Zusammenarbeit mit chinesischer Bauaufsicht beim Schiffbau
24. Dezember 1968
Einzelinformation Nr. 1392/68 über die Zusammenarbeit mit der chinesischen Bauaufsicht beim Bau des China-Frachters »Hai Men«
Im Rahmen kommerzieller Wirtschaftsbeziehungen wurde für die VR China auf der Warnowwerft in Warnemünde ein Frachtschiff des Typ VI,1 12 500 tdw, gebaut.2 Auftraggeber ist die »China-Ocean-Shipping-Company«. Der Bautermin bis zur Auslieferung des Schiffes wurde für die Zeit vom 15.8. bis 31.12.1968 festgelegt. Mit der Kiellegung für diesen Frachter am 16.8.1968 nahm auch die vierköpfige chinesische Bauaufsicht ihre Tätigkeit auf, deren Stärke auf gegenwärtig 20 Personen angewachsen ist.
Nach dem Stapellauf und der Taufe des Schiffes durch den Handelsattaché der chinesischen Botschaft, Wu,3 am 4.10.1968 begann am 7.12.1968 eine dreitägige Probefahrt zur Seeerprobung einzelner Aggregate, an der der Handelsattaché wiederum teilnahm.
Bis zu diesem Zeitpunkt verlief die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Bauausführenden ohne bemerkenswerte Zwischenfälle.
Seitdem wird jedoch seitens der chinesischen Bauaufsicht die Auslieferung des Schiffes zum 23.12.1968 durch international nicht übliche Forderungen bei Teilerprobungen hinausgezögert. Kleine Beanstandungen wurden von chinesischer Seite zum Anlass stundenlanger Verhandlungen genommen. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten bei Auftragsarbeiten mit ausländischen Kunden lehnte es die chinesische Bauaufsicht ab, ein Protokoll über die seeerprobten Aggregate und Maschinen zu unterschreiben mit der Bemerkung, dass das im Übergabeprotokoll geregelt würde.
Nachdem sich bereits die Anreise des Kapitäns und des Chiefs (leitender Ingenieur des Schiffes) verzögert hatte, konnte von chinesischer Seite noch kein verbindlicher Zeitpunkt für die Anreise der Schiffsbesatzung (in der Regel 56 Mann) genannt werden.
Am 14.12.1968 wurde bekannt, dass von 70 Bildern Mao Zedongs,4 die in den Kabinen aufgehängt werden sollen, fünf Bilder fehlen. Drei davon wurden im unzerbrochenen Zustand in einer unbewohnten Kabine wieder aufgefunden. Die Untersuchungen zur Ermittlung der Täter laufen noch. Dieses Vorkommnis wurde vom chinesischen Kapitän zum Anlass eines Protestes genommen. Danach sollte das Schiff erst dann übernommen werden, wenn der Täter gestellt und die Art der Bestrafung bekannt gegeben worden sei. Außerdem wurde von Angehörigen der chinesischen Bauaufsicht keine Kabine mehr betreten und die Abnahme derselben zunächst verweigert. Am 19.12.1968 wurde dann doch mit der Kabinenabnahme begonnen.
Im September/Oktober 1968 in Peking seitens der Warnowwerft geführte Verhandlungen über die Lieferung weiterer drei Schiffe des Typ VI wurden erfolglos abgebrochen. Inzwischen wurde der chinesischen Seite ein neues Angebot Typ »Pazifik« gemacht.5 Dieser Typ stellt eine den chinesischen Anforderungen gerecht werdende Kombination zweier Schiffstypen dar. Die Verhandlungen darüber dauern noch an.