Beschuss eines Wohngebietes in Felgentreu durch Artillerie der GSSD
14. Juli 1981
Information Nr. 348/81 über die erhebliche Gefährdung von Leben und Gesundheit von Menschen durch das Einschlagen von 76 mm-Panzergranaten in der Ortslage Felgentreu, Kreis Luckenwalde, Bezirk Potsdam, am 11. und 13. Juli 1981
Am 11. Juli 1981, gegen 14.00 Uhr, schlugen in der Gemeinde Felgentreu, ca. 10 bzw. 100 Meter von an der Kemnitzer Straße gelegenen Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden entfernt, zwei 76 mm-Panzergranaten ein. Trotz sofortiger Verständigung der sowjetischen Kommandantur Jüterbog von diesem Vorkommnis – der durch die GSSD in diesem Raum genutzte Übungsplatz liegt ca. 500 bis 600 Meter vom Ereignisort entfernt – ereigneten sich gegen 15.00 Uhr zwei weitere Einschläge derartiger Granaten in der Ortslage Felgentreu.
(Vorliegenden Hinweisen zufolge werden derartige Panzergranaten, bei denen es sich nicht um Explosivgeschosse handelt, auf Ziele bis zu ca. 1 000 m Entfernung verschossen und haben eine Reichweite von ca. 1 500 m.)
Am 13. Juli 1981 kam es um 12.42 Uhr und 13.00 Uhr (jeweils eine 76 mm-Panzergranate, wovon eine Granate nur einen Meter entfernt vom Gebäude des zu dieser Zeit voll belegten Kindergartens einschlug), gegen 13.30 Uhr (drei Panzergranaten) und 15.50 Uhr (eine Granate) zu weiteren Einschlägen innerhalb der Ortschaft Felgentreu. Die erneuten Einschläge um 13.30 Uhr und 15.50 Uhr ereigneten sich, obwohl die sowjetische Kommandantur Jüterbog bereits um 12.45 und 13.05 Uhr von den beiden erstgenannten Einschlägen am 13. Juli 1981 verständigt worden war.
Aufgrund des massiven Auftretens derartiger, Leben und Gesundheit von Menschen erheblich gefährdender Vorfälle ist die Bevölkerung (ca. 500 Einwohner) der Gemeinde Felgentreu sehr verunsichert und beunruhigt. Bereits in der zurückliegenden Zeit – jährlich ca. zwei- bis dreimal – war es in der Ortslage der Gemeinde Felgentreu zu ähnlich gelagerten Vorfällen – jedoch nicht in dieser Häufung binnen kurzer Zeit – gekommen.
Im engen Zusammenwirken mit der Kreisleitung der SED Luckenwalde und der Bezirksleitung der SED Potsdam wurden erste Sofortmaßnahmen getroffen, um einer Ausweitung negativer Folgen dieser Vorfälle entgegenzuwirken. (Im Ergebnis eingeleiteter Sofortmaßnahmen wurde durch die sowjetische Kommandantur Jüterbog am 13.7.1981, um 16.35 Uhr, die Einstellung dieses Schießens veranlasst.)
Es wird empfohlen, die zuständigen Organe der GSSD über das Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR zu informieren und dringend zu ersuchen, entsprechende Überprüfungsmaßnahmen auf den durch die Sowjetarmee genutzten Truppenübungsplätzen im Raum Jüterbog/Luckenwalde durchzuführen und die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, die eine weitere Gefährdung von Leben und Gesundheit von Menschen im Zusammenhang mit militärischen Übungen ausschließen.