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Vier Bahnbetriebsunfälle

28. September 1964
Einzelinformation Nr. 821/64 über vier Bahnbetriebsunfälle am 26. September 1964

Am 26.9.1964, gegen 21.40 Uhr, wurde der aus Stralsund nach Berlin-Lichtenberg fahrende D 14 an der Blockstelle Wartenberg (Berlin) durch Signal zum Halten gebracht, weil der vorliegende Blockabschnitt durch einen Güterzug besetzt war. Gegen 21.45 Uhr näherte sich der von Wismar nach Berlin-Ostbahnhof fahrende D 61 der Abzweigstelle Ako. Der Fahrdienstleiter [Name 1] gab mittels Ersatzsignal die Strecke frei, sodass der D 61 in den durch den D 14 noch besetzten Blockabschnitt einfuhr. Gegen 21.49 Uhr fuhr der D 61 auf den vor dem Blocksignal der Blockstelle Wartenberg stehenden D 14 auf, wodurch der am Schluss des D 14 laufende Packwagen zertrümmert und der vor diesem laufende Reisezugwagen an der Stirnseite eingedrückt wurde und entgleiste. Die Vorspannlok des D 61 sowie der Oberbau wurden ebenfalls schwer beschädigt. Beim Unfall wurden 15 Personen verletzt, davon zwei schwer, wovon der Ladeschaffner des Packwagens verstarb.

In der Untersuchung der Ursachen wurde bisher Folgendes festgestellt: Der Fahrdienstleiter der Abzweigstelle Ako [Name 1] hatte den D 61 nur durch Sammelruf vorgemeldet. Er hat von der Blockstelle Wartenberg keine Rückblockung für den D 14 und damit keine Rückmeldung über den Streckenabschnitt erhalten. [Name 1] hat es auch unterlassen, der Blockstelle Wartenberg den D 61 anzubieten. Da der Streckenabschnitt durch den D 14 noch besetzt war, war auch die mechanische Bedienung des Signals nicht möglich. Ohne jedoch näher die Ursachen zu erforschen, gab [Name 1] mittels Ersatzsignal dem Lokführer des D 61 die Einfahrt in den besetzten Streckenabschnitt frei. Das Lokpersonal des D 61 nahm erst das in Warnstellung stehende Vorsignal der Blockstelle Wartenberg wahr und verminderte die Geschwindigkeit des Zuges. Obwohl bei Erkennen der Schlusssignale des D 14 sofort die Schnellbremsung erfolgte, konnte die Auffahrt nicht mehr verhindert werden. Die Untersuchungen werden weitergeführt.

Am 26.9.1964, gegen 16.15 Uhr, lief auf dem Betriebsbahnhof Berlin-Schöneweide eine mit einem Bremser besetzte Wagengruppe auf eine andere Wagengruppe auf. Beim Aufprall wurde ein Kesselwagen stark beschädigt, wodurch 12 000 Liter Salzsäure auf das Bahngelände ausliefen. Überprüfungen durch das Amt für Wasserwirtschaft ergaben, dass keine Gefährdung für die Wasserversorgung besteht. Nach Aussagen des als Bremser eingesetzten Eisenbahners soll die Bremse nicht genügend abgebremst haben. Eine Kontrolle der Bremsen ergab jedoch, dass diese einwandfrei funktionierten und der Unfall auf das alleinige Verschulden des Eisenbahners zurückzuführen ist. Die Untersuchungen werden weitergeführt.

Am 26.9.1964, gegen 22.07 Uhr, fuhr aus dem Gleis 7 des Güterbahnhofes Halle der Güterzug DG 6896 aus, wobei der aus Gleis 6 kommende Kesselwagen 542150 dem DG 6896 in die Flanke fuhr und einen mit Schrott beladenen Güterwagen mit beiden Achsen zur Entgleisung brachte. Der Kesselwagen hatte Chlor geladen und war für das Leuna-Werk 1 bestimmt. Bei der Flankenfahrt stürzte der Kesselwagen um, ohne dass der Wagen beschädigt wurde. Bei den Aufgleisungsarbeiten am 27.9.1964, gegen 7.00 Uhr, stürzte der Wagen erneut um, wobei ein Ventil beschädigt wurde und Chlor ausfließen konnte. Die Auslaufstelle wurde jedoch sofort abgedichtet, sodass keine größere Gefahr bestand. Gegen 11.10 Uhr waren die Aufgleisungsarbeiten beendet und die Gleise konnten freigegeben werden. Als Ursache wurde Folgendes festgestellt: Der Kesselwagen gehörte zu einer Gruppe von vier Kesselwagen, die beim Auslaufen des DG 7768 aus dem Güterbahnhof Halle um 21.52 Uhr auf dem Gleis 6 stehenblieben, weil sie nach Fertigstellung des Zuges verspätet abgelaufen waren. Gegen 22.05 Uhr gab der Rangiermeister des Güterbahnhofes Halle, [Name 2], dem Führer der Rangierlok den Auftrag, die im Gleis 6 stehenden vier Kesselwagen zusammenzudrücken. Der Rangierer [Name 3] hatte jedoch versäumt im Gleis 6 Absicherungshemmschuhe auszulegen, sodass der Kesselwagen 542150 durch den Rangierstoß aus dem Gleis 6 dem im Gleis 7 ausfahrenden DG 6896 in die Flanke fuhr. Die Untersuchungen dauern noch an.

Am 26.9.1964, 20.39 Uhr, entgleisten bei der Einfahrt des DG 7586 in den Bahnhof Zeitz eine Lokomotive mit Tender und sechs Güterwagen, die mit Kohle und Anthrazit beladen waren. Der Unfall ereignete sich in Höhe des Stellwerkes Zn (Zeitz), wodurch der Personenverkehr auf der Strecke Leipzig – Zeitz bis gegen 23.00 Uhr gesperrt war. Der Schaden beträgt ca. 65 000 MDN, davon am Wagenpark 50 000 MDN und am Oberbau 15 000 MDN. Als Ursache wurde Folgendes ermittelt: Von der ersten Tenderachse der Lok hatte sich der Sprengring und dadurch teilweise der Radkranz gelöst. Der gelöste Radkranz brachte im Herzstück der Weiche I die Tenderachse zur Entgleisung, woraufhin die Lok und die nachfolgenden Wagen entgleisten.

  1. Zum nächsten Dokument Schwerer Unfall im VEB Maxhütte

    30. September 1964
    Einzelinformation Nr. 829/64 über einen schweren Unfall im VEB Maxhütte Unterwellenborn, [Kreis] Saalfeld, Bezirk Gera, am 29. September 1964

  2. Zum vorherigen Dokument Fahnenflucht eines NVA-Offiziers

    26. September 1964
    Einzelinformation Nr. 814/64 über die Fahnenflucht des Leutnants [Name 1, Vorname] vom Ausbildungsbataillon des Grenzregiments Wittenburg am 18. September 1964 nach Westdeutschland