Kohleversorgung
26. Juli 1956
Information Nr. 94/56 – Betrifft: Kohleversorgung
In den Bezirken Rostock, Potsdam, Magdeburg, Frankfurt/O., Halle, Cottbus, Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Gera und Suhl gibt es Schwierigkeiten bei der Kohleversorgung.
Einmal klagen die Kohlenhändler darüber, dass die Bevölkerung ihre Kohlen nur schleppend abholt, sodass auf den Kohleplätzen sehr viel Kohle lagert und der Witterung ausgesetzt ist. Zum Teil verfällt die Kohle dann und kann deshalb nur noch als Industriekohle verwendet werden. Zum anderen gibt es unter der Bevölkerung Verärgerung über die HO-Kohle und die zum Teil schlechte Qualität der Kohle. Z. B. wird im Kreis Schmalkalden, [Bezirk] Suhl, von der Bevölkerung erklärt, dass es untragbar sei, qualitätsgeminderte Kohle als HO-Kohle für 7,14 DM pro 50 kg zu verkaufen.
Als wichtigstes Problem kann gegenwärtig aber die Versorgung mit Siebkohle angesehen werden. Die Bevölkerung ist mit der geringen Menge auf Kohlenkarten nicht einverstanden und steht auf dem Standpunkt, dass man Siebkohle frei und in genügendem Maße zur Verfügung stellen müsste. Im Kreisgebiet Delitzsch, [Bezirk] Leipzig, können nach der Höhe des Kontingentes den Haushalten statt 25 Zentner nur 15 Zentner geliefert werden. Da diese Maßnahme erst später bekannt wurde, haben die Kohlenhändler verschiedene Haushalte schon mit 25 Zentnern Siebkohle beliefert, sodass die Gefahr besteht, wenn die Kontingente nicht erhöht werden, dass etliche Haushalte nichts mehr bekommen.
Im Kreis Gardelegen, [Bezirk] Magdeburg, sind die Bauern ungehalten, weil die Haushalte nur mit 15 Zentnern Braunkohle beliefert werden. Ähnliche Diskussionen werden auch noch aus dem Bezirk Gera bekannt. Unter der Bevölkerung in Frankfurt/O. kommt es zu heftigen Diskussionen wegen der schlechten Qualität der Rohbraunkohle, die vom VEB »John Scheer« in Laubusch geliefert wird und auf Kohlenkarten abgegeben wird. Zum Teil ist die Kohle mit Abraum vermischt.