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Aktivitäten westlicher Korrespondenten in der DDR (3)

1. Februar 1988
Information Nr. 65/88 über weiter anhaltende Aktivitäten akkreditierter Korrespondenten westlicher Medien gegen die DDR

In den letzten Tagen haben in der DDR akkreditierte Korrespondenten westlicher Medien ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit provokatorischen antisozialistischen Handlungen feindlich-negativer Kräfte intensiv fortgesetzt.

Diese Aktivitäten waren vor allem auf die Informationsbeschaffung und Rechercheführung über das Vorgehen der Staatsorgane der DDR, den Stand der eingeleiteten Ermittlungsverfahren und die Pläne und Absichten feindlich-negativer Kräfte auch in anderen Bezirken der DDR jeweils an den nächsten Tagen ausgerichtet. Dazu wurden durch akkreditierte Korrespondenten westlicher Medien entsprechende Kontakte zu feindlich-negativen Kräften mit dem Ziel hergestellt, aktuelle Ansatzpunkte zur Weiterführung der gegen die DDR gerichteten verleumderischen Medienkampagne zu gewinnen. Solche Kontakte wurden u. a. bekannt von

  • Nesirky/Reuters zu dem hinlänglich bekannten Rüddenklau (sogenanntes Mahnwachen- und Kontaktbüro),

  • Börner/ARD und Schwarz/»Der Spiegel« zu Pfarrer Eppelmann, Rainer,

  • Jennerjahn/dpa, Baab/AFP und Schwelz/AP zu Rathenow, Lutz,

  • Heber/ARD-Hörfunk, Jennerjahn/dpa und Schwelz/AP zum sogenannten Mahnwachen- und Kontaktbüro.

Darüber hinaus verstärken akkreditierte Korrespondenten ihre Bestrebungen, massiv auf Politiker der BRD einzuwirken, um diese zu gegen die DDR gerichteten Meinungsäußerungen über aktuelle Vorgänge zu veranlassen.

So forderte Börner/ARD den zur Unterzeichnung eines Städtepartnerschaftsabkommens zwischen Potsdam und Bonn in der DDR weilenden Oberbürgermeister der Stadt Bonn, Dr. Daniels (CDU) nachdrücklich auf, sich öffentlichkeitswirksam für die »Freilassung der inhaftierten Personen« einzusetzen. (Dr. Daniels kam dieser Forderung in seiner Rede am 26. Januar 1988 im Schlosstheater von Potsdam nach.)

Börner/ARD versuchte ein genehmigtes Interview zu missbrauchen, indem er den Dramatiker Müller, Heiner (Deutsches Theater) zu einer Meinungsäußerung über die Inhaftierung des Krawczyk, Stephan bewegen wollte. Müller brach sofort das Interview ab. (Es erfolgte die Übergabe einer offiziellen Beschwerde des Deutschen Theaters über Börner an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten.)

Weiter war bei allen in den letzten Tagen stattgefundenen Veranstaltungen in kirchlichen Einrichtungen eine anhaltend starke Präsenz akkreditierter Korrespondenten westlicher Medien zu verzeichnen.

Beispiele:

  • »Solidaritätsandacht« am 25. Januar 1988 in der Kirche Berlin-Friedrichsfelde (ca. 350 Teilnehmer) – 23 akkreditierte Korrespondenten von 16 westlichen Medien,

  • Gottesdienst am 26. Januar 1988 in der Samariterkirche (ca. 600 Teilnehmer) – akkreditierte Korrespondenten von 12 westlichen Medien,

  • Ansammlung (ca. 80 Teilnehmer) am 27. Januar 1988 vor und in der Glaubenskirche (am Stadtbezirksgericht Berlin-Lichtenberg im Zusammenhang mit der Verhandlung gegen Wollenberger, Vera) – 13 akkreditierte Korrespondenten von 12 westlichen Medien,

  • Bittgottesdienst am 27. Januar 1988 (ca. 500 Teilnehmer) in der Galiläakirche – akkreditierte Korrespondenten von 13 westlichen Medien,

  • »Solidaritätsandacht« am 28. Januar 1988 (ca. 800 Teilnehmer) in der Paul-Gerhardt-Kirche – akkreditierte Korrespondenten von 11 westlichen Medien,

  • »Solidaritätskonzert« am 29. Januar 1988 in der Erlöserkirche (ca. 1 000 Teilnehmer) – akkreditierte Korrespondenten von 10 westlichen Medien,

  • »Solidaritätsandacht« am 30. Januar 1988 in der Gethsemanekirche (ca. 1 500 Teilnehmer) – akkreditierte Korrespondenten von 13 westlichen Medien.

Bereits vor Beginn und zu allen abendlichen Veranstaltungen in kirchlichen Einrichtungen seit 25. Januar 1988 waren jeweils akkreditierte Korrespondenten von mindestens zehn westlichen Medien aktiv, darunter ausnahmslos der ARD und des ZDF mit ihren Aufnahmeteams.

In zunehmendem Maße kam es dabei zu Verstößen gegen die Verordnung über die Tätigkeit von Publikationsorganen anderer Staaten und deren Korrespondenten in der DDR vom 21. Februar 19731 sowie der Durchführungsbestimmung vom 11. April 1979.

Dies zeigte sich u. a. in solchen Aktivitäten wie

  • der Befragung von Rechtsanwalt Schnur am 28. Januar 1988, beim Verlassen des Stadtbezirksgerichtes Lichtenberg hinsichtlich seiner Bewertung des Urteils gegen die Wollenberger durch die akkreditierten Korrespondenten Stark mit Team/ARD und Barsig mit Team/ZDF,

  • dem Aufenthalt beider genannter Teams in der Glaubenskirche (Roedeliusplatz) sowie der nachweislichen Fertigung von Filmaufnahmen innerhalb der Glaubenskirche durch diese Teams (vgl. Filmbeitrag am 28. Januar 1988, 13.00 Uhr in der Nachrichtensendung der ARD),

  • der Anwesenheit und dem journalistischen Tätigwerden von vier namentlich bekannten Journalisten aus Westberlin (je 2 von AP und Reuters) am 27. Januar 1988, zwischen 13.00 und 17.00 Uhr am Stadtbezirksgericht Berlin-Lichtenberg, die mit einem Visum für einen Tagesaufenthalt in die Hauptstadt der DDR eingereist waren.

In allen genannten Fällen lag kein Antrag auf Berichterstattung beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR vor.

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    2. Februar 1988
    Hinweise zu Reaktionen der Bevölkerung im Zusammenhang mit der Realisierung strafprozessualer Maßnahmen gegen feindlich-negative Kräfte [Bericht O/198a]

  2. Zum vorherigen Dokument Statistik Grenzverkehr für SZS (IV.Quartal 1987)

    30. Januar 1988
    Information Nr. 56/88 über den Umfang des grenzüberschreitenden Reise-, Touristen- und Transitverkehrs im IV. Quartal 1987