschreibebriefe an alle Bahnhöfe der RBD Halle/Saale (die Widerstandsgruppe Sachsen-Anhalt warnt), Dresden 2 von dem UfJ (Hetze gegen das SfS), Karl-Marx-Stadt 2 Hetzschriften gegen die Regierung und die SED, Neubrandenburg 4 Hetzbriefe (Inhalt: »der Tag«20).
Im Bezirk Neubrandenburg wurde festgestellt, dass in mehreren Konfektschachteln aus dem VEB Görlitz, Süßwarenfabrik, alte Bilder mit Reichsflagge (von 1871) Adler und eisernem Kreuz sowie dem Spruch »Gott mit uns« waren.
Im Bezirk Neubrandenburg wurden an die FDJ-Bezirksleitung, FDJ-Kreisleitungen und Grundorganisationen gefälschte Einladungen zur Vorbereitungsbesprechung für das II. Deutschlandtreffen verschickt,21 wozu Delegierte am 20.3.1954 in Berlin teilnehmen sollen. Die gleichen Einladungen erhielten die FDJ-Grundeinheiten des Kreises Gadebusch, [Bezirk] Schwerin.
Am 17.3.1954 wurde im Hauptgebäude des Fischkombinates Rostock die Friedensecke22 von unbekannten Tätern demoliert.
Am 18.3.1954 wurde an die Haustür eines Genossen in Walddorf, [Bezirk] Dresden, folgende Hetzparole angeschmiert: »Tod den Kommunisten«.
Am 17.3.1954 wurden in einem Eilzug auf dem Bahnhof Rostock acht Hetzlosungen (Hetze gegen die SU und den Genossen Molotow)23 festgestellt.
In der Nacht vom 16.3. zum 17.3.1954 wurde in das Wasserpumpwerk des Segelflug-Stützpunktes der GST Bienstädt, [Kreis] Erfurt, ein Holzklotz geworfen und die Apparatur beschädigt.
Am 18.3.1954 wurde in Quedlinburg, [Bezirk] Halle, versucht, die Volkspolizei zu provozieren. Als eine Prostituierte, gegen die eine öffentliche Verhandlung stattfand, weil sie sowjetische Soldaten infizierte, mit Handfesseln abgeführt wurde, befanden sich auf dem Vorplatz des Kreisgerichtes ca. 300 Personen. Einige, besonders Jugendliche, riefen: »So geht man mit deutschen Frauen um.«
Vermutlich organisierte Feindtätigkeit
Am 16.3.1954 fiel die Exzenter-Presse24 im VEB Schmuckwaren-Fabrik Görlitz, [Bezirk] Dresden, aus, da an der Strselstange25 ein ca. 20 cm langer Riss war. Die Reparatur dauert ca. acht Wochen, der Schaden beträgt ca. 30 000 DM.
Im VEB Schokoladenfabrik Naumburg, [Bezirk] Halle, brach ein Brand aus. Ursache und Täter unbekannt, Schaden ca. 5 000 DM.