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Über den Schriftsteller Peter Huchel

30. März 1968
Einzelinformation Nr. 356/68 über den Schriftsteller Huchel, Peter

Dem MfS ist über Huchel, Peter,1 geboren am 3.4.1903 in Berlin, wohnhaft Potsdam-Wilhelmshorst, Hubertusweg 43/45,2 von 19583 bis 1962 Chefredakteur der Zeitschrift »Sinn und Form«, jetzt freischaffender Schriftsteller, Folgendes bekannt: Während seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Zeitschrift »Sinn und Form« der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin missbrauchte Huchel seine Funktion für eine ideologische Zersetzungstätigkeit unter Kulturschaffenden der DDR.

Bis 1956 hatte Huchel enge Beziehungen zu Prof. Bloch,4 Wolfgang Harich5 und Alfred Kantorowicz6.7 Von deren negativen und feindlichen Auffassungen beeinflusst, entwickelte er die Zeitschrift zu einer »Nurfachzeitschrift«, die seiner Meinung nach im Interesse eines hohen Niveaus auf jede Parteilichkeit und politische Zielsetzung für den Sozialismus verzichten müsse.

Aufgrund dieses Verhaltens und seiner zersetzenden Handlungsweise wurde er 1962 von seiner Funktion als Chefredakteur entbunden und aus der Partei der Arbeiterklasse ausgeschlossen.8

Huchel betätigte sich nachdem als Schriftsteller und trat vorwiegend mit zur Kulturpolitik der DDR negativ und feindlich eingestellten Personenkreisen in Verbindung. Er solidarisierte sich mit diesen Personen und nimmt gegenwärtig eine negative Haltung zu den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR ein.

So unterhält er u. a. einen freundschaftlichen Kontakt zu dem feindlich eingestellten Liedermacher Wolf Biermann.9 Als Biermann aufgrund der an ihm auf dem 11. Plenum des ZK der SED10 geübten Kritik für einige Zeit »untertauchte«, gewährte ihm Huchel zeitweilig in seinem Hause Unterschlupf.11 In der Folgezeit besuchte er wiederholt Biermann in der Wohnung der Schauspielerin Eva-Maria Hagen,12 um sich dort dessen feindliche Hetztiraden, Lieder und Gedichte anzuhören. Bezeichnend für die Einstellung des Huchel ist, dass er z. B. das von Biermann vorgetragene Lied »Worauf warten wir noch«,13 welches eine direkte Aufforderung zur Beseitigung der alten Genossen aus der Partei- und Staatsführung zum Inhalt hat, als eine Perle der Dichtung lobte. Bei einem weiteren Besuch Huchels am 20.4.1966 trug Biermann seine feindlichen Lieder »Du, lass Dich nicht verhärten«,14 »Ein deutscher Kommunist«15 und »Deutschland – ein Wintermärchen«16 vor. In den während dieses Zusammenseins geführten Gesprächen unterstützte Huchel die feindlichen Ansichten des Biermann über die Politik der Partei- und Staatsführung der DDR.

Im Jahre 1967 hat Huchel mehrmals Biermann und Eva-Maria Hagen sowie weitere negativ eingestellte Schriftsteller zu Diskussionen über die kulturpolitische Lage in der DDR in seine Wohnung eingeladen.

Zu dem ehemaligen Mitarbeiter der Zeitschrift »Sinn und Form«, Dr. Bunge, Hans-Joachim,17 der 1966 wegen seiner negativen Einstellung entlassen wurde, unterhält Huchel losen Kontakt.

Nach Westdeutschland und Westberlin unterhält Huchel ebenfalls Verbindungen. So bestehen freundschaftliche Kontakte zu dem Leiter der Gruppe 47,18 Richter, Hans Werner,19 und zu dem Verleger Wagenbach, Klaus,20 der bei seinen früheren Aufenthalten in der Hauptstadt der DDR in der Wohnung des Biermann mit Huchel zusammentraf. Seit Anfang 1966 wurden Wagenbach wegen seiner feindlichen Einstellung und der Herausgabe von gegen die DDR gerichteten Büchern21 weitere Einreisen in die Hauptstadt der DDR gesperrt.

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    30. März 1968
    Einzelinformation Nr. 357/68 über Stellungnahmen führender Kreise der evangelischen und katholischen Kirche der DDR zum Verfassungsentwurf und Volksentscheid

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    30. März 1968
    Einzelinformation Nr. 355/68 über die Wirksamkeit der politisch-ideologischen Diversion an Universitäten, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen und Mängel, die diesen Einfluss begünstigen