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RIAS-Sendung »Jugend spricht zur Jugend« vom 27. Juni

4. Juli 1956
Information Nr. 55/56 [– Betrifft: RIAS-Sendung »Jugend spricht zur Jugend«]

In der Sendung »Jugend spricht zur Jugend«1 vom 27.6.1956 fordert RIAS die Jugendlichen in der DDR auf, »die Verwirrung in der FDJ, das Hüh und Hott der Diskussionen, das Fehlen von Richtlinien des Zentralrates und das Gegeneinander der Funktionäre« auszunutzen, um neue Interessengemeinschaften zu gründen. »Jetzt ist es an der Zeit überall da, wo man bisher noch dem Druck der Funktionäre ausgeliefert war, Briefmarkenzirkel, Fotogruppen, Literatur- und Musikgemeinschaften zu gründen. Die (FDJ-)Leitungen sind viel zu beschäftigt, um etwas dagegen unternehmen zu können.«2

  1. Zum nächsten Dokument Staatspolitische Schulung im Ministerium für Post- und Fernmeldewesen

    4. Juli 1956
    Information Nr. 56/56 [– Betrifft: Staatspolitische Schulung der Techniker und Ingenieure des Ministeriums für Post- und Fernemeldewesen]
  2. Zum vorherigen Dokument Arbeitsniederlegungen (4)

    4. Juli 1956
    Information Nr. 54/56 – Betrifft: Arbeitsniederlegung

  1. Die Sendung »Jugend spricht zur Jugend« war eine tägliche Sendung des RIAS, die sich an Jugendliche in der DDR richtete. Sie wurde seit 1951 jeweils am frühen Morgen gesendet.

  2. Am 24.1.1956 hatte das Politbüro der SED das Reformkonzept »An euch alle, die ihr jung seid« beschlossen. Die Jugend sollte durch die formelle Abkehr vom ideologisch-doktrinären Erziehungsanspruch der SED und eine Hinwendung zu freizeitorientierten Angeboten für die FDJ gewonnen werden. Die neu geschaffenen Interessengemeinschaften, Zirkel und Themenabende suggerierten eine größere Dialogbereitschaft und die FDJ-Kreisleitungen verloren zunehmend die Kontrolle über die Diskussionen, in denen offen Kritik an Ulbricht, der Wirtschaftslage, dem fehlenden Zugang zu westlichen Medien sowie an Westreisebeschränkungen artikuliert wurde. Vgl. dazu Skyba, Peter: Vom Hoffnungsträger zum Sicherheitsrisiko. Jugend in der DDR und Jugendpolitik der SED 1949–1961. Köln, Weimar, Wien 2000, S. 323–383.